Jürgen Klinsmann: "Gier nach Titeln in sich tragen"

Frage Könnten Sie sich vorstellen, ein Frauenteam zu trainieren?

Klinsmann: Nein, das schließe ich eigentlich aus. Denn ein Frauenteam hat ein ganz anderes Gefüge als ein Männerteam. Das ist eine ganz besondere Herausforderung in der täglichen Arbeit - vor allem auch in der gesamten Kommunikation. Da kenne ich mich zu wenig aus.

Frage Sie werden immer mal wieder bei Klubs in England oder Deutschland gehandelt. Wie sieht denn Ihre berufliche Planung aus?

Klinsmann: Wenn alle Konstellation passen und die richtigen Leute am richtigen Fleck sind, dann bin ich natürlich offen für neue Aufgaben. Im Fußball kann das ja sehr schnell gehen. Aber im Moment ist das unrealistisch. Mir geht's persönlich hervorragend, ich bin voll engagiert in meiner Firma, wir betreuen in den USA Profiklubs.

Frage Wie sehen Sie die Entwicklung der Sportart Fußball in den USA?

Klinsmann: Der Fußball dort wird weiter wachsen. Fußball ist die Sportart, die den größten Zulauf hat - vor allem vom Baseball und American Football laufen die Kinder über. Im American Football besteht das Problem, dass sich die Kids schon früh böse verletzen können. Das Risiko wollen die Eltern nicht mehr in Kauf nehmen,

Frage Hat diese positive Entwicklung Auswirkung auf die Qualität der Nationalmannschaft?

Klinsmann: Das ist schwierig zu sagen. Fußball ist in den USA ein rein organisierter Sport, Straßenfußballer gibt es dort so gut wie gar nicht. Die Kinder spielen im Verein also zweimal die Woche und haben am Wochenende ein Spielchen. Das reicht natürlich in der Stundenzahl nicht aus im Vergleich zu den Nationen in Südamerika oder Europa, wo dazu noch zehn bis zwölf Stunden in der Woche gebolzt wird. Das versuchen die Amerikaner jetzt auch anzugehen.



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Gut gelaunt präsentierte sich Jürgen Klinsmann bei der offiziellen Übergabe der 16 Teambusse der WM-Teilnehmer an das Organisationskomitee für die Frauen-Weltmeisterschaft 2011. Mit OK-Chefin Steffi Jones plauderte der ehemalige Bundestrainer vor allem über das anstehende Großereignis in Deutschland.

Im Interview mit Fussball.de sprach Klinsmann dann ausführlich über die Entwicklung im Frauenfußball, über die Perspektiven der Nationalmannschaft unter seinem Nachfolger Joachim Löw und seine persönliche Situation.

Frage Herr Klinsmann, die Frauen-WM 2011 steht vor der Tür. Weckt das bei Ihnen Erinnerungen an das Sommermärchen 2006?

Jürgen Klinsmann: Ich freue mich zunächst einmal auf die WM in Deutschland. Auf die Verbindung zum Sommermärchen 2006 werde ich immer wieder angesprochen, das lässt sich nicht vermeiden. Ich rede natürlich sehr gern über die schönen Tage.

Frage Können Sie den Druck, den DFB-Trainerin Silvia Neid und ihr Team derzeit spüren dürften, nachempfinden?

Klinsmann: Hier in Deutschland wird Druck leider immer als negativ gesehen. Aber eine WM im eigenen Lande ist etwas Schönes, der Druck kann sich entladen und zu Vorfreude oder Spielfreude werden. Ich bin mir sicher: Wenn der Ball erst rollt, werden die DFB-Frauen voller Begeisterung das Ziel WM-Titel angehen. Das wird dann zum Selbstläufer.

Frage Sind Sie selbst vor Ort?

Klinsmann: Spätestens beim Endspiel bin ich wieder hier. Ich wünsche mir natürlich ein Finale Deutschland gegen die USA. Dazwischen schaue ich mir die Spiele im Fernsehen an, die in den USA alle übertragen werden. In Amerika hat Frauenfußball einen ganz anderen Stellenwert. Da spielen fast genauso viele Mädchen Fußball wie Jungs. Das wird sich in Deutschland zwar kaum realisieren lassen, einen Boom gibt es aber ganz bestimmt.

Frage Könnten Sie sich vorstellen, ein Frauenteam zu trainieren?

Klinsmann: Nein, das schließe ich eigentlich aus. Denn ein Frauenteam hat ein ganz anderes Gefüge als ein Männerteam. Das ist eine ganz besondere Herausforderung in der täglichen Arbeit - vor allem auch in der gesamten Kommunikation. Da kenne ich mich zu wenig aus.

Frage Sie werden immer mal wieder bei Klubs in England oder Deutschland gehandelt. Wie sieht denn Ihre berufliche Planung aus?

Klinsmann: Wenn alle Konstellation passen und die richtigen Leute am richtigen Fleck sind, dann bin ich natürlich offen für neue Aufgaben. Im Fußball kann das ja sehr schnell gehen. Aber im Moment ist das unrealistisch. Mir geht's persönlich hervorragend, ich bin voll engagiert in meiner Firma, wir betreuen in den USA Profiklubs.

Frage Wie sehen Sie die Entwicklung der Sportart Fußball in den USA?

Klinsmann: Der Fußball dort wird weiter wachsen. Fußball ist die Sportart, die den größten Zulauf hat - vor allem vom Baseball und American Football laufen die Kinder über. Im American Football besteht das Problem, dass sich die Kids schon früh böse verletzen können. Das Risiko wollen die Eltern nicht mehr in Kauf nehmen,

Frage Hat diese positive Entwicklung Auswirkung auf die Qualität der Nationalmannschaft?

Klinsmann: Das ist schwierig zu sagen. Fußball ist in den USA ein rein organisierter Sport, Straßenfußballer gibt es dort so gut wie gar nicht. Die Kinder spielen im Verein also zweimal die Woche und haben am Wochenende ein Spielchen. Das reicht natürlich in der Stundenzahl nicht aus im Vergleich zu den Nationen in Südamerika oder Europa, wo dazu noch zehn bis zwölf Stunden in der Woche gebolzt wird. Das versuchen die Amerikaner jetzt auch anzugehen.

Frage In Deutschland ist gerade ein Talenteboom zu spüren. Gibt es Vergleichbares auch in den USA?

Klinsmann: In den USA haben die Verantwortlichen der Nachwuchsverbände und der Vereine eine unglaubliche Macht und ein großes finanzielles Volumen. Die wollen Veränderungen. Da tut sich gewaltig etwas. Bis sich das aber auf die Nationalmannschaft auswirkt, kann es dauern.

Frage Wo ordnen Sie den Nachwuchs im Vergleich zu deutschen Jungnationalspielern wie Mario Götze oder André Schürrle ein?

Klinsmann: Da sind die deutschen Talente natürlich ganz weit voraus. In Deutschland müssen sich schon die jungen Spieler einem enormen Konkurrenzkampf stellen. Sie müssen sich ständig beweisen, sie lernen bereits, mit Druck umzugehen. Die Spieler sind viel besser vorbereitet auf die Extremsituationen in der Bundesliga und stehen dann schon ihren Mann. Und sie sind konstanter in ihrer Leistung. Das alles ist in den USA noch nicht gegeben.

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Frage Wie gut ist die Nachwuchsförderung in Deutschland?

Klinsmann: Deutschland ist eines der Top-Beispiele, wie erfolgreiche Jugendarbeit aussehen kann. Internate wie in der Bundesliga gibt es aber auch in Brasilien, Argentinien, Mexiko oder natürlich in Spanien. Ich denke da an das absolute Paradebeispiel Barcelona. Das ist Extraklasse. Auf jeden Fall geht es überall in die Richtung, die Jugendlichen an den Wettkampfstress zu gewöhnen.

Frage Ein Fokus von Ihnen lag immer auch auf der Persönlichkeitsentwicklung.

Klinsmann: Ja, das ist mir auch heute noch sehr wichtig. Auch da gibt es eine positive Entwicklung. Den Menschen weiterzubringen, akademisch und als Persönlichkeit, das ist mitentscheidend, um weiter führend zu sein. In Deutschland ernten wir derzeit ja die ersten Früchte.

Frage Wo sehen Sie denn Deutschland im Moment im Weltfußball?

Klinsmann: Spanien ist meine Nummer eins, Brasilien die Nummer zwei. Deutschland sehe ich auf Platz drei.

Frage Nicht mehr weit entfernt von einem Titel?

Klinsmann: Das ist natürlich eine Frage, die an Jogi Löw gehen müsste. Er kennt die Energie, die in der Truppe steckt, er sieht das Level des Selbstbewusstseins, den Glauben der Jungs an die eigene Stärke. Und er kennt auch die Grenzen der Mannschaft. Wichtig ist, dass sich die Mannschaft jetzt selbst den Anspruch gibt, Spanien bei der EM 2012 anzugreifen und dann auch bei der WM in Brasilien etwas zu reißen. In Deutschland erwartet man immer, dass man Titel holt. Wichtig ist aber, dass der Glaube daran im Inneren der Spieler verankert ist.

Frage Ist es sinnvoll, das Ziel offensiv zu formulieren?

Klinsmann: Ja, auf jeden Fall. "Wir wollen jetzt einen Titel“, hat Sami Khedira letztens gesagt. Das hat mir gefallen. Es ist ausschlaggebend für eine Generation talentierter Spieler, dass sie diese Gier nach Titeln in sich trägt. Deshalb bin ich zuversichtlich. Deutschland kann Europameister und auch Weltmeister werden.