Simone Laudehr: "Beim Basketball abschalten"

Laudehr: Wir haben uns in allem verbessert, aber es ist immer schwer zu sagen, wo man genau steht. Norwegen ist ein richtig starker Gegner, der auch in der Endphase seiner Vorbereitung auf das Turnier ist. Darum ist das ein Test, der eine gute Standortbestimmung für uns ist. Die Norwegerinnen könnten unser potenzieller Gegner in einem der Finalspiele sein. Mal schauen, wo wir sie wiedertreffen.

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Zeit für Nachtschichten hatte Simone Laudehr diesmal nicht. Die Nationalspielerin steckt mitten in der WM-Vorbereitung, die Finals in der nordamerikanischen Profiliga NBA mussten ohne sie als Zuschauer stattfinden. Trotzdem war Ihre Freude nach dem Titelgewinn von Dirk Nowitzki groß, wie sie im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Gereon Tönnihsen verraten hat.

DFB.de: Frau Laudehr, der letzte Lehrgang der WM-Vorbereitung ist in vollem Gange. Haben Sie als großer Basketball-Fan überhaupt etwas von den NBA-Finals mitbekommen?

Simone Laudehr: Leider nicht so viel. Aber ich freue mich sehr für Dirk Nowitzki, der ja auch mein Lieblingssportler ist. Ich verfolge ihn sehr genau. Wenn es möglich ist, schaue ich mir auch seine Spiele an. Wenn es ein ganz besonderes Spiel ist, stehe ich dafür auch nachts auf. Im Moment geht das natürlich nicht. Wir bereiten uns auf ein großes Turnier vor, das hat jetzt Vorrang. (lacht) Ich denke, er kann es verkraften, wenn ich mal ein Spiel von ihm nicht gesehen habe.

DFB.de: Die Basketball-Einheit mit Ex-Nationalspieler Stephan Baeck beim Lehrgang in Köln muss Ihnen dann ja besonders gefallen haben.

Laudehr: Ja, ich fand’s cool. Das war eine sehr lustige Einheit. Wir haben ein Spiel gemacht, das Bump hieß. Fünf Leute waren in einer Gruppe. Es gab zwei Bälle. Und wenn man zum Beispiel als erste geworfen und nicht getroffen hat und die nächste doch, war man ausgeschieden. Und so weiter. Wir haben dann ein Endspiel mit den besten Gruppen gemacht. Und ich hatte das Glück, meine Mannschaft zum Sieg zu führen. Das war echt schön.

DFB.de: Was fasziniert Sie denn so am Basketball?

Laudehr: Mich haben immer schon alle Sportarten mit Bällen interessiert. Als Kind habe ich gegen jeden Ball getreten, jeden Ball geworfen und jeden Ball weggeschlagen. Manchmal reichte mir auch ein Apfel, wenn gerade kein Ball zur Hand war. Zwei Jahre war ich dann in einem Basketball-Verein, als ich noch in die Grundschule gegangen bin. Das habe ich damals schon sehr gerne gemacht. Seit ich intensiver Fußball spiele, betreibe ich Basketball vor allem zur Entspannung, zum Abschalten. Manchmal stehe ich alleine auf einem Platz und werfe einfach nur ein paar Körbe. Dann ist es egal, ob ich treffe oder nicht. Auch mit Freunden spiele ich total gerne. Beim Basketball braucht man Schnelligkeit, Dynamik, Konzentration. Deshalb ist das auch für uns ein gutes Training, das kann ziemlich anstrengend sein.

DFB.de: Sie haben sogar einen Basketball immer im Auto. Warum?

Laudehr: Es kann schon mal sein, dass ich, wenn ich an einem Basketball-Platz vorbeikomme und gerade Lust habe, aussteige und ein paar Körbe werfe. Darum habe ich immer einen Ball dabei.

DFB.de: Gibt es Dinge, die Fußballer von Basketballern lernen können?

Laudehr: Dieses direkte Umschalten von Angriff auf Verteidigung, das sicherlich. Das ist ja auch beim Handball so. Auch, wenn das Fußballfeld ungleich größer ist. Aber sofort, wenn ein Angriff abgeschlossen ist, gleich wieder in die richtige Formation für die Abwehr zu kommen, das ist schon sehr wichtig. Und dann diese ununterbrochene Dynamik, dieses starke Laufspiel, ob mit oder ohne Ball.

DFB.de: Kommen wir zum Fußball: An die WM 2007 haben Sie gute Erinnerungen, im Endspiel haben Sie ein Tor erzielt, welche Erwartungen haben Sie an das Turnier in diesem Jahr?

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Laudehr: Dass wir genauso unseren Spaß haben wie vor vier Jahren. Dass wir alles genauso Schritt für Schritt angehen. Wir sollten nicht schon zu weit nach vorne blicken. Ich fände es schlecht, wenn wir jetzt schon ans Finale denken würden. Wir haben jetzt erst einmal die Vorrunde mit starken Gegnern vor uns, gegen die wir bestehen und erfolgreich sein wollen. Natürlich ist es unser Ziel, wieder gute Leistungen zu bringen, wieder so oft wie möglich zu Null zu spielen. Bei der WM 2007 sind wir ja ohne Gegentor geblieben. Im Angriff sollten wir kreativ sein, zu Abschlüssen kommen, dann haben wir auch gute Chancen.

DFB.de: Kann man so ein Turnier und das ganze Drumherum überhaupt genießen?

Laudehr: Ja, das kann man. In der Vorbereitung haben wir ja schon einen Vorgeschmack darauf bekommen. So anstrengend sie auch war, haben wir es auch genossen, Interviews zu geben, diese Vorfreude zu spüren. Und ganz ehrlich: Ich würde mich bei dem Turnier am liebsten zweiteilen und mal erleben, was so in den Städten abgeht, wenn wir spielen. Mit vielen Fans vor den Leinwänden zu stehen, wie beim Eröffnungsspiel in Berlin, und dann zusammen zu feiern und hoffentlich zu jubeln – das muss ein tolles Erlebnis sein.

DFB.de: Sie haben jetzt eine lange Vorbereitung hinter sich. Wie wichtig ist es, am Donnerstag so einen Gegner wie Norwegen als Gradmesser zu haben?

Laudehr: Wir haben uns in allem verbessert, aber es ist immer schwer zu sagen, wo man genau steht. Norwegen ist ein richtig starker Gegner, der auch in der Endphase seiner Vorbereitung auf das Turnier ist. Darum ist das ein Test, der eine gute Standortbestimmung für uns ist. Die Norwegerinnen könnten unser potenzieller Gegner in einem der Finalspiele sein. Mal schauen, wo wir sie wiedertreffen.