Auf den Spuren von Julius Hirsch

STUTTGART KARLSRUHE TRIER PADERBORN CHEMNITZ DORTMUND DÜSSELDORF ESSEN BIELEFELD HANNOVER DRESDEN BERLIN BRESLAU NEISSE KATTOWITZ AUSCHWITZ Bereits 1939 begann im heutigen Baden-Württem- berg die Zwangsumsiedlung der jüdischen Bevölke- rung aus den großen Städten wie Stuttgart in kleinere Dörfer der Umgebung; auch wurden renovierungsbe- dürftige Schlösser (darunter Eschenau, Oberstotzin- gen,Weißenstein) als Orte der Bevölkerungskonzent- ration genutzt. Nach Angaben der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland lebten Ende 1941 in Würt- temberg und Hohenzollern insgesamt noch 2.810 Jüdinnen und Juden. Der größte Teil von ihnen wurde über die Stadt Stuttgart deportiert. Vom innenstäd- tisch gelegenen Nordbahnhof aus gingen zwischen Dezember 1941 und Februar 1945 insgesamt ver- mutlich zwölf unterschiedlich große Deportations- züge ab, mit denen durch die Stuttgarter Gestapo mindestens 2.200 Menschen an verschiedene Orte der Vernichtung verschleppt wurden: in das KZ Jun- gernhof bei Riga, ins Transitghetto Izbica, nach Aus- chwitz und Theresienstadt. Mitte März 1943 verließ außerdem ein Transport mit württembergischen Sinti und Roma den Nordbahnhof, auch sie wurden, ver- mutlich über die Festung Hohenasperg, ins Lager Auschwitz verschleppt. Als Sammellager für die gro- ßen Deportationen der jüdischen Bevölkerung in den Jahren 1941 und 1942 diente in Stuttgart der Killesberg, ein Gelände, welches ursprünglich für die Reichsgartenschau 1939 als Freizeitpark verwendet worden war und an den Nordbahnhof grenzte. Die Menschen, die auf ihre Deportation warten mussten, wurden in Ausstellungshallen und Gaststätten fest- gehalten. Für die kleineren Deportationen wurde das Gemeindehaus der jüdischen Gemeinde als Sammel- lager verwendet, welches sich in der Hospitalstraße mitten in Stuttgart befand und 1944 endgültig zer- stört wurde. Es waren zwischen 35 und 44 Personen, die Anfang März hier im Vorfeld der Deportation festgehalten wurden und am Morgen des 1. März 1943 am rund vier Kilometer entfernten Stuttgarter Nordbahnhof einen Personenzug besteigen mussten. Sein nächstes Ziel war Karlsruhe. Von den in diesem Sammeltransport deportierten Jüdinnen und Juden aus Württemberg und Hohenzollern hat lediglich Chaskel Schlüsselberg überlebt. Die Überbauung des Bahnhofgeländes am Stuttgarter Nordbahnhof im Zuge des geplanten Großprojektes „Stuttgart 21“ konnte verhindert werden – seit 2006 erinnert eine Gedenkstätte an den erhaltenen Schie- DEPORTATION NACH AUSCHWITZ STUTTGART | KARLSRUHE | 1. MÄRZ 1943 STUTTGART KARLSRUHE

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