Rüdiger Vollborn: "Biste halt der Hahn im Korb"

Vollborn: Es hat mir Spaß gemacht. Ich habe ihnen gesagt, sie sollten sich mal so einen Lehrgang der Frauen-Nationalmannschaft anschauen, um sich einen direkten Eindruck zu verschaffen. Bis dahin konnten die sich ja noch gar kein Urteil bilden.

Frage: Konnten Sie damit auch einige Bekehren?

Vollborn: Das ist das falsche Wort. Aber ich habe bestimmt einige zum Nachdenken angeregt.

Frage: Wie verfolgen Sie derzeit den Frauenfußball?

Vollborn: Dadurch das die Frauen von Bayer 04 Leverkusen in die Bundesliga aufgestiegen sind, mittlerweile wieder etwas intensiver. Aber ich bin gewiss kein Experte auf diesem Gebiet.

Frage: Im kommenden Jahr findet die WM statt. Leverkusen ist einer von neun Spielorten. Werden Sie mitfiebern?

Vollborn: Wenn große Turniere wie eine Europa- oder Weltmeisterschaft stattfinden, dann sitze ich natürlich vor dem Fernseher und drücke die Daumen. Es hat mich auch maßlos gefreut, als Nadine Angerer bei der WM 2007 so ein überragendes Turnier gespielt hat. Das fand ich einfach nur geil, das hat Spaß gemacht, sie so spielen zu sehen. Und bei der WM 2003 war ich ja auch ein ganz kleines bisschen am Titelgewinn beteiligt. Und ich kannte nun mal jede Spielerin. Das war einfach klasse. Es hat einfach Spaß gemacht. Und dann zu sehen, wie diese Mannschaft Weltmeister wird, das war toll! Dafür bin ich für jedes Spiel auch mitten in der Nacht aufgestanden.

Frage: Haben Sie noch einen Draht zur Frauen-Nationalmannschaft?



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Die Vita von Rüdiger Vollborn liest sich gut. Mit 401 Bundesliga-Einsätzen ist er Rekordspieler bei Bayer 04 Leverkusen. Seine Erfolge als Torwart können sich ebenfalls sehen lassen: Gewinn des UEFA-Cups 1988 und Gewinn des DFB-Pokals 1993. Hinzu kommen die Titel bei der U 18-Europameisterschaft 1981 und bei der U 20-Weltmeisterschaft 1981.

Seit dem Ende seiner aktiven Laufbahn arbeitet Vollborn als Torwart-Trainer. Unter anderem entdeckte er René Adler. Für vier Jahre fand der heutige Nationaltorhüter in den Vollborns eine Gastfamilie. Weniger bekannt ist jedoch das Engagement von Rüdiger Vollborn in der Frauen-Nationalmannschaft. Vor der WM 2003 arbeitete er mit Silke Rottenberg und Nadine Angerer.

Grund genug, um sich vor dem Länderspiel der DFB-Frauen gegen Nigeria am 25. November in der BayArena (18 Uhr, live in der ARD) mit dem Torwart-Trainer über Frauenfußball zu unterhalten. DFB-Redakteur Niels Barnhofer sprach mit Rüdiger Vollborn.

Frage: Rüdiger Vollborn, eigentlich geht die Frage gar nicht, aber wir stellen sie trotzdem: Wer ist der bessere Torwart – Nadine Angerer oder René Adler?

Rüdiger Vollborn: (lacht) Das ist sehr, sehr schwer zu vergleichen. Nadine hat sich zu der Torhüterin gemausert, die ich schon vor Jahren in ihr gesehen habe. Früher war sie ein wenig ungeduldig, aber sie ist ihren Weg gegangen. Und wie man sieht, hat es sich ausgezahlt. Dort, wo sie jetzt ist, steht sie verdientermaßen. Sie ist eine der weltbesten, wenn nicht gar die weltbeste Torhüterin.

Frage: Sie haben Torhüter und Torhüterinnen trainiert. Welche Unterschiede gibt es?

Vollborn: Gewaltige! Das liegt aber an den biologischen Unterschieden. Im Vergleich zu den Männern haben die Frauen weniger Muskeln. Das bedeutet, sie können nicht so hoch springen, nicht so weit schießen oder nicht so schnell laufen wie die Männer. Das Spiel der Frauen ist ein ganz anderes. Das muss man so akzeptieren. Man kann ja auch nicht Frauen- und Männerhandball vergleichen, oder Frauen- und Männerbasketball.

Frage: Wann waren Sie Torwart-Trainer bei der Frauen-Nationalmannschaft?

Vollborn: Das letzte Mal war ich bei einem Lehrgang im Winter 2002 dabei. Das war ein gutes halbes Jahr vor dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2003. Wann ich das erste Mal dabei war, kann ich gar nicht mehr sagen.

Frage: Wissen Sie noch, wie Sie zu dieser Aufgabe kamen?

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Vollborn: Ich war eine zeitlang als Torwarttrainer bei der U 15-Nationalmannschaft. Unter anderem hatte ich in dieser Zeit zum ersten Mal mit René Adler gearbeitet. Ein Bundesliga-Klub hatte jedoch ein Veto gegen dieses Engagement eingelegt. Es hieß, ein Torwart-Trainer, der auch für einen Bundesligisten arbeitet, könne nicht gleichzeitig die Nachwuchstorhüter des DFB trainieren. Ich wollte deswegen kein großes Theater machen und habe schweren Herzens auf die U 15 verzichtet. Ich fand es schade, weil ich gerne den Jungs geholfen hätte und wollte gerade den Talenten helfen, die nicht in den großen Vereinen spielten. Aber es hatte sich dann zerschlagen. Kurz darauf kam DFB-Trainer Jörg Daniel auf mich zu und fragte mich, ob ich Interesse hätte, als Torwart-Trainer bei der Frauen-Nationalmannschaft einzusteigen. Da habe ich gesagt: Ja, das mach ich, das schaue ich mir mal an.

Frage: Und wie war Ihr erster Eindruck?

Vollborn: Es hat mich fasziniert, mit welchem Einsatz und Engagement die Mädels bei der Sache sind. Nicht nur die Torhüterinnen, alle haben ein ganz schönes Pensum durchzogen. Ich glaube, das wird von vielen Männern unterschätzt. Das hat mir also sehr imponiert. Hinzu kam, dass ich die Atmosphäre innerhalb des Teams als sehr angenehm empfunden habe. Also habe ich mir gesagt: Biste halt der Hahn im Korb und machste mit.

Frage: Wie hatte Ihr Umfeld damals auf dieses Engagement reagiert?

Vollborn: Ja, da gab es schon Reaktionen. Viele haben mich belächelt.

Frage: Konnten Sie diese Leute überzeugen?

Vollborn: Es hat mir Spaß gemacht. Ich habe ihnen gesagt, sie sollten sich mal so einen Lehrgang der Frauen-Nationalmannschaft anschauen, um sich einen direkten Eindruck zu verschaffen. Bis dahin konnten die sich ja noch gar kein Urteil bilden.

Frage: Konnten Sie damit auch einige Bekehren?

Vollborn: Das ist das falsche Wort. Aber ich habe bestimmt einige zum Nachdenken angeregt.

Frage: Wie verfolgen Sie derzeit den Frauenfußball?

Vollborn: Dadurch das die Frauen von Bayer 04 Leverkusen in die Bundesliga aufgestiegen sind, mittlerweile wieder etwas intensiver. Aber ich bin gewiss kein Experte auf diesem Gebiet.

Frage: Im kommenden Jahr findet die WM statt. Leverkusen ist einer von neun Spielorten. Werden Sie mitfiebern?

Vollborn: Wenn große Turniere wie eine Europa- oder Weltmeisterschaft stattfinden, dann sitze ich natürlich vor dem Fernseher und drücke die Daumen. Es hat mich auch maßlos gefreut, als Nadine Angerer bei der WM 2007 so ein überragendes Turnier gespielt hat. Das fand ich einfach nur geil, das hat Spaß gemacht, sie so spielen zu sehen. Und bei der WM 2003 war ich ja auch ein ganz kleines bisschen am Titelgewinn beteiligt. Und ich kannte nun mal jede Spielerin. Das war einfach klasse. Es hat einfach Spaß gemacht. Und dann zu sehen, wie diese Mannschaft Weltmeister wird, das war toll! Dafür bin ich für jedes Spiel auch mitten in der Nacht aufgestanden.

Frage: Haben Sie noch einen Draht zur Frauen-Nationalmannschaft?

Vollborn: Nein, leider gar nicht mehr. Das ist eigentlich schade. Das hat sich aber nicht mehr ergeben. Ich habe mich sehr gut mit Tina Theune und Silvia Neid verstanden. Und auch mit allen anderen Leuten drum herum. Das war einfach eine tolle Atmosphäre. Das war schön. Von daher glaube ich, dass, wenn wir uns jetzt zum Länderspiel in Leverkusen wieder sehen sollten, werden wir uns ganz herzlich begrüßen.