Silvia Neid: "Wir brauchen Zeit, um uns zu finden"

Neid: Für alle Nationen ist es doch etwas Besonderes, gegen uns zu spielen. Da hängen sie sich besonders rein. Rumänien hat gegen uns anders gespielt als gegen die Schweiz, da waren sie offensiver eingestellt. Am Samstag haben die Rumäninnen mit Mann und Maus verteidigt und gar nichts für den Angriff getan. Die Räume wurden dadurch sehr eng. Häufig konnten wir daher nicht mit der ersten Ballberührung schon einen Gegner hinter uns lassen, sondern haben den Ball zu häufig nach hinten gepasst. Das wollen wir verbessern. Daran werden wir arbeiten. So wie auch an vielen anderen Dingen.

DFB.de: Wo steht Ihre Mannschaft derzeit?

Neid: Wir wissen, dass wir noch Zeit brauchen, um uns zu finden. Die Mannschaft muss sich entwickeln. Viele Spielerinnen müssen noch in ihre neue Rolle hineinwachsen und lernen, mehr Verantwortung zu übernehmen. Daran arbeiten wir intensiv.

DFB.de: Durch den Doppelspieltag haben Sie die Möglichkeit, die Mannschaft erstmals seit der WM wieder länger zu beobachten. Welchen Eindruck vermitteln die Spielerinnen derzeit?

Neid: Die Stimmung ist sehr gut. Die neuen Spielerinnen werden sehr gut integriert. Ich habe das Gefühl, dass wir direkt wieder eine Einheit sind. Alle ziehen voll mit. Jede Spielerin will sich anbieten. Alle haben Lust, sich im Training zu zeigen. Es macht einfach Spaß, mit dieser Mannschaft zu arbeiten.

DFB.de: Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang das Länderspiel gegen Schweden?

Neid: Sehr wichtig. Spiele gegen derart starke Gegner bringen uns weiter. Sie helfen uns in unserer Entwicklung. Und darum geht es in solchen Spielen. Es geht darum, wertvolle Erfahrungen zu sammeln und zu lernen. Aber es ist auch die Möglichkeit für die Spielerinnen, sich anzubieten, sich zu bewähren, sich in die Mannschaft zu spielen.

DFB.de: Wie wichtig ist Ihnen das Ergebnis?



[bild1]

Vorhang auf für den Klassiker auf dem Kiez: Am Mittwoch (ab 18 Uhr, live in der ARD) trifft die deutsche Frauen-Nationalmannschaft im Millerntor-Stadion auf St. Pauli auf Schweden. Die Partie gegen den WM-Dritten gilt als wichtige Standortbestimmung für das Team von Bundestrainerin Silvia Neid.

Mit zwei Siegen ist die DFB-Auswahl optimal in die Qualifikation für die EURO 2013 in Schweden gestartet. Dennoch zeigen sich die Spielerinnen und ihre Trainerin in der Analyse selbstkritisch.

Im DFB.de-Gespräch der Woche mit den Redakteuren Niels Barnhofer und Annette Seitz schildert Silvia Neid ihre Eindrücke vom 3:0 in Rumänien, woran das Team noch arbeiten muss und die Bedeutung von Duellen mit starken Gegner wie Schweden für die Weiterentwicklung ihres neustrukturierten Teams.

DFB.de: Silvia Neid, wie oft ist Ihnen in den vergangenen Tagen zum 3:0 in Rumänien gratuliert worden?

Silvia Neid: Ja, es stimmt schon, so häufig kam das nicht vor.

DFB.de: Trotz des Erfolgs wurde das Auftreten Ihrer Mannschaft sehr kritisch gesehen. Wie beurteilen Sie die Leistung?

Neid: Wir sehen unseren Auftritt schon sehr selbstkritisch. Aber man darf darüber nicht vergessen, dass wir uns in einer Phase der Neustrukturierung befinden und dennoch mit sechs Punkten aus zwei Spielen in die EM-Qualifikation gestartet sind.

DFB.de: Was hat Ihnen in Bukarest nicht gefallen?

Neid: Wir haben nach wie vor hohe Ansprüche an uns selbst. Von daher schauen wir auch immer genau auf unsere Leistung und analysieren schonungslos. Insofern sind uns einige Punkte aufgefallen.

DFB.de: Können Sie die konkret benennen?

Neid: Ja, zum Beispiel war die Fehlpassquote zu hoch. Es wurden keine guten Entscheidungen beim Abspiel getroffen, etwa was den Zeitpunkt angeht. Es wurde versäumt, schneller in die Tiefe zu spielen. Die Flanken kamen nicht präzise. Wir hatten den Strafraum nicht gut besetzt. Wir haben Zweikämpfe in Situationen verloren, die eigentlich sehr verheißungsvoll waren. Und dann ist es eben schwer gegen Teams, die robust auftreten und sich in der Defensive einigeln.

DFB.de: Woran lag das?

Neid: Es wird häufig vergessen, dass nach der WM mit Birgit Prinz, Ariane Hingst und Kerstin Garefekes drei Spielerinnen ihre Karriere in der Nationalmannschaft beendet haben. Sie haben große Fußstapfen hinterlassen. Hinzu kommt, dass mit Kim Kulig, Celia Okoyino da Mbabi und Dzsenifer Marozsan drei Spielerinnen verletzten ausfallen. Das lässt sich nicht so einfach kompensieren.

DFB.de: Ist damit auch die fehlende Souveränität erklärt?

Neid: Man kann nicht grundsätzlich erwarten, dass wir Gegner wie Rumänien zweistellig besiegen. Aber wir waren eindeutig spielbestimmend, mehr Ballbesitz kann man fast schon nicht mehr haben als in diesem Spiel. Ich hatte nie das Gefühl, dass wir das Spiel aus der Hand geben würden. Aber wir müssen einfach akzeptieren, dass die anderen Nationen aufholen. Und ich gehe auch davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt.

DFB.de: Trotzdem wurden mehr Tore gefordert und der letzte Pass bemängelt.

Neid: Für alle Nationen ist es doch etwas Besonderes, gegen uns zu spielen. Da hängen sie sich besonders rein. Rumänien hat gegen uns anders gespielt als gegen die Schweiz, da waren sie offensiver eingestellt. Am Samstag haben die Rumäninnen mit Mann und Maus verteidigt und gar nichts für den Angriff getan. Die Räume wurden dadurch sehr eng. Häufig konnten wir daher nicht mit der ersten Ballberührung schon einen Gegner hinter uns lassen, sondern haben den Ball zu häufig nach hinten gepasst. Das wollen wir verbessern. Daran werden wir arbeiten. So wie auch an vielen anderen Dingen.

DFB.de: Wo steht Ihre Mannschaft derzeit?

Neid: Wir wissen, dass wir noch Zeit brauchen, um uns zu finden. Die Mannschaft muss sich entwickeln. Viele Spielerinnen müssen noch in ihre neue Rolle hineinwachsen und lernen, mehr Verantwortung zu übernehmen. Daran arbeiten wir intensiv.

DFB.de: Durch den Doppelspieltag haben Sie die Möglichkeit, die Mannschaft erstmals seit der WM wieder länger zu beobachten. Welchen Eindruck vermitteln die Spielerinnen derzeit?

Neid: Die Stimmung ist sehr gut. Die neuen Spielerinnen werden sehr gut integriert. Ich habe das Gefühl, dass wir direkt wieder eine Einheit sind. Alle ziehen voll mit. Jede Spielerin will sich anbieten. Alle haben Lust, sich im Training zu zeigen. Es macht einfach Spaß, mit dieser Mannschaft zu arbeiten.

DFB.de: Wie wichtig ist in diesem Zusammenhang das Länderspiel gegen Schweden?

Neid: Sehr wichtig. Spiele gegen derart starke Gegner bringen uns weiter. Sie helfen uns in unserer Entwicklung. Und darum geht es in solchen Spielen. Es geht darum, wertvolle Erfahrungen zu sammeln und zu lernen. Aber es ist auch die Möglichkeit für die Spielerinnen, sich anzubieten, sich zu bewähren, sich in die Mannschaft zu spielen.

DFB.de: Wie wichtig ist Ihnen das Ergebnis?

Neid: Wer mich kennt, weiß, dass ich jedes Spiel gewinnen will. Und das wollen meine Spielerinnen auch. Das Ergebnis ist gut für die Psyche, aber nicht das entscheidende Kriterium für die Analyse.

DFB.de: Wie schätzen Sie Schweden ein?

[bild2]

Neid: Das wird ein Spiel auf Augenhöhe werden. Die Schwedinnen waren bei der WM richtig gut drauf. Der dritte Platz ist eine hervorragende Referenz. Mit Siegen wie gegen die USA oder Frankreich wussten sie zu überzeugen. Sie haben vor allen Dingen eine starke Offensive, die von Lotta Schelin angeführt wird.

DFB.de: Worauf wird es ankommen?

Neid: Wir werden in allen Mannschaftsteilen gefordert werden. Ich gehe von einem offenen Schlagabtausch aus.

DFB.de: Welche Rolle wird das Publikum dabei spielen?

Neid: Es ist immer gut, vor heimischem Publikum zu spielen und die Unterstützung der Fans zu spüren. Die Atmosphäre im Millerntor-Stadion bei Spielen des FC St. Pauli ist ja legendär - es wäre schön, wenn wir am Mittwoch Ähnliches erleben würden.