Auf den Spuren von Julius Hirsch

BIOGRAFIE JULIUS HIRSCH | 15 DAS LEBEN NACH DER MACHTÜBERTRAGUNG Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler von Reichs­ präsident Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt. Hitlers Karlsruher Anhänger feierten diese Ernennung mit einem Fackelzug durch die Kaiser- straße. Auf die Machtübertragung an die National- sozialisten 1933 folgte die Gleichschaltung aller Bereiche der Politik und Gesellschaft und natürlich auch des Sports. Im Deutschen Fußballbund (DFB) und in allen Vereinen wurde das Führerprinzip einge- führt. Besonders judenfeindlich war die Führung der Deutschen Turnerschaft eingestellt. Aber auch aus den Fußballvereinen wurden im Laufe der Zeit jüdi- sche Mitglieder ausgeschlossen. Am 19. April 1933 veröffentlichte der DFB folgende Bekanntmachung im „Kicker“, der Fachzeitschrift des Fußballsports: „Der Vorstand des Deutschen Fußball-Bundes und der Vorstand der Deutschen Sportverbände halten Angehörige der jüdischen Rasse, so auch Personen, die sich als Mitglieder der Marxistischen Bewegung herausgestellt haben, in führenden Stellungen der Landesverbände und Vereine nicht für tragbar. Die Landesverbände und Vereine werden aufgefordert, die entsprechenden Maßnahmen, soweit diese nicht bereits getroffen wurden, zu veranlassen.“ Die kon- krete Umsetzung blieb den Vereinen überlassen; eine generelle Anordnung, jüdische Mitglieder aus- zuschließen, scheint es anders als bei den Turnern im Fußball nicht gegeben zu haben. Dennoch hatten 14 süd- und südwestdeutsche Fußballvereine, unter ihnen Eintracht Frankfurt, der 1. FC Nürnberg, die SpVgg Fürth und der 1. FC Kaiserslautern sowie die beiden Karlsruher Klubs KFV und Phönix, bereits am 9. April 1933 mit der gemeinsamen Unterzeichnung der sogenannten „Stuttgarter Erklärung“ angekün- digt, sich „der nationalen Regierung [...] freudig und entschieden“ zur Verfügung zu stellen und „insbeson- dere in der Frage der Entfernung der Juden aus den Sportvereinen“ mit den neuen Machthabern zusam- menzuarbeiten. Schon einen Tag darauf erfuhr Julius Hirsch in der Presse von dieser Absicht und beschloss, dem demütigenden Ausschluss durch seinen Austritt aus dem KFV zuvorzukommen. Tief getroffen schrieb er noch am gleichen Tag seinemVerein: „Sehr geehrte Herren! Ich lese heute im Sportbericht Stuttgart, dass die großen Vereine, darunter auch der KFV, einen Ent- schluss gefasst haben, dass die Juden aus den Sport- vereinen zu entfernen seien. Ich gehöre dem KFV seit dem Jahre 1902 an und habe demselben treu und ehrlich immer meine schwache Kraft zur Verfü- gung gestellt. Leider muss ich nun bewegten Herzens Julius Hirsch im Trikot der SpVgg Fürth. Archiv SpVgg Fürth

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