Lira Alushi - Verletzt, gelobt, verheiratet

"Ich erinnere mich noch gut, wie ich Silvester vergangenen Jahres auf der Couch sitzen geblieben bin, während alle anderen nach draußen gegangen sind", erzählt sie. "Mir war es zu eisig, zu rutschig und ich hatte Angst, dass meinem Knie etwas passieren kann. Das war damals echt schwer." Nicht nur einmal kamen irgendwann auch Selbstzweifel auf. "Da hat mir mein Partner enorm geholfen", sagt sie. Immer wieder mahnte er Durchhaltevermögen an.

Fußballtraumpaar mit Terminproblemen

Enis Alushi stammt wie Lira aus dem Kosovo, und offenbar haben sich da zwei gesucht und gefunden. Am 10. Dezember haben beide in Mönchengladbach, wo noch weite Teile ihrer Familie leben, geheiratet. Die Terminsuche gestaltete sich lange als schwierig, schließlich lässt auch der Rahmenplan im Frauenfußball durch die umfangreiche WM-Qualifikation nur noch wenige Lücken. Die Vermählung erfolgte im privaten Kreis, "die richtig große Feier machen wir erst nächstes Jahr." Aus Lira Bajramaj ist jetzt Lira Alushi geworden. "Die Leute müssen sich schnell auf Alushi einstellen", sagt sie.

Die Öffentlichkeit bleibt bei solchen Ereignissen wie ihrer Hochzeit nicht ausgesperrt. Regelmäßig nutzt sie die Möglichkeiten der sozialen Netzwerke, um auch Bilder aus dem Privatleben einzustellen. "Da ist auch immer mal was Überraschendes dabei, denn ich will mich als ganz normale Person darstellen", sagt sie. "Und mir ist es wichtig, authentisch zu bleiben." 2013, in diesem bewegten Jahr, mehr denn je.

[dfb]


Fatmire "Lira" Alushi blickt auf ein bewegtes Jahr 2013 zurück. Lira wer? Bis vor ein paar Tagen hieß sie noch Lira Bajramaj, und auch abgesehen von ihrem neuen Nachnamen hat sich in diesem Jahr eine Menge getan bei ihr. Erst war sie lange verletzt, dann schaffte sie den Sprung in den EM-Kader, jetzt hat sie wieder eine Schlüsselrolle übernommen. Es war ein Jahr, das sie verändert hat – auf und neben dem Platz. Und kurz vor Weihnachten hat sie dann auch noch geheiratet.

Wahnsinnig aufregend. Mitunter stressig. Allemal ereignisreich. Wenn sich Lira Alushi eine kleine Rückschau auf 2013 gönnen soll, dann fällt es ihr selbst schwer, einen ersten Ansatzpunkt zu finden. So viel hat sich ereignet. So viele Höhen und Tiefen hat sie erlebt. Vorneweg bleibt diese Erkenntnis: "Ich habe gelernt, mich durchzubeißen." Und: "Ich war eine ganze Weile in diesem Jahr weit weg vom aktiven Fußball. Wenn ich jetzt wieder spiele, will ich einfach Spaß haben." Vorbei die Zeiten, in denen sich die 25-Jährige von äußeren Einflüssen unter Druck setzen ließ. Wer ihr mit einer Zielvorgabe für das neue Jahr kommen will, erntet Kopfschütteln. Und bekommt eine simple Antwort: "Ich versuche, der Mannschaft zu helfen und gesund zu bleiben. So einfach ist das."

Man muss eine junge Frau verstehen, die vielleicht viel zu lange falsche Vorstellungen erfüllt hat. Die im Zuge der offensiv vermarkteten Frauen-WM 2011 in der Schublade des Glamourgirls, der Werbeikone oder gar der Tussi gelandet war. Attribute, die nicht passen. Das merkt, wer sich mit ihr näher auseinandersetzt. "Sie ist eine richtige Teamplayerin", sagt Colin Bell, ihr neuer Coach beim 1. FFC Frankfurt. Der gebürtige Engländer hat sofort Zugang zu seiner Flügelspielerin gefunden. Und festgestellt: "Sie hat viel an sich gearbeitet. Sie ist eine starke Persönlichkeit geworden."

Abschied vom "Glamourgirl"

Schöne Übersteiger, schnelle Haken zählten seit jeher zu ihren Erkennungszeichen, doch es dient nicht mehr als Alleinstellungsmerkmal. Mitunter tauscht sie schon in der Halbzeit ihr Trikot, weil es so dreckverschmiert ist. Lira Alushi als kämpferisches Vorbild. "Ich habe gemerkt, dass ich in dieser Hinsicht etwas drauflegen kann", räumt sie ein. Im Stadion am Brentanobad rieb sich mancher Stammbesucher des 1. FFC Frankfurt schon verwundert die Augen, wenn sich bei einem gegnerischen Freistoß plötzlich die Nummer 19 mit Wucht in den Schuss warf. So etwas verleiht der allürenfreien Sympathieträgerin einen neuen Anstrich. Und hilft beim heimlichen Imagewandel.

"Das mit der Schminke, das mit dem Nagellack – das will ich nicht mehr", hatte sie bereits vor der EM 2013 in Schweden mehrfach beteuert. Doch eine bedeutendere sportliche Rolle hätte sie beim achten Europameistertitel vergangenen Sommer trotzdem gerne gespielt. Silvia Neid war es beim Turnier richtig schwergefallen, die ehemalige "Fußballerin des Jahres" fast gänzlich außen vor zu lassen, doch die körperliche Konstitution und aktuelle Form der Technikerin, die fast ohne Spielpraxis angereist war, gaben damals nicht mehr her als 27 Minuten im Vorrundenspiel gegen Island (3:0).

Erstaunlich, wie die Reservistin mit ihrer Rückversetzung zur Randfigur umging. Kein Murren, kein Meckern. Sie trat als Unterstützerin auf, die ihre direkten Konkurrentinnen wie Melanie Leupolz oder Lena Lotzen aufmunterte und anfeuerte. "Ich habe den anderen Mut zugesprochen, weil ich toll fand, wie sie das gemacht haben", sagt Alushi. "Ich war überhaupt nicht neidisch, sondern habe mich mitgefreut, weil ich froh war, überhaupt in den Kader zu kommen."

Lob von der Bundestrainerin

Längst spielt sie im Nationalteam wieder eine Schlüsselrolle. Am 26. Oktober beim 13:0-Kantersieg im WM-Qualifikationsspiel in Slowenien gelang Alushi nicht nur der 15. Treffer im 65. Länderspiel, sondern sie gab auch fünf Torvorlagen. Nur logisch, sie zur "Spielerin des Spiels" zu küren. "Lira hat mir richtig gut gefallen. Sie gibt neue Ideen und Impulse, sie ist sehr aktiv", lobte danach Bundestrainerin Silvia Neid. Inzwischen darf sich die 25-Jährige wieder zu den gesetzten Spielerinnen im Kreis der Frauen-Nationalmannschaft zählen. Auch, weil sie ihr Spiel umgestellt hat. "Im Verein klebe ich nicht mehr am Flügel, sondern habe viele Freiheiten und kann öfter die Positionen tauschen", erklärt sie, "diese Flexibilität kommt mir entgegen." Und das macht sie vielleicht auch interessant für andere Vereine: Lira Alushi hat noch nicht darüber entschieden, was nach ihrem 2014 auslaufenden Vertrag kommt. "„Ich werde mir alles anhören", sagt sie.

Bleiben wird eine gewisse Demut, die vor allem aus ihrer langen Leidenszeit resultiert. Der am 30. September 2012 ausgerechnet an ihrer früheren Potsdamer Wirkungsstätte erlittene Kreuzbandriss veränderte schlagartig die Blickrichtung. "Mit Druck geht gar nichts. Das habe ich in der langen Reha gelernt, auch wenn ich ein total ungeduldiger und sehr ehrgeiziger Mensch bin." Unvergessen, wie sie zur Weihnachtszeit vergangenen Jahres ein Bild mit ihrem Lebensgefährten Enis Alushi postete, der sich als Profi des 1. FC Kaiserslautern dieselbe Verletzung zugezogen hatte: ein Fußball-Paar auf Krücken. Klar, dass solche Erlebnisse zusammenschweißen. Und auch nachhaltig im Gedächtnis verankert sind.

"Ich erinnere mich noch gut, wie ich Silvester vergangenen Jahres auf der Couch sitzen geblieben bin, während alle anderen nach draußen gegangen sind", erzählt sie. "Mir war es zu eisig, zu rutschig und ich hatte Angst, dass meinem Knie etwas passieren kann. Das war damals echt schwer." Nicht nur einmal kamen irgendwann auch Selbstzweifel auf. "Da hat mir mein Partner enorm geholfen", sagt sie. Immer wieder mahnte er Durchhaltevermögen an.

Fußballtraumpaar mit Terminproblemen

Enis Alushi stammt wie Lira aus dem Kosovo, und offenbar haben sich da zwei gesucht und gefunden. Am 10. Dezember haben beide in Mönchengladbach, wo noch weite Teile ihrer Familie leben, geheiratet. Die Terminsuche gestaltete sich lange als schwierig, schließlich lässt auch der Rahmenplan im Frauenfußball durch die umfangreiche WM-Qualifikation nur noch wenige Lücken. Die Vermählung erfolgte im privaten Kreis, "die richtig große Feier machen wir erst nächstes Jahr." Aus Lira Bajramaj ist jetzt Lira Alushi geworden. "Die Leute müssen sich schnell auf Alushi einstellen", sagt sie.

Die Öffentlichkeit bleibt bei solchen Ereignissen wie ihrer Hochzeit nicht ausgesperrt. Regelmäßig nutzt sie die Möglichkeiten der sozialen Netzwerke, um auch Bilder aus dem Privatleben einzustellen. "Da ist auch immer mal was Überraschendes dabei, denn ich will mich als ganz normale Person darstellen", sagt sie. "Und mir ist es wichtig, authentisch zu bleiben." 2013, in diesem bewegten Jahr, mehr denn je.