Almuth Schult: "Ich bin hier, um zu lernen"

DFB.de: Wissen Sie noch, wie Sie die WM-Endspiele 2003 und 2007 verfolgt haben?

Schult: Ich weiß noch, dass das Viertel- und Halbfinale bei der WM 2003 in den USA irgendwann nachts liefen, ich glaube so um drei Uhr. Deshalb konnte ich diese Spiele leider nicht sehen, weil ich ja noch zur Schule ging. Aber mein Geschichtslehrer war ganz fußballverrückt, und er hat mich dann morgens gefragt: "Und? Hast du’s gesehen? Wir haben wieder gewonnen. Ich bin extra nachts aufgestanden." So war ich immer schnell informiert. Das Finale lief zum Glück früher. Ich erinnere mich noch gut, wie Nia Künzer in der Verlängerung gegen Schweden das Golden Goal erzielt hat. Von da an habe ich den Frauenfußball intensiv verfolgt. Und, klar, 2007 habe ich mir alles angeschaut, was ging. Nadine hat im ganzen Turnier kein Gegentor kassiert, im Finale sogar einen Elfmeter gehalten. Das war beeindruckend.

DFB.de: Glauben Sie, dass Sie durch die Erlebnisse im vergangenen Jahr ein Stück weit vorbereitet sind auf das, was Sie erwartet?

Schult: Ein bisschen vielleicht, aber dieses Turnier, das ist schon noch mal eine andere Nummer. Als wir neulich in Osnabrück gespielt haben, musste ich wieder an 2010 denken. Die Stimmung war super, es waren viele Menschen im Stadion. Vor großem Publikum zu spielen, daran kann man sich gewöhnen. Die WM wird das Ganze aber sicher noch mal toppen.

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Vor gut einem Jahr wurde Almuth Schult mit der U 20-Nationalmannschaft Weltmeisterin. Im eigenen Land. Die Torhüterin weiß, wie es ist, oben zu stehen und von den eigenen Fans gefeiert zu werden. Und noch immer denkt sie gerne an die WM-Tage zurück, bei denen auch Kim Kulig, Bianca Schmidt und Alexandra Popp Hauptrollen spielten.

Jetzt sind die vier im Kader der Frauen-Nationalmannschaft. Und die 20-jährige Schult erinnert sich im Gespräch mit DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen an den großen Erfolg und spricht über ihre Erwartungen vor der zweiten Heim-WM binnen eines Jahres.

DFB.de: Sie wissen schon, wie es ist, eine WM im eigenen Land zu spielen und zu gewinnen. Daher die Frage: Wie fühlt sich das an?

Almuth Schult: Die Erinnerungen an die U 20-WM im vergangenen Jahr sind wunderschön. Diese Euphorie im Stadion, Jung und Alt, die Feste feiern. Und dann auf der Tribüne zu stehen und den Pokal in die Höhe zu recken - das wird keine von uns je vergessen.

DFB.de: War mit dieser Begeisterung denn damals überhaupt zu rechnen?

Schult: Nein, wir haben überlegt, was passiert, wie viele Leute wohl kommen. Wir haben immer nachgefragt, wie viele Karten verkauft sind. Bei unseren Länderspielen mit der U 19 oder U 20 war davor ja nie so viel los gewesen. Da waren vielleicht mal 3000 Zuschauer. Und als es dann hieß, für das erste Spiel sind schon 20.000 Karten verkauft, und das dritte in Augsburg ist schon ausverkauft, haben wir uns gedacht: "Wow, das wird eine ganz schön große Sache!" Meine Familie und Leute aus meinem Dorf wollten dann unbedingt zum Finale nach Bielefeld kommen und haben sich um Karten bemüht. Es gab echt nur noch Stehplätze, das waren die allerletzten Tickets, sonst waren alle weg. Auf der Fahrt nach Bielefeld standen meine Leute im Stau, dabei wurden sie von anderen angesprochen, die fragten: "Fahrt ihr auch zum U 20-Finale? Habt ihr noch Karten übrig?" Das war schon lustig.

DFB.de: Haben Sie und Ihre Mitspielerinnen das Turnier denn schon als Vorgeschmack auf die WM 2011 wahrgenommen?

Schult: Ja, auf jeden Fall. Uns allen war klar, dass das Turnier in diesem Jahr noch um einiges größer und eine andere Dimension werden würde - mit größeren Stadien, mehr Werbung, viel größerem Medieninteresse. Ich hoffe und glaube, dass wir 2010 gute Werbeträger waren.

DFB.de: Hätten Sie das deutsche Team als Fan unterstützt, wenn Sie nicht nominiert worden wären?

Schult: Ganz sicher, ich hätte mir Tickets besorgt und wäre ins Stadion gegangen. Das hätte ich mir nicht entgehen lassen. Vor allem nicht das Eröffnungsspiel, weil ich noch nie im Berliner Olympiastadion war. Das hat sich irgendwie noch nicht ergeben. 2006 habe ich leider keine Karten bekommen, diesmal hätte ich welche gehabt. Familie, Freunde und Bekannte haben sich Karten besorgt. Ich hoffe, dass ich sie vor oder nach dem Spiel mal sehe. Auch wenn das sicher schwierig wird, so voll wie das Stadion ist.

DFB.de: Mit den Erfahrungen der U 20-WM im Hinterkopf: Gibt es etwas, worauf Sie sich bei der WM besonders freuen?

Schult: Ich freue mich ganz besonders auf das Eröffnungsspiel. Dann geht es endlich los, die Atmosphäre wird unglaublich sein. Extrem wichtig wird das WM-Viertelfinale, das wir hoffentlich erreichen. Dann entscheidet sich, ob wir bis zum Ende des Turniers dabei sein werden. Dann ist man definitiv im Finale oder im Spiel um Platz drei dabei. Es wäre schön, diese ganzen Erfahrungen mitzunehmen. Ich werde ja aller Voraussicht nach auf der Bank sitzen, kann viel beobachten, auch das Drumherum wahrnehmen. Das können die, die auf dem Platz stehen, wahrscheinlich nicht so. Ich bin hier, um zu lernen.

DFB.de: Wie meinen Sie das?

Schult: Für mich ist diese ganze Zeit mit der Nationalmannschaft die Chance, mich in wenigen Monaten so weiterzuentwickeln wie sonst vielleicht in einem Jahr. Ich trainiere hier mit erfahrenen Torhüterinnen zusammen. Nadine Angerer und Ursula Holl strahlen eine unglaubliche Ruhe aus, wenn sie auf dem Platz stehen. Sie sind sehr hilfsbereit und stehen mir mit Rat und Tat zur Seite, auch unser Torwarttrainer Michael Fuchs. Dabei geht es manchmal nur um Kleinigkeiten, etwa wie man den Fuß zu halten hat, damit man noch ein bisschen besser springt. Wir trainieren in der Regel zweimal am Tag, machen Athletiktraining. Ich merke schon, dass ich im Vergleich zum Beginn der Vorbereitung besser und fitter geworden bin. Die viele Arbeit zahlt sich bei uns allen aus.

DFB.de: Hatten Sie denn überhaupt damit gerechnet, dem WM-Kader anzugehören?

Schult: Ich war schon glücklich darüber, im erweiterten Aufgebot zu stehen. Als dann die Nachricht kam, dass ich bei der WM dabei sein würde, habe ich mich riesig gefreut. Vor einem Jahr hätte ich nicht gedacht, dass ich jetzt hier sitzen würde.

DFB.de: Wissen Sie noch, wie Sie die WM-Endspiele 2003 und 2007 verfolgt haben?

Schult: Ich weiß noch, dass das Viertel- und Halbfinale bei der WM 2003 in den USA irgendwann nachts liefen, ich glaube so um drei Uhr. Deshalb konnte ich diese Spiele leider nicht sehen, weil ich ja noch zur Schule ging. Aber mein Geschichtslehrer war ganz fußballverrückt, und er hat mich dann morgens gefragt: "Und? Hast du’s gesehen? Wir haben wieder gewonnen. Ich bin extra nachts aufgestanden." So war ich immer schnell informiert. Das Finale lief zum Glück früher. Ich erinnere mich noch gut, wie Nia Künzer in der Verlängerung gegen Schweden das Golden Goal erzielt hat. Von da an habe ich den Frauenfußball intensiv verfolgt. Und, klar, 2007 habe ich mir alles angeschaut, was ging. Nadine hat im ganzen Turnier kein Gegentor kassiert, im Finale sogar einen Elfmeter gehalten. Das war beeindruckend.

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DFB.de: Glauben Sie, dass Sie durch die Erlebnisse im vergangenen Jahr ein Stück weit vorbereitet sind auf das, was Sie erwartet?

Schult: Ein bisschen vielleicht, aber dieses Turnier, das ist schon noch mal eine andere Nummer. Als wir neulich in Osnabrück gespielt haben, musste ich wieder an 2010 denken. Die Stimmung war super, es waren viele Menschen im Stadion. Vor großem Publikum zu spielen, daran kann man sich gewöhnen. Die WM wird das Ganze aber sicher noch mal toppen.