Löw: "Eine ganze Nation steht hinter dem Team"

Vom 26. Juni bis 17. Juli findet in Deutschland die Frauen-WM 2011 statt - für die Spielerinnen der DFB-Auswahl der Höhepunkt in ihrer Karriere. Ihr Ziel: die Titelverteidigung. Das wichtigste Turnier vor heimischer Kulisse bestreiten zu dürfen, wird für die 21 Frauen, die letztlich im WM-Kader von DFB-Trainerin Silvia Neid stehen werden, aber auch unabhängig vom Abschneiden ein außergewöhnliches Erlebnis sein.

Das können auch die Trainer und Athleten aus anderen Sportarten bestätigen, die in den vergangenen Jahren ebenfalls in den Genuss einer Heim-WM gekommen sind - und erfolgreich waren. In einer Interview-Serie spricht DFB.de immer dienstags mit deutschen Protagonisten und blickt zurück auf deren ganz persönliche Faszination Heim-WM. Heute zum Abschluss der Serie: Fußball-Bundestrainer Joachim Löw.

Löw übernahm nach der Weltmeisterschaft 2006 die Regie bei der deutschen Nationalmannschaft. Vorher war er zwei Jahre lang Assistent von Bundestrainer Jürgen Klinsmann gewesen. Ein Karrierehöhepunkt für Löw, der die Mannschaft als Chefcoach bei der EM 2008 ins Finale und bei der WM 2010 auf Rang drei führte, war die WM 2006 im eigenen Land. DFB-Mitarbeiter Gregor Derichs hat mit Joachim Löw über die Heim-WM, mögliche Ratschläge für Silvia Neid und seine Einschätzung der deutschen Frauen-Mannschaft gesprochen.

DFB.de: Wie haben Sie die letzten Wochen vor dem Start der WM 2006 in Erinnerung?

Joachim Löw: Die Gefühlslage vor der WM 2006 war unglaublich schwankend. Wir hatten einige offene Fragen vor dem Turnier noch zu klären. Es herrschte eine sehr große Anspannung, nachdem wir das Testspiel im März in Italien mit 1:4 verloren hatten und vieles noch nicht zusammenpasste. Wir wussten, es wird nicht leicht sein, die Erwartungen der Bevölkerung zu erfüllen. Aber andererseits war bei Jürgen Klinsmann und mir das Selbstvertrauen in unsere Arbeit groß. Wir wussten, dass die Mannschaft im Training gut gearbeitet hatte und dass sie gut war, wenn es darauf ankam.

DFB.de: Können Sie Ihrer Kollegin Silvia Neid Ratschläge geben, wie sie mit der großen Erwartung, dass die deutschen Frauen den Titel gewinnen soll, umgehen kann?

Löw: Freundliche Ratschläge kann ich Silvia Neid nicht geben. Das hat sie gar nicht nötig. Sie hat schon so viele Turniere bestritten, als Spielerin, als Assistenztrainerin und zuletzt auch als Cheftrainerin. Sie hat so viel Erfahrung, dass sie diese Hilfe von außen nicht braucht. Wichtig ist es, die Gelassenheit nicht zu verlieren, wenn der Druck von außen kommt. Den Roten Faden in der Arbeit, die man leistet, sollte immer wieder aufgenommen werden. Eine Trainerin oder ein Trainer sollte immer ruhig bleiben und sich nicht irritieren lassen. So wie ich Silvia Neid kenne, besteht gar kein Zweifel, dass es bei ihr anders ist.

DFB.de: Ist es eigentlich möglich, dass Besondere an einer Heim-WM zu erfassen oder ist es letztlich nicht nur ein Turnier wie jedes andere, weil es die Arbeit eines Trainers nicht beeinflusst, in welchen Land eine WM stattfindet?



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Vom 26. Juni bis 17. Juli findet in Deutschland die Frauen-WM 2011 statt - für die Spielerinnen der DFB-Auswahl der Höhepunkt in ihrer Karriere. Ihr Ziel: die Titelverteidigung. Das wichtigste Turnier vor heimischer Kulisse bestreiten zu dürfen, wird für die 21 Frauen, die letztlich im WM-Kader von DFB-Trainerin Silvia Neid stehen werden, aber auch unabhängig vom Abschneiden ein außergewöhnliches Erlebnis sein.

Das können auch die Trainer und Athleten aus anderen Sportarten bestätigen, die in den vergangenen Jahren ebenfalls in den Genuss einer Heim-WM gekommen sind - und erfolgreich waren. In einer Interview-Serie spricht DFB.de immer dienstags mit deutschen Protagonisten und blickt zurück auf deren ganz persönliche Faszination Heim-WM. Heute zum Abschluss der Serie: Fußball-Bundestrainer Joachim Löw.

Löw übernahm nach der Weltmeisterschaft 2006 die Regie bei der deutschen Nationalmannschaft. Vorher war er zwei Jahre lang Assistent von Bundestrainer Jürgen Klinsmann gewesen. Ein Karrierehöhepunkt für Löw, der die Mannschaft als Chefcoach bei der EM 2008 ins Finale und bei der WM 2010 auf Rang drei führte, war die WM 2006 im eigenen Land. DFB-Mitarbeiter Gregor Derichs hat mit Joachim Löw über die Heim-WM, mögliche Ratschläge für Silvia Neid und seine Einschätzung der deutschen Frauen-Mannschaft gesprochen.

DFB.de: Wie haben Sie die letzten Wochen vor dem Start der WM 2006 in Erinnerung?

Joachim Löw: Die Gefühlslage vor der WM 2006 war unglaublich schwankend. Wir hatten einige offene Fragen vor dem Turnier noch zu klären. Es herrschte eine sehr große Anspannung, nachdem wir das Testspiel im März in Italien mit 1:4 verloren hatten und vieles noch nicht zusammenpasste. Wir wussten, es wird nicht leicht sein, die Erwartungen der Bevölkerung zu erfüllen. Aber andererseits war bei Jürgen Klinsmann und mir das Selbstvertrauen in unsere Arbeit groß. Wir wussten, dass die Mannschaft im Training gut gearbeitet hatte und dass sie gut war, wenn es darauf ankam.

DFB.de: Können Sie Ihrer Kollegin Silvia Neid Ratschläge geben, wie sie mit der großen Erwartung, dass die deutschen Frauen den Titel gewinnen soll, umgehen kann?

Löw: Freundliche Ratschläge kann ich Silvia Neid nicht geben. Das hat sie gar nicht nötig. Sie hat schon so viele Turniere bestritten, als Spielerin, als Assistenztrainerin und zuletzt auch als Cheftrainerin. Sie hat so viel Erfahrung, dass sie diese Hilfe von außen nicht braucht. Wichtig ist es, die Gelassenheit nicht zu verlieren, wenn der Druck von außen kommt. Den Roten Faden in der Arbeit, die man leistet, sollte immer wieder aufgenommen werden. Eine Trainerin oder ein Trainer sollte immer ruhig bleiben und sich nicht irritieren lassen. So wie ich Silvia Neid kenne, besteht gar kein Zweifel, dass es bei ihr anders ist.

DFB.de: Ist es eigentlich möglich, dass Besondere an einer Heim-WM zu erfassen oder ist es letztlich nicht nur ein Turnier wie jedes andere, weil es die Arbeit eines Trainers nicht beeinflusst, in welchen Land eine WM stattfindet?

Löw: Man kann ein Turnier im eigenen Land auch genießen, allerdings nicht so wie ein Fan oder ein andere Außenstehender. Gerade nach Siegen, wenn die anderen feiern, muss man sich sehr konzentrieren, denn es beginnt schon die Vorbereitung auf das nächste Spiel. Denn gerade eine kleine Leichtfertigkeit, eine bisschen Überheblichkeit kann schon zum Aus führen.

DFB.de: Es gab 2006 eine sehr große Begeisterung um die deutsche Mannschaft. Wie haben Sie diese erlebt?

Löw: Das Erlebnis war großartig. Der Zuspruch, den wir erhielten, war enorm. Wenn wir an einem Flughafen ankamen und mit dem Bus fuhren, standen die Fans im Spalier an der Straße. Das hat eine unglaubliche Dynamik während der WM bekommen. Diese Begeisterung, die uns zum Beispiel schon vor dem Spiel um Platz drei in Stuttgart entgegenschlug, hat uns sehr großen Rückhalt gegeben und emotional berührt. Wir haben gespürt: eine ganze Nation steht hinter der Mannschaft.

DFB.de: Was planen Sie für die WM-Tage? Werden Sie sich selbst Spiele anschauen und die WM verfolgen?

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Löw: Natürlich werde ich die Frauen-WM verfolgen. Ich werde mit Sicherheit bei der Eröffnung in Berlin sein und mir das Spiel der DFB-Frauen gegen Kanada anschauen. Wir werden die Termine in unserem Team aufteilen, sodass wir bei allen deutschen Spielen vor Ort sein können.

DFB.de: Es ist bekannt, dass Sie mit Silvia Neid ein gutes Verhältnis pflegen. Welche Einstellung haben Sie zur deutschen Frauen-Mannschaft?

Löw: Das Frauenteam ist uns ans Herz gewachsen. Ich finde, alle Spielerinnen und Trainerinnen treten unglaublich sympathisch auf. Sportlich gehört diese Mannschaft zur absoluten Weltklasse. Ich war beim zuletzt beim Länderspiel gegen Brasilien in Frankfurt dabei und war sehr angetan von der phantastischen Stimmung, die im Stadion herrschte, aber auch vom Tempo und der Dynamik der Partie. Die Entwicklung im Frauenfußball in den vergangenen 15 Jahren ist unglaublich schnell vorangeschritten. Die deutsche Mannschaft hat daran sehr großen Anteil. Ich bin mir sicher, dass die DFB-Frauen unter der Regie von Silvia Neid einen großen Erfolg bei der WM erzielen können.