Psychologe Schimpf: "Letztlich gewinnt immer der Kopf"

Dr. Arno Schimpf zählt seit Mitte Februar zum Betreuerteam der deutschen Frauen-Nationalmannschaft, die heute (ab 14.15 Uhr, live im ZDF) beim Algarve Cup gegen Schweden um den Einzug ins Endspiel gegen die USA kämpft. Der erfahrene Sportpsychologe soll mithelfen, das Team von Trainerin Silvia Neid auf dem Weg zur Europmeisterschaft im Sommer in Finnland und zur Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland auch mental fit zu machen.

Der 55-Jährige betreute unter anderem die deutsche Hockey-Nationalmannschaft der Männer, die 2008 in Peking die Goldmedaille holte. Beeindruckt von der Willenskraft und mentalen Stärke des Olympiasiegers, suchte Silvia Neid, die Trainerin der Frauen-Nationalmannschaft, den Kontakt zu Arno Schimpf. Nach wenigen Gesprächen einigten sich beide auf eine Zusammenarbeit, die zunächst bis zur WM 2011 ausgerichtet ist.

Dr. Arno Schimpf war Olympia-Mentalcoach für den DOSB in Peking 2008 und betreute dort neben dem Hockeyteam der Männer auch Thomas Lurz, den Gewinner der Bronzemedaille über die Zehn-Kilometer-Schwimmstrecke. Daneben ist er auch für Dieter Hecking, den Trainer des Bundesligisten Hannover 96 tätig. 1984 betreute er die deutsche Ringer-Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Los Angeles, die Gold und Silber gewannen. Zehn Jahre lang war er zudem für den Deutschen Fechter-Bund tätig.

Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteurin Annette Seitz erzählt Arno Schimpf von seiner Zusammenarbeit mit Spielerinnen und Trainerin, mit welchen Methoden man es erreicht, auch in schwierigen Situationen immer die beste Leistung abzurufen - und er gibt einen Ausblick auf die WM 2011.

Frage: Sie sind seit dem Lehrgang in Bielefeld mit dem Länderspiel gegen China Teil des Betreuerstabes. Wie sind bislang Ihre Eindrücke?

Arno Schimpf: Die Spielerinnen sind sehr wissbegierig. Alle haben bisher den Kontakt zu mir gesucht. Ich habe schon mit vielen gesprochen und das Gefühl, dass ich sie gut erreiche. Die wichtigste Grundbedingung für meine Arbeit ist, dass die Spielerin daran glaubt, dass der Kopf einen entscheidenden Beitrag zur körperlichen Höchstleistung bietet. Wenn man Psychologie oder mentales Training für Hokuspokus hält, dann habe ich keine Chance, etwas zu ändern.

Frage: Was ist das Ziel Ihrer Arbeit?

Schimpf: Die Spielerinnen sollen zu dem entscheidenden Zeitpunkt in der Lage sein, die optimale Leistung abzurufen. Dazu brauchen sie mentale Stärke. Ich will Spielerinnen, die rausgehen auf den Platz ohne Angst vor dem Gegner und vor Fehlern. Dieses Selbstbewusstsein muss auf der mentalen Festplatte Gehirn verankert sein.



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Dr. Arno Schimpf zählt seit Mitte Februar zum Betreuerteam der deutschen Frauen-Nationalmannschaft, die heute (ab 14.15 Uhr, live im ZDF) beim Algarve Cup gegen Schweden um den Einzug ins Endspiel gegen die USA kämpft. Der erfahrene Sportpsychologe soll mithelfen, das Team von Trainerin Silvia Neid auf dem Weg zur Europmeisterschaft im Sommer in Finnland und zur Weltmeisterschaft 2011 in Deutschland auch mental fit zu machen.

Der 55-Jährige betreute unter anderem die deutsche Hockey-Nationalmannschaft der Männer, die 2008 in Peking die Goldmedaille holte. Beeindruckt von der Willenskraft und mentalen Stärke des Olympiasiegers, suchte Silvia Neid, die Trainerin der Frauen-Nationalmannschaft, den Kontakt zu Arno Schimpf. Nach wenigen Gesprächen einigten sich beide auf eine Zusammenarbeit, die zunächst bis zur WM 2011 ausgerichtet ist.

Dr. Arno Schimpf war Olympia-Mentalcoach für den DOSB in Peking 2008 und betreute dort neben dem Hockeyteam der Männer auch Thomas Lurz, den Gewinner der Bronzemedaille über die Zehn-Kilometer-Schwimmstrecke. Daneben ist er auch für Dieter Hecking, den Trainer des Bundesligisten Hannover 96 tätig. 1984 betreute er die deutsche Ringer-Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Los Angeles, die Gold und Silber gewannen. Zehn Jahre lang war er zudem für den Deutschen Fechter-Bund tätig.

Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteurin Annette Seitz erzählt Arno Schimpf von seiner Zusammenarbeit mit Spielerinnen und Trainerin, mit welchen Methoden man es erreicht, auch in schwierigen Situationen immer die beste Leistung abzurufen - und er gibt einen Ausblick auf die WM 2011.

Frage: Sie sind seit dem Lehrgang in Bielefeld mit dem Länderspiel gegen China Teil des Betreuerstabes. Wie sind bislang Ihre Eindrücke?

Arno Schimpf: Die Spielerinnen sind sehr wissbegierig. Alle haben bisher den Kontakt zu mir gesucht. Ich habe schon mit vielen gesprochen und das Gefühl, dass ich sie gut erreiche. Die wichtigste Grundbedingung für meine Arbeit ist, dass die Spielerin daran glaubt, dass der Kopf einen entscheidenden Beitrag zur körperlichen Höchstleistung bietet. Wenn man Psychologie oder mentales Training für Hokuspokus hält, dann habe ich keine Chance, etwas zu ändern.

Frage: Was ist das Ziel Ihrer Arbeit?

Schimpf: Die Spielerinnen sollen zu dem entscheidenden Zeitpunkt in der Lage sein, die optimale Leistung abzurufen. Dazu brauchen sie mentale Stärke. Ich will Spielerinnen, die rausgehen auf den Platz ohne Angst vor dem Gegner und vor Fehlern. Dieses Selbstbewusstsein muss auf der mentalen Festplatte Gehirn verankert sein.

Frage: Wie erreichen Sie das?

Schimpf: Das kann man trainieren, wenn man sich der Sache bewusst ist, und programmieren, wenn man über die entsprechenden Methoden verfügt.

Frage: Mit welchen Methoden wird die – wie Sie es nennen – "mentale Festplatte" programmiert?

Schimpf: Die Spielerinnen sollen sich ihrer Stärken bewusst werden, damit sie diese auch in schwierigen Situationen abrufen können. Ich bezeichne das als Programmierung der Festplatte. Das erreiche ich durch Visualisierungstechniken. Die Spielerin holt sich beispielsweise eine optimale Spielssituation, die sie selbst erlebt hat, wieder zurück ins Gedächtnis. Im Wissen darum, dass Sie diese Perfektion also schon einmal erlebt hat, wird es ihr leichter fallen, dieses Vermögen erneut abzurufen. Dieser persönliche Film muss immer wieder ablaufen. Für die Spielerin muss deutlich werden: Ja, ich kann das. Das ist der entscheidende Punkt.

Frage: Gerade hinsichtlich der WM 2011 in Deutschland wird der Druck für die Spielerinnen enorm sein.

Schimpf: Druck gibt es aus meiner Sicht nicht. Es gibt mehr oder weniger herausfordernde Situationen. Diesen Herausforderungen muss man sein eigenes Leistungspotenzial entgegenstellen. Wichtig ist, dass die Spielerin glaubt, dass sie die Aufgaben, die auf sie zukommen, mit den eigenen Fähigkeiten bewältigen kann. Glaubt sie das nicht, kann Angst auftreten. Aber dazu wird es bei uns nicht kommen. Denn wir sind in der komfortablen Situation, dass alle Spielerinnen eine sehr gute Basis an Stärken haben. Wir werden jetzt die Bausteine so zusammensetzen, dass die Spielerinnen merken, sie werden in allen Bereichen besser. Sie erkennen dann, dass sie keine Angst mehr haben müssen, bei der WM im eigenen Land in vollen Stadien zu spielen. Keine Angst mehr vor den vermeintlich übermächtigen Gegnerinnen. Sie werden dann sagen: Das können wir auch.

Frage: Die mentale Stärke kann also am Ende den Ausschlag geben für den Erfolg?

Schimpf: Die körperlichen Voraussetzungen im internationalen Frauenfußball sind bei vier, fünf Teams nahezu gleich. Das heißt, die Mannschaft, die im Kopf stärker ist, wird letztlich das Spiel gewinnen. Das ist meine feste Überzeugung. Es wird immer darauf ankommen, dem Gegner sein Spiel aufzudrängen, und das geht nur, wenn ich einen starken Willen habe.

Frage: Die Arbeit mit einem Psychologen wird im Sport oft als Zeichen von Schwäche interpretiert. Wie gehen Sie mit solchen Vorbehalten um?

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Schimpf: Der Gedanke, dass der Psychologe der Feuerwehrmann ist, der nur etwas reparieren soll, was in den Sand gefahren wurde, ist in der Tat noch weit verbreitet. Wir haben bei der Frauen-Nationalmannschaft aber einen völlig anderen Ausgangspunkt. Wir suchen Potenzial für Verbesserungen, probieren Dinge aus, die für das Team erstmal neu sind. Natürlich werden im Rahmen dieser Entwicklung immer mal wieder Krisen auftreten. Wir werden dann aber genau wissen, wie wir mit einer Krise umzugehen haben.

Frage: Betrachten Sie es als mutige Entscheidung von Silvia Neid, Sie geholt zu haben?

Schimpf: Es spricht für den Weitblick von Silvia Neid, sich darauf einzulassen, einen solchen Weg zu gehen. Ich bin sehr stolz darauf, mit ihr und dem Team zusammen arbeiten zu können.

Frage: Was ist Ihr persönliches Ziel?

Schimpf: Für mich ist ganz klar: Ich will, dass die deutsche Frauen-Nationalmannschaft bei der WM 2011 im eigenen Land wieder Weltmeister wird. Dafür werde ich alles tun, was in meinen Möglichkeiten steht.