Auf den Spuren von Julius Hirsch

Unter den aus Dortmund Deportierten befand sich auch der damals jugendliche Hans Frankenthal mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Ernst. Sie kamen aus Schmallenberg im Sauerland. Gemeinsam mit seinem Vater und seinem Bruder wurde Hans ab 1940 bei unzureichender Ernährung und schlech- ter Unterkunft zu Schwerstarbeit im Straßenbau gezwungen. Am 26. Februar 1943 erhielten die Brü- der die Anweisung, sich bei der Gestapo in Dortmund zu melden. Gemeinsam mit ihren Eltern wurden sie mit Zwischenstation im„Deutschen Haus“ am 2. März 1943 nach Auschwitz verschleppt. Frankenthal erin- nerte sich an den Weg zum Bahnhof: „Bevor Gestapo und Schutzpolizei den Saal räumten, mussten wir, mit Ausnahme von zehn Mark pro Person, alle Wertsa- chen abgeben. [...] Auf dem Brackeler Hellweg – wie- der am hellichten Tag – mussten die Juden in Stra- ßenbahnwagen einsteigen, die sie bis zum Ostentor brachten. Von dort ging die Kolonne ungefähr einen Kilometer zu Fuß bis zum Südbahnhof. Als wir den Südbahnhof erreichten, stand der Zug, die Lokomo- tive unter Dampf, schon zur Abfahrt bereit.“ Nach der Ankunft in Auschwitz selektierte die SS Hans und Ernst Frankenthal zur Arbeit auf der Baustelle der IG-Farben und brachte sie in den dortigen Teil des Lagerkomplexes, nach Auschwitz-Monowitz. Zuvor wurden sie von ihren Eltern getrennt. Die letzten Worte des Vaters waren: „Ich werde das nicht über- leben, ich bin zu alt. Solltet ihr überleben, geht nach Schmallenberg zurück“. Aufgrund seiner Schlosserausbildung konnte Hans Frankenthal einen Arbeitsplatz auf der Baustelle bekommen, der ihm das Überleben ermöglichte. Hierzu sowie zu den täglich drohenden Gefahren schrieb er später: „Wer bei der Arbeit zusammen- brach oder versuchte, sich zu schonen, wurde von den SS-Bewachern, Vorarbeitern und Kapos angetrieben, geschlagen oder getreten. Manche waren richtige Sadisten, die die Häftlinge einfach nur zu ihrem Spaß quälten. Die Zivilarbeiter waren nicht nur Zeugen die- ser Brutalitäten – oder manchmal sogar selbst daran beteiligt –, sie wußten auch von den Vergasungen in Birkenau.“ Trotz aller Qualen und Bedrohungen gelang es Ernst und Hans Frankenthal zu überleben. Getreu dem Wunsch des Vaters kehrten die Brüder nach Schmallenberg zurück. Die Nachkriegszeit war für die beiden schwierig, auch weil die Schmallenber- ger nichts von der Vernichtung der europäischen Juden wissen wollten und den Frankenthals nicht glaubten, was sie ab und zu erzählten. DEPORTATION NACH AUSCHWITZ | DORTMUND HANS FRANKENTHAL (1926 – 1999) Hans Frankenthal, 1946. Privatbesitz Mehr Informationen zur Biografie von Hans Frankenthal finden sich auf der Homepage des Wollheim Memorial.

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