Voss-Tecklenburg: "Im Titelkampf gibt es kein Patentrezept"

Zum Auftakt der zweiten Saisonhälfte in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga spricht Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg im DFB.de-Interview über die Liga. Dabei ordnet sie nicht nur deren Leistungsstärke ein und sagt, welchen Einfluss der Spitzenkampf auf die bevorstehende EM-Vorbereitung hat, sondern verrät auch ihre Favoritinnen im Kampf um die Meisterschale.

DFB.de: Frau Voss-Tecklenburg, wie schätzen Sie die Leistungsstärke der Liga ein, auch im Vergleich zum internationalen Wettbewerb?

Martina Voss-Tecklenburg: Die FLYERALARM Frauen-Bundesliga präsentiert sich sportlich gerade sehr gut, vor allem was die obere Tabellenregion angeht. Für mich gibt es bei der Bewertung der Leistungsstärke zwei Faktoren: Zum einen ist immer ein Maßstab, wie unsere Teams in der Champions League auftreten. Dort spielen sie auf einem so hohen Niveau, dass die Mannschaften noch einmal einen großen Schritt in ihrer Entwicklung machen. Besonders mit dem VfL Wolfsburg und FC Bayern München haben wir zwei Mannschaften, die sich aktuell bis in die K.o.-Phase durchgesetzt haben. Das zeigt, dass wir wirklich gut aufgestellt sind.

DFB.de: Und der zweite Faktor?

Voss-Tecklenburg: Das ist die derzeitige Tabellenkonstellation, die sich aktuell mit fünf Teams und einer sehr hohen Punktedichte an der Spitze zeigt. Bedeutet: In der Bundesliga bekommst du nichts geschenkt. Jeder, egal ob Tabellenerster oder -zehnter, muss jedes Wochenende die volle Leistung abrufen, sonst gewinnt man die Spiele nicht mehr. Und das ist natürlich eine coole Entwicklung der Frauen-Bundesliga.

DFB.de: Sie haben die enge Tabellenkonstellation auf den oberen Plätzen angesprochen - viele Ihrer Nationalspielerinnen sind deshalb auch im Spitzenkampf der Liga gefordert. Wie bewerten Sie das in Bezug auf die Europameisterschaft im Sommer?

Voss-Tecklenburg: Ich hoffe, dass die Spielerinnen bis zum Schluss "on fire" und permanent im Rhythmus sind. Es ist doch klasse, in diesem Wettkampfmodus zu sein und sich mit den Besten zu messen. Das wollen unsere Spielerinnen auch. Am liebsten wäre mir natürlich, wenn möglichst viele aus dem Kreis der Nationalmannschaft auch mit einem gewissen Erfolgserlebnis aus den drei Wettbewerben Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League zur EM-Vorbereitung kommen.

DFB.de: Wen sehen Sie im Kampf um den Meisterschaftstitel ganz oben?

Voss-Tecklenburg: Das ist gerade noch ganz offen. Ich denke, dass Wolfsburg und Bayern sich bis zum Ende duellieren werden. Diese beiden Mannschaften haben sowohl in der Qualität und Dichte der Kader als auch bezüglich ihrer Erfahrungswerte einen kleinen Vorteil gegenüber der TSG Hoffenheim, Eintracht Frankfurt und Turbine Potsdam. Nichtsdestotrotz sind auch diese Vereine gerade sehr nah dran und machen es Bayern und Wolfsburg sehr schwer. Ein Beispiel...

DFB.de: ... bitte!

Voss-Tecklenburg: Wenn du es wie Frankfurt schaffst, die Bayern zu besiegen, dann kommt natürlich auch ein anderer Glaube in deine Mannschaft. Man geht den nächsten Schritt in der Entwicklung des Selbstvertrauens. Und Leistung ist eben nur dann abrufbar, wenn du sehr selbstbewusst bist. Deshalb helfen diese Spielergebnisse auch Mannschaften dabei, an sich zu glauben, an jedem Spieltag für eine Überraschung sorgen zu können. Von daher bleibt es sehr spannend. Dennoch bin ich der Meinung, dass sich der Meisterschaftskampf am Ende zwischen dem VfL Wolfsburg und dem FC Bayern München entscheiden wird. Spannend wird dahinter aber auf jeden Fall auch der Kampf um den dritten Champions-League-Platz.

DFB.de: Worauf wird es im Titelkampf noch ankommen?

Voss-Tecklenburg: Dass möglichst viele Spielerinnen gesund und von Verletzungen verschont bleiben. Zudem ist es wichtig, im Rhythmus zu bleiben, damit sie in einen gewissen Flow kommen können. Dennoch gibt es verschiedene Wege. Wenn du in einem Wettbewerb wie der Champions League nicht mehr vertreten bist, gibt es die Chance, mehr in die Belastungssteuerung zu gehen und dich trotzdem voll auf die Bundesligaspiele zu konzentrieren. Wenn du aber in vielen Wettbewerben spielst, bietet das auch die mentale Chance zu sagen: "Wir nehmen gerade alles mit was kommt, wir sind 'on fire' und es ist egal, ob wir eigentlich noch Zeit zum Trainieren haben oder nur noch spielen." Im Titelkampf gibt es kein Patentrezept. Von daher glaube ich, dass du immer aus der Situation heraus gestalten musst. Genau das machen die Vereine in einer sehr guten Art und Weise. Deshalb freuen wir uns sehr auf die nächsten Monate. Es bleibt wirklich spannend.

DFB.de: Welche Teams und welche Spielerin haben Sie in dieser Hinrunde überrascht?

Voss-Tecklenburg: Das Wissen behalte ich lieber für mich. (lacht) Mich hat generell gefreut und überrascht, dass die Liga gerade sportlich so ein tolles Bild abgibt und junge Spielerinnen sich weiterentwickeln. Es gibt viele, die wir bislang noch nicht in der A-Nationalmannschaft haben, bei denen wir aber auch die nächsten Schritte sehen. Wir blicken auch über die U 20- und U 19- bis hin in die U 17-Mannschaften hinein. Bereits dort gibt es Spielerinnen, die uns auffallen. Für diese ist es wichtig zu sehen, dass sie, wenn sie Leistung bringen, auch irgendwann die Möglichkeit haben, an die Tür der Nationalmannschaft anzuklopfen.

[lys]

Zum Auftakt der zweiten Saisonhälfte in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga spricht Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg im DFB.de-Interview über die Liga. Dabei ordnet sie nicht nur deren Leistungsstärke ein und sagt, welchen Einfluss der Spitzenkampf auf die bevorstehende EM-Vorbereitung hat, sondern verrät auch ihre Favoritinnen im Kampf um die Meisterschale.

DFB.de: Frau Voss-Tecklenburg, wie schätzen Sie die Leistungsstärke der Liga ein, auch im Vergleich zum internationalen Wettbewerb?

Martina Voss-Tecklenburg: Die FLYERALARM Frauen-Bundesliga präsentiert sich sportlich gerade sehr gut, vor allem was die obere Tabellenregion angeht. Für mich gibt es bei der Bewertung der Leistungsstärke zwei Faktoren: Zum einen ist immer ein Maßstab, wie unsere Teams in der Champions League auftreten. Dort spielen sie auf einem so hohen Niveau, dass die Mannschaften noch einmal einen großen Schritt in ihrer Entwicklung machen. Besonders mit dem VfL Wolfsburg und FC Bayern München haben wir zwei Mannschaften, die sich aktuell bis in die K.o.-Phase durchgesetzt haben. Das zeigt, dass wir wirklich gut aufgestellt sind.

DFB.de: Und der zweite Faktor?

Voss-Tecklenburg: Das ist die derzeitige Tabellenkonstellation, die sich aktuell mit fünf Teams und einer sehr hohen Punktedichte an der Spitze zeigt. Bedeutet: In der Bundesliga bekommst du nichts geschenkt. Jeder, egal ob Tabellenerster oder -zehnter, muss jedes Wochenende die volle Leistung abrufen, sonst gewinnt man die Spiele nicht mehr. Und das ist natürlich eine coole Entwicklung der Frauen-Bundesliga.

DFB.de: Sie haben die enge Tabellenkonstellation auf den oberen Plätzen angesprochen - viele Ihrer Nationalspielerinnen sind deshalb auch im Spitzenkampf der Liga gefordert. Wie bewerten Sie das in Bezug auf die Europameisterschaft im Sommer?

Voss-Tecklenburg: Ich hoffe, dass die Spielerinnen bis zum Schluss "on fire" und permanent im Rhythmus sind. Es ist doch klasse, in diesem Wettkampfmodus zu sein und sich mit den Besten zu messen. Das wollen unsere Spielerinnen auch. Am liebsten wäre mir natürlich, wenn möglichst viele aus dem Kreis der Nationalmannschaft auch mit einem gewissen Erfolgserlebnis aus den drei Wettbewerben Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League zur EM-Vorbereitung kommen.

DFB.de: Wen sehen Sie im Kampf um den Meisterschaftstitel ganz oben?

Voss-Tecklenburg: Das ist gerade noch ganz offen. Ich denke, dass Wolfsburg und Bayern sich bis zum Ende duellieren werden. Diese beiden Mannschaften haben sowohl in der Qualität und Dichte der Kader als auch bezüglich ihrer Erfahrungswerte einen kleinen Vorteil gegenüber der TSG Hoffenheim, Eintracht Frankfurt und Turbine Potsdam. Nichtsdestotrotz sind auch diese Vereine gerade sehr nah dran und machen es Bayern und Wolfsburg sehr schwer. Ein Beispiel...

DFB.de: ... bitte!

Voss-Tecklenburg: Wenn du es wie Frankfurt schaffst, die Bayern zu besiegen, dann kommt natürlich auch ein anderer Glaube in deine Mannschaft. Man geht den nächsten Schritt in der Entwicklung des Selbstvertrauens. Und Leistung ist eben nur dann abrufbar, wenn du sehr selbstbewusst bist. Deshalb helfen diese Spielergebnisse auch Mannschaften dabei, an sich zu glauben, an jedem Spieltag für eine Überraschung sorgen zu können. Von daher bleibt es sehr spannend. Dennoch bin ich der Meinung, dass sich der Meisterschaftskampf am Ende zwischen dem VfL Wolfsburg und dem FC Bayern München entscheiden wird. Spannend wird dahinter aber auf jeden Fall auch der Kampf um den dritten Champions-League-Platz.

DFB.de: Worauf wird es im Titelkampf noch ankommen?

Voss-Tecklenburg: Dass möglichst viele Spielerinnen gesund und von Verletzungen verschont bleiben. Zudem ist es wichtig, im Rhythmus zu bleiben, damit sie in einen gewissen Flow kommen können. Dennoch gibt es verschiedene Wege. Wenn du in einem Wettbewerb wie der Champions League nicht mehr vertreten bist, gibt es die Chance, mehr in die Belastungssteuerung zu gehen und dich trotzdem voll auf die Bundesligaspiele zu konzentrieren. Wenn du aber in vielen Wettbewerben spielst, bietet das auch die mentale Chance zu sagen: "Wir nehmen gerade alles mit was kommt, wir sind 'on fire' und es ist egal, ob wir eigentlich noch Zeit zum Trainieren haben oder nur noch spielen." Im Titelkampf gibt es kein Patentrezept. Von daher glaube ich, dass du immer aus der Situation heraus gestalten musst. Genau das machen die Vereine in einer sehr guten Art und Weise. Deshalb freuen wir uns sehr auf die nächsten Monate. Es bleibt wirklich spannend.

DFB.de: Welche Teams und welche Spielerin haben Sie in dieser Hinrunde überrascht?

Voss-Tecklenburg: Das Wissen behalte ich lieber für mich. (lacht) Mich hat generell gefreut und überrascht, dass die Liga gerade sportlich so ein tolles Bild abgibt und junge Spielerinnen sich weiterentwickeln. Es gibt viele, die wir bislang noch nicht in der A-Nationalmannschaft haben, bei denen wir aber auch die nächsten Schritte sehen. Wir blicken auch über die U 20- und U 19- bis hin in die U 17-Mannschaften hinein. Bereits dort gibt es Spielerinnen, die uns auffallen. Für diese ist es wichtig zu sehen, dass sie, wenn sie Leistung bringen, auch irgendwann die Möglichkeit haben, an die Tür der Nationalmannschaft anzuklopfen.

###more###