Lira Bajramaj: "Die EM ist ein realistisches Ziel"

DFB.de: Ist das noch förderlich für die Beziehung?

Bajramaj: Das tut mal ganz gut. So viel Zeit hatten wir ja noch nie miteinander. Das ist schön, trotzdem wäre mir es lieber gewesen, keiner von uns beiden hätte sich verletzt. Dann hätte ich auch in Kauf genommen, dass wir uns nicht so oft sehen, wie es normalerweise der Fall ist. Das lief ja auch gut. (lacht)

DFB.de: Sie unterstützen sich gegenseitig. Wie muss man sich das vorstellen?

Bajramaj: Wir vergleichen immer und machen manchmal auch kleine Battles: Wie weit kann er sein Bein schon beugen, wie weit ich meins. Auch, wenn es mal nicht gut läuft - dann kommt er und motiviert mich, feuert mich an und sagt: "Hey, beiß auf die Zähne!" Umgekehrt natürlich genauso.

DFB.de: Wer kann sich mehr quälen, Sie oder er?

Bajramaj: Er sagt immer: ich. Und ich sage: er. Nein, Spaß beiseite. Man muss eben diese Schmerzen ertragen, und das geht zu zweit besser. Es ist ein Trost, wenn wir zusammen sind. Ich denke dann immer: "Gut, dass er da ist."

DFB.de: Wer hilft Ihnen sonst noch durch die Höhen und Tiefen in dieser Zeit?

Bajramaj: Natürlich sind neben Enis auch die Familie und Freunde wichtig. Aber vor allem hilft auch der Austausch mit denen, die so etwas schon mal erlebt haben. Ich unterhalte mich beispielsweise ganz oft mit Annike Krahn, die ja auch schon einen Kreuzbandriss hatte. Wir tauschen uns häufig aus und besprechen, wie mein Knie reagiert. Und ich hole mir Rat bei ihr, wenn ich mir unsicher bin. Auch mit Kim Kulig läuft das so. Natürlich bekommt man auch Unterstützung von der Familie und Freunden, aber die können nicht genau einschätzen, wie es in Wirklichkeit ist. Enis und die anderen Mädels, die das schon mal durchgemacht haben, sind da sehr hilfreich.

[as/dfb]


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Am Samstag zeigte sich Lira Bajramaj nach ihrem Ende September erlittenen Kreuzbandriss erstmals wieder einer breiten Öffentlichkeit. Beim DFB-Hallenpokal in Magdeburg verfolgte die 59-malige Nationalspielerin vom 1. FFC Frankfurt gut gelaunt die Spiele ihres Teams, gab Autogramme und versprühte jede Menge Zuversicht.

Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteurin Annette Seitz und Mitarbeiter Julian Schwarz berichtet die 24-Jährige von ihren Fortschritten in der Reha, der Zeit mit ihrem ebenfalls am Knie verletzten Verlobten Enis Alushi vom Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern, mit dem sie gemeinsam die Reha bestreitet, dem Vertrauen der Bundestrainerin und ihrem großen Ziel - EM-Teilnahme im Sommer in Schweden.

DFB.de: Man sollte ein Interview ja nie mit dieser Frage beginnen, bei Ihnen ist Sie gerechtfertigt: Wie geht es Ihnen?

Lira Bajramaj: Gut, danke der Nachfrage!

DFB.de: Sind Sie zufrieden mit dem bisherigen Verlauf Ihrer Reha?

Bajramaj: Ja, sehr. Ich bin gut im Plan, die Ärzte und Fitnesstrainer meinen, es sieht sehr gut aus. Ich kann mittlerweile wieder joggen, mache Passspiel, kleine Sprünge. Sie sind zufrieden, und daher bin ich es auch. Natürlich denke ich mir ab und zu: "Heute zwickt es mal da hier, heute zwickt es mal dort, ob das wohl okay ist?" Aber es ist ja normal, dass man sich nach so einer Verletzung viele Gedanken macht.

DFB.de: Wie sieht der Tagesablauf von Lira Bajramaj derzeit aus?

Bajramaj: Von Montag bis Samstag habe ich jeweils sieben Stunden Reha, darin enthalten sind Behandlungen, Krafttraining für den Oberkörper und die Beine, ein strenger Trainingsplan. Dreimal die Woche gehe ich raus mit meinem Fitnesstrainer, dann wird gelaufen, Passspiel geübt und mit verschiedenen Trainingsmaterialien gearbeitet.

DFB.de: Wann kehren Sie wieder ins Mannschaftstraining beim FFC zurück?

Bajramaj: Im März oder April, das ist der Plan. Das ist auch realistisch.

DFB.de: Im Juni beginnt die Frauen-Nationalmannschaft mit der direkten Vorbereitung auf die EURO. Wie sehen Sie die Chancen, bei der EM im Juli in Schweden dabei zu sein?

Bajramaj: Dabeizusein ist auf jeden Fall mein Ziel. Die Chancen stehen aktuell gut, bis dahin wieder fit zu sein. Ich hoffe natürlich, dass es so positiv weiter geht wie bisher.

DFB.de: Mit Silvia Neid stehen Sie im Austausch. Welche Rückmeldungen bekommen Sie von der Bundestrainerin?

Bajramaj: Wir haben uns gerade erst im Rahmen des Hallenpokals in Magdeburg noch einmal ausführlich unterhalten. Sie freut sich, dass es bei mir so gut läuft. Sie hat mit gesagt, dass sie mich noch auf dem Zettel hat, ich mir keinen Stress machen und den Plan genau einhalten soll. Sie steht hinter mir. Es tut gut zu hören, dass Sie noch auf mich baut. Man weiß, wofür man arbeitet und dass die EM noch ein realistisches Ziel ist. Das Vertrauen der Bundestrainerin tut mir sehr gut.

DFB.de: Die Reha müssen Sie nicht alleine durchstehen. Ihr Verlobter, Enis Alushi vom 1. FC Kaiserslautern, hatte sich auch schwer am Knie verletzt - nur wenige Tage, bevor Sie sich Ihren Kreuzbandriss zuzogen. Wie beurteilen Sie das: Ist das Pech, einfach nur verrückt oder tragisch?

Bajramaj: Es war Schicksal. Ihm ist es an einem Donnerstag passiert. Ich habe ihn noch zu den Ärzten gefahren, war dabei und dachte mir damals: "Mein Gott, toi, toi, toi Lira, dass du noch keinen Kreuzbandriss hattest!" Und am Sonntag passiert mir das dann. Unglaublich. Von Anfang an haben wir die Reha gemeinsam gemacht, die ersten sechs Wochen bei meinen Eltern in Mönchengladbach, weil wir auf Hilfe angewiesen waren. Jetzt gemeinsam in Neu-Isenburg. Seit vier Monaten sind wir ständig zusammen. Jeden Tag.

DFB.de: Ist das noch förderlich für die Beziehung?

Bajramaj: Das tut mal ganz gut. So viel Zeit hatten wir ja noch nie miteinander. Das ist schön, trotzdem wäre mir es lieber gewesen, keiner von uns beiden hätte sich verletzt. Dann hätte ich auch in Kauf genommen, dass wir uns nicht so oft sehen, wie es normalerweise der Fall ist. Das lief ja auch gut. (lacht)

DFB.de: Sie unterstützen sich gegenseitig. Wie muss man sich das vorstellen?

Bajramaj: Wir vergleichen immer und machen manchmal auch kleine Battles: Wie weit kann er sein Bein schon beugen, wie weit ich meins. Auch, wenn es mal nicht gut läuft - dann kommt er und motiviert mich, feuert mich an und sagt: "Hey, beiß auf die Zähne!" Umgekehrt natürlich genauso.

DFB.de: Wer kann sich mehr quälen, Sie oder er?

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Bajramaj: Er sagt immer: ich. Und ich sage: er. Nein, Spaß beiseite. Man muss eben diese Schmerzen ertragen, und das geht zu zweit besser. Es ist ein Trost, wenn wir zusammen sind. Ich denke dann immer: "Gut, dass er da ist."

DFB.de: Wer hilft Ihnen sonst noch durch die Höhen und Tiefen in dieser Zeit?

Bajramaj: Natürlich sind neben Enis auch die Familie und Freunde wichtig. Aber vor allem hilft auch der Austausch mit denen, die so etwas schon mal erlebt haben. Ich unterhalte mich beispielsweise ganz oft mit Annike Krahn, die ja auch schon einen Kreuzbandriss hatte. Wir tauschen uns häufig aus und besprechen, wie mein Knie reagiert. Und ich hole mir Rat bei ihr, wenn ich mir unsicher bin. Auch mit Kim Kulig läuft das so. Natürlich bekommt man auch Unterstützung von der Familie und Freunden, aber die können nicht genau einschätzen, wie es in Wirklichkeit ist. Enis und die anderen Mädels, die das schon mal durchgemacht haben, sind da sehr hilfreich.