Benkarth: "Das Wichtigste ist der Spaß"

Laura Benkarth ist seit 2015 deutsche Nationaltorhüterin und bestritt bislang zehn Länderspiele für die Frauen-Nationalmannschaft. Im DFB.de-Interview spricht die 28-Jährige über den Fußball als ihre große Liebe und ihre Anfänge im Jugendbereich.

DFB.de: Frau Benkarth, heute ist Fußball Ihr Leben. Aber war er auch schon immer Ihre große Liebe?

Laura Benkarth: Kann man wohl so sagen. Ich habe schon damals im Kindergarten immer gerne mit den Jungs gespielt. Außerdem hat mein Papa auch Fußball gespielt, was mich geprägt hat, und so bin ich dann ziemlich früh in einen Verein eingetreten, mit fünf Jahren. Allerdings habe ich eine Weile nebenbei Tischtennis gespielt, aber mich dann doch recht schnell ausschließlich auf den Fußball konzentriert. Die Entscheidung fiel mir dann auch nicht so schwer.

DFB.de: Sie haben schon angesprochen, dass Ihr Vater Sie mitgeprägt hat. Haben Ihre Eltern Sie von Anfang an unterstützt, als klar wurde, dass Sie gerne Fußball spielen möchten?

Benkarth: Auf jeden Fall. Sie haben auch nie versucht, mich in eine Schublade zu stecken. Vermutlich haben sie aber auch schnell gemerkt, dass das auch nichts gebracht hätte. Ich war nie das "typische" Mädchen, sondern habe immer lieber mit den Jungs gespielt. Deswegen gab es da nie Diskussionen, sondern immer die volle Unterstützung.

DFB.de: Bei Ihrem ersten Verein, dem SV Biengen, waren Sie acht Jahre als Spielerin aktiv. Warum haben Sie sich dort so wohl gefühlt?

Benkarth: Der SV Biengen ist im wahrsten Sinne des Wortes mein Heimatverein, weil ich auch aus dem Dorf komme. Ich war dort Teil einer Jungs-Mannschaft, kannte viele von ihnen und auch die meisten der Trainer schon vorher. Jeden Sonntag ging es auf den Platz, sich die Spiele der 1. Mannschaft anschauen, denn die waren damals schon so etwas wie Vorbilder. Die Halbzeiten wurden dann genutzt, um selbst ein bisschen zu kicken. Ich musste dann den Verein wechseln, weil ich irgendwann zu alt wurde, um in einer Jungs-Mannschaft zu spielen. So kam ich dann zum FC Wolfenweiler-Schallstadt . Aber mit den Jungs habe ich immer super gerne zusammengespielt.

DFB.de: Würden Sie auch anderen Mädchen empfehlen, wenn es die Gelegenheit gibt, so lange es geht, mit Jungs zusammenzuspielen?

Benkarth: Auf jeden Fall, vorausgesetzt es macht den Mädchen Spaß. Da gibt es natürlich ganz verschiedene Persönlichkeiten und nicht jede fühlt sich in so einem Umfeld wohl. Das Wichtigste ist, dass man Spaß hat. Aber prinzipiell finde ich es eine gute Sache, weil es vor allem körperlich noch mal etwas ganz anderes ist und man sich entsprechend anders durchsetzen muss.

DFB.de: Hatten Sie denn noch andere Vorbilder als die Herren aus der 1. Mannschaft?

Benkarth: Ich hatte ganz klassisch ein Trikot vom brasilianischen Ronaldo. Als ich dann öfter im Tor gespielt habe, war es dann eher Oliver Kahn oder Gianluigi Buffon. Und Richard Golz vom SC Freiburg fand ich toll, auch wenn den heute vermutlich kaum wer noch kennt. Man hatte natürlich auf den Verein bei sich in der Nähe, der 1. oder 2. Liga gespielt hat, immer ein Auge.

DFB.de: Ronaldo war von den Defensivabteilungen eher gefürchtet als geliebt. Waren Sie zu Beginn Ihrer Karriere eher in der Offensive?

Benkarth: Tatsächlich wurde ich irgendwann einfach ins Tor gestellt. Wir waren bei einem Hallenturnier und ich war größer als all' die Jungs. Dann meinte unser Trainer: "Tja Laura, dann gehst du heute wohl ins Tor." Aber es hat mir dann auch Spaß gemacht und ich habe mich ganz gut angestellt. Danach war ich aber nicht direkt fest im Tor, sondern habe immer zwischen den Positionen gependelt. Dieses typische eine Halbzeit im Tor und eine Halbzeit im Feld. Wirklich nur noch im Tor war ich erst, als ich zum SC Freiburg gewechselt bin.

DFB.de: Dieser ständige Wechsel war für Ihre Torhüterinnen-Karriere aber vermutlich alles andere als hinderlich, oder?

Benkarth: Ich habe davon auf jeden Fall profitiert. Von den "modernen" Torhüter*innen wird erwartet, dass sie auch mitspielen können und da war es auf jeden Fall gut für mich, dass ich lange Zeit auch immer wieder im Feld gespielt habe und daher auch mit dem Fuß nicht ganz schlecht bin. Darüber bin ich auch ganz froh, dass ich eben nicht nur hinten drin stehen muss und gefühlt nie einen Ball sehe.

DFB.de: Wie wurde aus der Fußball-verrückten Fünfjährigen schließlich eine Bundesliga- und Nationalspielerin?

Benkarth: Nachdem ich zu meinem neuen Verein gewechselt bin, wurde ich zu einem Sichtungsturnier der südbadischen Auswahl eingeladen. Dummerweise habe ich an diesem Tag meine Handschuhe vergessen, und als dann gefragt wurde, ob jemand Torhüterin ist, habe ich mich zunächst nicht gemeldet, weil es mir so peinlich war. Mein Papa hat das dann für mich übernommen. Trotzdem lief es gut für mich und ich wurde gesichtet. Irgendwann kam dann der SC Freiburg auf mich zu. Das war dann der Moment, in dem ich mich entscheiden musste, ob ich professionell Fußball spielen möchte oder nicht.

DFB.de: Vermutlich eine recht leichte Entscheidung?

Benkarth: Ja und nein. Ich habe wirklich gerne mit meiner Mannschaft zusammengespielt und wollte sie nur sehr widerwillig zurücklassen. Allerdings war mir auch klar, dass ich den Schritt wagen muss, wenn ich gerne ganz oben mitspielen möchte.

DFB.de: Wie gelang Ihnen die Umstellung?

Benkarth: Ich bin zunächst einmal in die B-Jugend gewechselt, aber am Ende der Saison durfte ich schon ab und zu bei der ersten Mannschaft mittrainieren. Von dem Torhüterinnentraining habe ich sehr profitiert und natürlich konnte ich mir auch viel von Marisa Brunner, der Nummer eins, abschauen. Sie war damals die Nationaltorhüterin der Schweiz. Der Sprung in die erste Mannschaft war dann schon hart und ich saß die ersten eineinhalb Jahre auch meist auf der Bank. Für Spielpraxis habe ich dann manchmal in der zweiten Mannschaft ausgeholfen. Da kam dann auch langsam für mich der Punkt, wo ich einen Wechsel in Betracht gezogen habe. Allerdings hat Marisa sich dann schwerer verletzt und ich konnte als ihre Vertretung überzeugen. So bin ich dann in Freiburg geblieben, was mich sehr gefreut hat, weil ich auch eigentlich nicht weg wollte.

DFB.de: Gab es weitere Herausforderungen für Sie auf dem Weg zur Profispielerin?

Benkarth: Ich habe mir ehrlich gesagt lange Zeit keine Gedanken darüber gemacht, ob ich Profispielerin werden möchte oder nicht. Ich habe einfach immer alles mitgenommen, was ging. Fußball hat und macht mir noch immer sehr viel Spaß und das ist und bleibt das Wichtigste. Nebenbei habe ich mein Abi gemacht und studiert, sodass ich auch einen Plan B hatte. Deswegen war nie Druck da in der Hinsicht, dass ich gar nicht wissen würde, wie es weitergeht, wenn es mit der Karriere nicht klappt. Früher wusste ich auch gar nicht, dass man Geld fürs Fußball spielen bekommen kann.

DFB.de: Aber die Liebe zum Fußball ist auch ein deutlich besserer Antrieb als die Liebe zum Geld, nicht wahr?

Benkarth: Auf jeden Fall, und so viel ist sicher: Wegen des Geldes spielt bei den Frauen niemand Fußball.

DFB.de: Trotzdem kämpfen Frauen, die Fußball spielen, immer noch gegen viele Vorurteile an. Wie sind Ihre persönlichen Erfahrungen?

Benkarth: Die Jungs aus meiner Mannschaft haben mich immer akzeptiert. Ich war eine von ihnen. Bei den Gegnern gab es mal ein paar dumme Sprüche, und die haben sich erstmal gefreut, dass ein Mädchen im Tor stand, aber auch nur so lange, bis sie an mir verzweifelt sind. Auch von Elternseite kam öfters mal ein überraschter Ausruf, dass das Mädchen ja gut ist.

DFB.de: Und wie sieht es im Profibereich aus?

Benkarth: Auch hier merkt man, dass es immer noch einige gibt, die in ihrem Denken rückständig sind. Bestes Beispiel war das Traumtor von Joelle Wedemeyer vor kurzem. Der kicker hatte das Tor auf seinen Social-Media-Kanälen gepostet, und wenn man sich die Kommentare darunter durchliest, dann ist das einfach nur traurig. Niemand muss Fußball gut finden und niemand sich regelmäßig die Frauen-Bundesliga anschauen, aber dann nehme ich mir doch auch nicht die Zeit und poste Dinge, die sich einfach nicht gehören. Trotzdem muss ich sagen, dass es langsam etwas besser wird und wir auch von unseren Vereinen und dem DFB unterstützt werden. Kopfschüttelmomente gibt es aber leider immer noch zu viele. Der ewige Vergleich zwischen Männern und Frauen hinkt auch. Natürlich gibt es Unterschiede in den körperlichen Voraussetzungen und der Athletik. Aber die Kreisliga wird ja auch nicht ständig mit der ersten Liga verglichen. Wichtig ist nur: Wir spielen alle Fußball, weil wir ihn lieben.

DFB.de: Hätten Sie denn Ideen, wie mehr Mädchen dafür begeistert werden können, Fußball im Verein zu spielen und dann auch entsprechend gefördert werden?

Benkarth: In aller Ausführlichkeit würde das den Interview-Rahmen sprengen, weil es natürlich ein großes und wichtiges Thema ist. In den letzten Jahren hat sich hier aber schon einiges getan. Ein großes Problem für den Amateursport generell ist es aber, dass es immer mehr Spielgemeinschaften gibt, weil insgesamt weniger Kinder Fußball spielen. Das sehe ich auch in meiner Heimat. Aber auch hier wird viel getan. Was ich persönlich einen guten Ansatz finde, ist das Zweitspielrecht, sodass Mädchen sowohl in Mädchen- als auch Jungsteams spielen dürfen.

DFB.de: Sie sind mittlerweile schon eine ganze Weile von Zuhause weg. Wie verbunden sind Sie Ihrer Heimat noch?

Benkarth: Meine Mutter wohnt nach wie vor dort, die gehe ich natürlich regelmäßig besuchen. Und auch mein alter Jugendtrainer hat früher viele Spiele von mir beim SC Freiburg geschaut, was mich immer sehr gefreut hat. Ansonsten habe ich zu einigen alten Mitspielern und Mitspielerinnen noch sporadisch Kontakt und auch in Freiburg habe ich noch viele Freundinnen und Freunde.

DFB.de: Sie sind Ihren Weg gegangen, ohne sich beirren zu lassen. Was würden Sie anderen fußballverrückten Mädchen raten, die vielleicht ein bisschen so wie Sie sind?

Benkarth: Der Spaß ist auf jeden Fall das Erfolgsgeheimnis – und eine große Portion Durchhaltevermögen. Wenn man Lust hat zu kicken, ist das schon die halbe Miete. Außerdem darf man sich nicht von blöden Kommentaren aus der Bahn werfen lassen. Die kommen nämlich meist aus Neid zustande, weil die Personen sehen, dass du gut spielen kannst und sie nicht. Das ist leider öfters so in unserer Gesellschaft. Sie versuchen deswegen andere klein zu machen, um von sich selbst abzulenken. Super wichtig ist auch die Unterstützung der Familie, die einem sehr viel abnehmen kann. Ich wäre zum Beispiel als Zwölfjährige nur sehr schwer überall hingekommen, wenn meine Eltern mich nicht immer gefahren hätten. Daher mein Appell an die Eltern: Unterstützt eure Kinder bei dem, was sie tun möchten. Egal, ob sie Fußball spielen oder Ballett tanzen möchten. Sie in irgendwelche Schubladen zu stecken, bringt am Ende niemanden etwas.

[dfb]

Laura Benkarth ist seit 2015 deutsche Nationaltorhüterin und bestritt bislang zehn Länderspiele für die Frauen-Nationalmannschaft. Im DFB.de-Interview spricht die 28-Jährige über den Fußball als ihre große Liebe und ihre Anfänge im Jugendbereich.

DFB.de: Frau Benkarth, heute ist Fußball Ihr Leben. Aber war er auch schon immer Ihre große Liebe?

Laura Benkarth: Kann man wohl so sagen. Ich habe schon damals im Kindergarten immer gerne mit den Jungs gespielt. Außerdem hat mein Papa auch Fußball gespielt, was mich geprägt hat, und so bin ich dann ziemlich früh in einen Verein eingetreten, mit fünf Jahren. Allerdings habe ich eine Weile nebenbei Tischtennis gespielt, aber mich dann doch recht schnell ausschließlich auf den Fußball konzentriert. Die Entscheidung fiel mir dann auch nicht so schwer.

DFB.de: Sie haben schon angesprochen, dass Ihr Vater Sie mitgeprägt hat. Haben Ihre Eltern Sie von Anfang an unterstützt, als klar wurde, dass Sie gerne Fußball spielen möchten?

Benkarth: Auf jeden Fall. Sie haben auch nie versucht, mich in eine Schublade zu stecken. Vermutlich haben sie aber auch schnell gemerkt, dass das auch nichts gebracht hätte. Ich war nie das "typische" Mädchen, sondern habe immer lieber mit den Jungs gespielt. Deswegen gab es da nie Diskussionen, sondern immer die volle Unterstützung.

DFB.de: Bei Ihrem ersten Verein, dem SV Biengen, waren Sie acht Jahre als Spielerin aktiv. Warum haben Sie sich dort so wohl gefühlt?

Benkarth: Der SV Biengen ist im wahrsten Sinne des Wortes mein Heimatverein, weil ich auch aus dem Dorf komme. Ich war dort Teil einer Jungs-Mannschaft, kannte viele von ihnen und auch die meisten der Trainer schon vorher. Jeden Sonntag ging es auf den Platz, sich die Spiele der 1. Mannschaft anschauen, denn die waren damals schon so etwas wie Vorbilder. Die Halbzeiten wurden dann genutzt, um selbst ein bisschen zu kicken. Ich musste dann den Verein wechseln, weil ich irgendwann zu alt wurde, um in einer Jungs-Mannschaft zu spielen. So kam ich dann zum FC Wolfenweiler-Schallstadt . Aber mit den Jungs habe ich immer super gerne zusammengespielt.

DFB.de: Würden Sie auch anderen Mädchen empfehlen, wenn es die Gelegenheit gibt, so lange es geht, mit Jungs zusammenzuspielen?

Benkarth: Auf jeden Fall, vorausgesetzt es macht den Mädchen Spaß. Da gibt es natürlich ganz verschiedene Persönlichkeiten und nicht jede fühlt sich in so einem Umfeld wohl. Das Wichtigste ist, dass man Spaß hat. Aber prinzipiell finde ich es eine gute Sache, weil es vor allem körperlich noch mal etwas ganz anderes ist und man sich entsprechend anders durchsetzen muss.

DFB.de: Hatten Sie denn noch andere Vorbilder als die Herren aus der 1. Mannschaft?

Benkarth: Ich hatte ganz klassisch ein Trikot vom brasilianischen Ronaldo. Als ich dann öfter im Tor gespielt habe, war es dann eher Oliver Kahn oder Gianluigi Buffon. Und Richard Golz vom SC Freiburg fand ich toll, auch wenn den heute vermutlich kaum wer noch kennt. Man hatte natürlich auf den Verein bei sich in der Nähe, der 1. oder 2. Liga gespielt hat, immer ein Auge.

DFB.de: Ronaldo war von den Defensivabteilungen eher gefürchtet als geliebt. Waren Sie zu Beginn Ihrer Karriere eher in der Offensive?

Benkarth: Tatsächlich wurde ich irgendwann einfach ins Tor gestellt. Wir waren bei einem Hallenturnier und ich war größer als all' die Jungs. Dann meinte unser Trainer: "Tja Laura, dann gehst du heute wohl ins Tor." Aber es hat mir dann auch Spaß gemacht und ich habe mich ganz gut angestellt. Danach war ich aber nicht direkt fest im Tor, sondern habe immer zwischen den Positionen gependelt. Dieses typische eine Halbzeit im Tor und eine Halbzeit im Feld. Wirklich nur noch im Tor war ich erst, als ich zum SC Freiburg gewechselt bin.

DFB.de: Dieser ständige Wechsel war für Ihre Torhüterinnen-Karriere aber vermutlich alles andere als hinderlich, oder?

Benkarth: Ich habe davon auf jeden Fall profitiert. Von den "modernen" Torhüter*innen wird erwartet, dass sie auch mitspielen können und da war es auf jeden Fall gut für mich, dass ich lange Zeit auch immer wieder im Feld gespielt habe und daher auch mit dem Fuß nicht ganz schlecht bin. Darüber bin ich auch ganz froh, dass ich eben nicht nur hinten drin stehen muss und gefühlt nie einen Ball sehe.

DFB.de: Wie wurde aus der Fußball-verrückten Fünfjährigen schließlich eine Bundesliga- und Nationalspielerin?

Benkarth: Nachdem ich zu meinem neuen Verein gewechselt bin, wurde ich zu einem Sichtungsturnier der südbadischen Auswahl eingeladen. Dummerweise habe ich an diesem Tag meine Handschuhe vergessen, und als dann gefragt wurde, ob jemand Torhüterin ist, habe ich mich zunächst nicht gemeldet, weil es mir so peinlich war. Mein Papa hat das dann für mich übernommen. Trotzdem lief es gut für mich und ich wurde gesichtet. Irgendwann kam dann der SC Freiburg auf mich zu. Das war dann der Moment, in dem ich mich entscheiden musste, ob ich professionell Fußball spielen möchte oder nicht.

DFB.de: Vermutlich eine recht leichte Entscheidung?

Benkarth: Ja und nein. Ich habe wirklich gerne mit meiner Mannschaft zusammengespielt und wollte sie nur sehr widerwillig zurücklassen. Allerdings war mir auch klar, dass ich den Schritt wagen muss, wenn ich gerne ganz oben mitspielen möchte.

DFB.de: Wie gelang Ihnen die Umstellung?

Benkarth: Ich bin zunächst einmal in die B-Jugend gewechselt, aber am Ende der Saison durfte ich schon ab und zu bei der ersten Mannschaft mittrainieren. Von dem Torhüterinnentraining habe ich sehr profitiert und natürlich konnte ich mir auch viel von Marisa Brunner, der Nummer eins, abschauen. Sie war damals die Nationaltorhüterin der Schweiz. Der Sprung in die erste Mannschaft war dann schon hart und ich saß die ersten eineinhalb Jahre auch meist auf der Bank. Für Spielpraxis habe ich dann manchmal in der zweiten Mannschaft ausgeholfen. Da kam dann auch langsam für mich der Punkt, wo ich einen Wechsel in Betracht gezogen habe. Allerdings hat Marisa sich dann schwerer verletzt und ich konnte als ihre Vertretung überzeugen. So bin ich dann in Freiburg geblieben, was mich sehr gefreut hat, weil ich auch eigentlich nicht weg wollte.

DFB.de: Gab es weitere Herausforderungen für Sie auf dem Weg zur Profispielerin?

Benkarth: Ich habe mir ehrlich gesagt lange Zeit keine Gedanken darüber gemacht, ob ich Profispielerin werden möchte oder nicht. Ich habe einfach immer alles mitgenommen, was ging. Fußball hat und macht mir noch immer sehr viel Spaß und das ist und bleibt das Wichtigste. Nebenbei habe ich mein Abi gemacht und studiert, sodass ich auch einen Plan B hatte. Deswegen war nie Druck da in der Hinsicht, dass ich gar nicht wissen würde, wie es weitergeht, wenn es mit der Karriere nicht klappt. Früher wusste ich auch gar nicht, dass man Geld fürs Fußball spielen bekommen kann.

DFB.de: Aber die Liebe zum Fußball ist auch ein deutlich besserer Antrieb als die Liebe zum Geld, nicht wahr?

Benkarth: Auf jeden Fall, und so viel ist sicher: Wegen des Geldes spielt bei den Frauen niemand Fußball.

DFB.de: Trotzdem kämpfen Frauen, die Fußball spielen, immer noch gegen viele Vorurteile an. Wie sind Ihre persönlichen Erfahrungen?

Benkarth: Die Jungs aus meiner Mannschaft haben mich immer akzeptiert. Ich war eine von ihnen. Bei den Gegnern gab es mal ein paar dumme Sprüche, und die haben sich erstmal gefreut, dass ein Mädchen im Tor stand, aber auch nur so lange, bis sie an mir verzweifelt sind. Auch von Elternseite kam öfters mal ein überraschter Ausruf, dass das Mädchen ja gut ist.

DFB.de: Und wie sieht es im Profibereich aus?

Benkarth: Auch hier merkt man, dass es immer noch einige gibt, die in ihrem Denken rückständig sind. Bestes Beispiel war das Traumtor von Joelle Wedemeyer vor kurzem. Der kicker hatte das Tor auf seinen Social-Media-Kanälen gepostet, und wenn man sich die Kommentare darunter durchliest, dann ist das einfach nur traurig. Niemand muss Fußball gut finden und niemand sich regelmäßig die Frauen-Bundesliga anschauen, aber dann nehme ich mir doch auch nicht die Zeit und poste Dinge, die sich einfach nicht gehören. Trotzdem muss ich sagen, dass es langsam etwas besser wird und wir auch von unseren Vereinen und dem DFB unterstützt werden. Kopfschüttelmomente gibt es aber leider immer noch zu viele. Der ewige Vergleich zwischen Männern und Frauen hinkt auch. Natürlich gibt es Unterschiede in den körperlichen Voraussetzungen und der Athletik. Aber die Kreisliga wird ja auch nicht ständig mit der ersten Liga verglichen. Wichtig ist nur: Wir spielen alle Fußball, weil wir ihn lieben.

DFB.de: Hätten Sie denn Ideen, wie mehr Mädchen dafür begeistert werden können, Fußball im Verein zu spielen und dann auch entsprechend gefördert werden?

Benkarth: In aller Ausführlichkeit würde das den Interview-Rahmen sprengen, weil es natürlich ein großes und wichtiges Thema ist. In den letzten Jahren hat sich hier aber schon einiges getan. Ein großes Problem für den Amateursport generell ist es aber, dass es immer mehr Spielgemeinschaften gibt, weil insgesamt weniger Kinder Fußball spielen. Das sehe ich auch in meiner Heimat. Aber auch hier wird viel getan. Was ich persönlich einen guten Ansatz finde, ist das Zweitspielrecht, sodass Mädchen sowohl in Mädchen- als auch Jungsteams spielen dürfen.

DFB.de: Sie sind mittlerweile schon eine ganze Weile von Zuhause weg. Wie verbunden sind Sie Ihrer Heimat noch?

Benkarth: Meine Mutter wohnt nach wie vor dort, die gehe ich natürlich regelmäßig besuchen. Und auch mein alter Jugendtrainer hat früher viele Spiele von mir beim SC Freiburg geschaut, was mich immer sehr gefreut hat. Ansonsten habe ich zu einigen alten Mitspielern und Mitspielerinnen noch sporadisch Kontakt und auch in Freiburg habe ich noch viele Freundinnen und Freunde.

DFB.de: Sie sind Ihren Weg gegangen, ohne sich beirren zu lassen. Was würden Sie anderen fußballverrückten Mädchen raten, die vielleicht ein bisschen so wie Sie sind?

Benkarth: Der Spaß ist auf jeden Fall das Erfolgsgeheimnis – und eine große Portion Durchhaltevermögen. Wenn man Lust hat zu kicken, ist das schon die halbe Miete. Außerdem darf man sich nicht von blöden Kommentaren aus der Bahn werfen lassen. Die kommen nämlich meist aus Neid zustande, weil die Personen sehen, dass du gut spielen kannst und sie nicht. Das ist leider öfters so in unserer Gesellschaft. Sie versuchen deswegen andere klein zu machen, um von sich selbst abzulenken. Super wichtig ist auch die Unterstützung der Familie, die einem sehr viel abnehmen kann. Ich wäre zum Beispiel als Zwölfjährige nur sehr schwer überall hingekommen, wenn meine Eltern mich nicht immer gefahren hätten. Daher mein Appell an die Eltern: Unterstützt eure Kinder bei dem, was sie tun möchten. Egal, ob sie Fußball spielen oder Ballett tanzen möchten. Sie in irgendwelche Schubladen zu stecken, bringt am Ende niemanden etwas.

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