Fürst Albert zeichnet DFB-gefördertes Projekt für Jordanien und Nordirak aus

Große Ehre für den DFB, der das Projekt der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) namens "Austausch, Bildung und Konfliktbearbeitung durch Sport für Entwicklung" in Jordanien und im Nordirak fördert. Unterstützer sind zudem Jordaniens Olympia Komitee und Fußballverband, der Deutsche Olympische Sportbund sowie das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Jetzt wurde das in Amman ansässige Projekt, das seit August 2016 aktiv und auf drei Jahre ausgelegt ist, beim 10. Peace and Sport International Forum in Monaco mit dem Peace and Sport Award 2017 ausgezeichnet.

Weitere Preisträger sind die geflüchtete afghanische Fußballerin Khalida Popal, ehemals Nationalspielerin, die mit ihren 29 Jahren heute die Auswahl von Dänemark aus managt, für den Champion of the Year Award sowie die FC Barcelona Foundation. Geehrt werden besondere Initiativen für Friedensförderung durch Sport. Das Dialogforum Peace and Sport vereint alljährlich führende Personen aus Sport und Politik, regt so den Austausch innovativer Ansätze als Mittel für sozialen Wandel an.

Schick über die Auszeichnung: "Anerkennung der langjährigen und intensiven Arbeit"

Projektleiter in Amman ist Henning Schick. Der 57-jährige Barsinghäuser, der zu aktiver Zeit bei den Sportfreunden Ricklingen in Hannover gekickt hat, arbeitet seit geraumer Zeit bei der GIZ in fußballerischen Entwicklungsprojekten. Zuvor war Schick bis 2009 viele Jahre beim Niedersächsischen Fußball Verband angestellt in führender Position vor allem für soziale Belange zuständig. Für Schick bedeutet die Verleihung des Awards "eine Anerkennung der langjährigen und intensiven Arbeit im Bereich Sport für Entwicklung, durch die in vorangegangenen Programmen bereits in Südafrika und Kolumbien Friedensprozesse unterstützt werden konnten." Auch diese hatte der Barsinghäuser geleitet. So erhielt er während der WM 2010 in Südafrika Besuch von Bundesinnenminister Thomas De Maiziere. Während der WM 2014 informierte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Tätigkeiten vor Ort, ehe Schick über die Station in Kolumbien nach Jordanien weiterzog.

Besonders stolz sei er auch auf die positive Wertung durch das UNHCR Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen, das als Jurymitglied an der Entscheidung zugunsten des DFB-geförderten Projektes im Nahen Osten beteiligt war, die "Inhalte und Umsetzung des Programms speziell ausgerichtet an den Belangen geflüchteter und durch den Bürgerkrieg in Syrien teils traumatisierter Menschen auszuzeichnen", sagte Henning Schick in Monaco bei seiner Dankesrede vor Gastgeber und Schirmherr Fürst Albert II, dem indischen Friedensnobelpreisträger von 2006, Muhammad Yunus, sowie der ivorischen Fußballikone Didier Drogba.

Fußball als Mittel der Gewaltprävention und Traumabewältigung

Im Kontext von Flucht und Migration gehe es im Projekt "um gezielte soziale Annäherungsprozesse zwischen Geflüchteten und Einheimischen, die angesichts existierender Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen für Entspannung auf lokaler Ebene sorgen", sagte Schick. Speziell Fußball wirke so als Mittel der Gewaltprävention und Traumabewältigung für die Jungen und Mädchen im Alter von 8-24 Jahren. Die Dimensionen sind gewaltig: 655.000 syrische Flüchtlinge wurden im ersten Halbjahr 2016 in Jordanien gezählt, 250.000 im Irak, wo zudem rund 3 Millionen Binnenvertriebene auf der Flucht sind. An mehr als 60 Schulen und über 40 Gemeinden erhalten junge Menschen mittlerweile Zugang zu Sportaktivitäten. Das Projekt erreicht über 10.000 Kids in Jordanien und etwa 65.000 Kids in sechs Flüchtlingscamps und sechs Jugendzentren in den nordirakischen Bezirken Dohuk, Saxo und Sumel.

Zum Aufbau von Strukturen und Umsetzen schulischer wie außerschulischer Angebote in den Gemeinden und Flüchtlingscamps kooperiert Schick eng mit dem jordanischen Erziehungsministerium und den Behörden im Nordirak. "Wir müssen dahin gehen, wo es weh tut. Mit unseren Ansätzen können wir in der Persönlichkeitsentwicklung viel erreichen", sagt er. Von seiner Basis in Amman ins nordirakische Dohuk fahre er zum Beispiel im gepanzerten Wagen. Angst habe er nicht, wohl aber gehörigen Respekt. "Ansonsten ist dort alles safe." Sein Ziel: "Möglichst viele Jugendliche auszubilden, um anderen ein Vorbild zu sein und über den Sport wichtige Werte zu vermitteln."

Toleranz, Respekt, Disziplin, Empathie und Fairplay

"Wir nutzen die Fußballbegeisterung, um soziale Fertigkeiten altersgerecht zu schulen. Dazu haben wir mit Jordaniens Erziehungsministerium ein spezielles Curriculum entwickelt, das auch dazu beiträgt, Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl im Rahmen friedlicher Konfliktlösungsmuster zu stärken", erläutert Schick. Stichworte seien Toleranz, Respekt, Disziplin, Empathie und Fairplay. Durch die Stärkung der fußballerischen Infrastruktur seien zahlreiche Trainingszentren entstanden oder noch im Aufbau. Auch die spezielle Aus- und Fortbildung lokaler männlicher und weiblicher Trainer, Sportlehrer und Sozialarbeiter werde forciert. So entstünden soziale Treffpunkte als Hoffnung für eine friedvolle Zukunft. Davon konnte sich bereits die Weltmeisterin von 2003 Nia Künzer als Unicef-Botschafterin bei einem Besuch im Grasroot Center in Madaba nahe Amman, geleitet von Mohammad Al Khasawneh, überzeugen.

Im Rahmen der weiblichen U17 WM 2016 sei, so Henning Schick, auch der Fußball für Mädchen speziell in den Fokus gelangt, um den unterschiedlichen Zugang von Mädchen und Jungen zum Fußball zu verändern. Oft fehle es noch an grundlegender Ausrüstung und Sportplätzen. Für eine gesellschaftspolitische Initialzündung habe zudem Jordaniens Königin Rania gesorgt, als sie erklärte, die WM stärke die Rolle der Frau in der muslimisch geprägten Gesellschaft. "Mädchen, die Fußball spielen, verändern Einstellungen und Wahrnehmungen, weil sie traditionelle Rollen verändern und die negative Wahrnehmung in Bezug auf Frauen herausfordern", sagte sie. Da passt es nachhaltig ins Bild, dass im kommenden April in Jordanien auch die vier asiatischen Plätze zur Frauen-WM 2019 in Frankreich ausgespielt werden. Im jordanischen Kader steht übrigens aktuell eine in Düsseldorf geborene Spielerin: Die 18-jährige Sarah Abu Sabah (Bayer Leverkusen) träumt davon, das begehrte Ticket zu lösen. Zumindest die Gruppenauslosung neulich am Toten Meer unter Leitung von Jordaniens Fußball-Präsident Prinz Ali bin Al Hussein war schon mal vielversprechend.

[rh]

Große Ehre für den DFB, der das Projekt der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) namens "Austausch, Bildung und Konfliktbearbeitung durch Sport für Entwicklung" in Jordanien und im Nordirak fördert. Unterstützer sind zudem Jordaniens Olympia Komitee und Fußballverband, der Deutsche Olympische Sportbund sowie das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Jetzt wurde das in Amman ansässige Projekt, das seit August 2016 aktiv und auf drei Jahre ausgelegt ist, beim 10. Peace and Sport International Forum in Monaco mit dem Peace and Sport Award 2017 ausgezeichnet.

Weitere Preisträger sind die geflüchtete afghanische Fußballerin Khalida Popal, ehemals Nationalspielerin, die mit ihren 29 Jahren heute die Auswahl von Dänemark aus managt, für den Champion of the Year Award sowie die FC Barcelona Foundation. Geehrt werden besondere Initiativen für Friedensförderung durch Sport. Das Dialogforum Peace and Sport vereint alljährlich führende Personen aus Sport und Politik, regt so den Austausch innovativer Ansätze als Mittel für sozialen Wandel an.

Schick über die Auszeichnung: "Anerkennung der langjährigen und intensiven Arbeit"

Projektleiter in Amman ist Henning Schick. Der 57-jährige Barsinghäuser, der zu aktiver Zeit bei den Sportfreunden Ricklingen in Hannover gekickt hat, arbeitet seit geraumer Zeit bei der GIZ in fußballerischen Entwicklungsprojekten. Zuvor war Schick bis 2009 viele Jahre beim Niedersächsischen Fußball Verband angestellt in führender Position vor allem für soziale Belange zuständig. Für Schick bedeutet die Verleihung des Awards "eine Anerkennung der langjährigen und intensiven Arbeit im Bereich Sport für Entwicklung, durch die in vorangegangenen Programmen bereits in Südafrika und Kolumbien Friedensprozesse unterstützt werden konnten." Auch diese hatte der Barsinghäuser geleitet. So erhielt er während der WM 2010 in Südafrika Besuch von Bundesinnenminister Thomas De Maiziere. Während der WM 2014 informierte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Tätigkeiten vor Ort, ehe Schick über die Station in Kolumbien nach Jordanien weiterzog.

Besonders stolz sei er auch auf die positive Wertung durch das UNHCR Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen, das als Jurymitglied an der Entscheidung zugunsten des DFB-geförderten Projektes im Nahen Osten beteiligt war, die "Inhalte und Umsetzung des Programms speziell ausgerichtet an den Belangen geflüchteter und durch den Bürgerkrieg in Syrien teils traumatisierter Menschen auszuzeichnen", sagte Henning Schick in Monaco bei seiner Dankesrede vor Gastgeber und Schirmherr Fürst Albert II, dem indischen Friedensnobelpreisträger von 2006, Muhammad Yunus, sowie der ivorischen Fußballikone Didier Drogba.

Fußball als Mittel der Gewaltprävention und Traumabewältigung

Im Kontext von Flucht und Migration gehe es im Projekt "um gezielte soziale Annäherungsprozesse zwischen Geflüchteten und Einheimischen, die angesichts existierender Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen für Entspannung auf lokaler Ebene sorgen", sagte Schick. Speziell Fußball wirke so als Mittel der Gewaltprävention und Traumabewältigung für die Jungen und Mädchen im Alter von 8-24 Jahren. Die Dimensionen sind gewaltig: 655.000 syrische Flüchtlinge wurden im ersten Halbjahr 2016 in Jordanien gezählt, 250.000 im Irak, wo zudem rund 3 Millionen Binnenvertriebene auf der Flucht sind. An mehr als 60 Schulen und über 40 Gemeinden erhalten junge Menschen mittlerweile Zugang zu Sportaktivitäten. Das Projekt erreicht über 10.000 Kids in Jordanien und etwa 65.000 Kids in sechs Flüchtlingscamps und sechs Jugendzentren in den nordirakischen Bezirken Dohuk, Saxo und Sumel.

Zum Aufbau von Strukturen und Umsetzen schulischer wie außerschulischer Angebote in den Gemeinden und Flüchtlingscamps kooperiert Schick eng mit dem jordanischen Erziehungsministerium und den Behörden im Nordirak. "Wir müssen dahin gehen, wo es weh tut. Mit unseren Ansätzen können wir in der Persönlichkeitsentwicklung viel erreichen", sagt er. Von seiner Basis in Amman ins nordirakische Dohuk fahre er zum Beispiel im gepanzerten Wagen. Angst habe er nicht, wohl aber gehörigen Respekt. "Ansonsten ist dort alles safe." Sein Ziel: "Möglichst viele Jugendliche auszubilden, um anderen ein Vorbild zu sein und über den Sport wichtige Werte zu vermitteln."

Toleranz, Respekt, Disziplin, Empathie und Fairplay

"Wir nutzen die Fußballbegeisterung, um soziale Fertigkeiten altersgerecht zu schulen. Dazu haben wir mit Jordaniens Erziehungsministerium ein spezielles Curriculum entwickelt, das auch dazu beiträgt, Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl im Rahmen friedlicher Konfliktlösungsmuster zu stärken", erläutert Schick. Stichworte seien Toleranz, Respekt, Disziplin, Empathie und Fairplay. Durch die Stärkung der fußballerischen Infrastruktur seien zahlreiche Trainingszentren entstanden oder noch im Aufbau. Auch die spezielle Aus- und Fortbildung lokaler männlicher und weiblicher Trainer, Sportlehrer und Sozialarbeiter werde forciert. So entstünden soziale Treffpunkte als Hoffnung für eine friedvolle Zukunft. Davon konnte sich bereits die Weltmeisterin von 2003 Nia Künzer als Unicef-Botschafterin bei einem Besuch im Grasroot Center in Madaba nahe Amman, geleitet von Mohammad Al Khasawneh, überzeugen.

Im Rahmen der weiblichen U17 WM 2016 sei, so Henning Schick, auch der Fußball für Mädchen speziell in den Fokus gelangt, um den unterschiedlichen Zugang von Mädchen und Jungen zum Fußball zu verändern. Oft fehle es noch an grundlegender Ausrüstung und Sportplätzen. Für eine gesellschaftspolitische Initialzündung habe zudem Jordaniens Königin Rania gesorgt, als sie erklärte, die WM stärke die Rolle der Frau in der muslimisch geprägten Gesellschaft. "Mädchen, die Fußball spielen, verändern Einstellungen und Wahrnehmungen, weil sie traditionelle Rollen verändern und die negative Wahrnehmung in Bezug auf Frauen herausfordern", sagte sie. Da passt es nachhaltig ins Bild, dass im kommenden April in Jordanien auch die vier asiatischen Plätze zur Frauen-WM 2019 in Frankreich ausgespielt werden. Im jordanischen Kader steht übrigens aktuell eine in Düsseldorf geborene Spielerin: Die 18-jährige Sarah Abu Sabah (Bayer Leverkusen) träumt davon, das begehrte Ticket zu lösen. Zumindest die Gruppenauslosung neulich am Toten Meer unter Leitung von Jordaniens Fußball-Präsident Prinz Ali bin Al Hussein war schon mal vielversprechend.

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