Auf den Spuren von Julius Hirsch

BIOGRAFIE JULIUS HIRSCH | 13 damaliger Trainer, der Engländer William „Bill“ Town- ley, nachdem ihm gegen Freiburg sein erstes Tor geglückt war. 1910 gelang dem Karlsruher FV, der schon mehrere Male hintereinander Süddeutscher Meister geworden war, der ganz große Erfolg: Im Endspiel am 15. Mai 1910 in Köln besiegte er Hol- stein Kiel 1:0 und wurde erstmals Deutscher Meister. Im Halbfinale hatten die Spieler um den 18 Jahre alten Julius Hirsch den Lokalrivalen Phönix Karlsruhe vor 8.000 Zuschauern mit 2:1 besiegt. Julius Hirsch spielte auf der Stürmerposition Links­ außen und bildete zusammen mit seinen beiden Mitspielern Fritz Förderer und Gottfried Fuchs das damals berühmte Innentrio „Förderer-Fuchs-Hirsch“, den besten Sturm jener Zeit in Deutschland. Hirsch war für seine gebückte Angriffsweise, die zu seinem Markenzeichen wurde, und für seine Schussstärke berühmt. Gottfried Fuchs, geboren am 3. Mai 1889 in Karlsruhe und ebenfalls Jude, spielte schon seit 1907 in der 1. Mannschaft als Stürmer und galt als Spielmacher und Torjäger in einer Person. In der Saison 1910/11 sicherte sich der KFV mühelos die Südkreismeisterschaft und auch die Süddeutsche Meisterschaft. Ins Endspiel um die Deutsche Meis- terschaft kam er allerdings nicht. Im darauf folgen- den Spieljahr 1911/12 wechselte Trainer Townley zur Spielvereinigung Fürth und der KFV schaffte es erneut bis ins Endspiel um die Deutsche Meister- schaft, das am 26. Mai 1912 allerdings mit 0:1 gegen Holstein Kiel verloren ging. Da Fuchs an einer Knie- verletzung litt, fehlte das gewohnte Zusammenspiel des Sturmtrios. Wegen seiner herausragenden Leistungen wurde Julius Hirsch 1911, mit 19 Jahren, zum ersten Mal in die Nationalmannschaft berufen, der auch Förderer und Fuchs angehörten. Bis heute sind Julius Hirsch und Gottfried Fuchs die einzigen bekannten jüdi- schen Spieler in der Länderspielgeschichte des DFB. Sein erstes Spiel gegen Ungarn am 17. Dezember in München ging 1:4 verloren. Im Länder- spiel gegen die Niederlande in Zwolle am 24. März 1912 trug Julius Hirsch mit vier Toren zum 5:5 Endstand bei. Noch nie zuvor hatte ein Spie- ler vier Tore in einem einzigen Länderspiel erzielt. Beim Fuß- ballturnier der Olympischen Spiele im gleichen Jahr in Stockholm verlor die deutsche Mannschaft allerdings am 29. Juni 1912 gegen Österreich Offizielles Foto des Deutschen Meisters KFV mit Julius Hirsch, sitzend in der Bildmitte, 1910. Nachlass Julius Hirsch, Stadtarchiv Karlsruhe

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