Nadine Angerer: "Die Mannschaft hat Charakter gezeigt"

DFB.de: Wo sehen Sie Ihre Aufgaben als Spielführerin?

Angerer: Ich denke generell, dass man dann eine gute Spielführerin ist, wenn man unauffällig agiert. Die Dinge sollte man so organisieren, dass man gar nicht so groß in Erscheinung tritt. Spannungen, die entstehen können, möchte ich schon im Vorfeld in den Griff bekommen. Wünsche von der Mannschaft will ich mit guten Argumenten an die Trainerin und Managerin herantragen. Und natürlich ist es meine Aufgabe, wenn es mal nicht so gut läuft, intern auf den Tisch zu hauen. Aber ich denke, das ist bei dieser Mannschaft nicht notwendig.

DFB.de: Wie fällt der Blick in die Zukunft aus?

Angerer: Optimistisch. Vor allem, wenn ich die jungen Spielerinnen sehe.

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Der Neustart der Frauen-Nationalmannschaft nach dem frühen WM-Aus ist geglückt. Am Samstag gewann das Team von DFB-Trainerin Silvia Neid sein erstes EM-Qualifikationsspiel gegen die Schweiz mit 4:1. Ein gelungenes Debüt als neue Spielführerin der DFB-Auswahl gab in Augsburg Torfrau Nadine Angerer.

Die zweimalige Welt- und viermalige Europameisterin zählt mit 103 Länderspielen zu der erfahrensten Spielerin der DFB-Auswahl. Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteurin Annette Seitz berichtet die 32-Jährige von den Lehren der WM, über ihre Eindrücke der neu formierten Mannschaft - und wie sie ihre Rolle als neue Spielführerin interpretiert.

DFB.de: Die Mannschaft hat sich am Samstag mit einem neuen Gesicht präsentiert. Welche Eindrücke haben Sie vor allem von den Neuen im Kader?

Nadine Angerer: Sie kamen mit sehr viel Respekt an, haben sich im Training aber gleich gut integriert und sich dort auch sofort eingebracht. Das hat mir gut gefallen. Denn wir brauchen junge, frische Spielerinnen. Jetzt sind die "älteren" jüngeren Spielerinnen, wie Babett Peter oder Melanie Behringer, die ja eigentlich noch sehr jung sind, die alten Hasen. Sie haben sehr viel Turniererfahrung und werden jetzt noch mehr Verantwortung übernehmen.

DFB.de: Wie ist das erste Spiel nach der WM aus Ihrer Sicht gelaufen?

Angerer: Ich denke, wir können mit unserem Auftritt, zumindest phasenweise, zufrieden sein. Wir haben uns in das Spiel gekämpft. Die Mannschaft hat Charakter gezeigt. Es war insgesamt okay für das erste Spiel. Aber wir können noch besseren Fußball zeigen. Daran wollen und werden wir arbeiten.

DFB.de: Inwieweit war die WM noch Thema beim Lehrgang in Augsburg?

Angerer: Jede von uns hat nach dem Ausscheiden lange Zeit gehabt, sich Gedanken über die WM zu machen. Ich fand es wichtig, dass wir uns alle - gemeinsam mit der Trainerin - noch einmal zusammengesetzt und ausgetauscht haben. Das haben wir direkt nach unserer Ankunft in Augsburg getan. Es war ein sehr konstruktives, gutes und offenes Gespräch - und ich glaube, dass beide Seiten viel davon mitgenommen haben.

DFB.de: Welche Lehren ziehen Sie aus der WM?

Angerer: Jede Spielerinnen hat sehr viel über sich selbst erfahren im Umgang mit Druck und Niederlagen. Wir kannten ja alle nur den Erfolg. Ich bin davon überzeugt, dass sich diese Niederlage im Viertelfinale positiv auf die Persönlichkeitsentwicklung auswirkt. Von daher war nicht alles negativ. Jede von uns wird dadurch ein Stück besser, weil wir natürlich auch wieder gerade rücken wollen, was wir verbockt haben. Ich bin davon überzeugt, dass wir den verloren gegangenen Respekt schon sehr bald wieder zurückgewinnen.

DFB.de: Birgit Prinz, Kerstin Garefrekes, Ariane Hingst und Ursula Holl sind zurückgetreten. Gab es bei Ihnen auch diese Gedanken?

Angerer: Lange vor der WM gab es die schon, das stimmt. Aber nach der WM war mir sofort klar, dass ich weitermache. Mit so einer Niederlage will ich doch nicht aufhören.

DFB.de: Was motiviert Sie?

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Angerer: Ich spiele einfach gerne Fußball, habe das Gefühl, noch Spaß daran zu haben. Ich fühle mich nicht alt, muss mich nicht aus dem Bett quälen, um ins Tranig zu gehen. Ich habe Spaß mit meiner Mannschaft in Frankfurt, Spaß in der Nationalmannschaft - und ich sehe überhaupt keinen Grund aufzuhören.

DFB.de: Sie sind neue Spielführerin. Welche Bedeutung hat das für Sie?

Angerer: Es ist eine ganz große Ehre, Nachfolgerin von Birgit Prinz zu werden und anderen namhaften Spielführerinnen. Aber es wird sich jetzt nicht großartig etwas verändern. Die Mannschaft war vorher intakt, und sie ist es jetzt auch.

DFB.de: Wo sehen Sie Ihre Aufgaben als Spielführerin?

Angerer: Ich denke generell, dass man dann eine gute Spielführerin ist, wenn man unauffällig agiert. Die Dinge sollte man so organisieren, dass man gar nicht so groß in Erscheinung tritt. Spannungen, die entstehen können, möchte ich schon im Vorfeld in den Griff bekommen. Wünsche von der Mannschaft will ich mit guten Argumenten an die Trainerin und Managerin herantragen. Und natürlich ist es meine Aufgabe, wenn es mal nicht so gut läuft, intern auf den Tisch zu hauen. Aber ich denke, das ist bei dieser Mannschaft nicht notwendig.

DFB.de: Wie fällt der Blick in die Zukunft aus?

Angerer: Optimistisch. Vor allem, wenn ich die jungen Spielerinnen sehe.