Angerer in Australien: "Das ist keine Operettenliga"

Das Abenteuer Australien läuft: Nadine Angerer startete direkt nach dem WM-Qualifikationsspiel der Frauen-Nationalmannschaft gegen Russland am 22. September zu ihrem neuen Verein Brisbane Roar. Die Spielführerin der DFB-Frauen, die bei der Europameisterschaft nach zwei gehaltenen Elfmetern im Finale zur EM-Heldin und später zu Europas Fußballerin des Jahres wurde, bereitete sich derzeit auf die am 9. November beginnende Saison in der australischen Liga vor.

Bis zum 9. Februar 2014 läuft die Spielzeit mit acht Mannschaften, anschließend spielen die besten vier Teams in den Play-offs den Meister aus. Ende Oktober wird die 125-malige Nationalspielerin die DFB-Frauen jedoch zunächst als Spielführerin in die beiden WM-Qualifikationsspiele in Slowenien (26. Oktober) und in Frankfurt gegen Kroatien (30. Oktober) führen.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Redakteurin Annette Seitz spricht die 34-Jährige über ihre Eindrücke vom australischen Frauenfußball, über die Schwierigkeiten des Linksverkehrs und ihre Begegnung mit Thomas Broich.

DFB.de: Wo erreiche ich Sie gerade?

Nadine Angerer: Ich stehe mitten im Einkaufszentrum und komme meinen haushaltlichen Pflichten nach. (lacht)

DFB.de: Wie viel Grad sind es bei Ihnen?

Angerer: Heute ist es etwas kühler, nur 32 Grad. Spaß beiseite. Es ist wirklich eine Affenhitze hier. Und es ist ja gerade mal Frühling.

DFB.de: Haben Sie sich schon eingelebt?

Angerer: Ja, total. Mir gefällt es richtig gut hier. Ich habe eine eigene Wohnung, mein eigenes Auto, es ist alles total cool.

DFB.de: Was war der stärkste Eindruck bisher?

Angerer: Dass die Liga lange nicht so schlecht ist, wie sie gemacht wird. Wir hatten hier schon ein Vorbereitungsspiel, da ging es richtig zur Sache. Nix da mit Operettenliga. Die Athletik und das Körperbetonte stehen total im Vordergrund. Die Grundstruktur der australischen Liga ist absolut professionell. Aber auch in der Kabine ist vieles anders.

DFB.de: Was genau?

Angerer: In Deutschland sitzen ja alle schön gerade und hören konzentriert zu, was die Trainerin sagt. Hier kann es passieren, dass während der Ansprache die Physios noch mal tapen, die Spielerinnen sich dehnen, es also munter durcheinandergeht. Daran musste ich mich erst mal gewöhnen. Aber wenn es zum Spiel geht, dann sieht das ganz anders aus. Dann puschen sich alle extrem, sind voll konzentriert - das ist schon beeindruckend.

DFB.de: Wie erleben Sie die Bedingungen bei Brisbane Roar?

Angerer: Ich empfinde die Strukturen und Bedingungen als total professionell. Wir haben eigene Physiotherapeuten, ein gutes Fitnessstudio, das wir nutzen können, ein Schwimmbad, sehr gute Trainingsstätten. Man legt hier auch total Wert auf die Bedürfnisse der Spielerinnen. So wird etwa das Essen vor dem Spiel auf jede Einzelne individuell abgestimmt. Das ist schon sehr beeindruckend. Zudem ist der Austausch zwischen Männer- und Frauenteam total positiv.

DFB.de: Was bedeutet das konkret?

Angerer: Ich habe beispielsweise denselben Torwarttrainer wie die Männer. Hier wird nicht groß unterschieden. Wir sind ein Verein, der Trainer und Athletiktrainer waren auch schon bei uns und haben Einheiten übernommen, weil unsere Trainerin mit einer Juniorinnenmannschaft unterwegs war. Als wir unser Vorbereitungsspiel hatten, haben die Männer vor uns gespielt, überall waren Plakate aufgehängt, es wurde für beide Spiele geworben. Mit meinem Landsmann Thomas Broich, der auch hier im Verein spielt, habe ich mich auch schon getroffen, und er hat diesen Eindruck bestätigt. Also: Ich fühle mich rundum wohl.

DFB.de: Das klingt, als wenn Sie schon nach kurzer Zeit angekommen wären.

Angerer: Das bin ich. Am Wochenende haben wir zwei Tage frei, dann fahre ich mit ein paar Spielerinnen in den Norden, und wir campen dort.

DFB.de: Gab es denn überhaupt keine Probleme bei der Eingewöhnung?

Angerer: Doch - der Linksverkehr. Ich muss mich dermaßen konzentrieren beim Autofahren. Immer stehe ich an der falschen Tür oder mache anstatt den Blinker den Scheibenwischer an, weil der ja auch auf der anderen Seite ist. Und die Sprache ist gewöhnungsbedürftig - obwohl ich Englisch beherrsche.

DFB.de: Warum?

Angerer: Weil ich den Slang hier nur schwer verstehe, die reden total schnell, nuscheln und kürzen ab. Das nutzen meine Mitspielerinnen gnadenlos aus. Neulich haben wir Fünf-gegen-Zwei gespielt, und ich musste ständig in die Mitte, weil ich einfach die Regeln nicht verstanden habe. Das hat denen natürlich richtig Spaß gemacht.

[as]

[bild1]

Das Abenteuer Australien läuft: Nadine Angerer startete direkt nach dem WM-Qualifikationsspiel der Frauen-Nationalmannschaft gegen Russland am 22. September zu ihrem neuen Verein Brisbane Roar. Die Spielführerin der DFB-Frauen, die bei der Europameisterschaft nach zwei gehaltenen Elfmetern im Finale zur EM-Heldin und später zu Europas Fußballerin des Jahres wurde, bereitete sich derzeit auf die am 9. November beginnende Saison in der australischen Liga vor.

Bis zum 9. Februar 2014 läuft die Spielzeit mit acht Mannschaften, anschließend spielen die besten vier Teams in den Play-offs den Meister aus. Ende Oktober wird die 125-malige Nationalspielerin die DFB-Frauen jedoch zunächst als Spielführerin in die beiden WM-Qualifikationsspiele in Slowenien (26. Oktober) und in Frankfurt gegen Kroatien (30. Oktober) führen.

Im exklusiven DFB.de-Interview mit Redakteurin Annette Seitz spricht die 34-Jährige über ihre Eindrücke vom australischen Frauenfußball, über die Schwierigkeiten des Linksverkehrs und ihre Begegnung mit Thomas Broich.

DFB.de: Wo erreiche ich Sie gerade?

Nadine Angerer: Ich stehe mitten im Einkaufszentrum und komme meinen haushaltlichen Pflichten nach. (lacht)

DFB.de: Wie viel Grad sind es bei Ihnen?

Angerer: Heute ist es etwas kühler, nur 32 Grad. Spaß beiseite. Es ist wirklich eine Affenhitze hier. Und es ist ja gerade mal Frühling.

DFB.de: Haben Sie sich schon eingelebt?

Angerer: Ja, total. Mir gefällt es richtig gut hier. Ich habe eine eigene Wohnung, mein eigenes Auto, es ist alles total cool.

DFB.de: Was war der stärkste Eindruck bisher?

Angerer: Dass die Liga lange nicht so schlecht ist, wie sie gemacht wird. Wir hatten hier schon ein Vorbereitungsspiel, da ging es richtig zur Sache. Nix da mit Operettenliga. Die Athletik und das Körperbetonte stehen total im Vordergrund. Die Grundstruktur der australischen Liga ist absolut professionell. Aber auch in der Kabine ist vieles anders.

DFB.de: Was genau?

Angerer: In Deutschland sitzen ja alle schön gerade und hören konzentriert zu, was die Trainerin sagt. Hier kann es passieren, dass während der Ansprache die Physios noch mal tapen, die Spielerinnen sich dehnen, es also munter durcheinandergeht. Daran musste ich mich erst mal gewöhnen. Aber wenn es zum Spiel geht, dann sieht das ganz anders aus. Dann puschen sich alle extrem, sind voll konzentriert - das ist schon beeindruckend.

DFB.de: Wie erleben Sie die Bedingungen bei Brisbane Roar?

Angerer: Ich empfinde die Strukturen und Bedingungen als total professionell. Wir haben eigene Physiotherapeuten, ein gutes Fitnessstudio, das wir nutzen können, ein Schwimmbad, sehr gute Trainingsstätten. Man legt hier auch total Wert auf die Bedürfnisse der Spielerinnen. So wird etwa das Essen vor dem Spiel auf jede Einzelne individuell abgestimmt. Das ist schon sehr beeindruckend. Zudem ist der Austausch zwischen Männer- und Frauenteam total positiv.

DFB.de: Was bedeutet das konkret?

[bild2]

Angerer: Ich habe beispielsweise denselben Torwarttrainer wie die Männer. Hier wird nicht groß unterschieden. Wir sind ein Verein, der Trainer und Athletiktrainer waren auch schon bei uns und haben Einheiten übernommen, weil unsere Trainerin mit einer Juniorinnenmannschaft unterwegs war. Als wir unser Vorbereitungsspiel hatten, haben die Männer vor uns gespielt, überall waren Plakate aufgehängt, es wurde für beide Spiele geworben. Mit meinem Landsmann Thomas Broich, der auch hier im Verein spielt, habe ich mich auch schon getroffen, und er hat diesen Eindruck bestätigt. Also: Ich fühle mich rundum wohl.

DFB.de: Das klingt, als wenn Sie schon nach kurzer Zeit angekommen wären.

Angerer: Das bin ich. Am Wochenende haben wir zwei Tage frei, dann fahre ich mit ein paar Spielerinnen in den Norden, und wir campen dort.

DFB.de: Gab es denn überhaupt keine Probleme bei der Eingewöhnung?

Angerer: Doch - der Linksverkehr. Ich muss mich dermaßen konzentrieren beim Autofahren. Immer stehe ich an der falschen Tür oder mache anstatt den Blinker den Scheibenwischer an, weil der ja auch auf der anderen Seite ist. Und die Sprache ist gewöhnungsbedürftig - obwohl ich Englisch beherrsche.

DFB.de: Warum?

Angerer: Weil ich den Slang hier nur schwer verstehe, die reden total schnell, nuscheln und kürzen ab. Das nutzen meine Mitspielerinnen gnadenlos aus. Neulich haben wir Fünf-gegen-Zwei gespielt, und ich musste ständig in die Mitte, weil ich einfach die Regeln nicht verstanden habe. Das hat denen natürlich richtig Spaß gemacht.