Auf den Spuren von Julius Hirsch

BIOGRAFIE JULIUS HIRSCH | 23 1920 1930 1945 Der Erste Weltkrieg nimmt ihm seine besten Jahre als Fußballer. Anders als sein Bruder Leopold, der 1918 in der Schlacht am Kemmelberg fällt, über- lebt Julius Hirsch und wird für seine Tapferkeit mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet. Er bleibt seinem Heimatverein als Jugendtrainer treu und arbeitet in leitender Stellung des elterlichen Textilunternehmens. Für Julius Hirsch beginnt ein Leidensweg aus Demütigung, Entrechtung und Verfolgung. Nach dem Konkurs des Familienunternehmens arbei- tet er als Fußballtrainer und Lohnbuchhalter. Nach vergeblicher Arbeitssuche in Frankreich unternimmt er 1938 einen Selbstmordversuch. Ab 1939 war er Zwangsarbeiter auf einem Schuttplatz. In der Hoffnung, seine Kinder zu schützen, lässt Julius sich von Ella Hirsch 1942 scheiden, er hält sich aber weiterhin täglich bei seiner Familie auf. Am 1. März steigt er in einen Zug zum (wie es amtlich heißt) „Arbeitseinsatz im Osten“. Drei Tage später erreicht der Zug das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Eine Karte zum 15. Geburtstag seiner Tochter Esther, abgestempelt am 3. März 1943 in Dortmund, ist sein letztes Lebens- zeichen. Am 20. September 1950 erklärt das Amtsgericht Karlsruhe den Bürger, Kaufmann, Vater und Fußballnational- spieler Julius Hirsch mit Datum vom 8. Mai 1945, 24 Uhr, für tot. 1920 heiratet er Ella Hauser, die zum jüdischen Glauben übertritt. Sie werden Eltern von Heinold und Esther. Julius Hirsch ist ein gut situierter Kaufmann und angesehener Bürger seiner Hei- matstadt Karlsruhe. Am 10. April 1933 liest Julius Hirsch in der Zeitung, dass die süddeutschen Spitzenver- eine, auch der Karlsruher FV, beschlossen haben, jüdische Mitglieder auszuschließen. Noch am gleichen Tag kommt er dem Aus- schluss zuvor: „Leider muss ich nun bewegten Herzens meinem lieben KFV meinen Austritt anzeigen. Nicht unerwähnt möchte ich aber lassen, dass in dem heute so gehassten Prügelkinde der deutschen Nation auch anständige Menschen und vielleicht noch viel mehr national denkende und auch durch die Tat bewiesene und durch Herzblut vergossene deutsche Juden gibt.“

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