Angerer: "Überwältigt und immer noch sprachlos"

Nadine Angerer war gezeichnet, aber glücklich. Keine Sekunde hatte sie geschlafen, nach dem Sieg in Solna. Aber wenn die Torhüterin der Frauen-Nationalmannschaft neben den Halten von Bällen eine Fähigkeit exzellent beherrscht, dann diese: feiern. So blickte sie beim Empfang am Römer mit müden Augen, aber mit wachem Verstand den Fans entgegen.

Jene Fans, die den Anteil der 34-Jährigen am achten EM-Titel der DFB-Frauen, dem sechsten in Serie, ganz genau einzuschätzen vermögen. Nicht umsonst ist die Spielführerin bei der Wahl des Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola mit rund 61 Prozent der knapp 7000 Stimmen zur Spielerin des Endspiels gewählt worden. Klar vor der Wolfsburger Doppelsechs Nadine Keßler (16 Prozent) und Lena Goeßling (14,5 Prozent).

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke hat Nadine Angerer auf dem Römerberg über die Begeisterung beim Empfang in Frankfurt, die EM in Schweden und ihre Zukunft im Tor der Nationalmannschaft gesprochen.

DFB.de: Frau Angerer, herzlichen Glückwünsch zum EM-Titel! Haben Sie diesen Erfolg mittlerweile verarbeiten können?

Nadine Angerer: Es ist ganz schwierig, in Worte zu fassen, was man nach so einem Erfolg empfindet. Nach dem Spiel konnte ich das gar nicht. Und auch jetzt kann ich es immer noch nicht fassen. Ich bin total happy, überwältigt und immer noch sprachlos. Es ist einfach nur krass, dass wir es wieder geschafft haben. Wir sind die besten Frauen Europas. Und das zum sechsten Mal in Folge - das ist einfach Wahnsinn.

DFB.de: Bei der Feier in der Nacht nach dem Finale haben Sie DFB-Präsident Wolfgang Niersbach Ihren Hut aufgesetzt. Jetzt präsentieren Sie sich wieder mit Hut. Hat ihm Ihr Kopfschmuck nicht gefallen?

Angerer: Ich glaube doch, aber es war ja auch kein Geschenk. Ich musste schon aufpassen, sonst hätte er ihn mitgenommen. Irgendwie findet er meinen Hut cool. (lacht)

DFB.de: Gab es während des Turniers Augenblicke, in denen Sie den Glauben an eine erfolgreiche EM verloren hatten?

Angerer: Uns wurde bei diesem Turnier nichts geschenkt. Wir haben eine Rumpelvorrunde gespielt, da waren wir wirklich nicht gut. Dann ist auch noch Celia (Okoyino da Mbabi; Anm. d. Red.) ausgefallen, wir mussten im Halbfinale gegen den Gastgeber spielen, alle waren gegen uns. Dieser Erfolg gegen Schweden ist deswegen umso höher einzuschätzen. Wir mussten viele Hürden nehmen, und das haben wir als Mannschaft erfolgreich getan.

DFB.de: Das Team besteht zu großen Teilen aus ganz jungen Spielerinnen. Muss der Rest der Fußballwelt Angst haben? Wenn schon diese unerfahrene Mannschaft den Titel holt - wie soll es erst werden, wenn die Spielerinnen noch mehr Erfahrung haben?

Angerer: Wir haben eine talentierte, gute und sehr junge Mannschaft, das stimmt. Aber das Turnier hat doch gezeigt, wie hoch und ausgeglichen das Niveau inzwischen ist. Unser großes Plus waren diesmal der Teamgeist, der Wille und die Atmosphäre, die im Team geherrscht haben. Wenn die EM eine Erkenntnis gefestigt hat, dann diese: Mit elf Individualisten gewinnt man nichts. Es geht nur, wenn alle gemeinsam für ein Ziel arbeiten und alles geben. Aber natürlich muss uns vor der Zukunft nicht bange sein. Viele Spielerinnen sind noch nicht am Ende ihrer Entwicklung, im Gegenteil. Das könnte künftig also richtig cool werden.

DFB.de: Gab es bei der EM einen Schlüsselmoment, einen Augenblick, bei dem Sie gedacht haben, dass die Mannschaft jetzt Fahrt aufnimmt?

Angerer: Bundestrainerin Silvia Neid sagt, dass es das Spiel gegen Italien war. Für mich war daneben besonders wichtig, wie wir uns nach der Vorrundenniederlage gegen Norwegen verhalten haben. Wir haben uns als Mannschaft zusammengesetzt und die Dinge ganz offen angesprochen. Es war klar, dass es so nicht weitergehen konnte, dass wir etwas ändern mussten, wenn wir nicht die Koffer packen und nach Hause fahren wollten. Diese Gespräche waren sehr ehrlich und sehr intensiv. Das hat uns gefestigt. Es war zu spüren, dass dadurch ein Ruck durch die Mannschaft gegangen ist.

DFB.de: Waren Sie als Spielführerin in dieser Zeit besonders gefragt?

Angerer: Ja, aber nicht alleine. Die ganzen erfahrenen Spielerinnen sind vorangegangen. Saskia Bartusiak, Annike Krahn, auch Celia und noch einige andere. Wir haben Verantwortung übernommen, und das war auch notwendig und richtig. Es ist doch klar, dass die vielen jungen Spielerinnen in schwierigen Situationen Spielerinnen benötigen, an denen sie sich orientieren können. 

DFB.de: Ihre Rolle war abseits des Platzes groß, aber noch viel mehr auf dem Platz. Erst Recht im Finale, in dem Sie zwei Elfmeter pariert haben. Haben Sie sich vorher auf die Schützinnen der Norwegerinnen vorbereitet?

Angerer: Natürlich habe ich sie mir angeschaut und gewusst, welche Ecke die beiden bevorzugen. Aber dann fangen die Gedankenspiele im Kopf an. Ich weiß ja auch, dass Schützinnen wissen, dass ich weiß, wohin sie zumeist schießen. Und dann ist die Frage, was sie in der konkreten Situation machen. Ich bin am Ende gut damit gefahren, mich intuitiv zu entscheiden. Bei Solveig Gulbdrandsen wusste ich, dass sie gerne auf die Torhüterin reagiert, dass sie also lange wartet. Mein Ziel war es also, so lange wie möglich stehenzubleiben und sie dadurch zu verunsichern. Ich glaube, das hat ganz gut funktioniert. 

DFB.de: Durch Ihre Paraden sind Sie die große Heldin des Endspiels. Haben Sie auf der Gegenseite auch Mitgefühl mit Trine Rönning und Solveig Gulbrandsen, die durch die Fehlschüsse zu den tragischen Figuren von Solna wurden?

Angerer: Ehrlich gesagt: nein. Jedenfalls nicht in dem Moment, als ich die Bälle gehalten habe. Für Mitleid ist da kein Platz. Aber man muss auch sagen, dass die Norwegerinnen ein tolles Turnier gespielt haben und im Finale ein super Gegner waren. Mir hat besonders imponiert, dass es in ihrem Spiel nach dem ersten verschossenen Elfmeter keinen Bruch gab. Sie haben nie aufgeben und uns bis zur letzten Sekunde alles abverlangt.

DFB.de: Für Sie geht es jetzt in den Urlaub nach Fuerteventura. Kann Nadine Angerer komplett abschalten und nur erholen? Wie sieht Urlaub bei Ihnen aus?

Angerer: Ich werde mein Häuschen weiter renovieren, aber das ist für mich auch Entspannung. Das Turnier war sehr anstrengend, insbesondere für den Kopf. Ich werde schon versuchen, runterzukommen und mich auch mental zu erholen. Und dann werde ich zu meinem Torwarttrainer fahren, um mich langsam wieder fit zu machen.

DFB.de: Ihre Vereinskarriere setzen Sie zunächst in Australien fort. Was reizt Sie am Abenteuer im Ausland?

Angerer: Genau das: Abenteuer. Ich hätte woanders mit Sicherheit sehr viel mehr Geld verdienen können, aber darum geht es mir im Fußball nicht primär. Ich wollte die Chance nutzen, eine neue Liga und neue Mitspielerinnen kennen zu lernen. Ich habe jetzt so lange in der Bundesliga gespielt, jetzt wollte ich einfach noch einmal einen neuen Motivationsschub bekommen.

DFB.de: Einfluss auf Ihre Nationalmannschaftskarriere hat der Wechsel ins Ausland nicht?

Angerer: Nein, das habe ich mit der Bundestrainerin komplett besprochen. Ich werde auch aus Australien zu allen Lehrgängen anreisen. Natürlich wird das ein Mammutprogramm, aber ich glaube, dass sich dieses mit der richtigen Einstellung bewerkstelligen lässt. Ich habe Bock, in der Nationalmannschaft zu spielen, ich habe Bock, in Australien zu spiele - und da nehme ich die Strapazen gerne in Kauf.

DFB.de: Dann sind WM 2015 in Kanada und Olympische Spiele 2016 in Rio für Sie realistische Ziele?

Angerer: Ich lasse das alles auf mich zukommen. Heute kann ich nur sagen, dass ich mich total fit fühle, dass ich richtig gut drauf bin und ich richtig Lust auf diese Mannschaft habe. Und so lange das so bleibt, mache ich auf jeden Fall weiter.

DFB.de: Außerdem ist 34 für eine Torhüterin ja auch noch kein Alter.

Angerer: Alt oder jung ist für mich auch gar nicht so entscheidend. Viel wichtiger ist: erfahren oder nicht ganz so erfahren. Am wichtigsten ist ohnehin die Motivation - und dafür spielt das Alter keine Rolle. Wenn man 22 und nicht motiviert ist, hilft einem die Jugend auch nicht viel weiter. Ich bin 34 und noch total motiviert, darauf kommt es an. Und auf die Frage, ob einen das ausfüllt, was man macht. Das ist bei mir der Fall. Ich habe Spaß zu trainieren. Ich habe Spaß, Fußball zu spielen, ich habe Spaß am Erfolg und Spaß daran, Titel zu gewinnen. Und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass sich das in absehbarer Zeit ändern wird.

Das meinen DFB.de-User:

"Das war echt eine Glanzleistung von unserer Torhüterin - auch schon in den Spielen zuvor. Aber die zwei gehaltenen Elfmeter waren einfach mal bombastisch! Den Europameisterschaftstitel haben sich unsere Mädels so richtig verdient! Ganz Deutschland ist stolz auf Euch! Und ich glaube und hoffe, dass jetzt der Frauenfußball unter anderem auch durch Euch populärer wird!" (Paula Schmotz)

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Nadine Angerer war gezeichnet, aber glücklich. Keine Sekunde hatte sie geschlafen, nach dem Sieg in Solna. Aber wenn die Torhüterin der Frauen-Nationalmannschaft neben den Halten von Bällen eine Fähigkeit exzellent beherrscht, dann diese: feiern. So blickte sie beim Empfang am Römer mit müden Augen, aber mit wachem Verstand den Fans entgegen.

Jene Fans, die den Anteil der 34-Jährigen am achten EM-Titel der DFB-Frauen, dem sechsten in Serie, ganz genau einzuschätzen vermögen. Nicht umsonst ist die Spielführerin bei der Wahl des Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola mit rund 61 Prozent der knapp 7000 Stimmen zur Spielerin des Endspiels gewählt worden. Klar vor der Wolfsburger Doppelsechs Nadine Keßler (16 Prozent) und Lena Goeßling (14,5 Prozent).

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke hat Nadine Angerer auf dem Römerberg über die Begeisterung beim Empfang in Frankfurt, die EM in Schweden und ihre Zukunft im Tor der Nationalmannschaft gesprochen.

DFB.de: Frau Angerer, herzlichen Glückwünsch zum EM-Titel! Haben Sie diesen Erfolg mittlerweile verarbeiten können?

Nadine Angerer: Es ist ganz schwierig, in Worte zu fassen, was man nach so einem Erfolg empfindet. Nach dem Spiel konnte ich das gar nicht. Und auch jetzt kann ich es immer noch nicht fassen. Ich bin total happy, überwältigt und immer noch sprachlos. Es ist einfach nur krass, dass wir es wieder geschafft haben. Wir sind die besten Frauen Europas. Und das zum sechsten Mal in Folge - das ist einfach Wahnsinn.

DFB.de: Bei der Feier in der Nacht nach dem Finale haben Sie DFB-Präsident Wolfgang Niersbach Ihren Hut aufgesetzt. Jetzt präsentieren Sie sich wieder mit Hut. Hat ihm Ihr Kopfschmuck nicht gefallen?

Angerer: Ich glaube doch, aber es war ja auch kein Geschenk. Ich musste schon aufpassen, sonst hätte er ihn mitgenommen. Irgendwie findet er meinen Hut cool. (lacht)

DFB.de: Gab es während des Turniers Augenblicke, in denen Sie den Glauben an eine erfolgreiche EM verloren hatten?

Angerer: Uns wurde bei diesem Turnier nichts geschenkt. Wir haben eine Rumpelvorrunde gespielt, da waren wir wirklich nicht gut. Dann ist auch noch Celia (Okoyino da Mbabi; Anm. d. Red.) ausgefallen, wir mussten im Halbfinale gegen den Gastgeber spielen, alle waren gegen uns. Dieser Erfolg gegen Schweden ist deswegen umso höher einzuschätzen. Wir mussten viele Hürden nehmen, und das haben wir als Mannschaft erfolgreich getan.

DFB.de: Das Team besteht zu großen Teilen aus ganz jungen Spielerinnen. Muss der Rest der Fußballwelt Angst haben? Wenn schon diese unerfahrene Mannschaft den Titel holt - wie soll es erst werden, wenn die Spielerinnen noch mehr Erfahrung haben?

Angerer: Wir haben eine talentierte, gute und sehr junge Mannschaft, das stimmt. Aber das Turnier hat doch gezeigt, wie hoch und ausgeglichen das Niveau inzwischen ist. Unser großes Plus waren diesmal der Teamgeist, der Wille und die Atmosphäre, die im Team geherrscht haben. Wenn die EM eine Erkenntnis gefestigt hat, dann diese: Mit elf Individualisten gewinnt man nichts. Es geht nur, wenn alle gemeinsam für ein Ziel arbeiten und alles geben. Aber natürlich muss uns vor der Zukunft nicht bange sein. Viele Spielerinnen sind noch nicht am Ende ihrer Entwicklung, im Gegenteil. Das könnte künftig also richtig cool werden.

DFB.de: Gab es bei der EM einen Schlüsselmoment, einen Augenblick, bei dem Sie gedacht haben, dass die Mannschaft jetzt Fahrt aufnimmt?

Angerer: Bundestrainerin Silvia Neid sagt, dass es das Spiel gegen Italien war. Für mich war daneben besonders wichtig, wie wir uns nach der Vorrundenniederlage gegen Norwegen verhalten haben. Wir haben uns als Mannschaft zusammengesetzt und die Dinge ganz offen angesprochen. Es war klar, dass es so nicht weitergehen konnte, dass wir etwas ändern mussten, wenn wir nicht die Koffer packen und nach Hause fahren wollten. Diese Gespräche waren sehr ehrlich und sehr intensiv. Das hat uns gefestigt. Es war zu spüren, dass dadurch ein Ruck durch die Mannschaft gegangen ist.

DFB.de: Waren Sie als Spielführerin in dieser Zeit besonders gefragt?

Angerer: Ja, aber nicht alleine. Die ganzen erfahrenen Spielerinnen sind vorangegangen. Saskia Bartusiak, Annike Krahn, auch Celia und noch einige andere. Wir haben Verantwortung übernommen, und das war auch notwendig und richtig. Es ist doch klar, dass die vielen jungen Spielerinnen in schwierigen Situationen Spielerinnen benötigen, an denen sie sich orientieren können. 

DFB.de: Ihre Rolle war abseits des Platzes groß, aber noch viel mehr auf dem Platz. Erst Recht im Finale, in dem Sie zwei Elfmeter pariert haben. Haben Sie sich vorher auf die Schützinnen der Norwegerinnen vorbereitet?

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Angerer: Natürlich habe ich sie mir angeschaut und gewusst, welche Ecke die beiden bevorzugen. Aber dann fangen die Gedankenspiele im Kopf an. Ich weiß ja auch, dass Schützinnen wissen, dass ich weiß, wohin sie zumeist schießen. Und dann ist die Frage, was sie in der konkreten Situation machen. Ich bin am Ende gut damit gefahren, mich intuitiv zu entscheiden. Bei Solveig Gulbdrandsen wusste ich, dass sie gerne auf die Torhüterin reagiert, dass sie also lange wartet. Mein Ziel war es also, so lange wie möglich stehenzubleiben und sie dadurch zu verunsichern. Ich glaube, das hat ganz gut funktioniert. 

DFB.de: Durch Ihre Paraden sind Sie die große Heldin des Endspiels. Haben Sie auf der Gegenseite auch Mitgefühl mit Trine Rönning und Solveig Gulbrandsen, die durch die Fehlschüsse zu den tragischen Figuren von Solna wurden?

Angerer: Ehrlich gesagt: nein. Jedenfalls nicht in dem Moment, als ich die Bälle gehalten habe. Für Mitleid ist da kein Platz. Aber man muss auch sagen, dass die Norwegerinnen ein tolles Turnier gespielt haben und im Finale ein super Gegner waren. Mir hat besonders imponiert, dass es in ihrem Spiel nach dem ersten verschossenen Elfmeter keinen Bruch gab. Sie haben nie aufgeben und uns bis zur letzten Sekunde alles abverlangt.

DFB.de: Für Sie geht es jetzt in den Urlaub nach Fuerteventura. Kann Nadine Angerer komplett abschalten und nur erholen? Wie sieht Urlaub bei Ihnen aus?

Angerer: Ich werde mein Häuschen weiter renovieren, aber das ist für mich auch Entspannung. Das Turnier war sehr anstrengend, insbesondere für den Kopf. Ich werde schon versuchen, runterzukommen und mich auch mental zu erholen. Und dann werde ich zu meinem Torwarttrainer fahren, um mich langsam wieder fit zu machen.

DFB.de: Ihre Vereinskarriere setzen Sie zunächst in Australien fort. Was reizt Sie am Abenteuer im Ausland?

Angerer: Genau das: Abenteuer. Ich hätte woanders mit Sicherheit sehr viel mehr Geld verdienen können, aber darum geht es mir im Fußball nicht primär. Ich wollte die Chance nutzen, eine neue Liga und neue Mitspielerinnen kennen zu lernen. Ich habe jetzt so lange in der Bundesliga gespielt, jetzt wollte ich einfach noch einmal einen neuen Motivationsschub bekommen.

DFB.de: Einfluss auf Ihre Nationalmannschaftskarriere hat der Wechsel ins Ausland nicht?

Angerer: Nein, das habe ich mit der Bundestrainerin komplett besprochen. Ich werde auch aus Australien zu allen Lehrgängen anreisen. Natürlich wird das ein Mammutprogramm, aber ich glaube, dass sich dieses mit der richtigen Einstellung bewerkstelligen lässt. Ich habe Bock, in der Nationalmannschaft zu spielen, ich habe Bock, in Australien zu spiele - und da nehme ich die Strapazen gerne in Kauf.

DFB.de: Dann sind WM 2015 in Kanada und Olympische Spiele 2016 in Rio für Sie realistische Ziele?

Angerer: Ich lasse das alles auf mich zukommen. Heute kann ich nur sagen, dass ich mich total fit fühle, dass ich richtig gut drauf bin und ich richtig Lust auf diese Mannschaft habe. Und so lange das so bleibt, mache ich auf jeden Fall weiter.

DFB.de: Außerdem ist 34 für eine Torhüterin ja auch noch kein Alter.

Angerer: Alt oder jung ist für mich auch gar nicht so entscheidend. Viel wichtiger ist: erfahren oder nicht ganz so erfahren. Am wichtigsten ist ohnehin die Motivation - und dafür spielt das Alter keine Rolle. Wenn man 22 und nicht motiviert ist, hilft einem die Jugend auch nicht viel weiter. Ich bin 34 und noch total motiviert, darauf kommt es an. Und auf die Frage, ob einen das ausfüllt, was man macht. Das ist bei mir der Fall. Ich habe Spaß zu trainieren. Ich habe Spaß, Fußball zu spielen, ich habe Spaß am Erfolg und Spaß daran, Titel zu gewinnen. Und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass sich das in absehbarer Zeit ändern wird.

Das meinen DFB.de-User:

"Das war echt eine Glanzleistung von unserer Torhüterin - auch schon in den Spielen zuvor. Aber die zwei gehaltenen Elfmeter waren einfach mal bombastisch! Den Europameisterschaftstitel haben sich unsere Mädels so richtig verdient! Ganz Deutschland ist stolz auf Euch! Und ich glaube und hoffe, dass jetzt der Frauenfußball unter anderem auch durch Euch populärer wird!" (Paula Schmotz)