Auf den Spuren von Julius Hirsch
Peter Wolff wurde am 7. September 1924 in Berlin geboren. Nach der Trennung der Eltern heiratete die Mutter Helene erneut, 1928 kam ihre Tochter Anita Borger zur Welt, die Schwester von Peter Wolff. Die Familie zog bald nach Katowice, wo der Großvater eine Tischlerwerkstatt besaß. Peter Wolff besuchte zunächst die deutsche, ab 1933 die polnische Schule. In seiner Klasse waren drei jüdische Jungen, Wolff berichtete von gelegentlichen Auseinandersetzungen mit christlichen Jungen. Neben der Schule half Peter Wolff seinem Großvater oder unternahm Ausflüge mit der Zionistischen Jugend. Während sein Vater Leo Wolff 1937 nach Palästina emigriert war, entschied sich seineMutter Helene Boger,mit ihren Kindern Peter und Anita kurz vor Kriegsausbruch nach Warschau zu fliehen, wo sie jedoch von den deutschen Besatzern eingeholt wurden. Die Familie gelangte, getarnt als „Volksdeutsche“, nach Berlin. Von hier konnten Helene und Anita Borger über Istanbul nach Palästina auswan- dern. Peter Wolff dagegen, für den die Auswanderung über die Jugend-Aliya vorgesehen war, kam in ein Hachschara-Lager nach Schniebinchen. Für eine Aus- wanderung war es jedoch zu spät. Die Jugendlichen mussten 1941, als die Hachschara verboten wurde, zunächst in ein Arbeitslager nach Paderborn umzie- hen, von wo sie am 2. März 1943 über Bielefeld nach Auschwitz deportiert wurden. Bei ihrer Ankunft in Auschwitz wurden die jungen Männer und Frauen getrennt. Diejenigen Män- ner, die zur Zwangsarbeit selektiert worden waren, kamen fast alle ins KZ Buna/Monowitz und mussten dort für die IG Farben Zwangsarbeit leisten. Peter Wolff arbeitete unter anderem als Hochbauschlos- ser. Nachdem er des Diebstahls bezichtigt worden war, wurde er zum Kohleabbau in das Nebenlager Janina-Grube zwangsverlegt. Nach sieben Monaten kehrte er nach Monowitz zurück und schaffte es, bis zum Todesmarsch im Januar 1945 zu überleben. Auch den Marsch überstand er, trotz eines Oberarm- durchschusses. Aus dem KZ Mittelbau-Dora in Thü- ringen gelang ihm gemeinsam mit seinem Freund Ernst Lobethal die Flucht, nachdem er sich nach einem Bombenangriff unverletzt aus den Trümmern der Baracken hatte befreien können. Beide wurden am 2. April 1945 von der US Army befreit. Peter Wolff gelangte mit heimkehrenden französi- schen Kriegsgefangenen nach Paris, von wo aus er die Reise nach Palästina versuchte – dort lebte seine DEPORTATION NACH AUSCHWITZ | PADERBORN PETER WOLFF (1924 – 2007) Peter Wolff (2. v. l.) während der Vorbereitung auf die Auswanderung nach Palästina im Hachschara-Lager „Schniebinchen“, zwischen 1939 und 1941. Privatbesitz Susanne Wolff
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