Christel Arbini: Nach 30 Jahren ist in Halle Schluss

Erster Meilenstein: EM-Titel 1989

Ihr Eindruck nach drei Jahrzehnten: "Vom Spielerischen war es damals schon okay, vom Athletischen ist es gar nicht zu vergleichen." Als Meilenstein auf dem steinigen Weg zur Anerkennung beschreibt sie den EM-Titel 1989 im eigenen Land. "Als wir damals von unserer Sportschule Kaiserau nach Osnabrück zum Endspiel fuhren und die vielen Menschen sahen, konnten wir erst gar nicht glauben, dass die alle wegen uns kamen."

Weitere prägende Erfahrungen seien die WM-Turniere oder die Olympischen Spiele gewesen. Besonders gerne erinnert sie sich an die WM 2003 in den USA, als das deutsche Team im Finale die Amerikanerinnen schlug und erstmals Weltmeister wurde. Solche Großereignisse stellten indes auch eine besondere Strapaze dar.

Über ein Jahrzehnt arbeitete sie in ihrem Bereich allein, erst danach kam ihre langjährige Wegbegleiterin Shyrin Spreitzer dazu. Urs Eder stand zeitweise auch an ihrer Seite, seit drei Jahren gehört die Physiotherapeutin Doreen Krüger dem medizinischen Stab an, seit kurzem auch Nadine Göhring.

"Das ist mein viertes Kind"

Den Entschluss, dem Team hinter dem Team den Rücken zu kehren, hat sich Christel Arbini nicht leicht gemacht. "Das ist mein viertes Kind, da hänge ich mit allem dran." Ihre eigenen Kinder – die Söhne Florian (34) und Nikolaj (23) sowie Tochter Michelle (21) – sind zwar längst erwachsen, aber sie möchte schlussendlich nicht mehr bis zu 160 Tage im Jahr auf Reisen sein. "Mein Mann Mario und meine Kinder standen stets hinter mir, aber ich denke einfach, dass 30 Jahre genug sind." Zumal sie noch voller Tatendrang steckt.

Ihre Praxis für physikalische Therapie in Aschaffenburg führte sie ohnehin immer weiter; sie geht täglich mit ihrem Hund Paul spazieren, absolviert ihr Fitnessprogramm ("Yoga und Tai Chi , Stabilisationsübungen oder Meridian-Dehnungen"), will eine Zusatzausbildung ("Heilpraktiker in Psychologie") erledigen und demnächst Seminare auf Mallorca halten. "Das alles kann ich dann bewusster tun."

So ganz lässt sie den Verband jedoch nicht alleine: Wenigstens den Bundesliga-Schiedsrichtern bleibt die hoch geschätzte Physiotherapeutin bei Lehrgängen oder beim Stützpunkttraining erhalten.

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Christel Arbini sagt, sie habe keine Ahnung davon, was sie zum Abschied erwarte. Nur eines weiß die 57-Jährige schon: "Es wird ein merkwürdiges Gefühl sein. Und wenn die Frauen im nächsten Jahr den Algarve-Cup oder die EM in Schweden spielen, wird mir sicherlich was fehlen." Die Physiotherapeutin aus den ersten Stunden der deutschen Frauen-Nationalmannschaft hört nach dem Länderspiel der Frauen-Nationalmannschaft am Donnerstag (ab 15.15 Uhr, live in der ARD) gegen Frankreich in Halle auf.

Damit geht nicht nur eine markante Frau aus dem Betreuerstab, deren helfende Hände mitunter Wunder bewirkten, sondern es fehlt auch ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Spielerinnen. "Man behandelt sie ja nicht nur manuell, sondern oft brauchen sie einfach Trost, wollen einen Rat oder brauchen jemand, der mal gut zuhört", sagt Christel Arbini. "Das ist ähnlich wie beim Friseur." Seelsorger und Kummerkasten sei sie eben auch gewesen.

Nur beim ersten Frauen-Länderspiel nicht dabei

Neben der Bundestrainerin Silvia Neid gibt es kaum eine Person, die die vergangenen drei Jahrzehnte im weiblichen Segment so eng begleitet hat. Nur das allererste offizielle Frauen-Länderspiel – gegen die Schweiz am 10. November 1982 – lief noch ohne ihre Zutun ab.

Den Kontakt habe danach der damalige DFB-Funktionär Horst Schmidt hergestellt, der seine Verbindung zu den Offenbacher Kickers nutzte – dort betätigte sich eben die Sportphysiotherapeutin Christel Arbini, die sich für den Seitenwechsel nicht lange überreden lassen musste. "Wir haben dann bei den Frauen als sehr kleine Crew begonnen: Bundestrainer Gero Bisanz, ein Zeugwart und ich. Später kam dann noch der Arzt Dieter Lichthardt dazu. Das war manchmal schon etwas schwierig."

Schöne und skurrile Erinnerungen

Die Powerfrau blickt auf viele schöne und teils auch skurrile Erinnerungen zurück. "Am ersten Abend stand die Tür zu meinem Zimmer auf, aber zunächst kam keiner. Zuerst ist dann Spielführerin Anne Trabant rein und zehn Minuten danach war der Raum voll. Abends habe ich meinen Mann angerufen und ihm gesagt, dass ich es mit so vielen Weibern auf einmal nicht aushalte."

Doch natürlich ist sie geblieben. "Viele Spielerinnen sind damals leicht verletzt zur Nationalelf gekommen, weil es in den Vereinen noch keine Pflege gab", erzählt sie. Und oft genug habe sie anfangs improvisieren müssen, "in Italien habe ich die Massagebank mal mitten auf dem Balkon aufgestellt."

Erster Meilenstein: EM-Titel 1989

Ihr Eindruck nach drei Jahrzehnten: "Vom Spielerischen war es damals schon okay, vom Athletischen ist es gar nicht zu vergleichen." Als Meilenstein auf dem steinigen Weg zur Anerkennung beschreibt sie den EM-Titel 1989 im eigenen Land. "Als wir damals von unserer Sportschule Kaiserau nach Osnabrück zum Endspiel fuhren und die vielen Menschen sahen, konnten wir erst gar nicht glauben, dass die alle wegen uns kamen."

Weitere prägende Erfahrungen seien die WM-Turniere oder die Olympischen Spiele gewesen. Besonders gerne erinnert sie sich an die WM 2003 in den USA, als das deutsche Team im Finale die Amerikanerinnen schlug und erstmals Weltmeister wurde. Solche Großereignisse stellten indes auch eine besondere Strapaze dar.

Über ein Jahrzehnt arbeitete sie in ihrem Bereich allein, erst danach kam ihre langjährige Wegbegleiterin Shyrin Spreitzer dazu. Urs Eder stand zeitweise auch an ihrer Seite, seit drei Jahren gehört die Physiotherapeutin Doreen Krüger dem medizinischen Stab an, seit kurzem auch Nadine Göhring.

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"Das ist mein viertes Kind"

Den Entschluss, dem Team hinter dem Team den Rücken zu kehren, hat sich Christel Arbini nicht leicht gemacht. "Das ist mein viertes Kind, da hänge ich mit allem dran." Ihre eigenen Kinder – die Söhne Florian (34) und Nikolaj (23) sowie Tochter Michelle (21) – sind zwar längst erwachsen, aber sie möchte schlussendlich nicht mehr bis zu 160 Tage im Jahr auf Reisen sein. "Mein Mann Mario und meine Kinder standen stets hinter mir, aber ich denke einfach, dass 30 Jahre genug sind." Zumal sie noch voller Tatendrang steckt.

Ihre Praxis für physikalische Therapie in Aschaffenburg führte sie ohnehin immer weiter; sie geht täglich mit ihrem Hund Paul spazieren, absolviert ihr Fitnessprogramm ("Yoga und Tai Chi , Stabilisationsübungen oder Meridian-Dehnungen"), will eine Zusatzausbildung ("Heilpraktiker in Psychologie") erledigen und demnächst Seminare auf Mallorca halten. "Das alles kann ich dann bewusster tun."

So ganz lässt sie den Verband jedoch nicht alleine: Wenigstens den Bundesliga-Schiedsrichtern bleibt die hoch geschätzte Physiotherapeutin bei Lehrgängen oder beim Stützpunkttraining erhalten.