Angerer: Freigeist vor dem nächsten Abenteuer

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Wenn Nadine Angerer gewollt hätte, wäre diesen Sommer jeden Tag irgendwo ein TV-Auftritt, eine PR-Veranstaltung, ein Interview möglich gewesen. Aber die Torfrau der Frauen-Nationalmannschaft, die mit ihrem Team am Samstag (ab 15 Uhr, live im ZDF) gegen Russland in Cottbus in die WM-Qualifikation startet, wollte nicht. "Ich hatte so viele Anfragen, dass ich täglich etwas hätte machen können. Aber wenn ich dabei nicht hellwach bin und eigentlich darauf keine Lust habe, hilft mir das nicht", sagt sie.

Also nahm die deutsche Nationaltorhüterin, die im Finale der Frauen-EM gegen Norwegen (1:0) mit zwei gehaltenen Elfmetern den Grundstein zum achten Titelgewinn legte, nur jene Einladungen an, die sie selbst für sinnvoll erachtete. Prägend in Erinnerung blieb ihr beispielsweise Anfang August der Besuch in der im NDR ausgestrahlten Talkshow "3nach9" im Bremer Weserhaus. Befragt von Judith Rakers und Giovanni di Lorenzo gab sich die 34-Jährige mal wieder angenehm lässig.

Eigentlich erstaunlich, dass sie nun Anfang September auf einer ausgeleuchteten Bühne in der UEFA-Zentrale in Nyon erst gar nicht so locker wirkte. Vielleicht, weil sie mit der Auszeichnung als Europas Fußballerin des Jahres nicht gerechnet hatte? "Ich bin total happy, aber auch sehr überrascht", gestand die EM-Heldin bei Erhalt der silbernen Trophäe aus den Händen von UEFA-Präsident Michel Platini.

"Ich habe nie an mir gezweifelt"

Die Auszeichnung, bestätigte sie, bedeutete ihr "total viel", denn: "Ich habe bewiesen, dass ich gut bin. Ich habe nie an mir gezweifelt." Und rückblickend lieferte sie für ihre Glanztaten in Südschweden eine Erklärung, die in Richtung der Bundestrainerin zielte: "Ich wollte das auch für Silvia Neid machen, um ihr für dieses Vertrauen zu danken." Trainerin und Torhüterin schlossen einen von gegenseitigem Respekt geprägten Pakt, der nach der EM-Endrunde nun auch in der WM-Qualifikation halten soll, die in der Lausitz mit der Partie gegen Russland beginnt.

Und fast zwangsläufig rückt die Kapitänin wieder in den Fokus: Am Samstag steht Nadine Angerer gegen den EM-Teilnehmer in Cottbus im Stadion der Freundschaft zwischen den Pfosten, nur einen Tag später startet vom Frankfurter Flughafen ihr nächstes Auslandsabenteuer: Dann geht es via Bangkok und Sydney nach Brisbane, wo ihr neuer Arbeitgeber Brisbane Roar wartet. Ein Klub der australischen W-League, der zwischen November und Februar ihr Arbeitgeber ist. Zu Beginn werde sie wohl bei der australischen Nationalspielerin Kim Carroll wohnen und dann weitersehen, erzählt die unangepasste Torfrau.

Nach Russland-Spiel geht's nach Australien

Übermäßig lange hält sie sich ja auf dem fünften Kontinent nicht auf, denn ab dem nächsten Frühjahr ist ein Engagement in der amerikanischen Frauen-Profiliga NWSL fest verabredet. "Es war immer mein Traum, in den USA zu spielen. 2009 habe ich drei Angebote abgelehnt", verrät sie. "Diesmal bin ich eines Morgens aufgewacht und hatte das Gefühl: 'Das ist es!'"

Nadine Angerer ist ein Freigeist, sie hat ein Faible für Kopfbedeckungen aller Art, aber die Welt- und Europameisterin stellt noch viel mehr dar: nämlich die wichtigste Führungskraft für ihre zumeist deutlich jüngeren Mitspielerinnen, die sie scherzhaft schon als "Kindergarten" tituliert hat. Die Beschreibung als "große Schwester", sagte sie, traf ihre Rolle dabei ziemlich gut. "Von der Mutter hat man immer die Vorstellung, dass sie Regeln vorgibt und streng ist – das bin ich gar nicht."

Und doch gestand sie auch: "Nach der Vorrunde war ich nicht mehr die nette Schwester. Da wurde ich total sauer. In der Situation wusste ich, was in der Mannschaft steckt, aber sie ruft es nicht ab." Vor laufender Kamera hatte sie nach dem 0:1 im Gruppenspiel gegen Norwegen verlangt: "Wir müssen endlich den Arsch hochkriegen." Es hat gewirkt.

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Neid: "Die 'Natze' ist schnell wieder drin"

Keine Nationalspielerin hat nach der EM so lange pausiert wie die Torhüterin, die die freie Zeit nutzte, um in Berlin und Mälmö Freunde zu besuchen, in Frankfurt Behördengänge zu erledigen und vor allem ihr Häuschen auf Fuerteventura zu renovieren, wo sie sich mittels ihrer bevorzugten Fitnessmethode ("Crossfit") auch körperlich in Form hielt.

Doch erst am vergangenen Wochenende stellte sie sich bei Michael Fuchs in Nürnberg fürs erste Torwarttraining vor. "Ich hatte wirklich lange keinen Ball mehr an den Händen, aber das geht bei mir ratz-fatz", sagt sie. Wer die für ihre Position spezifischen Abläufe so verinnerlicht hat wie diese stilsichere Ikone, der sollte tatsächlich rasch in Form kommen. Und so sagt auch Silvia Neid: "Die 'Natze' ist schnell wieder drin."

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Wenn Nadine Angerer gewollt hätte, wäre diesen Sommer jeden Tag irgendwo ein TV-Auftritt, eine PR-Veranstaltung, ein Interview möglich gewesen. Aber die Torfrau der Frauen-Nationalmannschaft, die mit ihrem Team am Samstag (ab 15 Uhr, live im ZDF) gegen Russland in Cottbus in die WM-Qualifikation startet, wollte nicht. "Ich hatte so viele Anfragen, dass ich täglich etwas hätte machen können. Aber wenn ich dabei nicht hellwach bin und eigentlich darauf keine Lust habe, hilft mir das nicht", sagt sie.

Also nahm die deutsche Nationaltorhüterin, die im Finale der Frauen-EM gegen Norwegen (1:0) mit zwei gehaltenen Elfmetern den Grundstein zum achten Titelgewinn legte, nur jene Einladungen an, die sie selbst für sinnvoll erachtete. Prägend in Erinnerung blieb ihr beispielsweise Anfang August der Besuch in der im NDR ausgestrahlten Talkshow "3nach9" im Bremer Weserhaus. Befragt von Judith Rakers und Giovanni di Lorenzo gab sich die 34-Jährige mal wieder angenehm lässig.

Eigentlich erstaunlich, dass sie nun Anfang September auf einer ausgeleuchteten Bühne in der UEFA-Zentrale in Nyon erst gar nicht so locker wirkte. Vielleicht, weil sie mit der Auszeichnung als Europas Fußballerin des Jahres nicht gerechnet hatte? "Ich bin total happy, aber auch sehr überrascht", gestand die EM-Heldin bei Erhalt der silbernen Trophäe aus den Händen von UEFA-Präsident Michel Platini.

"Ich habe nie an mir gezweifelt"

Die Auszeichnung, bestätigte sie, bedeutete ihr "total viel", denn: "Ich habe bewiesen, dass ich gut bin. Ich habe nie an mir gezweifelt." Und rückblickend lieferte sie für ihre Glanztaten in Südschweden eine Erklärung, die in Richtung der Bundestrainerin zielte: "Ich wollte das auch für Silvia Neid machen, um ihr für dieses Vertrauen zu danken." Trainerin und Torhüterin schlossen einen von gegenseitigem Respekt geprägten Pakt, der nach der EM-Endrunde nun auch in der WM-Qualifikation halten soll, die in der Lausitz mit der Partie gegen Russland beginnt.

Und fast zwangsläufig rückt die Kapitänin wieder in den Fokus: Am Samstag steht Nadine Angerer gegen den EM-Teilnehmer in Cottbus im Stadion der Freundschaft zwischen den Pfosten, nur einen Tag später startet vom Frankfurter Flughafen ihr nächstes Auslandsabenteuer: Dann geht es via Bangkok und Sydney nach Brisbane, wo ihr neuer Arbeitgeber Brisbane Roar wartet. Ein Klub der australischen W-League, der zwischen November und Februar ihr Arbeitgeber ist. Zu Beginn werde sie wohl bei der australischen Nationalspielerin Kim Carroll wohnen und dann weitersehen, erzählt die unangepasste Torfrau.

Nach Russland-Spiel geht's nach Australien

Übermäßig lange hält sie sich ja auf dem fünften Kontinent nicht auf, denn ab dem nächsten Frühjahr ist ein Engagement in der amerikanischen Frauen-Profiliga NWSL fest verabredet. "Es war immer mein Traum, in den USA zu spielen. 2009 habe ich drei Angebote abgelehnt", verrät sie. "Diesmal bin ich eines Morgens aufgewacht und hatte das Gefühl: 'Das ist es!'"

Nadine Angerer ist ein Freigeist, sie hat ein Faible für Kopfbedeckungen aller Art, aber die Welt- und Europameisterin stellt noch viel mehr dar: nämlich die wichtigste Führungskraft für ihre zumeist deutlich jüngeren Mitspielerinnen, die sie scherzhaft schon als "Kindergarten" tituliert hat. Die Beschreibung als "große Schwester", sagte sie, traf ihre Rolle dabei ziemlich gut. "Von der Mutter hat man immer die Vorstellung, dass sie Regeln vorgibt und streng ist – das bin ich gar nicht."

Und doch gestand sie auch: "Nach der Vorrunde war ich nicht mehr die nette Schwester. Da wurde ich total sauer. In der Situation wusste ich, was in der Mannschaft steckt, aber sie ruft es nicht ab." Vor laufender Kamera hatte sie nach dem 0:1 im Gruppenspiel gegen Norwegen verlangt: "Wir müssen endlich den Arsch hochkriegen." Es hat gewirkt.

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Neid: "Die 'Natze' ist schnell wieder drin"

Keine Nationalspielerin hat nach der EM so lange pausiert wie die Torhüterin, die die freie Zeit nutzte, um in Berlin und Mälmö Freunde zu besuchen, in Frankfurt Behördengänge zu erledigen und vor allem ihr Häuschen auf Fuerteventura zu renovieren, wo sie sich mittels ihrer bevorzugten Fitnessmethode ("Crossfit") auch körperlich in Form hielt.

Doch erst am vergangenen Wochenende stellte sie sich bei Michael Fuchs in Nürnberg fürs erste Torwarttraining vor. "Ich hatte wirklich lange keinen Ball mehr an den Händen, aber das geht bei mir ratz-fatz", sagt sie. Wer die für ihre Position spezifischen Abläufe so verinnerlicht hat wie diese stilsichere Ikone, der sollte tatsächlich rasch in Form kommen. Und so sagt auch Silvia Neid: "Die 'Natze' ist schnell wieder drin."