Goeßling: "Wir sind noch nicht durch"

Die Ausgangslage scheint eindeutig. Nach dem 4:0 im Hinspiel gegen den 1. FFC Frankfurt stehen die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg kurz vor dem Einzug ins Endspiel um die Champions League. Oder ist die Sache doch nicht so klar, wie sie auf den ersten Blick erscheint? Im DFB.de-Doppelinterview sprechen Wolfsburgs Lena Goeßling und Frankfurts Saskia Bartusiak über die Ausgangslage vor dem Rückspiel heute (ab 15.15 Uhr, live auf Eurosport). Und eines machen die beiden deutschen Nationalspielerinnen deutlich: Endgültig entschieden ist die Angelegenheit ihrer Meinung nach nicht.

DFB.de: Frau Goeßling, Frau Bartusiak, wie sehen Sie die Situation nach dem deutlichen Ergebnis im Hinspiel?

Saskia Bartusiak: Ich denke, wir sollten realistisch sein. Eine 0:4-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg im Rückspiel zu korrigieren, ist eine ganz hohe Hürde. Trotz dieser schwierigen Ausgangsposition gehen wir mit einer hundertprozentigen Einstellung und einer großen Willensstärke in diese Partie. Aufgeben kommt für mich nicht in Frage!

Lena Goeßling: Wir haben uns eine sehr gute Ausgangslage geschaffen. Aber wir sind noch nicht durch. Wir sollten auf keinen Fall den Fehler machen und die Aufgabe in Frankfurt unterschätzen. Selbst ein 4:0 kann noch gedreht werden. Ich glaube nicht, dass uns das passiert, weil wir uns sehr gewissenhaft auf die Aufgabe vorbereitet haben. Wir wollen in Frankfurt unsere gute Form bestätigen und dort gewinnen.

DFB.de: Frau Bartusiak, ist jetzt ein kleines Wunder nötig?

Bartusiak: An Wunder glaube ich ehrlich gesagt nicht. Natürlich gab es im Fußball immer wieder verrückte Spiele, in denen hohe Rückstände noch gedreht wurden. Aber was während 90 oder 120 Minuten auf einem Fußballplatz passiert, hat für mich nichts mit Wundern zu tun.

DFB.de: Ist Wolfsburg mittlerweile eine Art Angstgegner für Frankfurt?

Bartusiak: Auch das würde ich nicht so sagen. Natürlich haben wir in den vergangenen Jahren häufig gegen Wolfsburg verloren. Aber das lag daran, dass unser Gegner meistens besser war, nicht weil wir Angst hatten. Und jedes Spiel beginnt wieder bei null und wir haben die Chance, es besser zu machen. So auch im Rückspiel.

Goeßling: Gegen Frankfurt sind es immer sehr enge und emotionale Duelle. Man muss ehrlich sagen, dass wir am vergangenen Wochenende vor allem in der ersten Halbzeit unsere beste Leistung seit langer Zeit gezeigt haben. Es gab nur ein Manko: Wir haben noch zu viele Chancen liegen gelassen. Es mag blöd klingen, aber wir hätten vielleicht das eine oder andere Tor mehr machen können.

Bartusiak: Wir hingegen haben eine ganz schwache erste Halbzeit gespielt, waren überhaupt nicht im Spiel. Statt gut in die Zweikämpfe zu kommen, so wie wir es uns vorgenommen hatten, sind wir von Beginn an nur hinterhergelaufen. Wir kamen gar nicht dazu, selbst etwas fürs Spiel zu tun, da wir ja kaum Ballbesitz hatten. Und wenn man dann mit 0:3 in Pause geht, muss man das erst einmal verkraften. Im Prinzip ist uns das auch gelungen, denn wir kamen konzentrierter aus der Kabine. Aber auch dann hatte Wolfsburg die deutlich besseren Chancen, so dass das 0:4 – so bitter es für uns war – völlig in Ordnung ging.

DFB.de: Haben Sie die Begegnung noch einmal analysiert?

Bartusiak: Unabhängig davon, dass wir alle gemeinsam das Spiel noch einmal mit den Trainern analysieren, war es natürlich Thema in vielen Gesprächen. Wir haben uns auch in kleineren Gruppen zusammengesetzt und darüber diskutiert, woran es lag. Das ist ja auch ganz normal.

Goeßling: Wir hatten nach der Partie eine Regenerationseinheit am Montag und dann bis Mittwoch frei, um ein wenig den Akku wieder zu landen. Seitdem richtet sich unsere ganze Konzentration auf das Rückspiel. Natürlich sind wir auch die erste Begegnung mit unserem Trainerteam noch einmal durchgegangen.

DFB.de: Frau Bartusiak, wie ist die Stimmung nun innerhalb der Mannschaft? Überwiegt die Enttäuschung oder hat sich mittlerweile eine Jetzt-erst-recht-Mentalität entwickelt?

Bartusiak: Unmittelbar nach dem Spiel war die Enttäuschung bei uns allen riesengroß, das ist doch klar. Aber wir haben uns noch abends im Hotel zusammengesetzt und damit begonnen, bereits wieder nach vorne zu blicken. Die Mannschaft will sich selbst und den Fans beweisen, dass wir es besser können. Darum geht es nun im Rückspiel!

DFB.de: Wie sind nach dem überzeugenden 1:0 gegen Bayern München die Niederlagen gegen Freiburg in der Allianz Frauen-Bundesliga und Wolfsburg im Halbfinale der Champions League zu erklären?

Bartusiak: Es war ein Merkmal der ganzen Saison, dass wir unser Leistungsvermögen immer mal wieder, aber nie konstant abgerufen haben. Es gab Ausschläge nach oben und nach unten. Und genauso war es leider in der vergangenen Woche auch: Wir haben es nicht geschafft, die in München gezeigte Leistung auch gegen Freiburg und in Wolfsburg auf den Platz zu bringen.

DFB.de: Woher kommen diese Leistungsschwankungen?

Bartusiak: Das ist schwer zu sagen, aber man sieht ja, dass andere Mannschaften ähnliche Probleme hatten. Es gibt eben keine selbstverständlichen Siege mehr. Wir haben beim SV Werder Bremen, einem Aufsteiger, 1:1 gespielt und zwei wichtige Punkte liegengelassen. Daran sieht man, wie ausgeglichen die Liga mittlerweile ist.

Goeßling: In der Hinrunde hatten wir diese Probleme ja auch. Das betrifft nicht nur Frankfurt. Im Grunde war nur Bayern konstant, deshalb stehen sie jetzt auch ganz oben. Ich denke bei uns zum Beispiel an die Niederlagen gegen Jena oder Potsdam oder Sand. Auch das Unentschieden gegen Freiburg kann man dazu zählen.

DFB.de: Seit Anfang des Jahres hingegen gab es noch keine Niederlage. Wie ist diese Wandlung zu erklären?

Goeßling: Wir haben im Winter einige Gespräche geführt. Natürlich haben wir auch analysiert, warum wir nicht unsere eigenen Erwartungen erfüllen konnten. Man merkt einfach ganz deutlich, dass das Niveau in der Allianz Frauen-Bundesliga immer ausgeglichener wird. Sobald man als Spitzenmannschaft ein paar Prozent nachlässt, bekommt man Probleme. Das ist uns bisher in 2016 nicht mehr passiert. Hinzu kommt, dass wir nun wieder eine echte Einheit auf dem Platz sind. Ein guter Teamgeist ist ebenfalls ganz entscheidend.

DFB.de: Wie sehen Sie die Situation in der Allianz Frauen-Bundesliga drei Spieltage vor Schluss?

Goeßling: Ich gehe davon aus, dass Bayern jetzt Meister wird. Die holen mindestens einen Punkt gegen Leverkusen. Für uns geht es dann am Mittwoch weiter. Wir haben vier Punkte Vorsprung auf Frankfurt. Es ist dort unser großes Ziel, diesen zweiten Rang zu verteidigen und damit die erneute Qualifikation für die Champions League zu schaffen.

DFB.de: Und dann können Sie ja noch zwei Titel holen.

Goeßling: So weit schauen wir noch nicht nach vorne. Sollten wir tatsächlich das Finale der Champions League erreichen, wartet dort mit Olympique Lyon eine ganz hohe Hürde auf uns. Und im Endspiel um den DFB-Pokal geht es gegen den SC Sand, gegen den wir in der Allianz Frauen-Bundesliga einmal verloren haben. Wir sind also gewarnt. Aber ganz klar ist ja auch, dass wir uns riesig auf den Nachmittag in Köln freuen. Das Endspiel um den DFB-Pokal ist immer ein Höhepunkt der Saison. Ich bin froh, dass wir wieder dabei sein können. Wir wollen dort unseren Titel verteidigen.

[sw]

Die Ausgangslage scheint eindeutig. Nach dem 4:0 im Hinspiel gegen den 1. FFC Frankfurt stehen die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg kurz vor dem Einzug ins Endspiel um die Champions League. Oder ist die Sache doch nicht so klar, wie sie auf den ersten Blick erscheint? Im DFB.de-Doppelinterview sprechen Wolfsburgs Lena Goeßling und Frankfurts Saskia Bartusiak über die Ausgangslage vor dem Rückspiel heute (ab 15.15 Uhr, live auf Eurosport). Und eines machen die beiden deutschen Nationalspielerinnen deutlich: Endgültig entschieden ist die Angelegenheit ihrer Meinung nach nicht.

DFB.de: Frau Goeßling, Frau Bartusiak, wie sehen Sie die Situation nach dem deutlichen Ergebnis im Hinspiel?

Saskia Bartusiak: Ich denke, wir sollten realistisch sein. Eine 0:4-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg im Rückspiel zu korrigieren, ist eine ganz hohe Hürde. Trotz dieser schwierigen Ausgangsposition gehen wir mit einer hundertprozentigen Einstellung und einer großen Willensstärke in diese Partie. Aufgeben kommt für mich nicht in Frage!

Lena Goeßling: Wir haben uns eine sehr gute Ausgangslage geschaffen. Aber wir sind noch nicht durch. Wir sollten auf keinen Fall den Fehler machen und die Aufgabe in Frankfurt unterschätzen. Selbst ein 4:0 kann noch gedreht werden. Ich glaube nicht, dass uns das passiert, weil wir uns sehr gewissenhaft auf die Aufgabe vorbereitet haben. Wir wollen in Frankfurt unsere gute Form bestätigen und dort gewinnen.

DFB.de: Frau Bartusiak, ist jetzt ein kleines Wunder nötig?

Bartusiak: An Wunder glaube ich ehrlich gesagt nicht. Natürlich gab es im Fußball immer wieder verrückte Spiele, in denen hohe Rückstände noch gedreht wurden. Aber was während 90 oder 120 Minuten auf einem Fußballplatz passiert, hat für mich nichts mit Wundern zu tun.

DFB.de: Ist Wolfsburg mittlerweile eine Art Angstgegner für Frankfurt?

Bartusiak: Auch das würde ich nicht so sagen. Natürlich haben wir in den vergangenen Jahren häufig gegen Wolfsburg verloren. Aber das lag daran, dass unser Gegner meistens besser war, nicht weil wir Angst hatten. Und jedes Spiel beginnt wieder bei null und wir haben die Chance, es besser zu machen. So auch im Rückspiel.

Goeßling: Gegen Frankfurt sind es immer sehr enge und emotionale Duelle. Man muss ehrlich sagen, dass wir am vergangenen Wochenende vor allem in der ersten Halbzeit unsere beste Leistung seit langer Zeit gezeigt haben. Es gab nur ein Manko: Wir haben noch zu viele Chancen liegen gelassen. Es mag blöd klingen, aber wir hätten vielleicht das eine oder andere Tor mehr machen können.

Bartusiak: Wir hingegen haben eine ganz schwache erste Halbzeit gespielt, waren überhaupt nicht im Spiel. Statt gut in die Zweikämpfe zu kommen, so wie wir es uns vorgenommen hatten, sind wir von Beginn an nur hinterhergelaufen. Wir kamen gar nicht dazu, selbst etwas fürs Spiel zu tun, da wir ja kaum Ballbesitz hatten. Und wenn man dann mit 0:3 in Pause geht, muss man das erst einmal verkraften. Im Prinzip ist uns das auch gelungen, denn wir kamen konzentrierter aus der Kabine. Aber auch dann hatte Wolfsburg die deutlich besseren Chancen, so dass das 0:4 – so bitter es für uns war – völlig in Ordnung ging.

DFB.de: Haben Sie die Begegnung noch einmal analysiert?

Bartusiak: Unabhängig davon, dass wir alle gemeinsam das Spiel noch einmal mit den Trainern analysieren, war es natürlich Thema in vielen Gesprächen. Wir haben uns auch in kleineren Gruppen zusammengesetzt und darüber diskutiert, woran es lag. Das ist ja auch ganz normal.

Goeßling: Wir hatten nach der Partie eine Regenerationseinheit am Montag und dann bis Mittwoch frei, um ein wenig den Akku wieder zu landen. Seitdem richtet sich unsere ganze Konzentration auf das Rückspiel. Natürlich sind wir auch die erste Begegnung mit unserem Trainerteam noch einmal durchgegangen.

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DFB.de: Frau Bartusiak, wie ist die Stimmung nun innerhalb der Mannschaft? Überwiegt die Enttäuschung oder hat sich mittlerweile eine Jetzt-erst-recht-Mentalität entwickelt?

Bartusiak: Unmittelbar nach dem Spiel war die Enttäuschung bei uns allen riesengroß, das ist doch klar. Aber wir haben uns noch abends im Hotel zusammengesetzt und damit begonnen, bereits wieder nach vorne zu blicken. Die Mannschaft will sich selbst und den Fans beweisen, dass wir es besser können. Darum geht es nun im Rückspiel!

DFB.de: Wie sind nach dem überzeugenden 1:0 gegen Bayern München die Niederlagen gegen Freiburg in der Allianz Frauen-Bundesliga und Wolfsburg im Halbfinale der Champions League zu erklären?

Bartusiak: Es war ein Merkmal der ganzen Saison, dass wir unser Leistungsvermögen immer mal wieder, aber nie konstant abgerufen haben. Es gab Ausschläge nach oben und nach unten. Und genauso war es leider in der vergangenen Woche auch: Wir haben es nicht geschafft, die in München gezeigte Leistung auch gegen Freiburg und in Wolfsburg auf den Platz zu bringen.

DFB.de: Woher kommen diese Leistungsschwankungen?

Bartusiak: Das ist schwer zu sagen, aber man sieht ja, dass andere Mannschaften ähnliche Probleme hatten. Es gibt eben keine selbstverständlichen Siege mehr. Wir haben beim SV Werder Bremen, einem Aufsteiger, 1:1 gespielt und zwei wichtige Punkte liegengelassen. Daran sieht man, wie ausgeglichen die Liga mittlerweile ist.

Goeßling: In der Hinrunde hatten wir diese Probleme ja auch. Das betrifft nicht nur Frankfurt. Im Grunde war nur Bayern konstant, deshalb stehen sie jetzt auch ganz oben. Ich denke bei uns zum Beispiel an die Niederlagen gegen Jena oder Potsdam oder Sand. Auch das Unentschieden gegen Freiburg kann man dazu zählen.

DFB.de: Seit Anfang des Jahres hingegen gab es noch keine Niederlage. Wie ist diese Wandlung zu erklären?

Goeßling: Wir haben im Winter einige Gespräche geführt. Natürlich haben wir auch analysiert, warum wir nicht unsere eigenen Erwartungen erfüllen konnten. Man merkt einfach ganz deutlich, dass das Niveau in der Allianz Frauen-Bundesliga immer ausgeglichener wird. Sobald man als Spitzenmannschaft ein paar Prozent nachlässt, bekommt man Probleme. Das ist uns bisher in 2016 nicht mehr passiert. Hinzu kommt, dass wir nun wieder eine echte Einheit auf dem Platz sind. Ein guter Teamgeist ist ebenfalls ganz entscheidend.

DFB.de: Wie sehen Sie die Situation in der Allianz Frauen-Bundesliga drei Spieltage vor Schluss?

Goeßling: Ich gehe davon aus, dass Bayern jetzt Meister wird. Die holen mindestens einen Punkt gegen Leverkusen. Für uns geht es dann am Mittwoch weiter. Wir haben vier Punkte Vorsprung auf Frankfurt. Es ist dort unser großes Ziel, diesen zweiten Rang zu verteidigen und damit die erneute Qualifikation für die Champions League zu schaffen.

DFB.de: Und dann können Sie ja noch zwei Titel holen.

Goeßling: So weit schauen wir noch nicht nach vorne. Sollten wir tatsächlich das Finale der Champions League erreichen, wartet dort mit Olympique Lyon eine ganz hohe Hürde auf uns. Und im Endspiel um den DFB-Pokal geht es gegen den SC Sand, gegen den wir in der Allianz Frauen-Bundesliga einmal verloren haben. Wir sind also gewarnt. Aber ganz klar ist ja auch, dass wir uns riesig auf den Nachmittag in Köln freuen. Das Endspiel um den DFB-Pokal ist immer ein Höhepunkt der Saison. Ich bin froh, dass wir wieder dabei sein können. Wir wollen dort unseren Titel verteidigen.