Kellermann: "Ich schätze diesen Titel noch höher ein"

4:3 in einem furiosen Finale in Lissabon gegen Tyresö, 590.000 TV-Zuschauer bei Eurosport - es war ein Abend der Superlative: Der VfL Wolfsburg feierte die historische Titelverteidigung in der Königsklasse nach dem dramatischen Finale bis in die frühen Morgenstunden. Der zweite Triumph kostete Nerven, löste aber umso mehr Emotionen aus. Im Interview blickt Wolfsburgs Trainer Ralf Kellermann auf den Triumph zurück.

Frage: Herr Kellermann, haben Sie den Erfolg schon verarbeitet?

Ralf Kellermann: Ich kann das realisieren, aber bis ich den Erfolg und den spektakulären Spielverlauf endgültig verarbeitet habe, wird es mit Sicherheit noch eine Weile dauern. Ich bin unendlich stolz darauf, was die Mannschaft geleistet hat. Dass wir Nehmerqualitäten haben und immer wieder zurückkommen können, haben wir schon im Halbfinale gegen Potsdam gezeigt. Aber in so einem wichtigen Spiel mit 0:2 in die Kabine zu gehen und dann so wieder rauszukommen, das ist Extraklasse.

Frage: Was hat Ihnen Mut gemacht?

Kellermann: Ich habe in der Halbzeit gesagt, dass selbst, wenn es nach 70 Minuten noch 0:2 steht, wir immer noch eine Chance haben. Weil wir schon damit gerechnet haben, dass Tyresö aufgrund der mangelnden Wettkampfpraxis der ersten Elf irgendwann vielleicht die Kräfte schwinden und wir dann physisch im Vorteil sind.

Frage: Welche Rolle hat die Psyche gespielt?

Kellermann: Entscheidend war, was ich in den Gesichtern der Spielerinnen gesehen habe. Jede wusste: Das kann es nicht gewesen sein, dass wir uns im Finale so präsentieren. Wir müssen auf jeden Fall eine ganz andere Körpersprache und Aggressivität an den Tag legen. Dafür haben wir das ganze Jahr gearbeitet. Die Spielerinnen haben selbst viel dazu beigetragen, dass sie mit so einer anderen Körpersprache aus der Kabine gekommen sind.

Frage: Was macht Ihre Mannschaft psychisch so stark?



[bild1]

4:3 in einem furiosen Finale in Lissabon gegen Tyresö, 590.000 TV-Zuschauer bei Eurosport - es war ein Abend der Superlative: Der VfL Wolfsburg feierte die historische Titelverteidigung in der Königsklasse nach dem dramatischen Finale bis in die frühen Morgenstunden. Der zweite Triumph kostete Nerven, löste aber umso mehr Emotionen aus. Im Interview blickt Wolfsburgs Trainer Ralf Kellermann auf den Triumph zurück.

Frage: Herr Kellermann, haben Sie den Erfolg schon verarbeitet?

Ralf Kellermann: Ich kann das realisieren, aber bis ich den Erfolg und den spektakulären Spielverlauf endgültig verarbeitet habe, wird es mit Sicherheit noch eine Weile dauern. Ich bin unendlich stolz darauf, was die Mannschaft geleistet hat. Dass wir Nehmerqualitäten haben und immer wieder zurückkommen können, haben wir schon im Halbfinale gegen Potsdam gezeigt. Aber in so einem wichtigen Spiel mit 0:2 in die Kabine zu gehen und dann so wieder rauszukommen, das ist Extraklasse.

Frage: Was hat Ihnen Mut gemacht?

Kellermann: Ich habe in der Halbzeit gesagt, dass selbst, wenn es nach 70 Minuten noch 0:2 steht, wir immer noch eine Chance haben. Weil wir schon damit gerechnet haben, dass Tyresö aufgrund der mangelnden Wettkampfpraxis der ersten Elf irgendwann vielleicht die Kräfte schwinden und wir dann physisch im Vorteil sind.

Frage: Welche Rolle hat die Psyche gespielt?

Kellermann: Entscheidend war, was ich in den Gesichtern der Spielerinnen gesehen habe. Jede wusste: Das kann es nicht gewesen sein, dass wir uns im Finale so präsentieren. Wir müssen auf jeden Fall eine ganz andere Körpersprache und Aggressivität an den Tag legen. Dafür haben wir das ganze Jahr gearbeitet. Die Spielerinnen haben selbst viel dazu beigetragen, dass sie mit so einer anderen Körpersprache aus der Kabine gekommen sind.

Frage: Was macht Ihre Mannschaft psychisch so stark?

Kellermann: Es ist bei uns wirklich so, dass die Mischung im Kader stimmt. Wir haben teilweise junge Spielerinnen, die schon sehr erfolgreich sind, und wir haben auch richtige Führungsspielerinnen auf dem Platz wie Nadine Keßler. Sie ist auch noch sehr jung, hatte aber in der zweiten Halbzeit mit ihrer Körpersprache und ihrer Art zu spielen einen Riesenanteil am Erfolg. Es sind die Typen, die wir auf dem Platz haben.

[bild2]

Frage: Was bedeutet diese Titelverteidigung für Sie?

Kellermann: Es wird schon vor dem Finale in den Köpfen gewesen sein, dass man am Ende der Saison vielleicht mit leeren Händen dastehen könnte, das heißt: Champions-League-Finale verloren, dritter Platz in der Liga und nächstes Jahr nicht international dabei. So schätze ich diesen Titel aufgrund der Begleitumstände noch höher ein. Im letzten Jahr sind wir sehr entspannt nach London gereist. Wir hatten zwei Titel schon in der Tasche und waren krasser Außenseiter. Aber etwas zu bestätigen, ist deutlich schwieriger, als es das erste Mal zu erreichen.

Frage: Sie haben in der Pressekonferenz schon auf das Champions-League-Finale 2015 in Berlin geschielt - war das eine Kampfansage?

Kellermann: Nein, aber wenn man in die neue Saison geht, dann muss es von allen deutschen Mannschaften das große Ziel sein, dieses Finale zu erreichen. Das ist ja klar.

Frage: In der Meisterschaft geht es am Sonntag weiter. Dürfen die Spielerinnen trotzdem feiern?

Kellermann: Die Anspannung war vor dem Spiel groß, das wird sich alles langsam lösen, und dann wird angemessen gefeiert. Natürlich haben wir noch ein weiteres Ziel mit der Meisterschaft. Trotzdem müssen wir den Titel einfach feiern. Das gehört sich so.