Neid: "Italien war das Schlüsselspiel"

Die Freude ist riesig, der Stolz unermesslich: Silvia Neid hat eine stark verjüngte deutsche Frauen-Nationalmannschaft in Schweden zum achten EM-Titel geführt. Das 1:0 im Finale gegen Norwegen bedeutet den sechsten Titel auf kontinentaler Ebene in Serie, den achten insgesamt - und an allen war Neid als Spielerin oder im Trainerteam beteiligt.

Nach dem historischen Triumph redet die Bundestrainerin im DFB.de-Gespräch der Woche mit Mitarbeiter Sven Winterschladen und DFB-TV über den Titelgewinn, Siegtorschützin Anja Mittag, Elfmeterheldin Nadine Angerer und den Stellenwert des Turniersiegs.

DFB.de: Frau Neid, welchen Stellenwert hat dieser Titel für Sie? Immerhin ist es bereits das achte Mal, dass Sie die Europameisterschaft gewonnen haben.

Silvia Neid: Für den Moment ist es sicher der schönste Titel. Ganz einfach, weil es noch so frisch ist. Aber auch, weil es ein Spiel auf Augenhöhe war, ein ganz schweres Finale. In ein paar Tagen allerdings wird sich das alles etwas relativieren. 1989 zum Beispiel war auch toll. Da hat alles begonnen. Ich werde diese Europameisterschaft in Schweden jedoch alleine schon deshalb als besonders in Erinnerung behalten, weil viele unseren jungen Spielerinnen diesen Erfolg nicht zugetraut hatten. Wir mussten so viele Hiobsbotschaften mit dem Ausfall von sechs Spielerinnen verkraften. Aber wir sind zu einer echten Einheit geworden. Das war wirklich beeindruckend. Diesen Titel haben wir uns mit unseren Herzen erspielt.

DFB.de: Wie haben Sie die vergangenen Wochen erlebt?

Neid: Es war eine sehr intensive Zeit. Aber jetzt fühle ich mich einfach gut, überhaupt nicht geschlaucht. Ich habe den Eindruck, dass mich das Turnier und das Arbeiten mit den jungen Spielerinnen um zehn Jahre jünger gemacht hat. Mal sehen, wie das nach den Feierlichkeiten in den kommenden Tagen sein wird. (lacht) Im Moment genießen wir einfach nur diesen historischen Augenblick. Wir sind überglücklich, dass wir es wieder geschafft haben.

DFB.de: Ist es für Sie auch eine Art Genugtuung?

Neid: Ich empfinde nur Freude und Glück. Ich bin stolz auf jede einzelne Spielerin. Da kann ich mich nur wiederholen.

DFB.de: Haben Sie immer an den Titel geglaubt?

Neid: Am Anfang sah es nicht immer so aus, dass wir es schaffen können. Da bin ich ganz ehrlich. Wir sind nicht so gut ins Turnier gekommen. Erst der holprige Start mit dem Unentschieden gegen die Niederlande. Dann eine gute Leistung gegen Island mit den drei Punkten. Und ein schlechter Auftritt zum Abschluss der Vorrunde gegen Norwegen. Aber dann haben wir uns reingebissen. Ab dem Viertelfinale mit dem 1:0 gegen Italien hat sich die Mannschaft gefangen, und es lief es richtig rund. Es wurde von Begegnung zu Begegnung besser. Ich bin total froh und stolz, dass wir es mit diesem jungen Team geschafft haben. Ich kann es gar nicht oft genug betonen.

DFB.de: Warum lief es ab dem Viertelfinale plötzlich besser?

Neid: Zu diesem Zeitpunkt waren wir eingespielt. Wir waren im Turnier drin. Das Zweikampfverhalten war deutlich besser, das Spiel gegen den Ball auch. Auch die Aktionen nach vorne waren klarer. Mit hat es einfach Spaß gemacht, die Entwicklung dieser talentierten Mannschaft während eines Turniers beobachten und beeinflussen zu können.

DFB.de: Wird diese Entwicklung weitergehen?

Neid: Natürlich. Die jungen Spielerinnen sind ja noch längst nicht am Ende angekommen. Alleine die Erlebnisse in den vergangenen Tagen werden ihnen erneut einen Schub geben. Und auch das, was jetzt kommen wird. Ich sehe große Perspektiven. Aber zunächst müssen wir das alles erst mal verarbeiten.

DFB.de: Was zeichnet diese jungen Spielerinnen aus?

Neid: Sie sind erfrischend. Sie haben einen tollen Charakter. Sie haben eine tolle Einstellung. Sie sind an ihre Grenzen gegangen. Mit totaler Hingabe, mit Leidenschaft und Mut. Das war toll.

DFB.de: War es eine schwierige Entscheidung, Anja Mittag nach ihrer guten Leistung gegen Schweden im Endspiel gegen Norwegen zunächst auf der Bank zu lassen?

Neid: Es war ganz klar, dass sie auf jeden Fall in die Begegnung kommen würde. Das war vorher auch so besprochen. Sie hat mit ihrem Selbstvertrauen dann auch viel Schwung gebracht, besonders über die Außenbahn. Wir hatten uns in der Halbzeit vorgenommen, noch mutiger nach vorne zu spielen und noch mehr Zweikämpfe zu gewinnen. Wir hatten gehofft, dass das mit Anja Mittag klappen wird. Dass es dann tatsächlich so schnell funktioniert, ist natürlich umso schöner. Es ist schon fast unglaublich, dass sie beinahe mit der ersten Ballberührung nach ihrer Einwechselung trifft. Es war ein toller Angriff.

DFB.de: Hat Anja Mittag auch noch mal einen Sprung gemacht?

Neid: Auf jeden Fall. Ich habe den Eindruck, dass ihr der Wechsel in die schwedische Liga gutgetan hat. Sie ist dort nicht ohne Grund zu besten Spielerin gewählt worden. Sie hat sich sehr positiv entwickelt. Sie tritt viel selbstbewusster auf. Das liegt sicher auch daran, weil sie in Malmö eine der wichtigsten Spielerinnen ist. Sie macht in Schweden sehr viele Tore. Das bringt sie weiter, das tut ihr gut. Und das spüren wir auch hier in der Nationalmannschaft ganz deutlich. Sie ist in einer guten Verfassung. Und dann ist sie für die DFB-Auswahl sehr wichtig.

Frauen-EM in Schweden - die besten Bilder des Tuniers

DFB.de: Bei dem Turnier hat immer die Mannschaft gewonnen, die 1:0 in Führung gegangen ist. War Ihnen das bewusst, nachdem Anja Mittag getroffen hatte?

Neid: Ich kannte diese Statistik. Aber in dem Moment habe ich darüber nicht nachgedacht. Ich war viel zu fokussiert auf die Begegnung.

DFB.de: Wie haben Sie die beiden Elfmeter gegen Ihre Mannschaft erlebt?

Neid: Das war schon heftig. Aber wir hatten ja zum Glück Nadine Angerer im Tor. Man hat ganz deutlich gemerkt, dass sie auf keinen Fall einen Gegentreffer kassieren wollte. Das hat sie in jedem Augenblick vermittelt. Diese zwei gehaltenen Elfmeter haben uns sicher mental stärker gemacht. Die Norwegerinnen hatten Probleme, diese Rückschläge zu verarbeiten.

DFB.de: Wie bewerten Sie generell die Leistung von Kapitänin Angerer?

Neid: Sie hat das ganze Turnier über auf einem sehr hohen Niveau gespielt. Das Endspiel war nur die Krönung. Sie hat ihre Klasse erneut unter Beweis gestellt und war eine tolle Anführerin.

Das meinen DFB.de-User:

"Noch nie war für mich persönlich der Sieg unserer Fußballfrauen so emotional wie dieses Jahr! Ich liebe unsere Mädels und ich glaube immer an sie und halte immer zu ihnen! Dass sie es dieses Jahr mit soviel Team- und Kampfgeist allen gezeigt haben, erfüllt mich mit Stolz und Zufriedenheit. Meinen herzlichsten Dank an das gesamte Team!!! Ihr seid die Besten!!" (Susi Ernst)

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Die Freude ist riesig, der Stolz unermesslich: Silvia Neid hat eine stark verjüngte deutsche Frauen-Nationalmannschaft in Schweden zum achten EM-Titel geführt. Das 1:0 im Finale gegen Norwegen bedeutet den sechsten Titel auf kontinentaler Ebene in Serie, den achten insgesamt - und an allen war Neid als Spielerin oder im Trainerteam beteiligt.

Nach dem historischen Triumph redet die Bundestrainerin im DFB.de-Gespräch der Woche mit Mitarbeiter Sven Winterschladen und DFB-TV über den Titelgewinn, Siegtorschützin Anja Mittag, Elfmeterheldin Nadine Angerer und den Stellenwert des Turniersiegs.

DFB.de: Frau Neid, welchen Stellenwert hat dieser Titel für Sie? Immerhin ist es bereits das achte Mal, dass Sie die Europameisterschaft gewonnen haben.

Silvia Neid: Für den Moment ist es sicher der schönste Titel. Ganz einfach, weil es noch so frisch ist. Aber auch, weil es ein Spiel auf Augenhöhe war, ein ganz schweres Finale. In ein paar Tagen allerdings wird sich das alles etwas relativieren. 1989 zum Beispiel war auch toll. Da hat alles begonnen. Ich werde diese Europameisterschaft in Schweden jedoch alleine schon deshalb als besonders in Erinnerung behalten, weil viele unseren jungen Spielerinnen diesen Erfolg nicht zugetraut hatten. Wir mussten so viele Hiobsbotschaften mit dem Ausfall von sechs Spielerinnen verkraften. Aber wir sind zu einer echten Einheit geworden. Das war wirklich beeindruckend. Diesen Titel haben wir uns mit unseren Herzen erspielt.

DFB.de: Wie haben Sie die vergangenen Wochen erlebt?

Neid: Es war eine sehr intensive Zeit. Aber jetzt fühle ich mich einfach gut, überhaupt nicht geschlaucht. Ich habe den Eindruck, dass mich das Turnier und das Arbeiten mit den jungen Spielerinnen um zehn Jahre jünger gemacht hat. Mal sehen, wie das nach den Feierlichkeiten in den kommenden Tagen sein wird. (lacht) Im Moment genießen wir einfach nur diesen historischen Augenblick. Wir sind überglücklich, dass wir es wieder geschafft haben.

DFB.de: Ist es für Sie auch eine Art Genugtuung?

Neid: Ich empfinde nur Freude und Glück. Ich bin stolz auf jede einzelne Spielerin. Da kann ich mich nur wiederholen.

DFB.de: Haben Sie immer an den Titel geglaubt?

Neid: Am Anfang sah es nicht immer so aus, dass wir es schaffen können. Da bin ich ganz ehrlich. Wir sind nicht so gut ins Turnier gekommen. Erst der holprige Start mit dem Unentschieden gegen die Niederlande. Dann eine gute Leistung gegen Island mit den drei Punkten. Und ein schlechter Auftritt zum Abschluss der Vorrunde gegen Norwegen. Aber dann haben wir uns reingebissen. Ab dem Viertelfinale mit dem 1:0 gegen Italien hat sich die Mannschaft gefangen, und es lief es richtig rund. Es wurde von Begegnung zu Begegnung besser. Ich bin total froh und stolz, dass wir es mit diesem jungen Team geschafft haben. Ich kann es gar nicht oft genug betonen.

DFB.de: Warum lief es ab dem Viertelfinale plötzlich besser?

Neid: Zu diesem Zeitpunkt waren wir eingespielt. Wir waren im Turnier drin. Das Zweikampfverhalten war deutlich besser, das Spiel gegen den Ball auch. Auch die Aktionen nach vorne waren klarer. Mit hat es einfach Spaß gemacht, die Entwicklung dieser talentierten Mannschaft während eines Turniers beobachten und beeinflussen zu können.

DFB.de: Wird diese Entwicklung weitergehen?

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Neid: Natürlich. Die jungen Spielerinnen sind ja noch längst nicht am Ende angekommen. Alleine die Erlebnisse in den vergangenen Tagen werden ihnen erneut einen Schub geben. Und auch das, was jetzt kommen wird. Ich sehe große Perspektiven. Aber zunächst müssen wir das alles erst mal verarbeiten.

DFB.de: Was zeichnet diese jungen Spielerinnen aus?

Neid: Sie sind erfrischend. Sie haben einen tollen Charakter. Sie haben eine tolle Einstellung. Sie sind an ihre Grenzen gegangen. Mit totaler Hingabe, mit Leidenschaft und Mut. Das war toll.

DFB.de: War es eine schwierige Entscheidung, Anja Mittag nach ihrer guten Leistung gegen Schweden im Endspiel gegen Norwegen zunächst auf der Bank zu lassen?

Neid: Es war ganz klar, dass sie auf jeden Fall in die Begegnung kommen würde. Das war vorher auch so besprochen. Sie hat mit ihrem Selbstvertrauen dann auch viel Schwung gebracht, besonders über die Außenbahn. Wir hatten uns in der Halbzeit vorgenommen, noch mutiger nach vorne zu spielen und noch mehr Zweikämpfe zu gewinnen. Wir hatten gehofft, dass das mit Anja Mittag klappen wird. Dass es dann tatsächlich so schnell funktioniert, ist natürlich umso schöner. Es ist schon fast unglaublich, dass sie beinahe mit der ersten Ballberührung nach ihrer Einwechselung trifft. Es war ein toller Angriff.

DFB.de: Hat Anja Mittag auch noch mal einen Sprung gemacht?

Neid: Auf jeden Fall. Ich habe den Eindruck, dass ihr der Wechsel in die schwedische Liga gutgetan hat. Sie ist dort nicht ohne Grund zu besten Spielerin gewählt worden. Sie hat sich sehr positiv entwickelt. Sie tritt viel selbstbewusster auf. Das liegt sicher auch daran, weil sie in Malmö eine der wichtigsten Spielerinnen ist. Sie macht in Schweden sehr viele Tore. Das bringt sie weiter, das tut ihr gut. Und das spüren wir auch hier in der Nationalmannschaft ganz deutlich. Sie ist in einer guten Verfassung. Und dann ist sie für die DFB-Auswahl sehr wichtig.

Frauen-EM in Schweden - die besten Bilder des Tuniers

DFB.de: Bei dem Turnier hat immer die Mannschaft gewonnen, die 1:0 in Führung gegangen ist. War Ihnen das bewusst, nachdem Anja Mittag getroffen hatte?

Neid: Ich kannte diese Statistik. Aber in dem Moment habe ich darüber nicht nachgedacht. Ich war viel zu fokussiert auf die Begegnung.

DFB.de: Wie haben Sie die beiden Elfmeter gegen Ihre Mannschaft erlebt?

Neid: Das war schon heftig. Aber wir hatten ja zum Glück Nadine Angerer im Tor. Man hat ganz deutlich gemerkt, dass sie auf keinen Fall einen Gegentreffer kassieren wollte. Das hat sie in jedem Augenblick vermittelt. Diese zwei gehaltenen Elfmeter haben uns sicher mental stärker gemacht. Die Norwegerinnen hatten Probleme, diese Rückschläge zu verarbeiten.

DFB.de: Wie bewerten Sie generell die Leistung von Kapitänin Angerer?

Neid: Sie hat das ganze Turnier über auf einem sehr hohen Niveau gespielt. Das Endspiel war nur die Krönung. Sie hat ihre Klasse erneut unter Beweis gestellt und war eine tolle Anführerin.

Das meinen DFB.de-User:

"Noch nie war für mich persönlich der Sieg unserer Fußballfrauen so emotional wie dieses Jahr! Ich liebe unsere Mädels und ich glaube immer an sie und halte immer zu ihnen! Dass sie es dieses Jahr mit soviel Team- und Kampfgeist allen gezeigt haben, erfüllt mich mit Stolz und Zufriedenheit. Meinen herzlichsten Dank an das gesamte Team!!! Ihr seid die Besten!!" (Susi Ernst)