Cacau: "Fußballer haben Verantwortung und Vorbildfunktion"

Auf seiner neuen Position legt Cacau genauso los, wie man es von ihm kennt. Als Joachim Löw ihn damals im südafrikanischen Durban für Miroslav Klose einwechselte, beim WM-Auftaktspiel einer sehr jungen, sehr offensiven deutschen Mannschaft gegen Australien, da traf Cacau nach gerade mal 110 Sekunden. Zug zum Tor, Klarheit im Abschluss, so spielte er 12 Jahre beim VfB Stuttgart und in 23 Länderspielen für Deutschland. Genauso wie jetzt.

Am Dienstag stellte er sich in der DFB-Zentrale in Frankfurt den Medien vor, am Donnerstag und Freitag diskutierte er buchstäblich bis in die Nacht mit rund 100 Teilnehmern aus Sport, Politik und Wirtschaft auf der "Jahreskonferenz zur Gesellschaftlichen Verantwortung", am Sonntagabend wird er Studiogast beim SWR-Flutlicht sein, und am Montag spricht Cacau wieder über Integration, dann als Interviewgast bei Sport1 während der Übertragung des Spiels Stuttgart gegen Nürnberg. "Ich will nicht nur das Gesicht sein, ich will in das Thema eintauchen", hatte der neue DFB-Integrationsbeauftragte gesagt.

Cacau: "Fußballer haben Vorbildfunktion"

"Man kann keinen Profi zwingen, sich über gesellschaftliche Themen zu äußern, aber natürlich haben wir Fußballer eine Verantwortung und eine Vorbildfunktion", sagte Cacau in der Sportschule Kamen-Kaiserau, wo die 2. Jahreskonferenz zur Gesellschaftlichen Verantwortung stattfand. "Als DFB-Integrationsbeauftragter will ich den Menschen eine Stimme geben, die nicht so in der Öffentlichkeit stehen." Mit Juniorenmannschaften aus dem Elitefußball wird er bald Sozialprojekte besuchen: "Es ist keine vertane Zeit, wenn gerade junge Spieler erleben, dass die Fußballwelt nicht alles ist."

Integration war ein wichtiges Thema in Kamen, es gab viele andere. Zum zweiten Mal hatte der DFB eingeladen, um über die gesellschaftliche Verantwortung des Fußballs – ob es sie tatsächlich gibt, worin sie besteht, was medial funktioniert und warum so vieles überhaupt nicht, welche Bedürfnisse die Basis denn nun wirklich hat – gemeinsam nachzudenken und zu streiten. Vertreten waren der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit seiner ehrenamtlichen Führung, also DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg, Schatzmeister Stephan Osnabrügge und Björn Fecker, der neue Vorsitzende der Kommission Gesellschaftliche Verantwortung, sowie etlichen Mitarbeitern aus den 21 Landesverbänden. Die Direktion von Willi Hink hatte außerdem (Meinungs-)Macher aus dem Sport, auch DFB-externen Stiftungen, aus Wirtschaft und Wissenschaft eingeladen. Es wurde eine lebendige Unterhaltung, wie es Eugen Gehlenborg irgendwie schon bei seiner Eröffnungsrede am Donnerstagmittag gewusst hatte: "Eines können wir beim Fußball. Wir können Team."

Manjou Wilde: "Fußball schafft Gemeinschaft"

Zum Team gehörten in Kamen neben vielen anderen auch als Referenten Wolfram Eilenberger, der Chefredakteur des Philosophie Magazins, die ARD-Journalisten Mareike Willms, der Politikwissenschaftler Dr. Reiner Becker und die U 20-Weltmeisterin Manjou Wilde. "Gerade Integration ist eine gute Aufgabe für den DFB, denn Fußball schafft Gemeinschaft. Cacau ist sehr authentisch, in vielerlei Hinsicht kann er für Jugendliche ein Vorbild sein", sagte die Bundesligaspielerin der SGS Essen, die seit 2009 für alle Juniorenteams des DFB nominiert wurde und 2012 mit der DFB-Auswahl U17-Europameisterin und 2014 in Kanada U 20-Weltmeisterin wurde.

Das Fußballspielen erlernt hat die Juniorenweltmeisterin beim FC Huchting, Heimatklub von Björn Fecker. Der hielt in der Rotunde der Sportschule Kamen-Kaiserau seine Antrittsrede. "Gerade in den letzten Jahren ist bei den Themen der Gesellschaftlichen Verantwortung viel Gutes passiert, das Thema ist insgesamt beim DFB positioniert", sagte Fecker. Erste Aufgabe für den Nachfolger von Stephan Osnabrügge: die Neubesetzung der Kommission. Er werde versuchen, auch externes Wissen in die Kommission zu holen. Entscheidend bleibe, so Fecker: "Wie kriegen wir die Projekte an die Basis."

Sechs Themenschwerpunkte

Programmatisch fühlt man sich gut aufgestellt, und auch in den Workshops gab es viel Zuspruch für die inhaltliche Ausrichtung. Im Zentrum steht der Gedanke: "Gemeinschaft stärken", darum aufgestellt sind sechs Themenschwerpunkte: Fair Play leben, Vielfalt gestalten, Gesundheit fördern, Solidarität wahren, Integrität sichern und Umwelt schützen. Zu allen Themen wurden Programme etabliert, werden Veranstaltungen organisiert und Broschüren publiziert. Manchmal, wie bei der Kampagne "1:0 für ein Willkommen" oder der Broschüre zum Kinderschutz im Verein, mit riesigem Zuspruch. Vermittlung, medial wie strukturell, bleibt dennoch eine Daueraufgabe der Gesellschaftlichen Verantwortung des Fußballs, für den DFB wie auch für andere Akteure.

"Nichts fehlt, aber wie kriegen wir es in die Köpfe?", fragte etwa Herbert Rösch, langjähriger Präsident des Württembergischen Fußballverbandes. Gerd Liesegang vom Berliner Fußball-Verband rief auf, mutiger zu werden, auch kritische Themen anzupacken, sich nicht vor dieser Verantwortung zu scheuen. "Wir sind sieben Millionen, die unter dem Dach des DFB Fußball spielen", sagte Liesegang. Und Prof. Dr. René Schmidpeter von der Cologne Business School analysierte beim Kamingespräch am Donnerstagabend: "Wir leben in einer extrem dynamischen Zeit. Der Fußball hat aufgrund seiner Beliebtheit enorme Möglichkeiten. Man muss ins Tun kommen und sich vor einem Scheitern nicht fürchten."

Von UNESCO bis Bambi

"Ins Tun kommen" – das wurde gerade für die Gesellschaftliche Verantwortung auch im langsam auslaufenden Jahr eindrucksvoll vorgelebt. Total subjektiv, gewollt unvollständig und im rasanten Schnelldurchlauf-Präsens: Das alte Jahr 2015 endet mit dem UNESCO-Bericht "Color? What Color?", in dem der DFB für sein Vorgehen gegen Rassismus und Diskriminierung im Fußball gelobt wird. Am 13. Januar nimmt Gerald Asamoah beim Ballon d'Or in Zürich den Fair-Play-Preis der FIFA stellvertretend für alle in der Fußballwelt engagierten Flüchtlingshilfe-Initiativen entgegen. Kurz darauf geht "Liga Terezin" auf Tour, eine von der DFB-Kulturstiftung geförderte Dokumentation über die Fußballliga im Konzentrationslager Theresienstadt. Ob in Dortmund, Frankfurt oder anderswo, überall strömten hunderte Interessierte, nie reichten die Räumlichkeiten aus.

Am 13. März wird der DFB- und Mercedes-Benz Integrationspreis verliehen. Der Ehrenpreis geht an Willi Lemke, FC Vorwärts Drögeheide wird als Verein ausgezeichnet und Ilkay Gündogan zählt im Deutschen Fußballmuseum zu den Gratulanten. Bis Anfang April sind beim DFB 1500 Einreichungen für den EURO-Kreativwettbewerb eingegangen. Tolle Bilder sind entstanden und die besten Malerinnen und Maler besuchen die deutsche Mannschaft im Sommer am Genfer See. Ende April eröffnet Eugen Gehlenborg eine Ausstellung in Tel Aviv über Julius Hirsch und andere jüdische Sportler. Am 1. Mai trifft Blindenfußballer Mulgheta Russom an der Torwand des Aktuellen Sportstudios und gewinnt das Duell gegen Eishockeynationalspieler Leon Draisaitl. Am 6. Mai meldet sich der Bonner SC als 2000. Verein bei "1:0 für ein Willkommen" an - bis zum Jahresende werden es 3000 sein.

Reinhard Grindels erste große Auslandsreise als DFB-Präsident führt ihn anlässlich von 30 Jahren "Mexico-Hilfe" nach Mittelamerika. Fünf geförderte Projekte für sozial schwache mexikanische Kinder und Jugendliche werden Mitte Mai besucht – und man sieht, wie die Hilfe des Fußballs aus dem fernen Deutschland für einige mexikanische Kinder alles verändert. Wie der organisierte Fußball in Deutschland mit der Einwanderung geflüchteter Menschen umgeht, wollen 13 UEFA-Nationalverbände besser verstehen und schicken ihr leitendes Personal im September nach Frankfurt. Im Oktober lädt der DFB 25 Frauen aus den Landesverbänden zur Tagung in Frankfurt ein: wichtigster Termin des neuen Leadership-Programms. Am 9. Oktober werden vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen die Tschechische Republik in Hamburg die Fair Play-Medaillen verliehen: eine geht an Frankfurts Trainer Niko Kovac. Wenige Tage später hält Herbert Grönemeyer die Laudatio auf den Fanladen St. Pauli, den diesjährigen Sieger des Julius Hirsch Preises.

DFB-Vizepräsident Gehlenborg: "An Dynamik gewonnen"

Zum Jahresausklang geht es Schlag auf Schlag: Beim Bundestag in Erfurt wird der DFB-Nachhaltigkeitsbericht vorgestellt. Ein paar Tage später stellt Eugen Gehlenborg beim Integrationsgipfel in Berlin der Bundeskanzlerin die neue Flüchtlingsbroschüre des DFB "Im Fußball zu Hause!" vor. Am 18. November bei der Bambi-Verleihung in Berlin sagte Bundestrainer Joachim Löw in seiner Dankesrede: "Wir haben großartige Spieler, aber wir haben vor allem auch großartige Menschen mit ganz unterschiedlicher Herkunft, Religion und ganz unterschiedlichen Wurzeln. Deutschland steht bei uns drauf, aber Multikulti steckt drin. Ich wünsche mir, dass das, was unsere Mannschaft vielleicht im Kleinen vorlebt, auch im Großen, in unserer Gesellschaft, funktioniert. Lassen sie uns alle zu einer deutschen Integrationsmannschaft werden." Am 23. November begann die nächste Phase der Flüchtlingskampagne unter dem neuen Slogan "2:0 für ein Willkommen".

Und zum Abschluss eines bewegten und bewegenden Jahres eben eine Konferenz in Kamen, die auch Eugen Gehlenborg gefallen hatte. "Auch gegenüber dem Vorjahr haben wir nochmal an Dynamik gewonnen. Besonders gefällt mir die engagierte Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt. Mit der Jahreskonferenz haben wir jetzt ein Niveau erreicht, dass auch externe Gäste sehr angeregt und zufrieden nach Hause gehen." Das hat Konsequenzen: die 3. Jahreskonferenz ist bereits terminiert und wird Ende November 2017 in Barsinghausen stattfinden.

[th]

Auf seiner neuen Position legt Cacau genauso los, wie man es von ihm kennt. Als Joachim Löw ihn damals im südafrikanischen Durban für Miroslav Klose einwechselte, beim WM-Auftaktspiel einer sehr jungen, sehr offensiven deutschen Mannschaft gegen Australien, da traf Cacau nach gerade mal 110 Sekunden. Zug zum Tor, Klarheit im Abschluss, so spielte er 12 Jahre beim VfB Stuttgart und in 23 Länderspielen für Deutschland. Genauso wie jetzt.

Am Dienstag stellte er sich in der DFB-Zentrale in Frankfurt den Medien vor, am Donnerstag und Freitag diskutierte er buchstäblich bis in die Nacht mit rund 100 Teilnehmern aus Sport, Politik und Wirtschaft auf der "Jahreskonferenz zur Gesellschaftlichen Verantwortung", am Sonntagabend wird er Studiogast beim SWR-Flutlicht sein, und am Montag spricht Cacau wieder über Integration, dann als Interviewgast bei Sport1 während der Übertragung des Spiels Stuttgart gegen Nürnberg. "Ich will nicht nur das Gesicht sein, ich will in das Thema eintauchen", hatte der neue DFB-Integrationsbeauftragte gesagt.

Cacau: "Fußballer haben Vorbildfunktion"

"Man kann keinen Profi zwingen, sich über gesellschaftliche Themen zu äußern, aber natürlich haben wir Fußballer eine Verantwortung und eine Vorbildfunktion", sagte Cacau in der Sportschule Kamen-Kaiserau, wo die 2. Jahreskonferenz zur Gesellschaftlichen Verantwortung stattfand. "Als DFB-Integrationsbeauftragter will ich den Menschen eine Stimme geben, die nicht so in der Öffentlichkeit stehen." Mit Juniorenmannschaften aus dem Elitefußball wird er bald Sozialprojekte besuchen: "Es ist keine vertane Zeit, wenn gerade junge Spieler erleben, dass die Fußballwelt nicht alles ist."

Integration war ein wichtiges Thema in Kamen, es gab viele andere. Zum zweiten Mal hatte der DFB eingeladen, um über die gesellschaftliche Verantwortung des Fußballs – ob es sie tatsächlich gibt, worin sie besteht, was medial funktioniert und warum so vieles überhaupt nicht, welche Bedürfnisse die Basis denn nun wirklich hat – gemeinsam nachzudenken und zu streiten. Vertreten waren der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit seiner ehrenamtlichen Führung, also DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg, Schatzmeister Stephan Osnabrügge und Björn Fecker, der neue Vorsitzende der Kommission Gesellschaftliche Verantwortung, sowie etlichen Mitarbeitern aus den 21 Landesverbänden. Die Direktion von Willi Hink hatte außerdem (Meinungs-)Macher aus dem Sport, auch DFB-externen Stiftungen, aus Wirtschaft und Wissenschaft eingeladen. Es wurde eine lebendige Unterhaltung, wie es Eugen Gehlenborg irgendwie schon bei seiner Eröffnungsrede am Donnerstagmittag gewusst hatte: "Eines können wir beim Fußball. Wir können Team."

Manjou Wilde: "Fußball schafft Gemeinschaft"

Zum Team gehörten in Kamen neben vielen anderen auch als Referenten Wolfram Eilenberger, der Chefredakteur des Philosophie Magazins, die ARD-Journalisten Mareike Willms, der Politikwissenschaftler Dr. Reiner Becker und die U 20-Weltmeisterin Manjou Wilde. "Gerade Integration ist eine gute Aufgabe für den DFB, denn Fußball schafft Gemeinschaft. Cacau ist sehr authentisch, in vielerlei Hinsicht kann er für Jugendliche ein Vorbild sein", sagte die Bundesligaspielerin der SGS Essen, die seit 2009 für alle Juniorenteams des DFB nominiert wurde und 2012 mit der DFB-Auswahl U17-Europameisterin und 2014 in Kanada U 20-Weltmeisterin wurde.

Das Fußballspielen erlernt hat die Juniorenweltmeisterin beim FC Huchting, Heimatklub von Björn Fecker. Der hielt in der Rotunde der Sportschule Kamen-Kaiserau seine Antrittsrede. "Gerade in den letzten Jahren ist bei den Themen der Gesellschaftlichen Verantwortung viel Gutes passiert, das Thema ist insgesamt beim DFB positioniert", sagte Fecker. Erste Aufgabe für den Nachfolger von Stephan Osnabrügge: die Neubesetzung der Kommission. Er werde versuchen, auch externes Wissen in die Kommission zu holen. Entscheidend bleibe, so Fecker: "Wie kriegen wir die Projekte an die Basis."

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Sechs Themenschwerpunkte

Programmatisch fühlt man sich gut aufgestellt, und auch in den Workshops gab es viel Zuspruch für die inhaltliche Ausrichtung. Im Zentrum steht der Gedanke: "Gemeinschaft stärken", darum aufgestellt sind sechs Themenschwerpunkte: Fair Play leben, Vielfalt gestalten, Gesundheit fördern, Solidarität wahren, Integrität sichern und Umwelt schützen. Zu allen Themen wurden Programme etabliert, werden Veranstaltungen organisiert und Broschüren publiziert. Manchmal, wie bei der Kampagne "1:0 für ein Willkommen" oder der Broschüre zum Kinderschutz im Verein, mit riesigem Zuspruch. Vermittlung, medial wie strukturell, bleibt dennoch eine Daueraufgabe der Gesellschaftlichen Verantwortung des Fußballs, für den DFB wie auch für andere Akteure.

"Nichts fehlt, aber wie kriegen wir es in die Köpfe?", fragte etwa Herbert Rösch, langjähriger Präsident des Württembergischen Fußballverbandes. Gerd Liesegang vom Berliner Fußball-Verband rief auf, mutiger zu werden, auch kritische Themen anzupacken, sich nicht vor dieser Verantwortung zu scheuen. "Wir sind sieben Millionen, die unter dem Dach des DFB Fußball spielen", sagte Liesegang. Und Prof. Dr. René Schmidpeter von der Cologne Business School analysierte beim Kamingespräch am Donnerstagabend: "Wir leben in einer extrem dynamischen Zeit. Der Fußball hat aufgrund seiner Beliebtheit enorme Möglichkeiten. Man muss ins Tun kommen und sich vor einem Scheitern nicht fürchten."

Von UNESCO bis Bambi

"Ins Tun kommen" – das wurde gerade für die Gesellschaftliche Verantwortung auch im langsam auslaufenden Jahr eindrucksvoll vorgelebt. Total subjektiv, gewollt unvollständig und im rasanten Schnelldurchlauf-Präsens: Das alte Jahr 2015 endet mit dem UNESCO-Bericht "Color? What Color?", in dem der DFB für sein Vorgehen gegen Rassismus und Diskriminierung im Fußball gelobt wird. Am 13. Januar nimmt Gerald Asamoah beim Ballon d'Or in Zürich den Fair-Play-Preis der FIFA stellvertretend für alle in der Fußballwelt engagierten Flüchtlingshilfe-Initiativen entgegen. Kurz darauf geht "Liga Terezin" auf Tour, eine von der DFB-Kulturstiftung geförderte Dokumentation über die Fußballliga im Konzentrationslager Theresienstadt. Ob in Dortmund, Frankfurt oder anderswo, überall strömten hunderte Interessierte, nie reichten die Räumlichkeiten aus.

Am 13. März wird der DFB- und Mercedes-Benz Integrationspreis verliehen. Der Ehrenpreis geht an Willi Lemke, FC Vorwärts Drögeheide wird als Verein ausgezeichnet und Ilkay Gündogan zählt im Deutschen Fußballmuseum zu den Gratulanten. Bis Anfang April sind beim DFB 1500 Einreichungen für den EURO-Kreativwettbewerb eingegangen. Tolle Bilder sind entstanden und die besten Malerinnen und Maler besuchen die deutsche Mannschaft im Sommer am Genfer See. Ende April eröffnet Eugen Gehlenborg eine Ausstellung in Tel Aviv über Julius Hirsch und andere jüdische Sportler. Am 1. Mai trifft Blindenfußballer Mulgheta Russom an der Torwand des Aktuellen Sportstudios und gewinnt das Duell gegen Eishockeynationalspieler Leon Draisaitl. Am 6. Mai meldet sich der Bonner SC als 2000. Verein bei "1:0 für ein Willkommen" an - bis zum Jahresende werden es 3000 sein.

Reinhard Grindels erste große Auslandsreise als DFB-Präsident führt ihn anlässlich von 30 Jahren "Mexico-Hilfe" nach Mittelamerika. Fünf geförderte Projekte für sozial schwache mexikanische Kinder und Jugendliche werden Mitte Mai besucht – und man sieht, wie die Hilfe des Fußballs aus dem fernen Deutschland für einige mexikanische Kinder alles verändert. Wie der organisierte Fußball in Deutschland mit der Einwanderung geflüchteter Menschen umgeht, wollen 13 UEFA-Nationalverbände besser verstehen und schicken ihr leitendes Personal im September nach Frankfurt. Im Oktober lädt der DFB 25 Frauen aus den Landesverbänden zur Tagung in Frankfurt ein: wichtigster Termin des neuen Leadership-Programms. Am 9. Oktober werden vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen die Tschechische Republik in Hamburg die Fair Play-Medaillen verliehen: eine geht an Frankfurts Trainer Niko Kovac. Wenige Tage später hält Herbert Grönemeyer die Laudatio auf den Fanladen St. Pauli, den diesjährigen Sieger des Julius Hirsch Preises.

DFB-Vizepräsident Gehlenborg: "An Dynamik gewonnen"

Zum Jahresausklang geht es Schlag auf Schlag: Beim Bundestag in Erfurt wird der DFB-Nachhaltigkeitsbericht vorgestellt. Ein paar Tage später stellt Eugen Gehlenborg beim Integrationsgipfel in Berlin der Bundeskanzlerin die neue Flüchtlingsbroschüre des DFB "Im Fußball zu Hause!" vor. Am 18. November bei der Bambi-Verleihung in Berlin sagte Bundestrainer Joachim Löw in seiner Dankesrede: "Wir haben großartige Spieler, aber wir haben vor allem auch großartige Menschen mit ganz unterschiedlicher Herkunft, Religion und ganz unterschiedlichen Wurzeln. Deutschland steht bei uns drauf, aber Multikulti steckt drin. Ich wünsche mir, dass das, was unsere Mannschaft vielleicht im Kleinen vorlebt, auch im Großen, in unserer Gesellschaft, funktioniert. Lassen sie uns alle zu einer deutschen Integrationsmannschaft werden." Am 23. November begann die nächste Phase der Flüchtlingskampagne unter dem neuen Slogan "2:0 für ein Willkommen".

Und zum Abschluss eines bewegten und bewegenden Jahres eben eine Konferenz in Kamen, die auch Eugen Gehlenborg gefallen hatte. "Auch gegenüber dem Vorjahr haben wir nochmal an Dynamik gewonnen. Besonders gefällt mir die engagierte Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamt. Mit der Jahreskonferenz haben wir jetzt ein Niveau erreicht, dass auch externe Gäste sehr angeregt und zufrieden nach Hause gehen." Das hat Konsequenzen: die 3. Jahreskonferenz ist bereits terminiert und wird Ende November 2017 in Barsinghausen stattfinden.

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