Vorbild Neuendorf: "Habe einen großen Einfluss auf meine Jungs"

Andreas Neuendorf lebt seinen Spielern vor, dass es im Fußball nicht nur um das Gewinnen geht, sondern auch um Werte wie Fairness und Aufrichtigkeit. Der Ex-Profi und Juniorentrainer von Hertha BSC engagiert sich darüber hinaus im sozialen Bereich. Vom DFB hat der 42-Jährige dafür die Fair Play-Medaille erhalten.

Als Spieler war er heißblütig. Immer Vollgas, manchmal an der Grenze zur Legalität. Als Trainer tritt Andreas "Zecke" Neuendorf anders auf. Noch immer ist er ein ganz schlechter Verlierer. Wenn der Gegner jedoch besser war, kann er das inzwischen akzeptieren. Eine Sache allerdings ist ihm in seiner täglichen Arbeit mit den U 17-Junioren von Hertha BSC ganz wichtig – seine Spieler sollen fair auftreten und Gegner sowie Schiedsrichter respektieren. Neuendorf lebt diese Einstellung immer vor. Und nicht nur das. Auch Inklusion ist ihm ein Anliegen. Zudem war er schon mehrfach mit der Sepp-Herberger-Stiftung in Jugendstrafanstalten, um mit Häftlingen Fußball zu spielen. Wegen seines vorbildlichen Engagements hat der 42-Jährige die Fair Play-Medaille des Deutschen Fußball-Bundes in der Kategorie "Profis" verliehen bekommen. Neuendorf folgt damit auf Frankfurts Trainer Niko Kovac, der sich im vergangenen Jahr nach der gewonnenen Relegation gegen Nürnberg vorbildlich verhalten hatte.

Fair Play - eine Selbstverständlichkeit

Am liebsten möchte Neuendorf sein Verhalten gar nicht großartig thematisieren. Ein Lob oder gar eine Auszeichnung dafür braucht er eigentlich nicht. Für ihn ist es eine Selbstverständlichkeit. Um den Fair-Play-Gedanken jedoch weiter in die Öffentlichkeit zu tragen, nutzt er gerne seine Popularität aus. Das Thema ist ihm wichtig, als Verantwortlicher im Nachwuchsbereich nimmt er seinen Erziehungsauftrag sehr ernst. "Mir ist bewusst, dass ich als Trainer einen großen Einfluss auf meine Jungs habe", sagt der frühere Mittelfeldspieler. "Wenn ich ihnen sage, dass sie zehn Runden laufen sollen, tun sie dies. Wenn sie jonglieren sollen, jonglieren sie. Und wenn ich ihnen mit auf den Weg gebe, dass sie sich an die Regeln zu halten haben, dann folgen sie auch hier meiner Anweisung."

Wie gut das klappt, zeigt sich daran, dass mit Jonas Michelbrink gleichzeitig einer seiner Spieler Landessieger des Berliner Fußball-Verbandes geworden ist. Michelbrink hatte bei einem wichtigen Spiel gegen Tennis Borussia Berlin während eines Hallenturniers einen Siebenmeter verschossen. Der Schiedsrichter entschied zur Verwunderung aller auf eine Wiederholung des Schusses. Da dies auch Michelbrink nicht einleuchtete und der Unparteiische sich nicht von seiner Meinung abbringen ließ, verschoss der Hertha-Spieler seinen zweiten Versuch absichtlich. "Wir wollten damit nicht die Autorität des Schiedsrichters untergraben", sagt Neuendorf. "Wir wollten einfach nur Gerechtigkeit." Und am Ende feierte seine Mannschaft trotzdem den Erfolg.

"Wenn es kein Foul war, dann war es kein Foul"

Natürlich sind es am Ende die Siege, die auch für den ehemaligen Bundesligaspieler von Bedeutung sind. Drei Punkte, ein guter Platz in der Tabelle – das sind entscheidende Kriterien seiner Arbeit, daran muss er sich messen lassen. Aber nicht nur. Mindestens genauso bedeutend sind ihm die kleinen Szenen während einer Begegnung, die dem Außenstehenden oft gar nicht direkt auffallen. Eine falsche Schiedsrichterentscheidung beispielsweise, die seine Spieler zu ihren Ungunsten korrigieren. Ein Einwurf, der ihnen nicht zusteht. Ein Eckball, der keiner war. Manchmal sogar ein Platzverweis, der nicht gerechtfertigt ist. "In jedem Spiel gibt es mehrfach solche Momente. Und mir ist es einfach ganz wichtig, dass die Jungs da meine Einstellung teilen", sagt Neuendorf. "Wir wollen nichts geschenkt bekommen. Wenn es kein Eckball war, dann war es kein Eckball. Wenn es kein Foul war, dann war es kein Foul. So einfach ist das doch." Neuendorf ist Woche für Woche als Jugendtrainer auf den nordostdeutschen Sportplätzen unterwegs. Normalerweise ist er der Erste, der die Gästemannschaften mit Handschlag willkommen heißt.

Er kann viele Geschichten erzählen, in denen seine Spieler eine offensichtlich falsche Entscheidung richtig gestellt haben. Und fast immer ging die ganze Sache am Ende auch gut aus. "Ich habe mittlerweile wirklich den Eindruck, dass der Fußballgott dieses Verhalten zu schätzen weiß", sagt Neuendorf, um direkt ein konkretes Beispiel hinterher zu schieben: "Wir hatten neulich ein Auswärtsspiel in Cottbus. Beim Stand von 0:0 haben wir fälschlicherweise einen Einwurf zugesprochen bekommen. Einer meiner Spieler hat den Ball freiwillig zum Gegner geworfen. Und genau aus dieser Aktion ist das 0:1 entstanden. Zur Pause haben wir 0:2 zurückgelegen. Ich habe meinen Jungs gesagt, dass wir jetzt erst recht gewinnen wollen." Und so ist es auch gekommen – Hertha hat nach dem Wechsel verkürzt, Hertha hat ausgeglichen und Hertha hat in der Nachspielzeit den Siegtreffer erzielt.

[sw]

Andreas Neuendorf lebt seinen Spielern vor, dass es im Fußball nicht nur um das Gewinnen geht, sondern auch um Werte wie Fairness und Aufrichtigkeit. Der Ex-Profi und Juniorentrainer von Hertha BSC engagiert sich darüber hinaus im sozialen Bereich. Vom DFB hat der 42-Jährige dafür die Fair Play-Medaille erhalten.

Als Spieler war er heißblütig. Immer Vollgas, manchmal an der Grenze zur Legalität. Als Trainer tritt Andreas "Zecke" Neuendorf anders auf. Noch immer ist er ein ganz schlechter Verlierer. Wenn der Gegner jedoch besser war, kann er das inzwischen akzeptieren. Eine Sache allerdings ist ihm in seiner täglichen Arbeit mit den U 17-Junioren von Hertha BSC ganz wichtig – seine Spieler sollen fair auftreten und Gegner sowie Schiedsrichter respektieren. Neuendorf lebt diese Einstellung immer vor. Und nicht nur das. Auch Inklusion ist ihm ein Anliegen. Zudem war er schon mehrfach mit der Sepp-Herberger-Stiftung in Jugendstrafanstalten, um mit Häftlingen Fußball zu spielen. Wegen seines vorbildlichen Engagements hat der 42-Jährige die Fair Play-Medaille des Deutschen Fußball-Bundes in der Kategorie "Profis" verliehen bekommen. Neuendorf folgt damit auf Frankfurts Trainer Niko Kovac, der sich im vergangenen Jahr nach der gewonnenen Relegation gegen Nürnberg vorbildlich verhalten hatte.

Fair Play - eine Selbstverständlichkeit

Am liebsten möchte Neuendorf sein Verhalten gar nicht großartig thematisieren. Ein Lob oder gar eine Auszeichnung dafür braucht er eigentlich nicht. Für ihn ist es eine Selbstverständlichkeit. Um den Fair-Play-Gedanken jedoch weiter in die Öffentlichkeit zu tragen, nutzt er gerne seine Popularität aus. Das Thema ist ihm wichtig, als Verantwortlicher im Nachwuchsbereich nimmt er seinen Erziehungsauftrag sehr ernst. "Mir ist bewusst, dass ich als Trainer einen großen Einfluss auf meine Jungs habe", sagt der frühere Mittelfeldspieler. "Wenn ich ihnen sage, dass sie zehn Runden laufen sollen, tun sie dies. Wenn sie jonglieren sollen, jonglieren sie. Und wenn ich ihnen mit auf den Weg gebe, dass sie sich an die Regeln zu halten haben, dann folgen sie auch hier meiner Anweisung."

Wie gut das klappt, zeigt sich daran, dass mit Jonas Michelbrink gleichzeitig einer seiner Spieler Landessieger des Berliner Fußball-Verbandes geworden ist. Michelbrink hatte bei einem wichtigen Spiel gegen Tennis Borussia Berlin während eines Hallenturniers einen Siebenmeter verschossen. Der Schiedsrichter entschied zur Verwunderung aller auf eine Wiederholung des Schusses. Da dies auch Michelbrink nicht einleuchtete und der Unparteiische sich nicht von seiner Meinung abbringen ließ, verschoss der Hertha-Spieler seinen zweiten Versuch absichtlich. "Wir wollten damit nicht die Autorität des Schiedsrichters untergraben", sagt Neuendorf. "Wir wollten einfach nur Gerechtigkeit." Und am Ende feierte seine Mannschaft trotzdem den Erfolg.

###more###

"Wenn es kein Foul war, dann war es kein Foul"

Natürlich sind es am Ende die Siege, die auch für den ehemaligen Bundesligaspieler von Bedeutung sind. Drei Punkte, ein guter Platz in der Tabelle – das sind entscheidende Kriterien seiner Arbeit, daran muss er sich messen lassen. Aber nicht nur. Mindestens genauso bedeutend sind ihm die kleinen Szenen während einer Begegnung, die dem Außenstehenden oft gar nicht direkt auffallen. Eine falsche Schiedsrichterentscheidung beispielsweise, die seine Spieler zu ihren Ungunsten korrigieren. Ein Einwurf, der ihnen nicht zusteht. Ein Eckball, der keiner war. Manchmal sogar ein Platzverweis, der nicht gerechtfertigt ist. "In jedem Spiel gibt es mehrfach solche Momente. Und mir ist es einfach ganz wichtig, dass die Jungs da meine Einstellung teilen", sagt Neuendorf. "Wir wollen nichts geschenkt bekommen. Wenn es kein Eckball war, dann war es kein Eckball. Wenn es kein Foul war, dann war es kein Foul. So einfach ist das doch." Neuendorf ist Woche für Woche als Jugendtrainer auf den nordostdeutschen Sportplätzen unterwegs. Normalerweise ist er der Erste, der die Gästemannschaften mit Handschlag willkommen heißt.

Er kann viele Geschichten erzählen, in denen seine Spieler eine offensichtlich falsche Entscheidung richtig gestellt haben. Und fast immer ging die ganze Sache am Ende auch gut aus. "Ich habe mittlerweile wirklich den Eindruck, dass der Fußballgott dieses Verhalten zu schätzen weiß", sagt Neuendorf, um direkt ein konkretes Beispiel hinterher zu schieben: "Wir hatten neulich ein Auswärtsspiel in Cottbus. Beim Stand von 0:0 haben wir fälschlicherweise einen Einwurf zugesprochen bekommen. Einer meiner Spieler hat den Ball freiwillig zum Gegner geworfen. Und genau aus dieser Aktion ist das 0:1 entstanden. Zur Pause haben wir 0:2 zurückgelegen. Ich habe meinen Jungs gesagt, dass wir jetzt erst recht gewinnen wollen." Und so ist es auch gekommen – Hertha hat nach dem Wechsel verkürzt, Hertha hat ausgeglichen und Hertha hat in der Nachspielzeit den Siegtreffer erzielt.

###more###