PROTOKOLLE Bundestag 2019

10 42. ordentlicher DFB-Bundestag · 3./4. November 2016 · Erfurt Grußwort FIFA-Präsident Gianni Infantino Es ist ähnlich, denke ich, wie auch bei der FIFA. Es ist einfach, über Reformen zu sprechen, aber es ist ein bisschen schwieriger, diese Reformen in die Tat auch umzusetzen. Das versu- chen wir bei der FIFA konkret auch zu machen. Wie machen wir das? Indem wir beispielsweise realisiert haben: Was lief denn eigentlich falsch? – Okay, wahrscheinlich ziemlich viel. Aber ein paar konkrete Dinge muss man doch herauspicken können. Da haben wir zum Beispiel entschieden, dass in Zukunft die Gelder, die in den Fußball investiert werden sollen, massiv gesteigert werden. Aber nicht nur das, sondern auch die Kontrollmechanismen müssen natürlich verbessert wer- den. Das Geld muss nicht verteilt werden, das Geld muss in den Fußball investiert werden. Deswegen investiert die FIFA heute anstatt 300 bis 400 Millionen Dollar, wie es in der Vergan- genheit war, in einem Vierjahreszyklus nun 1,4 Milliarden – aber alles transparent und alles klar. Jeder Verband weiß genau, wie viel ihm zusteht und was er machen muss, um dieses Geld zu bekommen, damit er es in den Fußball investiert. Was soll denn die FIFA mit dem Geld machen, das die FIFA einnimmt, wenn nicht in den Fuß- ball zu investieren? Der Betrag, den jeder Verband jährlich erhält, ist 1,25 Millionen Dollar. Das ist natürlich für das Budget des DFB ein kleiner Betrag, aber für viele Länder in der Welt ist es enorm wichtig. Deswegen ist die Rolle des Deutschen Fußball-Bundes in der Welt so wichtig als Fußballentwicklungsnation und auch, indem man hilft, den Fußball zu entwickeln. Das wollen und müssen wir bei der FIFA fördern mit einer neuen FIFA. Good Governance ist ebenfalls so ein Stichwort. Das kommt überall gut an, aber keiner weiß genau, was es wirklich heißt. Deswegen muss man auch da konkret vorgehen, und das machen wir auch konkret. Bei der FIFA schließen beispielsweise ab jetzt – seit einigen Monaten, seit- dem ich Präsident bin – nicht mehr die FIFA-Exekutive oder der FIFA-Präsident kommerzielle Verträge ab. Das macht die Administration, das machen die Profis. Es ist ja klar: Das sind keine politischen Entscheide, das sind Business-Entscheide. Auch wenn es darum geht – da hat es anscheinend ebenfalls ein paar Probleme gegeben –, wie eine WM-Vergabe stattzufinden hat, dann muss es auch da klare Kriterien geben. Wir sind dabei, sie auszuarbeiten. Über ein Kriterium wurde schon entschieden: dass es einen tech- nischen Bericht gibt und zu Ausscheidungen kommen kann – objektiv. Das heißt, diejeni- gen Bewerber, die gewissen Mindestanforderungen nicht genügen, werden ausgeschlossen, und zwar nicht politisch, sondern rein objektiv von der Administration der FIFA, basierend auf einem technischen Bericht. Das sind konkrete Dinge, die wir ins Leben gerufen haben und die wir jetzt auch umsetzen. Es geht aber nicht nur um Good Governance, es geht nicht nur um Reformen, es geht auch um Fußball. Auch dort wollen wir agieren, beispielsweise mit der Videotechnologie, womit man dem Schiedsrichter ein bisschen helfen kann. Auch ich war anfangs sehr skeptisch. Aber schlussendlich: Wenn man schon seit Jahren darüber spricht, muss man es auch einmal ver- suchen. Deswegen: Kurz nachdem ich gewählt wurde, hatten wir die Sitzung des International Football Association Board, und da haben wir entschieden: Okay, machen wir einen Test! Der nächste Test findet im Länderspiel Deutschland gegen Italien in Mailand am 14. November statt. Und da werden wir natürlich Fehler machen – wie in allem, was wir machen –, aber aus unseren Fehlern auch lernen. Hoffentlich können wir dem Schiedsrichter ein bisschen helfen. Es ist doch absurd, dass im Jahr 2016 jeder zu Hause oder im Stadion innerhalb von Sekunden weiß, ob der Schiedsrichter einen Riesenfehler gemacht hat oder nicht, und der Einzige, der es nicht weiß, der Schiedsrichter ist – nicht, weil er nicht will, sondern weil wir es ihm verbieten, das zu wissen.

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