DFB-Kapitänin Popp: "Wir sind sehr, sehr stolz"

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat bei der Wahl zu Deutschlands Mannschaft des Jahres den dritten Platz belegt. Bei der 76. Wahl wurden die von den über 3000 Journalisten gewählten Athlet*innen im Kurhaus in Baden-Baden ausgezeichnet. Im DFB.de-Interview blickt Kapitänin Alexandra Popp (31) auf emotionale und erfolgreiche Wochen und Monate zurück. Dabei ist das Jahr für sie und den VfL Wolfsburg noch gar nicht beendet: Am Donnerstag (ab 18.45 Uhr, live bei DAZN) geht bei SKN St. Pölten in Österreich um den Gruppensieg in der Champions League.

DFB.de: Alexandra Popp, am Sonntagabend sind Sie gemeinsam mit der DFB-Auswahl der Frauen im Rahmen einer Gala in Baden-Baden bei der Wahl zu Deutschlands Mannschaft des Jahres auf Rang drei gekommen. War dies der krönende Abschluss eines extrem emotionalen und erfolgreichen Jahres?

Alexandra Popp: Ja, absolut. 2022 war mit tollen Erfolgen gespickt. Es waren natürlich auch zahlreiche emotionale Momente dabei. Vor allem nach der Europameisterschaft haben wir viele begeisterte Menschen mitnehmen können. Ich hoffe, dass das auch in 2023 so bleibt. Es ist toll, dass unsere Leistungen nun auch im Rahmen dieser Gala honoriert worden sind. Wir sind sehr, sehr stolz darauf. Wir können gut mit diesem dritten Platz leben. Denn bei allem Lob darf man auch nicht vergessen, dass wir den Titel in England nicht geholt haben.

DFB.de: Ist diese große Euphorie rund um den Frauenfußball in Deutschland, die Sie mit Ihren Leistungen und Ihrem Auftreten ausgelöst haben, vielleicht sogar eine der wichtigsten Leistungen in 2023?

Popp: Ich denke schon, dass man das so sagen kann. Unsere Aufgabe wird es jetzt sein, das auch so fortzusetzen – und zwar in den kommenden Monaten und den kommenden Jahren. Wir haben nun die richtigen Schritte eingeleitet und Menschen ein wenig in unseren Bann gezogen. Das ist ein sehr schönes Gefühl.

DFB.de: Zumal es Ihnen ja nicht nur durch die Leistungen auf dem Rasen gelungen ist, sondern vor allem durch Ihr Auftreten außerhalb des Platzes.

Popp: Wir haben sehr oft das Feedback bekommen, dass wir nahbar sind, authentisch und bodenständig. Ehrlich gesagt war das aber schon immer so. Wir sind wie wir sind – durch die Aufmerksamkeit während der Europameisterschaft ist das natürlich sehr in die Öffentlichkeit getragen worden. Hinzu kommt sicher auch die Dokumentation „Born for this“, in der das ebenfalls deutlich ist.

DFB.de: Für Sie war es die erste Europameisterschaft, weil sie die Turniere zuvor wegen Verletzungen verpasst hatten. Wie schauen Sie ganz persönlich darauf zurück?

Popp: Ich bin stolz auf meine Leistungen während des Turniers. Der Weg dorthin war ja schon ziemlich kompliziert für mich. Ich hatte vorher wieder mit einigen Verletzungen und Rückschlägen zu kämpfen. Deshalb bin ich auch sehr dankbar für die Unterstützung und die Rückendeckung, die ich bei ganz vielen Menschen aus meinem Umfeld gespürt habe. Ich denke an meine Freunde, an meine Familie, an die Trainerinnen und Trainer und natürlich auch die medizinische Abteilung. Ohne sie alle wäre das nicht möglich gewesen. Das gilt in besonderem Maße auch für Martina Voss-Tecklenburg, die mich mitgenommen hat, obwohl mir zu Beginn des Turniers noch etwas die Spielpraxis gefehlt hat. Aber das Team hat mir das Vertrauen geschenkt. Ich bin froh, dass ich das mit meinen Leistungen zurückzahlen konnte.

DFB.de: Das Finale konnten Sie wegen muskulärer Probleme nicht spielen. Wie schauen Sie auf den Augenblick zehn Minuten vor Spielbeginn zurück, als Sie endgültig die Entscheidung treffen mussten, nicht auflaufen zu können?

Popp: Der Moment der Entscheidung und diese auch Martina mitzuteilen, war brutal schwer. Aber es hätte einfach keinen Zweck gehabt. Durch meine Verletzungen in den Jahren zuvor habe ich ein recht gutes Körpergefühl entwickelt und ich habe gespürt, dass es keinen Sinn machen würde. Schon am Tag vorher nach dem Abschlusstraining war mir klar, dass es nicht gut aussieht. So konnte ich mich bereits etwas darauf einstellen. Dennoch war es hart, im Finale nicht mithelfen zu können. Aber auch im Rückblick und trotz der Niederlage bin ich davon überzeugt, dass es richtig so war.

DFB.de: Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Zuvor steht allerdings noch ein Champions-League-Spiel mit dem VfL Wolfsburg auf dem Programm. Bei SKN St. Pölten in Österreich geht es um den Gruppensieg.

Popp: Wir haben es zuletzt im Heimspiel gegen Slavia Prag leider verpasst, die Sache vorzeitig klar zu machen. Jetzt haben wir am Donnerstag in St. Pölten nochmal eine Aufgabe vor uns, die wir lösen müssen. Denn klar ist ja, dass wir den Gruppensieg fix machen wollen. Entsprechend nehmen wir die Aufgabe natürlich sehr ernst.

DFB.de: Auch mit dem VfL Wolfsburg blicken Sie auf ein extrem erfolgreiches Jahr zurück: Deutscher Meister, Sieg im DFB-Pokal, Halbfinale der Champions League und in dieser Saison in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga zehn Siege nach zehn Begegnungen…

Popp: … es lief tatsächlich sehr, sehr gut. Ich glaube, dass in der vergangenen Saison vielleicht gar nicht so viele mit uns gerechnet hatten. Wir hatten einen Umbruch im Team, dazu kam mit Tommy Stroot ein neuer Trainer. Man wusste zunächst nicht, wie schnell diese Zusammenarbeit funktionieren würde. Heute kann man sagen, dass es super klappt. Die Kommunikation ist sehr stimmig. Ich finde, dass wir in dieser Saison nochmal einen Schritt nach vorne gemacht haben. Wir sind qualitativ noch besser geworden. Das macht mir große Hoffnungen, dass wir wieder den einen oder anderen Titel holen können – am besten alle drei.

DFB.de: Und dann kommt im Sommer die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland.

Popp: Dieses Turnier kommt uns sehr gelegen, glaube ich. Wir haben jetzt die Euphorie der Europameisterschaft im Rücken. Wenn wir dort mit der gleichen Art und Weise und vielleicht noch besserer Qualität antreten, dann kann man sich extrem darauf freuen. Wir wollen die Menschen erneut euphorisieren und mitnehmen.

DFB.de: Zunächst steht nun Weihnachten und der Jahreswechsel auf dem Programm. Kommt diese ruhige Phase genau richtig, um den Akku wieder aufzuladen?

Popp: Auf jeden Fall! Ich bin sicher, dass jede einzelne von uns froh ist, jetzt erstmal etwas durchatmen zu können. Die Perspektive ist schön, im Kreise der Familie einfach mal nichts machen zu müssen oder in den Urlaub fahren zu können. Wir müssen die Akkus wirklich wieder aufladen. Gerade das vergangene halbe Jahr war extrem intensiv. Ich bin froh, dass die Winterpause jetzt unmittelbar bevorsteht.

[sw]

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat bei der Wahl zu Deutschlands Mannschaft des Jahres den dritten Platz belegt. Bei der 76. Wahl wurden die von den über 3000 Journalisten gewählten Athlet*innen im Kurhaus in Baden-Baden ausgezeichnet. Im DFB.de-Interview blickt Kapitänin Alexandra Popp (31) auf emotionale und erfolgreiche Wochen und Monate zurück. Dabei ist das Jahr für sie und den VfL Wolfsburg noch gar nicht beendet: Am Donnerstag (ab 18.45 Uhr, live bei DAZN) geht bei SKN St. Pölten in Österreich um den Gruppensieg in der Champions League.

DFB.de: Alexandra Popp, am Sonntagabend sind Sie gemeinsam mit der DFB-Auswahl der Frauen im Rahmen einer Gala in Baden-Baden bei der Wahl zu Deutschlands Mannschaft des Jahres auf Rang drei gekommen. War dies der krönende Abschluss eines extrem emotionalen und erfolgreichen Jahres?

Alexandra Popp: Ja, absolut. 2022 war mit tollen Erfolgen gespickt. Es waren natürlich auch zahlreiche emotionale Momente dabei. Vor allem nach der Europameisterschaft haben wir viele begeisterte Menschen mitnehmen können. Ich hoffe, dass das auch in 2023 so bleibt. Es ist toll, dass unsere Leistungen nun auch im Rahmen dieser Gala honoriert worden sind. Wir sind sehr, sehr stolz darauf. Wir können gut mit diesem dritten Platz leben. Denn bei allem Lob darf man auch nicht vergessen, dass wir den Titel in England nicht geholt haben.

DFB.de: Ist diese große Euphorie rund um den Frauenfußball in Deutschland, die Sie mit Ihren Leistungen und Ihrem Auftreten ausgelöst haben, vielleicht sogar eine der wichtigsten Leistungen in 2023?

Popp: Ich denke schon, dass man das so sagen kann. Unsere Aufgabe wird es jetzt sein, das auch so fortzusetzen – und zwar in den kommenden Monaten und den kommenden Jahren. Wir haben nun die richtigen Schritte eingeleitet und Menschen ein wenig in unseren Bann gezogen. Das ist ein sehr schönes Gefühl.

DFB.de: Zumal es Ihnen ja nicht nur durch die Leistungen auf dem Rasen gelungen ist, sondern vor allem durch Ihr Auftreten außerhalb des Platzes.

Popp: Wir haben sehr oft das Feedback bekommen, dass wir nahbar sind, authentisch und bodenständig. Ehrlich gesagt war das aber schon immer so. Wir sind wie wir sind – durch die Aufmerksamkeit während der Europameisterschaft ist das natürlich sehr in die Öffentlichkeit getragen worden. Hinzu kommt sicher auch die Dokumentation „Born for this“, in der das ebenfalls deutlich ist.

DFB.de: Für Sie war es die erste Europameisterschaft, weil sie die Turniere zuvor wegen Verletzungen verpasst hatten. Wie schauen Sie ganz persönlich darauf zurück?

Popp: Ich bin stolz auf meine Leistungen während des Turniers. Der Weg dorthin war ja schon ziemlich kompliziert für mich. Ich hatte vorher wieder mit einigen Verletzungen und Rückschlägen zu kämpfen. Deshalb bin ich auch sehr dankbar für die Unterstützung und die Rückendeckung, die ich bei ganz vielen Menschen aus meinem Umfeld gespürt habe. Ich denke an meine Freunde, an meine Familie, an die Trainerinnen und Trainer und natürlich auch die medizinische Abteilung. Ohne sie alle wäre das nicht möglich gewesen. Das gilt in besonderem Maße auch für Martina Voss-Tecklenburg, die mich mitgenommen hat, obwohl mir zu Beginn des Turniers noch etwas die Spielpraxis gefehlt hat. Aber das Team hat mir das Vertrauen geschenkt. Ich bin froh, dass ich das mit meinen Leistungen zurückzahlen konnte.

DFB.de: Das Finale konnten Sie wegen muskulärer Probleme nicht spielen. Wie schauen Sie auf den Augenblick zehn Minuten vor Spielbeginn zurück, als Sie endgültig die Entscheidung treffen mussten, nicht auflaufen zu können?

Popp: Der Moment der Entscheidung und diese auch Martina mitzuteilen, war brutal schwer. Aber es hätte einfach keinen Zweck gehabt. Durch meine Verletzungen in den Jahren zuvor habe ich ein recht gutes Körpergefühl entwickelt und ich habe gespürt, dass es keinen Sinn machen würde. Schon am Tag vorher nach dem Abschlusstraining war mir klar, dass es nicht gut aussieht. So konnte ich mich bereits etwas darauf einstellen. Dennoch war es hart, im Finale nicht mithelfen zu können. Aber auch im Rückblick und trotz der Niederlage bin ich davon überzeugt, dass es richtig so war.

DFB.de: Das Jahr neigt sich dem Ende entgegen. Zuvor steht allerdings noch ein Champions-League-Spiel mit dem VfL Wolfsburg auf dem Programm. Bei SKN St. Pölten in Österreich geht es um den Gruppensieg.

Popp: Wir haben es zuletzt im Heimspiel gegen Slavia Prag leider verpasst, die Sache vorzeitig klar zu machen. Jetzt haben wir am Donnerstag in St. Pölten nochmal eine Aufgabe vor uns, die wir lösen müssen. Denn klar ist ja, dass wir den Gruppensieg fix machen wollen. Entsprechend nehmen wir die Aufgabe natürlich sehr ernst.

DFB.de: Auch mit dem VfL Wolfsburg blicken Sie auf ein extrem erfolgreiches Jahr zurück: Deutscher Meister, Sieg im DFB-Pokal, Halbfinale der Champions League und in dieser Saison in der FLYERALARM Frauen-Bundesliga zehn Siege nach zehn Begegnungen…

Popp: … es lief tatsächlich sehr, sehr gut. Ich glaube, dass in der vergangenen Saison vielleicht gar nicht so viele mit uns gerechnet hatten. Wir hatten einen Umbruch im Team, dazu kam mit Tommy Stroot ein neuer Trainer. Man wusste zunächst nicht, wie schnell diese Zusammenarbeit funktionieren würde. Heute kann man sagen, dass es super klappt. Die Kommunikation ist sehr stimmig. Ich finde, dass wir in dieser Saison nochmal einen Schritt nach vorne gemacht haben. Wir sind qualitativ noch besser geworden. Das macht mir große Hoffnungen, dass wir wieder den einen oder anderen Titel holen können – am besten alle drei.

DFB.de: Und dann kommt im Sommer die Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland.

Popp: Dieses Turnier kommt uns sehr gelegen, glaube ich. Wir haben jetzt die Euphorie der Europameisterschaft im Rücken. Wenn wir dort mit der gleichen Art und Weise und vielleicht noch besserer Qualität antreten, dann kann man sich extrem darauf freuen. Wir wollen die Menschen erneut euphorisieren und mitnehmen.

DFB.de: Zunächst steht nun Weihnachten und der Jahreswechsel auf dem Programm. Kommt diese ruhige Phase genau richtig, um den Akku wieder aufzuladen?

Popp: Auf jeden Fall! Ich bin sicher, dass jede einzelne von uns froh ist, jetzt erstmal etwas durchatmen zu können. Die Perspektive ist schön, im Kreise der Familie einfach mal nichts machen zu müssen oder in den Urlaub fahren zu können. Wir müssen die Akkus wirklich wieder aufladen. Gerade das vergangene halbe Jahr war extrem intensiv. Ich bin froh, dass die Winterpause jetzt unmittelbar bevorsteht.

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