Ratzeburg: "Wer hätte das vor 20 oder 25 Jahren gedacht?"

Frage: Welche Erinnerung haben Sie an das Spiel?

Ratzeburg: Die Anlage ist ja sehr klein und es passten nicht mehr als 1500 bis 2000 Zuschauer rein. Wir waren aber nicht darüber verwundert. Das war halt so.

Frage: In der Statistik von dfb.de ist vermerkt, dass 2500 Zuschauer da waren und die Partie damit ausverkauft war. Wie war das damals zu bewerten?

Ratzeburg: Das war normal. Ich kann mich zumindest nicht daran erinnern, dass wir enttäuscht waren. Wir hatten seinerzeit immer kleine Stadien gesucht, wo es kuschelig war, so dass dann auch eine gute Atmosphäre aufkam, wenn es voll war. Und das war in Hamburg gegeben. Es war das Übliche.

Frage: Wie hatten sich die Erwartungen bezüglich der Zuschauer-Zahlen entwickelt?

Ratzeburg: Wir hatten zur Jahrtausend-Wende an jedem Tausender mehr große Freude gehabt. Als wir das erste Mal die Zehntausender-Marke geknackt hatten, war das ein richtig gutes Gefühl.

Frage: Seit dem Spiel gegen China sind mehr als zwölf Jahre vergangenen. Was hat sich in der Zwischenzeit getan?

Ratzeburg: An solchen Beispielen wie dem letzten Spiel in Hamburg merke ich immer wieder, wie sehr ich mich in den Zeiten verschätze, weil unheimlich viel passiert ist. 1999 fand die dritte Weltmeisterschaft in den USA statt. Da sind wir im Viertelfinale gegen die USA nach einem bombastischen Spiel ausgeschieden. Das war das beste Spiel, das bis zu diesem Zeitpunkt gespielt wurde. Dann kam die WM 2003, die uns den ersten Titel-Gewinn bescherte. Der gab uns einen spürbaren Schub. Die Akzeptanz stieg. Viele Leute hatten des Nächtens die Übertragungen aus den USA verfolgt. Die Leistung unserer Mannschaft und die Entwicklung des Frauenfußballs sind insgesamt stetig vorangegangen. Damit einher ging eine kontinuierlich steigende Zahl an aktiven Frauen und Mädchen. Die Medien interessierten sich vermehrt für das Thema Frauenfußball. Seit der WM 2003 wurden immer mehr Länderspiele live übertragen. Zu Beginn in der Nachmittagszeit, inzwischen aber auch mal in der Prime Time. Mittlerweile geht das so weit, dass die ARD und das ZDF uns sogar bis nach Rumänien begleiten, um die Übertragungen von solchen Begegnungen selbst zu produzieren. Es ist gut, solche Partner zu haben. Aber sie machen das ja auch nicht, um uns einen Gefallen zu tun, sondern weil sie wissen, dass unser Spiel ein breites Publikum interessiert und die Einschaltquoten entsprechend hoch sind.



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Für Hannelore Ratzeburg ist das Länderspiel der deutschen Frauen-Nationalmannschaft gegen Schweden am kommenden Mittwoch, 26. Oktober (18.00 Uhr), im Millerntor-Stadion auf St. Pauli ein Heimspiel. Die DFB-Vizepräsidentin ist Hamburgerin und freut sich daher besonders auf die Partie.

Grund genug, um mit ihr über das bisher letzte Länderspiel in Hamburg und die Entwicklung des Frauenfußballs zu sprechen. Im Gespräch mit DFB-Redakteur Niels Barnhofer blickte Hannelore Ratzeburg zurück und voraus.

Frage: Hannelore Ratzeburg, können Sie sich noch an den 28. März 1999 erinnern?

Hannelore Ratzeburg: 28. März 1999? Nein!

Frage: Da fand das bisher letzte Frauen-Länderspiel in Hamburg statt. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Ratzeburg: Ach ja wir haben gegen China gespielt. Auf dem Wolfgang-Meyer-Sportplatz in der Hagenbeckstraße und an der Kieler Straße haben wir im Hotel gewohnt.

Frage: Jetzt kommen die Details, die wir wissen wollen.

Ratzeburg: Wir haben auf einem Mini-Freizeit-Platz an einer Wohnanlage trainiert. Das war schon noch eine total andere Zeit. Sie könnte auch 100 Jahre her sein.

Frage: Welche Erinnerung haben Sie an das Spiel?

Ratzeburg: Die Anlage ist ja sehr klein und es passten nicht mehr als 1500 bis 2000 Zuschauer rein. Wir waren aber nicht darüber verwundert. Das war halt so.

Frage: In der Statistik von dfb.de ist vermerkt, dass 2500 Zuschauer da waren und die Partie damit ausverkauft war. Wie war das damals zu bewerten?

Ratzeburg: Das war normal. Ich kann mich zumindest nicht daran erinnern, dass wir enttäuscht waren. Wir hatten seinerzeit immer kleine Stadien gesucht, wo es kuschelig war, so dass dann auch eine gute Atmosphäre aufkam, wenn es voll war. Und das war in Hamburg gegeben. Es war das Übliche.

Frage: Wie hatten sich die Erwartungen bezüglich der Zuschauer-Zahlen entwickelt?

Ratzeburg: Wir hatten zur Jahrtausend-Wende an jedem Tausender mehr große Freude gehabt. Als wir das erste Mal die Zehntausender-Marke geknackt hatten, war das ein richtig gutes Gefühl.

Frage: Seit dem Spiel gegen China sind mehr als zwölf Jahre vergangenen. Was hat sich in der Zwischenzeit getan?

Ratzeburg: An solchen Beispielen wie dem letzten Spiel in Hamburg merke ich immer wieder, wie sehr ich mich in den Zeiten verschätze, weil unheimlich viel passiert ist. 1999 fand die dritte Weltmeisterschaft in den USA statt. Da sind wir im Viertelfinale gegen die USA nach einem bombastischen Spiel ausgeschieden. Das war das beste Spiel, das bis zu diesem Zeitpunkt gespielt wurde. Dann kam die WM 2003, die uns den ersten Titel-Gewinn bescherte. Der gab uns einen spürbaren Schub. Die Akzeptanz stieg. Viele Leute hatten des Nächtens die Übertragungen aus den USA verfolgt. Die Leistung unserer Mannschaft und die Entwicklung des Frauenfußballs sind insgesamt stetig vorangegangen. Damit einher ging eine kontinuierlich steigende Zahl an aktiven Frauen und Mädchen. Die Medien interessierten sich vermehrt für das Thema Frauenfußball. Seit der WM 2003 wurden immer mehr Länderspiele live übertragen. Zu Beginn in der Nachmittagszeit, inzwischen aber auch mal in der Prime Time. Mittlerweile geht das so weit, dass die ARD und das ZDF uns sogar bis nach Rumänien begleiten, um die Übertragungen von solchen Begegnungen selbst zu produzieren. Es ist gut, solche Partner zu haben. Aber sie machen das ja auch nicht, um uns einen Gefallen zu tun, sondern weil sie wissen, dass unser Spiel ein breites Publikum interessiert und die Einschaltquoten entsprechend hoch sind.

Frage: Kann man es beziffern, um wie viel man sich weiterentwickelt hat?

Ratzeburg: Es ist schwer zu sagen. Ich weiß gar nicht, wo man den 100-Prozent-Bereich ansiedeln sollte. Sicherlich können wir immer etwas verbessern, optimieren und weiterentwickeln. Aber bei der vergangenen WM hatten wir ausverkaufte Stadien, Anstoßzeiten, die in der Prime Time lagen, hohe Einschaltquoten und Marktanteile, ein unglaubliches Sponsoren- und Medien-Interesse gehabt –ich bin der Meinung, dass wir bei der WM die 100 Prozent erreicht haben, mehr ging nicht.

Frage: Wo steht man denn mit dem Frauenfußball aktuell, sprich nach der WM?

Ratzeburg: Unsere Zielsetzung lautet, in Zukunft bei den Länderspielen der Frauen mittlere Stadien zu füllen. Die WM war ein besonderes Ereignis, das man getrennt betrachten muss. Die Menschen wussten einfach, dass sie so schnell keine Fußball-WM mehr in Deutschland erleben werden. Insofern ist es ein besonderer Antrieb gewesen, bei einem solchen Turnier dabei zu sein. Wir haben daher auch Personen erreicht, die vielleicht vorher noch nie bei einem Frauenfußball-Spiel ins Stadion gegangen sind. Wir werden jetzt sehen, dass wir wieder ein Stück Normalität erreichen. Die Zuschauerzahlen sind natürlich immer abhängig von Faktoren wie Termin, Anstoßzeit oder Konkurrenz zu anderen parallel stattfindenden Veranstaltungen.

Frage: Für das Schweden-Spiel sind derzeit rund 8.000 Karten verkauft worden. Wie ist diese Zahl einzuordnen?

Ratzeburg: Die Entscheidung, mit diesem Spiel nach Hamburg zu gehen, wurde relativ kurzfristig getroffen. Deswegen fiel der Start des Kartenvorverkaufs in die Schulferien von Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Insofern hoffe ich, dass wir in dieser Woche noch ein paar Karten verkaufen werden. Ich bin optimistisch, dass wir dann am Mittwoch 12.000 oder mehr Zuschauer im Millerntor-Stadion begrüßen können.

Frage: Muss man solche Zahlen auch mal in Relation zu solchen setzen, die in anderen Nationen im Frauenfußball und in anderen Sportarten in Deutschland erzielt werden?

Ratzeburg: Ja, das haben wir gerade wieder in Bukarest gesehen. Das Stadion dort entsprach ja eher einem, das wir aus der Frauen-Bundesliga gewohnt sind. Und der Zuspruch, naja, nennen wir ihn mal stark ausbaufähig. Das ist einfach ein Zeichen dafür, dass der Frauenfußball in einem Land wie Rumänien noch in den Kinderschuhen steckt.

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Frage: Und der Vergleich zu anderen Frauen-Sportarten in Deutschland?

Ratzeburg: Auch das ist wahr. In diesem Jahr fanden die Hockey-Europameisterschaften der Frauen und Männer in Deutschland statt. Und obwohl ja beide Teams Europameister wurden, war in den Zeitungen, die ich gelesen habe, kaum etwas darüber zu lesen. Ein kleiner Kasten ohne Bild – mehr gab es nicht. Das finde ich schade, weil ich weiß, was diese Sportlerinnen und Sportler leisten. Aber es zeigt mir auch, was wir mit dem Frauenfußball erreicht haben und wo wir mit ihm stehen. Und manchmal denke ich auch, wer hätte das vor 20 oder 25 Jahren gedacht. Was aber nicht heißen soll, dass wir zufrieden sind und uns jetzt zurücklehnen, natürlich werden wir auch weiterhin versuchen, uns in diesem Bereich zu verbessern.

Frage: Kommen wir auf die persönliche Ebene. Wie sehr ist die Partie gegen Schweden auf St. Pauli für Sie als Hamburgerin etwas Besonderes?

Ratzeburg: Ganz klar ist das ein besonderes Spiel für mich. Deswegen wünsche ich mir auch ganz besonders, dass viele Fans kommen. Ich bin mir sicher, dass wir ein attraktives Spiel sehen werden. Schweden ist eine Nation, die uns immer wieder herausgefordert hat. Wir hatten gegen sie oft in entscheidenden Spielen die Nase vorne. Jetzt kommt Schweden als WM-Dritter. Das ist eine hervorragende Referenz. Ich hoffe daher auf eine stimmungsvolle Kulisse.

Frage: Das heißt, Sie konnten einige Zuschauer aktivieren?

Ratzeburg: Das musste ich gar nicht. Die Neugier auf das Team ist da. Es sind immer noch einige Weltmeisterinnen dabei und viele Spielerinnen aus dem WM-Kader in diesem Jahr. Die jungen, neuen Spielerinnen wecken zusätzliches Interesse bei den Zuschauern. Es werden einige Fans kommen, die die Mannschaft einfach mal live in Hamburg sehen wollen. So oft gibt es hier die Gelegenheit ja nicht, wie wir zu Beginn festgestellt haben.