Dzsenifer Marozsan: Konzentration aufs Wesentliche

Wenn man sich mit Dzsenifer Marozsan unterhält, dann kann es passieren, dass sie nur mit einem einzigen Wort antwortet: "Definitiv." Die Kreativspielerin, die sich derzeit mit der Frauen-Nationalmannschaft in Frankfurt auf die WM-Qualifikationsspiele in Koper gegen Slowenien (Samstag, ab 15.45 Uhr, live in der ARD) und gegen Kroatien im Frankfurter Volksbank Stadion (Mittwoch, ab 18 Uhr, live in der ARD) vorbereitet, ist keine Freundin der langen Reden. Ist die Zehner-Position ihre Lieblingsposition? "Definitiv." Hat Sie ihr Talent von Ihrem Vater, dem Nationalspieler, in die Wiege gelegt bekommen? "Definitiv."

Nun ist es nicht so, dass die 21 Jahre junge gebürtige Ungarin Probleme hätte sich auszudrücken, oder dass sie nichts zu erzählen hätte. Nur ist sie eben das Gegenteil einer Wichtigtuerin. Zurückhaltend. Und sehr bescheiden. Auf dem Fußballplatz ist die Mittelfeldspielerin das Gegenteil. Hier spielt sie sich regelmäßig in den Vordergrund.

EM-Titel als vorläufige Karrierekrönung

Die vorläufige Krönung ihrer Karriere war der EM-Gewinn Ende Juli in Schweden. Ihr goldenes Tor gegen die Gastgeberinnen hatte die deutsche Mannschaft ins Finale gehievt, das sie 1:0 gegen Norwegen gewann. Das erste Spiel nach der EM, das 9:0 gegen Russland, war das 25. ihrer jungen Karriere, und dabei glückten ihr erneut zwei Treffer in einem Spiel.

Zum ersten Mal war ihr das im Freundschaftsspiel bei Olympiasieger USA vor einem Jahr gelungen. Damals hämmerte sie den Ball mit links aus 25 Metern zum 2:2-Endstand ins Tor - ein im Frauenfußball außergewöhnlicher Knaller, der sehr wahrscheinlich auch ihrem Lieblingsspieler Cristiano Ronaldo ("Seine Dynamik und seine Technik sind unbeschreiblich") gut gefallen hätte.

"Bin noch nicht am Limit"

Marozsan fällt auf. Immer schon. 2008 wurde sie mit der U 17 erst Europameisterin und dann WM-Dritte. Mit der U 20 wurde sie 2010 Weltmeisterin und 2012, als sie zur besten Spielerin gekürt wurde, Vizeweltmeisterin. Sie ist die einzige Frau der Welt, die in zwei U 20-WM-Endspielen stand. Ihre Ballsicherheit und die Genauigkeit im Passspiel sind famos. Wenn Deutschland mit einem Doppelpass Raum gewinnt, sind meistens ihre Füße mit im Spiel. Dazu kommen körperliche Stärke und Durchsetzungsvermögen. Kein Wunder also, dass häufig Begriffe wie "Supertalent" oder "Juwel" fallen, wenn über Marozsan geredet wird.

Ihr selbst ist das nicht gerade unangenehm. Doch es macht auch keinen besonderen Eindruck auf sie. "Man hört so was immer wieder mal", sagt sie: "Das bedeutet aber nicht viel. Ich bin noch nicht am Limit und will weiter hart arbeiten." Ist sie denn auch mal zufrieden mit sich? "Selten. Meistens finde ich etwas, das ich besser hätte machen können", sagt sie auf die Frage.

Die Familie als Halt

Der größte Kritiker ist ihr Vater. "Das ist mir wichtig, denn er hat Ahnung", sagt sie. Das stimmt wohl. Janos Marozsan war ungarischer Nationalspieler, den letzten seiner insgesamt vier Einsätze hatte er 15 Tage vor Dzsenifers Geburt im April 1992. Im Jahr zuvor war er mit Honved Budapest Meister geworden. 1996 holte der 1. FC Saarbrücken Janos Marozsan nach Deutschland, nach dem Karriereende wurde die Familie im Saarland heimisch.

Auch Dzsenifers fünf Jahre älterer Bruder David hatte das Talent geerbt. Gerade als David kurz vor einem Profivertrag beim FCS stand, verletzte er sich schwer am Knie – das Aus. "Das hat mir gezeigt, wie schnell alles vorbei sein kann", sagt Marozsan. Deshalb war es ihr wichtig, ihre Ausbildung zur Bürokauffrau abzuschließen. Der Ausbildungsbetrieb war eine bestens bekannte Institution: der DFB.

Fußballerische Wurzeln in Saarbrücken

Mit 14 bestritt Marozsan ihr erstes Bundesliga-Spiel, sie ist damit die jüngste Spielerin der Bundesliga-Geschichte. Nadine Keßler und Josephine Henning waren damals ihre Mitspielerinnen. Dann ging alles sehr schnell. 2009 der Wechsel zum Topteam 1. FFC Frankfurt, 2011 die Nominierung für die Heim-WM. Doch kurz vor dem Turnierstart erlitt sie einen Innenbandriss im rechten Knie und musste passen. "Das war das Schlimmste, was mir je passiert ist", berichtet sie, "da konnte mich selbst die Familie nicht mehr trösten."

Heute ist Dzsenifer Marozsan Leistungsträgerin der Nationalmannschaft, eine Führungspersönlichkeit – auch wenn sie dabei noch ein wenig abwehrt. "An dieser Aufgabe muss ich noch wachsen", sagt sie wie üblich bescheiden, "wir haben so viele starke Spielerinnen, dass das auf viele Schultern verteilt werden kann. Es ist besser, wenn nicht nur eine diesen Druck hat." Jetzt hat sie doch eine ganze Menge gesagt.

Das meinen DFB.de-User:

"Sie ist die beste von Allen. Wenn sie erstmal in Fahrt kommt und den Ball am Fuß hat, sieht jede Gegenspielerin alt aus. Ich hoffe, sie bleibt gesund bis 2015. Dann gehört der WM-Titel Deutschland" (David Garber, Frankfurt)

[dfb]

[bild1]

Wenn man sich mit Dzsenifer Marozsan unterhält, dann kann es passieren, dass sie nur mit einem einzigen Wort antwortet: "Definitiv." Die Kreativspielerin, die sich derzeit mit der Frauen-Nationalmannschaft in Frankfurt auf die WM-Qualifikationsspiele in Koper gegen Slowenien (Samstag, ab 15.45 Uhr, live in der ARD) und gegen Kroatien im Frankfurter Volksbank Stadion (Mittwoch, ab 18 Uhr, live in der ARD) vorbereitet, ist keine Freundin der langen Reden. Ist die Zehner-Position ihre Lieblingsposition? "Definitiv." Hat Sie ihr Talent von Ihrem Vater, dem Nationalspieler, in die Wiege gelegt bekommen? "Definitiv."

Nun ist es nicht so, dass die 21 Jahre junge gebürtige Ungarin Probleme hätte sich auszudrücken, oder dass sie nichts zu erzählen hätte. Nur ist sie eben das Gegenteil einer Wichtigtuerin. Zurückhaltend. Und sehr bescheiden. Auf dem Fußballplatz ist die Mittelfeldspielerin das Gegenteil. Hier spielt sie sich regelmäßig in den Vordergrund.

EM-Titel als vorläufige Karrierekrönung

Die vorläufige Krönung ihrer Karriere war der EM-Gewinn Ende Juli in Schweden. Ihr goldenes Tor gegen die Gastgeberinnen hatte die deutsche Mannschaft ins Finale gehievt, das sie 1:0 gegen Norwegen gewann. Das erste Spiel nach der EM, das 9:0 gegen Russland, war das 25. ihrer jungen Karriere, und dabei glückten ihr erneut zwei Treffer in einem Spiel.

Zum ersten Mal war ihr das im Freundschaftsspiel bei Olympiasieger USA vor einem Jahr gelungen. Damals hämmerte sie den Ball mit links aus 25 Metern zum 2:2-Endstand ins Tor - ein im Frauenfußball außergewöhnlicher Knaller, der sehr wahrscheinlich auch ihrem Lieblingsspieler Cristiano Ronaldo ("Seine Dynamik und seine Technik sind unbeschreiblich") gut gefallen hätte.

"Bin noch nicht am Limit"

Marozsan fällt auf. Immer schon. 2008 wurde sie mit der U 17 erst Europameisterin und dann WM-Dritte. Mit der U 20 wurde sie 2010 Weltmeisterin und 2012, als sie zur besten Spielerin gekürt wurde, Vizeweltmeisterin. Sie ist die einzige Frau der Welt, die in zwei U 20-WM-Endspielen stand. Ihre Ballsicherheit und die Genauigkeit im Passspiel sind famos. Wenn Deutschland mit einem Doppelpass Raum gewinnt, sind meistens ihre Füße mit im Spiel. Dazu kommen körperliche Stärke und Durchsetzungsvermögen. Kein Wunder also, dass häufig Begriffe wie "Supertalent" oder "Juwel" fallen, wenn über Marozsan geredet wird.

[bild2]

Ihr selbst ist das nicht gerade unangenehm. Doch es macht auch keinen besonderen Eindruck auf sie. "Man hört so was immer wieder mal", sagt sie: "Das bedeutet aber nicht viel. Ich bin noch nicht am Limit und will weiter hart arbeiten." Ist sie denn auch mal zufrieden mit sich? "Selten. Meistens finde ich etwas, das ich besser hätte machen können", sagt sie auf die Frage.

Die Familie als Halt

Der größte Kritiker ist ihr Vater. "Das ist mir wichtig, denn er hat Ahnung", sagt sie. Das stimmt wohl. Janos Marozsan war ungarischer Nationalspieler, den letzten seiner insgesamt vier Einsätze hatte er 15 Tage vor Dzsenifers Geburt im April 1992. Im Jahr zuvor war er mit Honved Budapest Meister geworden. 1996 holte der 1. FC Saarbrücken Janos Marozsan nach Deutschland, nach dem Karriereende wurde die Familie im Saarland heimisch.

Auch Dzsenifers fünf Jahre älterer Bruder David hatte das Talent geerbt. Gerade als David kurz vor einem Profivertrag beim FCS stand, verletzte er sich schwer am Knie – das Aus. "Das hat mir gezeigt, wie schnell alles vorbei sein kann", sagt Marozsan. Deshalb war es ihr wichtig, ihre Ausbildung zur Bürokauffrau abzuschließen. Der Ausbildungsbetrieb war eine bestens bekannte Institution: der DFB.

Fußballerische Wurzeln in Saarbrücken

Mit 14 bestritt Marozsan ihr erstes Bundesliga-Spiel, sie ist damit die jüngste Spielerin der Bundesliga-Geschichte. Nadine Keßler und Josephine Henning waren damals ihre Mitspielerinnen. Dann ging alles sehr schnell. 2009 der Wechsel zum Topteam 1. FFC Frankfurt, 2011 die Nominierung für die Heim-WM. Doch kurz vor dem Turnierstart erlitt sie einen Innenbandriss im rechten Knie und musste passen. "Das war das Schlimmste, was mir je passiert ist", berichtet sie, "da konnte mich selbst die Familie nicht mehr trösten."

Heute ist Dzsenifer Marozsan Leistungsträgerin der Nationalmannschaft, eine Führungspersönlichkeit – auch wenn sie dabei noch ein wenig abwehrt. "An dieser Aufgabe muss ich noch wachsen", sagt sie wie üblich bescheiden, "wir haben so viele starke Spielerinnen, dass das auf viele Schultern verteilt werden kann. Es ist besser, wenn nicht nur eine diesen Druck hat." Jetzt hat sie doch eine ganze Menge gesagt.

Das meinen DFB.de-User:

"Sie ist die beste von Allen. Wenn sie erstmal in Fahrt kommt und den Ball am Fuß hat, sieht jede Gegenspielerin alt aus. Ich hoffe, sie bleibt gesund bis 2015. Dann gehört der WM-Titel Deutschland" (David Garber, Frankfurt)