Keine besten Freundinnen – aber ein Team

Beim Frauenfußballfestival "Discover Football" in Berlin spielen Frauen aus China und Tibet in einem Team. Das sportpolitische Novum klappt fußballerisch ganz gut. Die Zugehörigkeit Tibets zur Volksrepublik China ist immer wieder ein Konfliktherd. Auch der Dalai Lama äußert sich hierzu immer wieder. Viele Tibetaner leben in Indien im Exil. Der Fußball überwindet diese Streitigkeiten, zumindest dieser Tage in Berlin.

Die sportliche Ausgangsposition könnte unterschiedlicher kaum sein.

China richtete 1991 die erste Weltmeisterschaft im Frauenfußball aus. Bei der am Samstag endenden WM in Kanada überstand die chinesische Nationalmannschaft die Vorrunde und schied erst im Viertelfinale durch ein 0:1 gegen die USA aus. Dennoch spielt der in Clubs organisierte Frauenfußball in China kaum eine Rolle. Nur wenige Investoren unterstützen die Liga, die Anerkennung im eigenen Land fehlt. Chinas Nationaltorhüterin Fei Wang spielt inzwischen bei Turbine Potsdam. Tibet dagegen ist auch beim Frauenfußball ein Entwicklungsland. Seit 2011 gibt es das Frauenfußballprogramm der im Exil lebenden Tibeterinnen in Indien, das es den Frauen und Mädchen ermöglicht, überhaupt Fußball zu spielen und sich zu Teams zusammenzuschließen. Cassie Childers managt die Mannschaft. Gemeinsam mit Gompo Dorjee als Coach begleitet die junge Amerikanerin die tibetische Auswahl, auch hier in Berlin. Es ist der erste internationale Auftritt tibetischer Fußballspielerinnen überhaupt.

Mona kommt von der Sportuniversität in Shanghai. Sie spielt im Universitätsteam. Ein großgewachsenes, schlankes Mädchen im weißen Fußballtrikot. Ihre Haare sind zum Zopf zurückgebunden. Mona will sich warm machen, denn gleich beginnt ihr erstes Spiel. Gestern Abend hat sie noch eine Runde extra trainiert. Mona ist zum ersten Mal in Berlin, zum ersten Mal in Europa. Die Organisatorinnen von "Discover Football" hatten ihre Uni angeschrieben und Mona und ihre Mitspielerinnen eingeladen. "Ohne sie wären wir nicht hier." Sehr aufregend findet sie das alles. Ein bisschen fremd vielleicht auch, vor allem das Essen. Auf dem Platz spricht sie die ganze Zeit englisch. Es fällt ihr schwer, sagt sie. Zuhause lernt sie englisch nur für Prüfungen. Mona wusste vorher, dass die Teams neu gemischt werden. Auch, dass sie vermutlich mit Mädchen aus Tibet zusammen spielen würde. Sorgen hat ihr das nicht bereitet. "Nein", sagt sie, "ich glaube, es ist cool. Es sind verschiedene Kulturen, verschiedene Vorstellungen. Wir können voneinander lernen." Die gemeinsamen Trainings seien gut verlaufen. Für das Spiel ist sie optimistisch. "Wir hoffen, dass wir gewinnen!" Dann verabschiedet sie sich und rennt auf den Platz.



Beim Frauenfußballfestival "Discover Football" in Berlin spielen Frauen aus China und Tibet in einem Team. Das sportpolitische Novum klappt fußballerisch ganz gut. Die Zugehörigkeit Tibets zur Volksrepublik China ist immer wieder ein Konfliktherd. Auch der Dalai Lama äußert sich hierzu immer wieder. Viele Tibetaner leben in Indien im Exil. Der Fußball überwindet diese Streitigkeiten, zumindest dieser Tage in Berlin.

Die sportliche Ausgangsposition könnte unterschiedlicher kaum sein.

China richtete 1991 die erste Weltmeisterschaft im Frauenfußball aus. Bei der am Samstag endenden WM in Kanada überstand die chinesische Nationalmannschaft die Vorrunde und schied erst im Viertelfinale durch ein 0:1 gegen die USA aus. Dennoch spielt der in Clubs organisierte Frauenfußball in China kaum eine Rolle. Nur wenige Investoren unterstützen die Liga, die Anerkennung im eigenen Land fehlt. Chinas Nationaltorhüterin Fei Wang spielt inzwischen bei Turbine Potsdam. Tibet dagegen ist auch beim Frauenfußball ein Entwicklungsland. Seit 2011 gibt es das Frauenfußballprogramm der im Exil lebenden Tibeterinnen in Indien, das es den Frauen und Mädchen ermöglicht, überhaupt Fußball zu spielen und sich zu Teams zusammenzuschließen. Cassie Childers managt die Mannschaft. Gemeinsam mit Gompo Dorjee als Coach begleitet die junge Amerikanerin die tibetische Auswahl, auch hier in Berlin. Es ist der erste internationale Auftritt tibetischer Fußballspielerinnen überhaupt.

Mona kommt von der Sportuniversität in Shanghai. Sie spielt im Universitätsteam. Ein großgewachsenes, schlankes Mädchen im weißen Fußballtrikot. Ihre Haare sind zum Zopf zurückgebunden. Mona will sich warm machen, denn gleich beginnt ihr erstes Spiel. Gestern Abend hat sie noch eine Runde extra trainiert. Mona ist zum ersten Mal in Berlin, zum ersten Mal in Europa. Die Organisatorinnen von "Discover Football" hatten ihre Uni angeschrieben und Mona und ihre Mitspielerinnen eingeladen. "Ohne sie wären wir nicht hier." Sehr aufregend findet sie das alles. Ein bisschen fremd vielleicht auch, vor allem das Essen. Auf dem Platz spricht sie die ganze Zeit englisch. Es fällt ihr schwer, sagt sie. Zuhause lernt sie englisch nur für Prüfungen. Mona wusste vorher, dass die Teams neu gemischt werden. Auch, dass sie vermutlich mit Mädchen aus Tibet zusammen spielen würde. Sorgen hat ihr das nicht bereitet. "Nein", sagt sie, "ich glaube, es ist cool. Es sind verschiedene Kulturen, verschiedene Vorstellungen. Wir können voneinander lernen." Die gemeinsamen Trainings seien gut verlaufen. Für das Spiel ist sie optimistisch. "Wir hoffen, dass wir gewinnen!" Dann verabschiedet sie sich und rennt auf den Platz.

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Ganz anders ist die Begegnung mit Tenzin Norzom. Sie sitzt entspannt auf den Treppenstufen vor der Umkleidekabine. Noch trägt sie FlipFlops und Sonnenbrille. Ihr erstes Match ist erst spät am Nachmittag. Sie hat die Kommunikation für ihr Team übernommen. Englisch, hindi und tibetisch sind ihre Sprachen. Die Worte, die sie am häufigsten gebraucht sind amazing und proud. Den Kontakt zu "Discover Football" hat die Teammanagerin Cassie Childers hergestellt, und nun sind sie tatsächlich alle hier. Es ist das erste Mal, dass chinesische und tibetische Sportlerinnen aufeinander treffen, erzählt Tenzin Norzom. Ein sehr emotionaler Moment sei das gewesen. "Das chinesische Team war toll!"

Dass hier viele Spielerinnen besser sind, sieht sie sehr wohl. Frauen sollten etwas mit Mode machen, Fußball sei doch nur für Jungs, so heißt es bei ihr zuhause. Es war schwer, dort ein Fußballteam aufzubauen. "Selbst wenn wir nicht so gut sind, wir geben nicht auf, verbessern uns einfach immer weiter." Die Reise nach Berlin hat sich schon jetzt gelohnt, findet sie. Viele Medien hätten über die sieben Frauen des Fußballteams Tibet berichtet. "Wir werden gerade populär!" Ganz ähnlich formuliert es ihr Trainer Gompo Dorjee. "Selbst wenn wir das Spiel verlieren, gewinnen wir Unterstützer." Für sich persönlich hat Tenzin Norzom auch einen Wunsch. "Ich hoffe, dass ich heute mindestens drei Tore mache!" Sie wird Berlin sehr vermissen, sagt sie. Und am Schluss: Danke! Auf Deutsch.

Gerade läuft das Spiel White Sand gegen Green Grass. Mona spielt für White Sand, und mit ihr die Kolleginnen von Tenzin Norzom. Erst zwei gemeinsame Trainings haben die Frauen absolviert, dennoch funktionieren sie als Team. Vor allem in der Kondition machen sich die Unterschiede bemerkbar. Die Spielerinnen von der Sportuniversität sind klar im Vorteil. Dennoch helfen die Frauen einander. Wenn sich eine verletzt, einen Krampf hat, sind die Mitspielerinnen da. Es spielt in dem Moment keine Rolle, aus welchem Land diejenige kommt, die da am Boden liegt. Am Ende gewinnt White Sand mit 4:3, und die Spielerinnen feiern das ausgelassen tanzend, Arm in Arm. Sie haben gemeinsam etwas erreicht. Beste Freundinnen sind sie immer noch nicht. Aber ein Team.