Auf den Spuren von Julius Hirsch

STUTTGART KARLSRUHE TRIER PADERBORN CHEMNITZ DORTMUND DÜSSELDORF ESSEN BIELEFELD HANNOVER DRESDEN BERLIN BRESLAU NEISSE KATTOWITZ AUSCHWITZ Nachdem der Deportationszug am 1. März 1943 die Stadt Karlsruhe gegen Mittag verließ, wurden einige Stunden später in Trier mindestens 68 weitere Per- sonen in die Waggons gezwungen und deportiert. Unter den verschleppten Menschen befanden sich vier Personen, die für die Deportation aus Koblenz nach Trier gebracht worden waren. In beiden Städ- ten, Trier und Koblenz, die zu den ältesten Städten Deutschlands zählen, sind nachweislich bereits seit knapp 1.000 Jahren Jüdinnen und Juden ansässig gewesen. Von den 650 in Trier lebenden jüdischen Bürger*innen sind über 600 deportiert worden, etwa 40 starben im Vorfeld in „Judenhäusern“, oftmals durch Freitod. Insgesamt gab es in den Jahren 1941 bis 1943 sechs Deportationen aus Trier. Die Überlebenden der Deportation vom 1. März 1943 berichten für Trier übereinstimmend, dass sie bereits am 27. Februar 1943 verhaftet und zunächst nach Geschlecht getrennt an zwei Orte in der Stadt gebracht worden seien: Während Männer in das Gefängnis in der Windstraße gezwungen wurden, brachten die Nationalsozialisten Frauen und Kinder in das Bischof-Korum-Haus. Beide Orte lagen zentral in der Innenstadt Triers, nur wenige hundert Meter vom Hauptbahnhof entfernt. Heinz Kahn, einer der Überlebenden dieser Depor- tation vom März 1943, erinnerte sich daran, dass er zunächst im Gefängnis in der Windstraße und anschließend im Bischof-Korum-Haus mit seinen Eltern und seiner Schwester inhaftiert gewesen sei. Das Gefängnis in derWindstraße war bereits 1832/33 als Gefängnis errichtet worden und fungierte als sol- ches bis 1977. Im Nationalsozialismus diente es als Inhaftierungsort verschiedenster Gruppen, darunter zahlreiche deutsche Widerstandskämpfer*innen und mindestens 25.000 Gefangene aus dem nahe liegen- den Luxemburg, Belgien und Frankreich, ebenfalls oft Mitglieder des Widerstandes gegen die NS-Besatzung des jeweiligen Landes. Im Zuge des Novemberpog- roms 1938 wurden über 100 jüdische Männer dort inhaftiert. Ab 1941 schließlich diente es auch als Sammelstätte für jüdische Männer im Vorfeld der Deportation. Das ehemalige Bischof-Korum-Haus in der Sichel- straße wurde 1931 als Treffpunkt für katholische Jugendverbände eingerichtet und 1937 beschlag- nahmt. Ab April 1942 diente der Ort als Sammella- DEPORTATION NACH AUSCHWITZ TRIER | 1. MÄRZ 1943 TRIER

RkJQdWJsaXNoZXIy OTA4MjA=