Pleitgen: "Für dieses Spiel gibt es keinen besseren Ort"

DFB.de: Welche Sportarten liegen Ihnen am Herzen?

Pleitgen: Ich bin da ziemlich breit aufgestellt. Fußball habe ich selbst gespielt. Ich habe es aber nur bis zur Landesliga gebracht. Dann musste ich das als 21-Jähriger aufgeben, mit Rücksicht auf meine Zeitung. Die lieben Kollegen von den Konkurrenzblättern gaben sich alle Mühe, um mich nach Strich und Faden runterzuschreiben. (lacht)

DFB.de: Auf welcher Position haben Sie gespielt?

Pleitgen: Ich habe als Stürmer begonnen, dann habe ich halbrechts im Mittelfeld gespielt. Dann endete ich später als Verteidiger, weil ich einen strammen Schuss hatte.

DFB.de: Engagieren Sie sich noch immer für den Fußball?

Pleitgen: Dem Fußball fühle ich mich sehr verbunden. Ich bin im Kuratorium der DFB-Kulturstiftung und im Kuratorium der Bundsliga Stiftung tätig. Früher habe ich als Intendant die Verhandlungen über die Übertragungsrechte federführend betrieben. Mir fiel diese Aufgabe auch als Präsident der Europäischen Rundfunkunion zu – ob das nun Olympia, Europameisterschaft oder Weltmeisterschaft war.

DFB.de: Welchen Bezug haben Sie zum Frauenfußball?

Pleitgen: Den Bezug zum Frauenfußball hatte ich in Amerika bekommen. Das war 1982. Wir wohnten damals neben einer katholischen Kirche. Die hatte einen Fußballverein, in dem Mädchen spielten. Und unsere Tochter hat da gleich mitgespielt. "Lady of Mercy" nannten sie sich. So hieß die Kirche. Meine Tochter habe ich bei Spielen begleitet und habe gesehen, mit welcher Leidenschaft die Mädchen dort Fußball spielen. Und das hat mir Respekt abgenötigt. Als ich später nach Deutschland zurückkehrte und mitbekam, wie hierzulande der Frauenfußball begann, Fuß zu fassen, war ich sofort davon überzeugt, dass das gelingen würde. Dabei gestehe ich gerne, dass mich die spielerische Entwicklung doch überrascht. Das ist toll. Wir von der ARD haben schon früh erklärt, dass wir Frauenfußball übertragen wollen.



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Fritz Pleitgen ist in erster Linie als Journalist bekannt. Als WDR-Intendant und Auslandskorrespondent der ARD hat der heute 74-Jährige lange gearbeitet. Was weniger geläufig ist, ist seine Affinität zum Fußball. Nicht nur weil der ehemalige Stürmer, Halbrechte und Verteidiger früher selbst auf fast allen Positionen Zuhause war, sondern auch weil er sich seine ersten journalistischen Sporen im Sport verdiente.

Fritz Pleitgen erscheint geradezu prädestiniert als Gesprächspartner vor dem EM-Qualifikationsspiel der DFB-Frauen gegen die Türkei am 19. September (ab 17 Uhr, live im ZDF) in der Duisburger Schauinsland-Reisen-Arena, da er zudem für große Heimatverbundenheit steht. Durch den Geburtsort Duisburg-Meiderich hat er einen starken lokalen Bezug. Und sein Engagement für die Region dokumentierte er unter anderem als Geschäftsführer der RUHR2010. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Niels Barnhofer spricht Fritz Pleitgen über Frauenfußball, stramme Schüsse und die "Lady of Mercy".

DFB.de: Herr Pleitgen, Sie sind in erster Linie als WDR-Intendant und für ihre Arbeit als Auslandskorrespondent bekannt. Weniger bekannt ist, dass Ihre journalistischen Wurzeln in der Sportberichterstattung liegen. Was haben Sie gemacht?

Fritz Pleitgen: Ich habe als Schüler für die Lokalausgabe einer ostwestfälischen Zeitung in Bünde - damals hieß die Zeitung Freie Presse – über Sport berichtet. Ich hatte Beiträge über die Kreisklasse bis hin zur Landesliga zusammenzutragen. Das habe ich immer weiter ausgedehnt bis hin zur Lokalberichterstattung – über Polizeiberichte, Vereinsgeschehen und dergleichen mehr. Im Laufe der Jahre wurde ich mehr und mehr von dieser Leidenschaft gepackt, so dass für mich sehr früh feststand, dass ich Journalist werden wollte. Also: Über die Sportberichterstattung bin ich zum Journalismus gekommen.

DFB.de: Dann haben Sie die Politik für sich entdeckt.

Pleitgen: Ich habe 1963 meine Tätigkeit bei der Tagesschau-Redaktion in Köln als Reporter für aktuelle Ereignisse begonnen. Im Laufe der Jahre war ich in verschiedenen Brennpunkten bei internationalen Konferenzen, aber auch bei Katastrophen, Krisen und Kriegen. Dann ist mir angeboten worden, als Auslandskorrespondent in der Sowjetunion zu arbeiten.

DFB.de: Mussten Sie die Sport-Berichterstattung dafür aufgeben?

Pleitgen: Die Zuneigung zum Sport habe ich nie verloren. Ich habe die Länder, in denen ich war, auch über den Sport zu erklären versucht. Etwa die Sehnsucht der Menschen, die in der Sowjetunion eigentlich eingesperrt waren, nach internationaler Begegnung. Ich habe auch immer den Sport mit der Kultur in Verbindung gebracht. In der DDR habe ich beispielsweise berichtet, wie Fans und Spieler von Union Berlin oder Dynamo Dresden ihre Abneigung gegenüber dem Stasi-Club BFC Dynamo auf den Rängen und auf dem Rasen zum Ausdruck brachten. Also der Sport war für mich oft Plattform, um politische Zustände und gesellschaftliche Entwicklungen zu erklären. Auch in den USA mit dem American Football. Ich war zwar ein politischer Korrespondent, aber mit großer Neigung zu Sport und Kultur als gesellschaftliche Phänomene.

DFB.de: Welche Sportarten liegen Ihnen am Herzen?

Pleitgen: Ich bin da ziemlich breit aufgestellt. Fußball habe ich selbst gespielt. Ich habe es aber nur bis zur Landesliga gebracht. Dann musste ich das als 21-Jähriger aufgeben, mit Rücksicht auf meine Zeitung. Die lieben Kollegen von den Konkurrenzblättern gaben sich alle Mühe, um mich nach Strich und Faden runterzuschreiben. (lacht)

DFB.de: Auf welcher Position haben Sie gespielt?

Pleitgen: Ich habe als Stürmer begonnen, dann habe ich halbrechts im Mittelfeld gespielt. Dann endete ich später als Verteidiger, weil ich einen strammen Schuss hatte.

DFB.de: Engagieren Sie sich noch immer für den Fußball?

Pleitgen: Dem Fußball fühle ich mich sehr verbunden. Ich bin im Kuratorium der DFB-Kulturstiftung und im Kuratorium der Bundsliga Stiftung tätig. Früher habe ich als Intendant die Verhandlungen über die Übertragungsrechte federführend betrieben. Mir fiel diese Aufgabe auch als Präsident der Europäischen Rundfunkunion zu – ob das nun Olympia, Europameisterschaft oder Weltmeisterschaft war.

DFB.de: Welchen Bezug haben Sie zum Frauenfußball?

Pleitgen: Den Bezug zum Frauenfußball hatte ich in Amerika bekommen. Das war 1982. Wir wohnten damals neben einer katholischen Kirche. Die hatte einen Fußballverein, in dem Mädchen spielten. Und unsere Tochter hat da gleich mitgespielt. "Lady of Mercy" nannten sie sich. So hieß die Kirche. Meine Tochter habe ich bei Spielen begleitet und habe gesehen, mit welcher Leidenschaft die Mädchen dort Fußball spielen. Und das hat mir Respekt abgenötigt. Als ich später nach Deutschland zurückkehrte und mitbekam, wie hierzulande der Frauenfußball begann, Fuß zu fassen, war ich sofort davon überzeugt, dass das gelingen würde. Dabei gestehe ich gerne, dass mich die spielerische Entwicklung doch überrascht. Das ist toll. Wir von der ARD haben schon früh erklärt, dass wir Frauenfußball übertragen wollen.

DFB.de: Das EM-Halbfinale1989 in Siegen zwischen Deutschland und Italien war das erste Frauen-Länderspiel, dass hierzulande live gesendet wurde. Der WDR war der übertragende Sender. War das mit Ihre Entscheidung?

Pleitgen: Ehrlich gesagt, kann ich mich daran nicht mehr erinnern. Aber ich werde dabei gewesen sein müssen. Ich war seit 1988 Chefredakteur des WDR und somit auch für den Sport zuständig.

DFB.de: Wie haben Sie die Entwicklung des Frauenfußballs verfolgt?

Pleitgen: Die Entwicklung war sicher sehr mühsam. Aber ich habe auch bei uns im WDR mitbekommen, dass es immer mehr junge Frauen gab, die mir erzählten, dass sie Fußball in Vereinen spielten. Das hat mir gefallen. Natürlich waren für die Entwicklung die großen internationalen Erfolge von besonderer Bedeutung. Etwa der Gewinn der Weltmeisterschaft 2003 mit dem Kopfballtor von Nia Künzer. Natürlich habe ich auch das Drama bei der WM 2011 in Deutschland verfolgt. Bei der U 20-Weltmeisterschaft 2010 habe ich beim Kulturprogramm mitgemischt. Im Spielort Bochum. Spiele habe ich mir auch mit Vergnügen angesehen, mit strahlenden Siegen des deutsche Teams, wobei mir Alexandra Popp besonders aufgefallen ist – eine hochbegabte Spielerin.

DFB.de: Wie bewerten Sie die mediale Relevanz des Frauenfußballs?

Pleitgen: Mit dem Erfolg kam natürlich auch das Interesse, zunächst bei den Sendern, aber auch beim Publikum. Die Einschaltquoten waren nicht schlecht. Das wird anhalten, aber wichtig ist wie bei jeder anderen Sportart, dass der Erfolg von Dauer ist. Erinnern Sie sich, wie grandios Tennis beim Publikum ankam, als Steffi Graf und Boris Becker in die Weltklasse aufstiegen. Damals haben wir von morgens bis abends übertragen, mit überwältigendem Zuspruch. Als Graf und Becker nicht mehr dabei waren, brach das Interesse brutal ein. Und so ist das mit jeder anderen Sportart. Wenn sie erfolgreich ist, kommt sie auch beim großen Publikum an. Die Sender setzen dann alles daran, sich die Übertragungsrechte zu sichern. Der internationale Erfolg, vor allem der Nationalmannschaft, ist von entscheidender Bedeutung. Eine starke Basis braucht eine gute Spitze, international führend am besten.

DFB.de: Mal weg von der journalistischen Sicht: Sie sind sehr heimatverbunden, sind in Duisburg geboren, haben sich als Geschäftsführer der RUHR2010 stark für die Region engagiert. Was bedeutet es für Duisburg das EM-Qualifikationsspiel zwischen der DFB-Auswahl und der Türkei ausrichten zu dürfen?

Pleitgen: Für Duisburg kann nicht genug getan werden. Das ist eine wunderbare Stadt mit einer eindrucksvollen Geschichte, aber auch mit vielen bitteren Erfahrungen. Die Stadt ist im Krieg als regionaler Verkehrsknotenpunkt und als führender Industriestandort fast ausgelöscht worden Sie hat sich wieder aufgerappelt, aber immer wieder mit Rückschlägen zu kämpfen gehabt, zuletzt mit der Katastrophe der Love Parade. Dabei hat diese Stadt so viel zu bieten. Jede positive Aufmerksamkeit, die dieser Stadt zuteil wird, hilft natürlich das Image der Stadt zu verbessern.

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DFB.de: Meinen Sie, das Spiel wird auch von den Duisburgern angenommen?

Pleitgen: Das hoffe ich doch sehr. Duisburg ist eine fußballaffine Stadt. Ich hoffe auch, dass der MSV Duisburg in der neuen Saison zu größerer Form aufläuft als im vergangenen Jahr. Das trägt natürlich auch dazu bei, dass eine enthusiastische Fußballstimmung entsteht.

DFB.de: Deutschland tritt gegen die Türkei an. Ist der Standort für diese Paarung richtig gewählt?

Pleitgen: Ja, wunderbar. Im Ruhrgebiet – insbesondere in Duisburg – leben sehr viele Türken. Deshalb ist mit einer lebhaften Länderspiel-Atmosphäre zu rechnen. Beide Mannschaften können von einem Heimspiel sprechen. Ich denke, für dieses Länderspiel kann es keinen besseren Ort als Duisburg geben.