Potsdam in der Hinrunde nicht zu stoppen

Es ist eine Bilanz, mit der selbst die größten Optimisten nicht gerechnet haben: Nach der Hinrunde der Allianz Frauen-Bundesliga ist Turbine Potsdam souveräner Spitzenreiter. Zehn Siege bei nur einer Niederlage sind das beeindruckende Zwischenzeugnis für die Mannschaft von Matthias Rudolph. Und der Trainer selbst hat nach der enttäuschenden Vorsaison und dem Ende der Ära von Bernd Schröder entscheidenden Anteil an dem Höhenflug.

Rudolph hat einige kleinere Änderungen mit riesigem Effekt vorgenommen. Der beste Schachzug des 34-Jährigen war es, Tabea Kemme aus der Viererkette in den Angriff zu beordern. Der Nationalspielerin sind in vorderster Front bisher sieben Tore gelungen. Und außerdem harmoniert sie mit Svenja Huth glänzend, die ebenfalls schon sechsmal getroffen hat. Dazu kommt eine total stabile Abwehr um Torhüterin Lisa Schmitz, die erst viermal hinter sich greifen musste.

Rudolph beschäftigt sich nicht mit dem Titel

Zusammengenommen sind das Superlative bisher in dieser Saison. 26 Tore hat Turbine bereits erzielt – mehr als jede andere Mannschaft in der Allianz Frauen-Bundesliga. Vier Gegentreffer sind ebenfalls ein Spitzenwert. Das Ergebnis lässt sich sehen. Turbine hat schon fünf Zähler Vorsprung auf Titelverteidiger FC Bayern München. Der VfL Wolfsburg hat noch ein Nachholspiel in Jena in der Hinterhand. Dieses muss der DFB-Pokalsieger gewinnen, um den Abstand auf Potsdam wenigstens auf vier Punkte zu reduzieren.

Es ist offensichtlich, dass Turbine nach längerer Zeit mal wieder ein gewichtiges Wörtchen um die Deutsche Meisterschaft mitsprechen wird. Nicht wenige sehen das Team mittlerweile als Topfavorit auf den Titel an. So weit allerdings möchte Trainer Rudolph noch nicht gehen: "Das ist ein Thema, das nur von außen an uns herangetragen wird. Intern beschäftigen wir uns überhaupt nicht damit. So haben wir es bisher gehalten. Und mit dieser Einstellung sind wir gut gefahren. Warum sollten wir es dann ändern."

Potsdams Stärke ist die Konstanz

Es ist dennoch erstaunlich, welch rasanten Wandel die Mannschaft in äußerst kurzer Zeit vollzogen hat. In der vergangenen Saison gab es Sternstunden wie die beiden Siege gegen den VfL Wolfsburg. Aber es gab auch Moment des Grauens wie bei der Niederlage beim 1. FC Köln, der zu diesem Zeitpunkt bereits als sicherer Absteiger feststand. Gute Eindrücke wurden viel zu häufiger von Negativerlebnisse wieder zunichte gemacht.

In dieser Serie ist bisher alles anders. In der Allianz Frauen-Bundesliga gab es erst eine Niederlage – und das 1:2 gegen Freiburg war sogar noch weitestgehend unverdient. Die zehn Siege – unter anderem in München, in Wolfsburg und gegen Frankfurt – waren allesamt hochverdient. "Es waren viele vom Ergebnis enge Partie dabei", sagt Rudolph. "Aber ich war mir mit dem gegnerischen Trainer hinterher eigentlich immer einig, dass unser Sieg in Ordnung geht. Teilweise haben wir viel zu viele Chancen liegen gelassen." Dennoch ist die neue Stärke von Turbine offensichtlich: Die Mannschaft tritt total konstant auf und im Zweifel gewinnt sie eben nur mit 1:0.

Kemmes Entwicklung zu einer außergewöhnlichen Stürmerin

Man muss zwangsläufig zwei Fragen stellen: Ist Turbine tatsächlich so stark? Oder schwächelt die Konkurrenz in diesem Jahr? Eine klare Antwort kann man darauf nicht geben. Wahrscheinlich ist eher die Stärke von Potsdam das dominierende Element bisher in dieser Saison. Erst einen einzigen echten Ausrutscher hat sich das Team bisher geleistet. Und das war das Ausscheiden in der zweiten Runde des DFB-Pokals beim Zweitligisten SV Werder Bremen. Dieser Rückschlag hätte ein Knacks in der Erfolgsgeschichte werden können. Aber die Spielerinnen haben die Sache danach kurz analysiert. Und dann am nächsten Wochenende wie selbstverständlich das schwere Heimspiel gegen die SGS Essen mit 2:0 gewonnen.

Es gibt viele Gründe für den Aufschwung der Mannschaft. Einer der entscheidenden Faktoren ist, dass sich Tabea Kemme von einer starken Abwehrspielerin zu einer außergewöhnlichen Stürmerin entwickelt hat. "Für mich ist die Position nicht total neu, weil ich das teilweise in der Jugend schon gespielt habe", sagt die 25 Jahre alte Nationalspielerin. "Dass das allerdings so schnell so perfekt laufen würde, das kommt auch für mich etwas überraschend."

Kemme über Rudolph: "Man merkt, dass er eine pädagogische Ausbildung hat."

Kemme lobt vor allem die Arbeit des neuen Cheftrainers: "Wir sind eine Gruppe von 24 Frauen. Das ist sicher manchmal eine Herausforderung für Matthias Rudolph. Aber er macht das ganz hervorragend. Er weiß genau, welche Spielerinnen vielleicht eher etwas Aufmunterung braucht und wen man auch mal härter kritisieren kann. Man merkt ganz deutlich, dass er eine pädagogische Ausbildung hat."

Nun ist zunächst Weihnachtspause. Viele Turbine-Spielerinnen blicken auf ein sehr intensive halbes Jahr zurück. Mit den Olympischen Spielen, mit den Einsätzen bei den verschiedenen Nationalmannschaften. Nur die internationalen Auftritte in der Champions League haben gefehlt. Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, wird das in der kommenden Saison wieder anders sein. Womöglich wird Turbine die deutschen Farben in der Königsklasse sogar als deutscher Meister vertreten.

[sw]

Es ist eine Bilanz, mit der selbst die größten Optimisten nicht gerechnet haben: Nach der Hinrunde der Allianz Frauen-Bundesliga ist Turbine Potsdam souveräner Spitzenreiter. Zehn Siege bei nur einer Niederlage sind das beeindruckende Zwischenzeugnis für die Mannschaft von Matthias Rudolph. Und der Trainer selbst hat nach der enttäuschenden Vorsaison und dem Ende der Ära von Bernd Schröder entscheidenden Anteil an dem Höhenflug.

Rudolph hat einige kleinere Änderungen mit riesigem Effekt vorgenommen. Der beste Schachzug des 34-Jährigen war es, Tabea Kemme aus der Viererkette in den Angriff zu beordern. Der Nationalspielerin sind in vorderster Front bisher sieben Tore gelungen. Und außerdem harmoniert sie mit Svenja Huth glänzend, die ebenfalls schon sechsmal getroffen hat. Dazu kommt eine total stabile Abwehr um Torhüterin Lisa Schmitz, die erst viermal hinter sich greifen musste.

Rudolph beschäftigt sich nicht mit dem Titel

Zusammengenommen sind das Superlative bisher in dieser Saison. 26 Tore hat Turbine bereits erzielt – mehr als jede andere Mannschaft in der Allianz Frauen-Bundesliga. Vier Gegentreffer sind ebenfalls ein Spitzenwert. Das Ergebnis lässt sich sehen. Turbine hat schon fünf Zähler Vorsprung auf Titelverteidiger FC Bayern München. Der VfL Wolfsburg hat noch ein Nachholspiel in Jena in der Hinterhand. Dieses muss der DFB-Pokalsieger gewinnen, um den Abstand auf Potsdam wenigstens auf vier Punkte zu reduzieren.

Es ist offensichtlich, dass Turbine nach längerer Zeit mal wieder ein gewichtiges Wörtchen um die Deutsche Meisterschaft mitsprechen wird. Nicht wenige sehen das Team mittlerweile als Topfavorit auf den Titel an. So weit allerdings möchte Trainer Rudolph noch nicht gehen: "Das ist ein Thema, das nur von außen an uns herangetragen wird. Intern beschäftigen wir uns überhaupt nicht damit. So haben wir es bisher gehalten. Und mit dieser Einstellung sind wir gut gefahren. Warum sollten wir es dann ändern."

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Potsdams Stärke ist die Konstanz

Es ist dennoch erstaunlich, welch rasanten Wandel die Mannschaft in äußerst kurzer Zeit vollzogen hat. In der vergangenen Saison gab es Sternstunden wie die beiden Siege gegen den VfL Wolfsburg. Aber es gab auch Moment des Grauens wie bei der Niederlage beim 1. FC Köln, der zu diesem Zeitpunkt bereits als sicherer Absteiger feststand. Gute Eindrücke wurden viel zu häufiger von Negativerlebnisse wieder zunichte gemacht.

In dieser Serie ist bisher alles anders. In der Allianz Frauen-Bundesliga gab es erst eine Niederlage – und das 1:2 gegen Freiburg war sogar noch weitestgehend unverdient. Die zehn Siege – unter anderem in München, in Wolfsburg und gegen Frankfurt – waren allesamt hochverdient. "Es waren viele vom Ergebnis enge Partie dabei", sagt Rudolph. "Aber ich war mir mit dem gegnerischen Trainer hinterher eigentlich immer einig, dass unser Sieg in Ordnung geht. Teilweise haben wir viel zu viele Chancen liegen gelassen." Dennoch ist die neue Stärke von Turbine offensichtlich: Die Mannschaft tritt total konstant auf und im Zweifel gewinnt sie eben nur mit 1:0.

Kemmes Entwicklung zu einer außergewöhnlichen Stürmerin

Man muss zwangsläufig zwei Fragen stellen: Ist Turbine tatsächlich so stark? Oder schwächelt die Konkurrenz in diesem Jahr? Eine klare Antwort kann man darauf nicht geben. Wahrscheinlich ist eher die Stärke von Potsdam das dominierende Element bisher in dieser Saison. Erst einen einzigen echten Ausrutscher hat sich das Team bisher geleistet. Und das war das Ausscheiden in der zweiten Runde des DFB-Pokals beim Zweitligisten SV Werder Bremen. Dieser Rückschlag hätte ein Knacks in der Erfolgsgeschichte werden können. Aber die Spielerinnen haben die Sache danach kurz analysiert. Und dann am nächsten Wochenende wie selbstverständlich das schwere Heimspiel gegen die SGS Essen mit 2:0 gewonnen.

Es gibt viele Gründe für den Aufschwung der Mannschaft. Einer der entscheidenden Faktoren ist, dass sich Tabea Kemme von einer starken Abwehrspielerin zu einer außergewöhnlichen Stürmerin entwickelt hat. "Für mich ist die Position nicht total neu, weil ich das teilweise in der Jugend schon gespielt habe", sagt die 25 Jahre alte Nationalspielerin. "Dass das allerdings so schnell so perfekt laufen würde, das kommt auch für mich etwas überraschend."

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Kemme über Rudolph: "Man merkt, dass er eine pädagogische Ausbildung hat."

Kemme lobt vor allem die Arbeit des neuen Cheftrainers: "Wir sind eine Gruppe von 24 Frauen. Das ist sicher manchmal eine Herausforderung für Matthias Rudolph. Aber er macht das ganz hervorragend. Er weiß genau, welche Spielerinnen vielleicht eher etwas Aufmunterung braucht und wen man auch mal härter kritisieren kann. Man merkt ganz deutlich, dass er eine pädagogische Ausbildung hat."

Nun ist zunächst Weihnachtspause. Viele Turbine-Spielerinnen blicken auf ein sehr intensive halbes Jahr zurück. Mit den Olympischen Spielen, mit den Einsätzen bei den verschiedenen Nationalmannschaften. Nur die internationalen Auftritte in der Champions League haben gefehlt. Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, wird das in der kommenden Saison wieder anders sein. Womöglich wird Turbine die deutschen Farben in der Königsklasse sogar als deutscher Meister vertreten.

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