25 Jahre EM-Titelpremiere: Großes Glück in Osnabrück

Am 2. Juli 1989 vollzog sich Sportgeschichte. In Osnabrück gewann die deutsche Frauen-Nationalmannschaft die Europameisterschaft. Fast 25 Jahre später kehrt das DFB-Team heute (ab 17 Uhr, live im ZDF) nach Osnabrück zurück, wo das WM-Qualifikationsspiel gegen die Slowakei steigt.

1989, im EM-Finale gegen Norwegen, siegte das Team von Trainer Gero Bisanz 4:1. Es war der erste Titel, den die DFB-Frauen überhaupt holten. Er markierte den Start einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte. Schon damals hatte der Titelgewinn seine Dimension. Als Überraschung oder gar Sensation wurde der Erfolg gefeiert.

"Damals hatte keiner mit uns gerechnet", sagt Silvia Neid. Die heutige Bundestrainerin war seinerzeit Spielführerin der DFB-Auswahl. Sie führte ein Team an, das auch Gero Bisanz als "Außenseiter" in einem exquisiten Teilnehmerfeld mit Italien, Schweden und Norwegen bezeichnete.

Erster Titel im siebten Jahr der Nationalmannschaft

Im Nachhinein mag diese Einschätzung verwundern, wenn man die Namen in der deutschen Mannschaft liest. Neben Silvia Neid standen unter anderem Heidi Mohr, Doris Fitschen, Martina Voss, Sissy Raith, Marion Isbert oder Jutta Nardenbach im Team. Spielerinnen, die den deutschen Frauenfußball prägen sollten. Doch zum Zeitpunkt des Endspiels 1989 waren sie von diesen Meriten noch ein Stück weit entfernt.

Was auch verständlich ist. Denn am Finaltag war die Nationalmannschaft gerade mal sechs Jahre, sieben Monate und 22 Tage alt. So viel Zeit war seit dem ersten offiziellen Länderspiel der DFB-Frauen am 10. November 1982 vergangen – dem 5:1 gegen die Schweiz in Koblenz.

Oder anders formuliert: Seither hatten sich die DFB-Frauen gerade mal in 42 Länderspielen bewährt. Eine Bilanz von 21 Siegen, zehn Unentschieden und elf Niederlagen stand bis dahin zu Buche. Nichts, womit man der hochklassigen Konkurrenz Angst und Schrecken hätte einjagen können. Im Gegenteil: "Schon der Einzug in die Endrunde wurde als Überraschung gewertet", sagt Neid rückblickend.

Bisanz: "Keineswegs ein Selbstläufer"

Und Bisanz pflichtet seiner Spielführerin bei. "Das war keineswegs ein Selbstläufer, es hat halt alles gepasst", sagt der ehemalige DFB-Trainerausbilder. Die Voraussetzungen damals waren mit denen von heute nicht zu vergleichen. Das Team traf sich erst vier Tage vor dem Start der Endrunde. Früher ging es nicht, da die Spielerinnen alle berufstätig waren. Die Vorbereitung lief daher in großen Teilen individuell und eigenverantwortlich ab.

Doch darin zeigte sich der Charakter der Spielerinnen. "Sie waren ehrgeizig und lernwillig", erzählt Bisanz. "Sie hatten Spaß und Freude am Fußball." Und so entwickelte sich eine Eigendynamik, verstärkt auch durch die Umstände, dass die Endrunde in Deutschland ausgerichtet wurde, ein gewisses öffentliches Interesse da war und auch erstmals ein Länderspiel der Frauen live im öffentlichrechtlichen Fernsehen übertragen wurde.

Welle der Begeisterung nach dem Halbfinale

Was Millionen Zuschauer der ARD sahen, entfachte eine Welle der Begeisterung. Denn das Halbfinale gegen Italien entpuppte sich als wahrer Fußball-Krimi. Es ging in die Verlängerung und ins Elfmeterschießen. Und der Sender blieb über die volle Länge drauf, sodass alle Zuschauer, die eigentlich die Nachrichten sehen wollten, sich vom Frauenfußball fesseln ließen. Auch DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg erinnert sich an die Dramatik: "Der Spielverlauf war so aufregend. Nach dem Schlusspfiff herrschte eine ganz euphorische Stimmung. Nicht nur bei mir flossen die Tränen der Erleichterung."

Der Effekt: Die Mannschaft schwamm auf einer Welle der Begeisterung. Das Endspiel in Osnabrück war ausverkauft. Das Interesse war sogar so groß, dass viele Zuschauer am Spieltag keinen Einlass mehr fanden und ohne Karten vor dem Stadion an der Bremer Brücke blieben.

Der Rest war Gänsehaut

Die Geschichte des Endspiels ist dagegen schnell erzählt. "Wir hatten uns vorgenommen, in diesem Endspiel alles zu geben und es einfach nur zu genießen", sagt Neid. "Diese Form von Unbekümmertheit war meiner Meinung nach auch ein Faktor, warum wir das Spiel für uns entscheiden konnten. Dazu kam die tolle Unterstützung der Fans im Stadion, die uns wahrlich beflügelt hatte. Und außerdem hatte uns das Trainerteam um Gero Bisanz und Tina Theune optimal eingestellt."

So führte die DFB-Auswahl schon in der ersten Halbzeit 2:0, erhöhte dann sogar auf 3:0, so dass der Anschlusstreffer sie nicht aus dem Konzept brachte und das 4:1 den Erfolg schließlich besiegelte. Der Rest war Gänsehaut. Die Pokalübergabe und das Bad in der Menge erlebten die Spielerinnen wie in Trance. "Dieses Spiel bleibt immer etwas Unvergessliches", sagt Silvia Neid. Und Hannelore Ratzeburg bestätigt das: "Ja, die EM 1989 war ein Schlüsselerlebnis in der Entwicklung des deutschen Frauenfußballs."

Das Spiel in der Statistik

DEUTSCHLAND – NORWEGEN 4:1 (2:0)

AUFSTELLUNG: MARION ISBERT, FRAUKE KUHLMANN, JUTTA NARDENBACH, SISSY RAITH, ANDREA HABERLASS (27. ROSWITHA BINDL), DORIS FITSCHEN (62. ANGELIKA FEHRMANN), SILVIA NEID, PETRA DAMM, MARTINA VOSS, HEIDI MOHR, USCHI LOHN

TORE: 1:0 LOHN (22.), 2:0 LOHN (36.), 3:0 MOHR (45.), 3:1 GRUDE (54.), 4:1 FEHRMANN (73.)

Das meinen DFB.de-User:

"Leider kann ich mich nur noch an nur Doris Fitschen, Silvia Neid, Martina Voss und Heidi Mohr erinnern. Aber im Grunde bleiben alle unvergessen. Die Entwicklung der Nationalmannschaft ist einmalig. Es sind nicht nur einzelne Spielerinnen, die den Charakter des deutschen Fußballs präsentieren, es ist immer das ganze Team. Macht weiter so."

[nb]

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Am 2. Juli 1989 vollzog sich Sportgeschichte. In Osnabrück gewann die deutsche Frauen-Nationalmannschaft die Europameisterschaft. Fast 25 Jahre später kehrt das DFB-Team heute (ab 17 Uhr, live im ZDF) nach Osnabrück zurück, wo das WM-Qualifikationsspiel gegen die Slowakei steigt.

1989, im EM-Finale gegen Norwegen, siegte das Team von Trainer Gero Bisanz 4:1. Es war der erste Titel, den die DFB-Frauen überhaupt holten. Er markierte den Start einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte. Schon damals hatte der Titelgewinn seine Dimension. Als Überraschung oder gar Sensation wurde der Erfolg gefeiert.

"Damals hatte keiner mit uns gerechnet", sagt Silvia Neid. Die heutige Bundestrainerin war seinerzeit Spielführerin der DFB-Auswahl. Sie führte ein Team an, das auch Gero Bisanz als "Außenseiter" in einem exquisiten Teilnehmerfeld mit Italien, Schweden und Norwegen bezeichnete.

Erster Titel im siebten Jahr der Nationalmannschaft

Im Nachhinein mag diese Einschätzung verwundern, wenn man die Namen in der deutschen Mannschaft liest. Neben Silvia Neid standen unter anderem Heidi Mohr, Doris Fitschen, Martina Voss, Sissy Raith, Marion Isbert oder Jutta Nardenbach im Team. Spielerinnen, die den deutschen Frauenfußball prägen sollten. Doch zum Zeitpunkt des Endspiels 1989 waren sie von diesen Meriten noch ein Stück weit entfernt.

Was auch verständlich ist. Denn am Finaltag war die Nationalmannschaft gerade mal sechs Jahre, sieben Monate und 22 Tage alt. So viel Zeit war seit dem ersten offiziellen Länderspiel der DFB-Frauen am 10. November 1982 vergangen – dem 5:1 gegen die Schweiz in Koblenz.

Oder anders formuliert: Seither hatten sich die DFB-Frauen gerade mal in 42 Länderspielen bewährt. Eine Bilanz von 21 Siegen, zehn Unentschieden und elf Niederlagen stand bis dahin zu Buche. Nichts, womit man der hochklassigen Konkurrenz Angst und Schrecken hätte einjagen können. Im Gegenteil: "Schon der Einzug in die Endrunde wurde als Überraschung gewertet", sagt Neid rückblickend.

Bisanz: "Keineswegs ein Selbstläufer"

Und Bisanz pflichtet seiner Spielführerin bei. "Das war keineswegs ein Selbstläufer, es hat halt alles gepasst", sagt der ehemalige DFB-Trainerausbilder. Die Voraussetzungen damals waren mit denen von heute nicht zu vergleichen. Das Team traf sich erst vier Tage vor dem Start der Endrunde. Früher ging es nicht, da die Spielerinnen alle berufstätig waren. Die Vorbereitung lief daher in großen Teilen individuell und eigenverantwortlich ab.

Doch darin zeigte sich der Charakter der Spielerinnen. "Sie waren ehrgeizig und lernwillig", erzählt Bisanz. "Sie hatten Spaß und Freude am Fußball." Und so entwickelte sich eine Eigendynamik, verstärkt auch durch die Umstände, dass die Endrunde in Deutschland ausgerichtet wurde, ein gewisses öffentliches Interesse da war und auch erstmals ein Länderspiel der Frauen live im öffentlichrechtlichen Fernsehen übertragen wurde.

Welle der Begeisterung nach dem Halbfinale

Was Millionen Zuschauer der ARD sahen, entfachte eine Welle der Begeisterung. Denn das Halbfinale gegen Italien entpuppte sich als wahrer Fußball-Krimi. Es ging in die Verlängerung und ins Elfmeterschießen. Und der Sender blieb über die volle Länge drauf, sodass alle Zuschauer, die eigentlich die Nachrichten sehen wollten, sich vom Frauenfußball fesseln ließen. Auch DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg erinnert sich an die Dramatik: "Der Spielverlauf war so aufregend. Nach dem Schlusspfiff herrschte eine ganz euphorische Stimmung. Nicht nur bei mir flossen die Tränen der Erleichterung."

Der Effekt: Die Mannschaft schwamm auf einer Welle der Begeisterung. Das Endspiel in Osnabrück war ausverkauft. Das Interesse war sogar so groß, dass viele Zuschauer am Spieltag keinen Einlass mehr fanden und ohne Karten vor dem Stadion an der Bremer Brücke blieben.

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Der Rest war Gänsehaut

Die Geschichte des Endspiels ist dagegen schnell erzählt. "Wir hatten uns vorgenommen, in diesem Endspiel alles zu geben und es einfach nur zu genießen", sagt Neid. "Diese Form von Unbekümmertheit war meiner Meinung nach auch ein Faktor, warum wir das Spiel für uns entscheiden konnten. Dazu kam die tolle Unterstützung der Fans im Stadion, die uns wahrlich beflügelt hatte. Und außerdem hatte uns das Trainerteam um Gero Bisanz und Tina Theune optimal eingestellt."

So führte die DFB-Auswahl schon in der ersten Halbzeit 2:0, erhöhte dann sogar auf 3:0, so dass der Anschlusstreffer sie nicht aus dem Konzept brachte und das 4:1 den Erfolg schließlich besiegelte. Der Rest war Gänsehaut. Die Pokalübergabe und das Bad in der Menge erlebten die Spielerinnen wie in Trance. "Dieses Spiel bleibt immer etwas Unvergessliches", sagt Silvia Neid. Und Hannelore Ratzeburg bestätigt das: "Ja, die EM 1989 war ein Schlüsselerlebnis in der Entwicklung des deutschen Frauenfußballs."

Das Spiel in der Statistik

DEUTSCHLAND – NORWEGEN 4:1 (2:0)

AUFSTELLUNG: MARION ISBERT, FRAUKE KUHLMANN, JUTTA NARDENBACH, SISSY RAITH, ANDREA HABERLASS (27. ROSWITHA BINDL), DORIS FITSCHEN (62. ANGELIKA FEHRMANN), SILVIA NEID, PETRA DAMM, MARTINA VOSS, HEIDI MOHR, USCHI LOHN

TORE: 1:0 LOHN (22.), 2:0 LOHN (36.), 3:0 MOHR (45.), 3:1 GRUDE (54.), 4:1 FEHRMANN (73.)

Das meinen DFB.de-User:

"Leider kann ich mich nur noch an nur Doris Fitschen, Silvia Neid, Martina Voss und Heidi Mohr erinnern. Aber im Grunde bleiben alle unvergessen. Die Entwicklung der Nationalmannschaft ist einmalig. Es sind nicht nur einzelne Spielerinnen, die den Charakter des deutschen Fußballs präsentieren, es ist immer das ganze Team. Macht weiter so."