"Wir haben viel vor"
"Ich habe hier noch bis 2016 einen Vertrag", sagt die 33-Jährige.
"Aber ich bin nicht mehr die Jüngste. Ich weiß noch nicht, was
danach kommen wird. Vielleicht bleibe ich ein weiteres Jahr, vielleicht
suche ich auch eine neue Herausforderung, vielleicht mache
ich ganz Schluss. Darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken.
Das hat noch etwas Zeit. Meine ganze Konzentration gilt den
anstehenden Aufgaben. Wir haben viel vor."
Bartusiak spricht aus Erfahrung. Schließlich hat sie die Zeiten ja
noch erlebt, als die Meisterschaft regelmäßig nur zwischen Frankfurt
und Potsdam entschieden wurde und nur in Ausnahmefällen
noch Duisburg eingreifen konnte. Zuletzt ist zweimal Wolfsburg
und einmal München Meister geworden. Letztmals gelang das dem
1. FFC Frankfurt 2008. Ein Selbstläufer ist diese Angelegenheit also
keinesfalls mehr. "Der Frauenfußball hat in den vergangenen Jahren
unheimlich an Attraktivität gewonnen", sagt auch Bartusiak.
"Es ist sehr viel passiert, und zwar in jeder Hinsicht. Natürlich gibt
es immer noch Verbesserungspotenzial. Aber wir sind gemeinsam
auf einem sehr guten Weg."
Das Innenleben des Teams muss stimmen
Es ist auch nicht mehr so, dass der Kader der Frauen-Nationalmannschaft
vorwiegend aus Spielerinnen aus Potsdam und Frankfurt
besteht. Inzwischen hat sich ein buntes Sammelsurium entwickelt,
das von ganz verschiedenen Einflüssen lebt. Einige stehen sogar im
Ausland unter Vertrag. Saskia Bartusiak allerdings ist die Konstante,
an der sich alle orientieren können. Die neue Spielführerin.
Und dabei ist eine Sache für sie ganz entscheidend: "Es spielt nicht
die größte Rolle, wer die Kapitänsbinde am Arm trägt", sagt sie. "Es ist nur
wichtig, dass das Innenleben im Team funktioniert und die Mannschaft
harmoniert - auf und neben dem Platz. Dazu möchte ich
meinen Teil beitragen. Ich möchte Verantwortung übernehmen.
Aber das habe ich in den vergangenen Jahren auch schon getan.
In das Amt als Spielführerin der Nationalmannschaft werde ich
hineinwachsen und dabei lernen."
[sw]
Als Silvia Neid sie vor einigen Tagen auf dem Handy
anrief, hatte Saskia Bartusiak mit vielem gerechnet. Mit einem Gespräch über das erste EM-Qualifikationsspiel gegen
Ungarn in Halle am Freitag (ab 16 Uhr live im ZDF) zum Beispiel. Womöglich auch noch einmal mit einem Rückblick auf die Weltmeisterschaft in Kanada in diesem
Sommer. Aber nicht damit. Nicht mit dieser Frage: Ob sie neue
Spielführerin der Frauen-Nationalmannschaft werden wolle?
Natürlich wollte sie!
"Ich musste nicht lange überlegen", sagt Bartusiak heute, wenn
sie an das Telefonat mit der Bundestrainerin zurückdenkt. "Es ist eine Ehre, diese Mannschaft
auf das Feld zu führen. Es macht mich stolz, dass die Bundestrainerin
mich dafür ausgewählt hat. Letztlich allerdings können
wir unsere Ziele nur gemeinsam erreichen. Wir müssen
weiterhin so geschlossen als Team auftreten. Dann werde ich es
leicht haben als Kapitänin."
Bartusiak wird damit Nachfolgerin von Nadine Angerer, die das
Amt vor vier Jahren von Birgit Prinz übernommen hatte. Sie reiht
sich also ein in die Liste der bekannten Spielerinnen, die Kapitäninnen
der A-Nationalmannschaft waren. "Es sind große Fußstapfen,
die Nadine Angerer hinterlässt", sagt Bartusiak. "Sie war ja
nicht nur auf dem Platz eine tolle Persönlichkeit. Sie war auch sonst
immer eine wichtige Ansprechpartnerin, die sich sehr für unsere
Belange eingesetzt hat."
Bartusiak: "Ich werde es auf meine Art machen"
Bartusiak wird gar nicht erst versuchen, eine neue Nadine Angerer
zu werden. "Ich werde es auf meine Art machen", sagt sie. Das ist
nur sinnvoll. Schließlich ist sie eher der ruhige Typ, der die Sache
lieber klärt, ohne dabei für großes Aufsehen zu sorgen. So erfüllt
die Abwehrspielerin auch ihre Aufgabe beim 1. FFC Frankfurt –
immer zuverlässig, oft unauffällig, stets souverän. Sie braucht nicht
das Scheinwerferlicht.
Passend dazu schreibt Nadine Angerer in ihrer Biografie "Im richtigen
Moment – Meine Story" über ihre Nachfolgerin: "Lange Jahre
war sie ja ein bisschen das Gänseblümchen in der Nationalelf, aber
nach der WM 2011 hat sie sich zur unverzichtbaren Größe gemausert.
Saskia war immer eine der am meisten unterschätzten Spielerinnen."
Und weiter: "Anders als ich, die Ulknudel, ist Saskia ein sehr
ruhiger und reflektierter Typ ... Manchmal treten wir gegenüber der
Mannschaft bei Ansprachen oder Diskussionen auch als eingespieltes
Duo auf, ich bin dann der 'bad cop', sie der 'good cop'."
Angerer hatte nie ein Problem damit, im Mittelpunkt zu stehen. Im
Gegenteil: Gerade in schwierigen Situationen hat sie bewusst den
Fokus auf sich selbst gerichtet, um ihre Kolleginnen aus der Schusslinie
zu nehmen. Auch das ist natürlich die Aufgabe einer Spielführerin,
auch dieser Herausforderung wird sich Bartusiak künftig
gerne stellen.
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Kreuzbandriss kein Hindernis
Bartusiak ist auch deshalb die perfekte Wahl, weil sie sich von Rückschlägen
nicht unterkriegen lässt. Sie gehören dazu, das weiß sie
ganz genau. Sie sieht sie als Chance, etwas zu verändern, dadurch
noch stärker zu werden. So war es auch bei ihrem Kreuzbandriss
vor etwas über einem Jahr, der sie zehn Monate völlig außer Gefecht
gesetzt hatte. Aber seitdem sie wieder da ist, führt an ihr, der Innenverteidigerin,
kein Weg vorbei. Und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Sie weiß jetzt, wie schnell alles vorbei sein kann.
"Ich habe mir sehr schnell, nachdem die Verletzung passiert ist,
neue Ziele gesetzt und nach vorne geschaut", sagt Bartusiak. So,
wie es ihre Art ist: "Ich habe die Situation so angenommen, wie sie
war, und bin sehr positiv damit umgegangen. Ich glaube, dass man
es auch nur so schaffen kann. Ich bin ein sehr positiv denkender
Mensch."
Einmal Frankfurt, immer Frankfurt?
Mit ihrer Erfahrung ist es nur verständlich, dass sie sich keine großen,
vor allem keine langfristigen Ziele setzt. Auf das wichtigste
Vorhaben hat sie allerdings nur bedingt Einfluss: "Ich möchte gesund
und fit bleiben. Und zwar eine ganze Saison lang. Ich bin jetzt zuletzt
ziemlich lange ausgefallen. Mir ist es wichtig, dass ich dem Verein
und der Nationalmannschaft nun mal wieder über einen längeren
Zeitraum konstant zur Verfügung stehen kann."
Das hoffen natürlich auch die Verantwortlichen des 1. FFC Frankfurt.
Bartusiak hat in den vergangenen Jahren alle Höhen und Tiefen
des Klubs hautnah miterlebt. Als gebürtige Frankfurterin ist sie
ihrer Heimatstadt bisher stets treu geblieben. Von 1996 bis 2005
hat sie für den FSV Frankfurt gespielt, seitdem steht sie beim FFC
unter Vertrag. Einmal Frankfurt, immer Frankfurt. Bisher trifft das
auf sie perfekt zu: "Ich bin ein Familienmensch. Gerade als Fußballerin
ist man ja oft auf Reisen. Deshalb ist es mir wichtig, dass ich
schnell zu Hause sein kann, wenn ich es möchte." Aber wird das
auch so bleiben? Und strebt sie doch noch einmal eine Veränderung
an?
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"Wir haben viel vor"
"Ich habe hier noch bis 2016 einen Vertrag", sagt die 33-Jährige.
"Aber ich bin nicht mehr die Jüngste. Ich weiß noch nicht, was
danach kommen wird. Vielleicht bleibe ich ein weiteres Jahr, vielleicht
suche ich auch eine neue Herausforderung, vielleicht mache
ich ganz Schluss. Darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken.
Das hat noch etwas Zeit. Meine ganze Konzentration gilt den
anstehenden Aufgaben. Wir haben viel vor."
Bartusiak spricht aus Erfahrung. Schließlich hat sie die Zeiten ja
noch erlebt, als die Meisterschaft regelmäßig nur zwischen Frankfurt
und Potsdam entschieden wurde und nur in Ausnahmefällen
noch Duisburg eingreifen konnte. Zuletzt ist zweimal Wolfsburg
und einmal München Meister geworden. Letztmals gelang das dem
1. FFC Frankfurt 2008. Ein Selbstläufer ist diese Angelegenheit also
keinesfalls mehr. "Der Frauenfußball hat in den vergangenen Jahren
unheimlich an Attraktivität gewonnen", sagt auch Bartusiak.
"Es ist sehr viel passiert, und zwar in jeder Hinsicht. Natürlich gibt
es immer noch Verbesserungspotenzial. Aber wir sind gemeinsam
auf einem sehr guten Weg."
Das Innenleben des Teams muss stimmen
Es ist auch nicht mehr so, dass der Kader der Frauen-Nationalmannschaft
vorwiegend aus Spielerinnen aus Potsdam und Frankfurt
besteht. Inzwischen hat sich ein buntes Sammelsurium entwickelt,
das von ganz verschiedenen Einflüssen lebt. Einige stehen sogar im
Ausland unter Vertrag. Saskia Bartusiak allerdings ist die Konstante,
an der sich alle orientieren können. Die neue Spielführerin.
Und dabei ist eine Sache für sie ganz entscheidend: "Es spielt nicht
die größte Rolle, wer die Kapitänsbinde am Arm trägt", sagt sie. "Es ist nur
wichtig, dass das Innenleben im Team funktioniert und die Mannschaft
harmoniert - auf und neben dem Platz. Dazu möchte ich
meinen Teil beitragen. Ich möchte Verantwortung übernehmen.
Aber das habe ich in den vergangenen Jahren auch schon getan.
In das Amt als Spielführerin der Nationalmannschaft werde ich
hineinwachsen und dabei lernen."