"Wollen den Pokal nach Essen holen"
Zunächst jedoch geht ihr Blick nach vorne. Auf das große Duell am Samstagnachmittag: "Für uns ist diese Begegnung mit
Frankfurt die absolute Krönung. Wir sind sicher krasser Außenseiter.
Aber wir sind nicht nach Köln gekommen, um zu verlieren. Das
kann nicht der Anspruch eines Leistungssportlers sein. Wir wollen
den DFB-Pokal nach Essen holen. Und dass wir mit Frankfurt auf
Augenhöhe sein können, haben wir zuletzt in der Bundesliga beweisen
können." Lisa Weiß darf so klare Ansagen machen. Sie hat sich
diesen Stellenwert erarbeitet.
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Kein anderer wollte, also musste sie. Also musste Lisa Weiß ins Tor. Sie war damals vier Jahre, sie war das
Mädchen in der Jungenmannschaft des SV Lohausen in Düsseldorf.
Sie hat es nie bereut, dass sie sich damals zwischen
die Pfosten gestellt hat. Mittlerweile ist sie eine der besten
Torhüterinnen Deutschlands. Am Samstag (ab 16.30 Uhr, live in der ARD) wird sie für den Lohn ihrer Mühen belohnt, wenn sie mit der SGS
Essen im Endspiel um den DFB-Pokal auf den 1. FFC Frankfurt
trifft.
"Für mich ist das ganz klar ein Höhepunkt meiner Karriere",
sagt die 26-jährige Schlussfrau. "Ich freue mich einfach
darauf und bin froh, dass ich das erleben kann." Weiß hat entscheidenden
Anteil daran, dass die Essenerinnen sich erstmals
auf dieser Bühne deutschlandweit präsentieren können. Beim
1:0 im Halbfinale gegen den SC Freiburg hat sie mal wieder einige
herausragende Paraden gezeigt und damit den Sieg gerettet. "Lisa ist mit ihrer Erfahrung eine ganz wichtige Spielerin in
unserem extrem jungen Kader", sagt SGS-Trainer Markus Högner.
"Sie hat in dieser Saison noch einmal einen Schritt nach
vorne gemacht. Ich kann mich an keinen gravierenden Fehler
erinnern. Außerdem ist sie auch neben dem Platz eine absolute
Führungspersönlichkeit und Vorbild für unsere zahlreichen
Talente. Sie hat einen tollen Charakter und sie ist sehr offen und
ehrlich. Wir sind froh, dass sie bei uns unter Vertrag steht."
Lederball oder Filzkugel? Weiß entscheidet sich richtig
Als sie nach Essen kam, war sie selbst noch eine Nachwuchshoffnung.
15 Jahre hatte sie bei ihrem Heimatverein in Düsseldorf
verbracht. Danach war sie noch eine Saison beim FCR 2001
Duisburg, allerdings ohne Einsatz. Erst hatte sie nur zum Spaß
gekickt, weil ihre Freunde es ebenfalls gemacht hatten. Aber
dann wurde die ganze Sache eine ernste Angelegenheit. Dafür
hat sie sogar das Tennisspielen aufgegeben, ihr zweites geliebtes
Hobby. "Beides ging einfach nicht. So viel Zeit hatte ich
irgendwann nicht mehr", sagt Weiß. "Es war keine leichte
Entscheidung, weil ich auch eine ambitionierte Tennisspielerin
war. Aber heute bin ich froh, dass ich es so gemacht habe."
Denn auf einmal nahm ihre Karriere rasant an Fahrt auf. Wie im
Zeitraffer hat sie sich nach ganz oben gearbeitet. Im Oktober 2007
das erste Bundesligaspiel, im Mai 2008 das Debüt in der U 23-Auswahl
des DFB, im August 2009 der Gewinn der Europameisterschaft
mit der A-Nationalmannschaft, und im Februar 2010 konnte sie
endlich auch ihre Premiere im Team von Bundestrainerin Silvia
Neid feiern. Beim 3:0 gegen Nordkorea wurde Weiß nach 17 Minuten
für Nadine Angerer eingewechselt.
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"Werde immer an mein Länderspiel denken"
Sie weiß noch heute genau, wie es damals war, als sie sich plötzlich
das Trikot überziehen musste. Als Nadine Angerer mit einer Platzwunde
am Schienbein vom Rasen humpelte. Als Weiß ins deutsche
Tor stürmte. Als sie in dieser Sekunde A-Nationalspielerin war: "Das
ging alles unheimlich schnell. Ich habe es mir später noch einmal
im Fernsehen angeschaut, weil ich es in diesem Moment gar nicht
richtig realisieren konnte. Ich war in dem Augenblick so neben der
Spur, dass ich mir meine Handschuhe erst im Tor angezogen habe."
Ihre Freunde, ihre Familie, alle waren da. Alle haben die Daumen
gedrückt. Alle waren nachher unheimlich stolz auf ihre Lisa.
Spätestens seit diesem Ereignis hat Weiß eine besondere Stellung
bei der SGS Essen. Sie ist die einzige Spielerin im aktuellen Kader,
die bei der A-Nationalmannschaft im Einsatz war. Auch wenn das
bislang nur einmal der Fall war. Sie ist die Spielerin im aktuellen
Kader, die am längsten dabei ist. !Ich bin stolz darauf, bei diesem
Länderspiel in Duisburg dabei gewesen zu sein. Es war ja praktisch
vor meiner Haustür", sagt die Lehramtsstudentin der Fächer Deutsch
und Sport. "Das kann mir niemand mehr nehmen. Daran werde ich
immer gerne denken."
"Wollen den Pokal nach Essen holen"
Zunächst jedoch geht ihr Blick nach vorne. Auf das große Duell am Samstagnachmittag: "Für uns ist diese Begegnung mit
Frankfurt die absolute Krönung. Wir sind sicher krasser Außenseiter.
Aber wir sind nicht nach Köln gekommen, um zu verlieren. Das
kann nicht der Anspruch eines Leistungssportlers sein. Wir wollen
den DFB-Pokal nach Essen holen. Und dass wir mit Frankfurt auf
Augenhöhe sein können, haben wir zuletzt in der Bundesliga beweisen
können." Lisa Weiß darf so klare Ansagen machen. Sie hat sich
diesen Stellenwert erarbeitet.