Ratzeburg: "Vereine haben jetzt ganz andere TV-Präsenz"

Wie ist die Entwicklung im deutschen Frauen- und Mädchenfußball? Am vergangenen Wochenende hat in Frankfurt am Main die Jahrestagung des zuständigen DFB-Ausschusses stattgefunden, mit Vertretern der Regional- und Landesverbände wurde breit diskutiert - vom Elitefußball bis zum Masterplan für den Amateurfußball.

Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteurin Annette Seitz redet Hannelore Ratzeburg, als DFB-Vizepräsidentin zuständig für den Frauen- und Mädchenfußball, über die Themen der Jahrestagung, die Entwicklung der Frauen-Bundesligen und die Nachwuchsförderung.

DFB.de: Frau Ratzeburg, welche Themen stehen bei einer Jahrestagung im Fokus - und was ist das Ziel dabei?

Hannelore Ratzeburg: Das Ziel ist, alle ehren- und hauptamtlichen Vertreterinnen und Vertreter zusammenzubringen, die auf Landesverbandsebene für den Frauen- und Mädchenfußball zuständig sind, um sich zu Sachthemen auszutauschen. Beispielsweise standen die Umsetzung des Masterplans für den Amateurfußball, der beim DFB-Bundestag beschlossen wurde, mögliche Flexibilisierungen im Spielbetrieb, neue Spielformen, aber auch der Austausch von Best-Practice-Beispielen hinsichtlich der Entwicklung des Frauen- und Mädchenfußballs auf der Tagesordnung. Wichtige Überschriften sind hierbei die Entwicklung des Ü-Spielbetriebs, die demografische Entwicklung, das Thema Futsal oder die Frage, wie wir es generell schaffen, mehr Mädchen zum Fußballspielen zu bringen. Also eine Fülle von Themen.

DFB.de: Der Breitenfußball ist ein großes Thema, im Blickpunkt steht aber immer auch der Spitzenfußball, namentlich die Frauen-Bundesligen. Wie ist dort beispielsweise der Stand in Sachen Ligastatut?

Ratzeburg: Nachdem wir uns drei Jahre mit den Vereinen über die Inhalte eines Ligastatuts ausgetauscht hatten, wurde beim DFB-Bundestag im vergangenen Jahr festgelegt, ein solches Statut zur Saison 2015/2016 für die Frauen-Bundesliga und 2. Frauen-Bundesliga einzuführen. Derzeit läuft ein Probeverfahren. Es gilt wie bisher auch, dass, wer in der ersten oder zweiten Frauen-Bundesliga spielen möchte, sich nicht nur sportlich dafür qualifizieren muss. Er muss auch die technisch-organisatorischen Voraussetzungen erbringen wie adäquate Stadionkapazität und -einrichtungen. Darüber hinaus erwarten wir von einem Bundesligisten entsprechende Qualifikationen der Trainer und Manager sowie die Förderung eines entsprechenden sportlichen Unterbaus mit Nachwuchsmannschaften. Was anders ist: Der Bereich der wirtschaftlichen Zulassung wird eine neue Qualität erhalten.

DFB.de: Können Sie das näher erläutern?

Ratzeburg: Künftig haben wir eine größere Sicherheit bezüglich der wirtschaftlichen Kennzahlen, die von den Vereinen eingereicht werden, da die Einschaltung eines Wirtschaftsprüfers verpflichtend wird. Durch die prüferische Durchsicht durch diese Person haben wir eine Handhabe, um entsprechende Konsequenzen vorzunehmen - und das schon vor der Saison. Denn Ziel ist, dass uns ein Verein nachweisen muss, dass er die anstehende Saison auch wirtschaftlich meistern kann. Wir sind uns einig, dass das Schlimmste ist, was einer Liga passieren kann, dass der Auf- und Abstieg nicht durch sportliche Ereignisse, sondern wirtschaftliche Rahmenbedingungen entschieden wird. Und das wollen wir mit einem solchen Verfahren weitestgehend ausschließen. Dies war bislang nicht möglich.

DFB.de: Der DFB erhält dadurch eine größere Handlungsfähigkeit?

Ratzeburg: Genau, wir haben momentan noch nicht dieses Durchgriffsrecht. Bei den aktuellen Beispielen - etwa dem Fall SC 07 Bad Neuenahr oder FCR 2001 Duisburg - konnten wir nur beratend Einfluss nehmen, aber nicht handelnd eingreifen. Das wird sich mit dem im Statut festgelegten Verfahren ändern.

DFB.de: Eine vom DFB in Auftrag gegebene Analyse ergab, dass sich die Reichweite und Präsenz in den Medien für die Frauen-Bundesliga in der laufenden Saison sehr positiv entwickelt hat. Wie beurteilen Sie das?

Ratzeburg: Wir sind froh, dass wir es neben der Präsenz in den Programmen unserer Hauptpartner von ARD und ZDF nun auch geschafft haben, die Frauen-Bundesliga regelmäßig auf dem weiteren TV-Markt zu präsentieren. Regelmäßig heißt, dass das Topspiel der Runde live auf Eurosport ausgestrahlt wird, auf einem eigenen Sendeplatz am Samstagmittag. Damit haben wir ein Alleinstellungsmerkmal, und die sehr guten Einschaltquoten zeigen auch, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

DFB.de:Gilt das auch für die internationale Ausstrahlung der Bundesliga?

Ratzeburg: Ja, Eurosport überträgt mehr und mehr Spiele auch europaweit und ist mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Wir spüren auch ein verstärktes Interesse auf dem japanischen Markt - hervorgerufen durch die japanischen Spielerinnen, die bei deutschen Bundesligisten unter Vertrag stehen. Die Kooperation mit Eurosport war ein ganz wichtiger Schlüsselschritt für die Möglichkeiten einer Vermarktung der gesamten Liga, weil die Vereine jetzt einfach eine ganz andere Präsenz haben.

DFB.de: Die Frauen-Bundesliga gilt als eine der stärksten Ligen der Welt, ist Heimat der Europameisterinnen, aber auch von ganz vielen Talenten. Die U 17-Juniorinnen und die U 20-Frauen haben sich für die Weltmeisterschaften in diesem Jahr qualifiziert. Was sagt das aus?

Ratzeburg: Das ist zum einen Beweis der guten Arbeit in den Vereinen und unterstreicht zum anderen, dass auch unser Talentförderkonzept greift. Wir haben beispielsweise ermöglicht, dass zusätzliche Physiotherapeuten eingesetzt werden, dass die U-Mannschaften mehr Maßnahmen durchführen können, bei denen auch Lehrer dabei sind, auch um die duale Karriere zu unterstützen. Es sind viele kleine Schritte, die dazu beitragen sollen, dass wir weiterhin an der Weltspitze bleiben. Denn ganz oben zu bleiben, ist eine große Herausforderung. Es ist Tatsache, dass die anderen Nationen verstärkt investieren und ihre Strukturen verbessern. Deshalb sollten wir immer versuchen, einen Schritt vorauszudenken.

DFB.de: Wie wichtig ist der Erfolg der Frauen-Nationalmannschaft für die Entwicklung der Bundesliga?

Ratzeburg: Der Erfolg einer A-Nationalmannschaft hat Stahlkraft für die gesamte Sportart. Ein Megaevent oder ein Erfolg bei einem Großereignis hilft dabei, öffentliche Aufmerksamkeit zu erlangen und Menschen zu erreichen, die sich vielleicht aus eigenem Antrieb mit dem Thema noch nicht auseinandergesetzt haben. Ligaentwicklung, Breitenfußballentwicklung, Öffentlichkeitsarbeit, PR und Marketing können mit Erfolgen der A-Mannschaft auch vorangetrieben werden.

DFB.de: Ist dies das Kerngeschäft des Verbandes?

Ratzeburg: Ich glaube, die Stärke unseres Verbandes ist es, dass wir hier eine große Kontinuität in diesen Strukturen haben, von den U-Mannschaften bis hin zur Frauen-Nationalmannschaft. Bundestrainerin Silvia Neid gibt die Strategie vor, und dieser rote Faden der Fußballphilosophie zieht sich durch bis zu unserer U 15. Der Austausch geht darüber hinaus zu den Trainern auf Landesverbands- und Vereinsebene. Ich sehe das als beispielhaft und bin sehr zufrieden mit dieser Entwicklung.

[as]

Wie ist die Entwicklung im deutschen Frauen- und Mädchenfußball? Am vergangenen Wochenende hat in Frankfurt am Main die Jahrestagung des zuständigen DFB-Ausschusses stattgefunden, mit Vertretern der Regional- und Landesverbände wurde breit diskutiert - vom Elitefußball bis zum Masterplan für den Amateurfußball.

Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteurin Annette Seitz redet Hannelore Ratzeburg, als DFB-Vizepräsidentin zuständig für den Frauen- und Mädchenfußball, über die Themen der Jahrestagung, die Entwicklung der Frauen-Bundesligen und die Nachwuchsförderung.

DFB.de: Frau Ratzeburg, welche Themen stehen bei einer Jahrestagung im Fokus - und was ist das Ziel dabei?

Hannelore Ratzeburg: Das Ziel ist, alle ehren- und hauptamtlichen Vertreterinnen und Vertreter zusammenzubringen, die auf Landesverbandsebene für den Frauen- und Mädchenfußball zuständig sind, um sich zu Sachthemen auszutauschen. Beispielsweise standen die Umsetzung des Masterplans für den Amateurfußball, der beim DFB-Bundestag beschlossen wurde, mögliche Flexibilisierungen im Spielbetrieb, neue Spielformen, aber auch der Austausch von Best-Practice-Beispielen hinsichtlich der Entwicklung des Frauen- und Mädchenfußballs auf der Tagesordnung. Wichtige Überschriften sind hierbei die Entwicklung des Ü-Spielbetriebs, die demografische Entwicklung, das Thema Futsal oder die Frage, wie wir es generell schaffen, mehr Mädchen zum Fußballspielen zu bringen. Also eine Fülle von Themen.

DFB.de: Der Breitenfußball ist ein großes Thema, im Blickpunkt steht aber immer auch der Spitzenfußball, namentlich die Frauen-Bundesligen. Wie ist dort beispielsweise der Stand in Sachen Ligastatut?

Ratzeburg: Nachdem wir uns drei Jahre mit den Vereinen über die Inhalte eines Ligastatuts ausgetauscht hatten, wurde beim DFB-Bundestag im vergangenen Jahr festgelegt, ein solches Statut zur Saison 2015/2016 für die Frauen-Bundesliga und 2. Frauen-Bundesliga einzuführen. Derzeit läuft ein Probeverfahren. Es gilt wie bisher auch, dass, wer in der ersten oder zweiten Frauen-Bundesliga spielen möchte, sich nicht nur sportlich dafür qualifizieren muss. Er muss auch die technisch-organisatorischen Voraussetzungen erbringen wie adäquate Stadionkapazität und -einrichtungen. Darüber hinaus erwarten wir von einem Bundesligisten entsprechende Qualifikationen der Trainer und Manager sowie die Förderung eines entsprechenden sportlichen Unterbaus mit Nachwuchsmannschaften. Was anders ist: Der Bereich der wirtschaftlichen Zulassung wird eine neue Qualität erhalten.

DFB.de: Können Sie das näher erläutern?

Ratzeburg: Künftig haben wir eine größere Sicherheit bezüglich der wirtschaftlichen Kennzahlen, die von den Vereinen eingereicht werden, da die Einschaltung eines Wirtschaftsprüfers verpflichtend wird. Durch die prüferische Durchsicht durch diese Person haben wir eine Handhabe, um entsprechende Konsequenzen vorzunehmen - und das schon vor der Saison. Denn Ziel ist, dass uns ein Verein nachweisen muss, dass er die anstehende Saison auch wirtschaftlich meistern kann. Wir sind uns einig, dass das Schlimmste ist, was einer Liga passieren kann, dass der Auf- und Abstieg nicht durch sportliche Ereignisse, sondern wirtschaftliche Rahmenbedingungen entschieden wird. Und das wollen wir mit einem solchen Verfahren weitestgehend ausschließen. Dies war bislang nicht möglich.

DFB.de: Der DFB erhält dadurch eine größere Handlungsfähigkeit?

Ratzeburg: Genau, wir haben momentan noch nicht dieses Durchgriffsrecht. Bei den aktuellen Beispielen - etwa dem Fall SC 07 Bad Neuenahr oder FCR 2001 Duisburg - konnten wir nur beratend Einfluss nehmen, aber nicht handelnd eingreifen. Das wird sich mit dem im Statut festgelegten Verfahren ändern.

DFB.de: Eine vom DFB in Auftrag gegebene Analyse ergab, dass sich die Reichweite und Präsenz in den Medien für die Frauen-Bundesliga in der laufenden Saison sehr positiv entwickelt hat. Wie beurteilen Sie das?

Ratzeburg: Wir sind froh, dass wir es neben der Präsenz in den Programmen unserer Hauptpartner von ARD und ZDF nun auch geschafft haben, die Frauen-Bundesliga regelmäßig auf dem weiteren TV-Markt zu präsentieren. Regelmäßig heißt, dass das Topspiel der Runde live auf Eurosport ausgestrahlt wird, auf einem eigenen Sendeplatz am Samstagmittag. Damit haben wir ein Alleinstellungsmerkmal, und die sehr guten Einschaltquoten zeigen auch, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

DFB.de:Gilt das auch für die internationale Ausstrahlung der Bundesliga?

Ratzeburg: Ja, Eurosport überträgt mehr und mehr Spiele auch europaweit und ist mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Wir spüren auch ein verstärktes Interesse auf dem japanischen Markt - hervorgerufen durch die japanischen Spielerinnen, die bei deutschen Bundesligisten unter Vertrag stehen. Die Kooperation mit Eurosport war ein ganz wichtiger Schlüsselschritt für die Möglichkeiten einer Vermarktung der gesamten Liga, weil die Vereine jetzt einfach eine ganz andere Präsenz haben.

DFB.de: Die Frauen-Bundesliga gilt als eine der stärksten Ligen der Welt, ist Heimat der Europameisterinnen, aber auch von ganz vielen Talenten. Die U 17-Juniorinnen und die U 20-Frauen haben sich für die Weltmeisterschaften in diesem Jahr qualifiziert. Was sagt das aus?

Ratzeburg: Das ist zum einen Beweis der guten Arbeit in den Vereinen und unterstreicht zum anderen, dass auch unser Talentförderkonzept greift. Wir haben beispielsweise ermöglicht, dass zusätzliche Physiotherapeuten eingesetzt werden, dass die U-Mannschaften mehr Maßnahmen durchführen können, bei denen auch Lehrer dabei sind, auch um die duale Karriere zu unterstützen. Es sind viele kleine Schritte, die dazu beitragen sollen, dass wir weiterhin an der Weltspitze bleiben. Denn ganz oben zu bleiben, ist eine große Herausforderung. Es ist Tatsache, dass die anderen Nationen verstärkt investieren und ihre Strukturen verbessern. Deshalb sollten wir immer versuchen, einen Schritt vorauszudenken.

DFB.de: Wie wichtig ist der Erfolg der Frauen-Nationalmannschaft für die Entwicklung der Bundesliga?

Ratzeburg: Der Erfolg einer A-Nationalmannschaft hat Stahlkraft für die gesamte Sportart. Ein Megaevent oder ein Erfolg bei einem Großereignis hilft dabei, öffentliche Aufmerksamkeit zu erlangen und Menschen zu erreichen, die sich vielleicht aus eigenem Antrieb mit dem Thema noch nicht auseinandergesetzt haben. Ligaentwicklung, Breitenfußballentwicklung, Öffentlichkeitsarbeit, PR und Marketing können mit Erfolgen der A-Mannschaft auch vorangetrieben werden.

DFB.de: Ist dies das Kerngeschäft des Verbandes?

Ratzeburg: Ich glaube, die Stärke unseres Verbandes ist es, dass wir hier eine große Kontinuität in diesen Strukturen haben, von den U-Mannschaften bis hin zur Frauen-Nationalmannschaft. Bundestrainerin Silvia Neid gibt die Strategie vor, und dieser rote Faden der Fußballphilosophie zieht sich durch bis zu unserer U 15. Der Austausch geht darüber hinaus zu den Trainern auf Landesverbands- und Vereinsebene. Ich sehe das als beispielhaft und bin sehr zufrieden mit dieser Entwicklung.