Freiburg-Kapitänin Kayikci: "Halbfinale könnte Wendepunkt sein"

Nach einer erfolgreichen Hinserie in der FLYERALRM Frauen-Bundesliga ist der SC Freiburg aus dem Tritt geraten, verlor zuletzt fünfmal in Serie. Dabei steht mit dem Halbfinale im DFB-Pokal am Sonntag, 16. April (ab 18.30 Uhr), bei RB Leipzig schon bald der Saisonhöhepunkt bevor. Im DFB.de-Interview spricht Freiburgs Kapitänin Hasret Kayikci (31) mit Mitarbeiter Ralf Debat über die aktuelle Lage.

DFB.de: War der entscheidende Gegentreffer beim 0:1 gegen den 1. FFC Turbine Potsdam durch ein Eigentor bezeichnend für die aktuelle Situation beim SC Freiburg, Frau Kayikci? 

Hasret Kayikci: Ja, irgendwie schon. Normalerweise verlieren wir ein solches Spiel nicht. Aber wenn es nicht läuft, dann passieren auch Dinge wie ein solches Slapstick-Gegentor. Das tat schon weh und passt zu unserer Misserfolgsserie. 

DFB.de: Wie sehr mussten Sie Meret Felde, die den Rückpass gespielt hatte, und Torhüterin Lena Nuding, die den Ball erst hinter der Linie erreichte, nachher aufbauen?

Kayikci: So etwas passiert, das meistern wir gemeinsam. Jede macht mal Fehler. Zum einen hat uns Lena schon oft genug mit ihren Paraden im Spiel gehalten. Zum anderen hatten wir als Team nach dem Gegentor auch noch genug Zeit, die Partie zu drehen. Von daher waren wir alle enttäuscht und hatten unseren Anteil an diesem Ergebnis. 

DFB.de: Es war bereits die fünfte Niederlage in Serie. Was passt aktuell nicht beim SC Freiburg, der eine starke Hinserie gespielt und beispielsweise das erste Duell mit Turbine Potsdam noch 5:0 gewonnen hatte?

Kayikci: Da kommt einiges zusammen. In der Hinrunde konnten wir noch ganz gut kaschieren, dass wir insgesamt zu viele Gegentreffer hinnehmen müssen. Damals haben wir auch selbst viele Tore erzielt. Deshalb fiel das nicht so stark ins Gewicht wie jetzt, wo wir vorne nicht mehr so erfolgreich sind und einige Chancen auch fahrlässig vergeben. Hinzu kommt, dass wir uns oft schwertun, wenn der Gegner tief steht und einen Abwehrriegel aufbaut. In Essen beispielsweise haben wir nach Befreiungsschlägen des Gegners zwei Kontertore kassiert. Das ist dann eine Frage der fehlenden Restverteidigung. Klar ist, dass wir uns in allen Bereichen wieder verbessern müssen. 

DFB.de: Bis zum 1:4 bei Eintracht Frankfurt sah es sogar so aus, als könnte Ihr Team in das Rennen um die Europokalplätze eingreifen. War danach vielleicht ein wenig die Luft raus? 

Kayikci: Das würde ich nicht sagen. Schließlich war Platz drei nie unser erklärtes Ziel. Klar, wir sind überzeugt von unserer Qualität und wollen so bald wie möglich dorthin kommen, wo Frankfurt oder Hoffenheim jetzt schon sind. Von daher war das Frankfurt-Spiel sicherlich ein kleiner Piks, der geschmerzt, uns aber mit Sicherheit nicht auf der Bahn geworfen hat. 

DFB.de: In den jüngsten drei Partien blieb der SC Freiburg ohne Tor. Wie kann es gelingen, möglichst bald den Schalter wieder umzulegen?

Kayikci: Wir dürfen jetzt auf keinen Fall anfangen, an uns zu zweifeln. Es geht darum, bis zum Pokal-Halbfinale in Leipzig im Training und in Testspielen neues Selbstvertrauen aufzubauen und uns gemeinsam aus dieser Situation zu befreien.

DFB.de: Sehen Sie sich als erfahrene Spielerin und Kapitänin jetzt besonders in der Verantwortung? 

Kayikci: Ja, natürlich. Ich hasse es zu verlieren und ich weiß, dass wir es viel besser können. Gerade den jungen Spielerinnen sage ich immer wieder, dass wir es schaffen werden, die Kurve zu bekommen, und dass Selbstzweifel nicht nötig sind. 

DFB.de: Wie geht Trainerin Theresa Merk mit dem Team um? 

Kayikci: Diese Phase ist auch für sie eine neue Situation. Sie weiß aber auch genau, dass es keinen Grund gibt, jetzt hektisch zu werden. Wir haben schließlich in den zurückliegenden Wochen nicht extrem schlecht gespielt, auch wenn die Ergebnisse nicht gestimmt haben. Oft waren wir sogar dominant, konnten das aber nicht ummünzen. Ich bin mir sicher, dass uns das Trainerteam bestmöglich auf die nächsten Aufgaben vorbereiten wird.

DFB.de: Sie haben es schon angesprochen: Nach der Länderspielpause steht das Halbfinale im DFB-Pokal der Frauen bei RB Leipzig, dem souveränen Spitzenreiter der 2. Frauen-Bundesliga, auf dem Programm. Kommt dieser Höhepunkt jetzt vielleicht genau zur richtigen Zeit?

Kayikci: Ich hätte auf jeden Fall nichts dagegen. (lacht) Zweifellos ist es für uns das bislang wichtigste Spiel der Saison. Wir alle freuen uns sehr darauf und werden alles dafür tun, um das Finale zu erreichen. Das könnte sicherlich auch ein Wendepunkt in der Saison sein. 

DFB.de: Im Viertelfinale gab es ein glattes 4:0 beim Leipziger Ligakonkurrenten FC Carl Zeiss Jena. Wie viel schwieriger wird es diesmal? 

Kayikci: Sehr viel schwieriger. Es kommt nicht von ungefähr, dass RB Leipzig so souverän die Tabelle anführt und mit Eintracht Frankfurt sowie der SGS Essen schon zwei Erstligisten im laufenden Wettbewerb ausgeschaltet hat. Wir sind als höherklassiges Team sicherlich leichter Favorit, aber Leipzig ist schon jetzt ein gefühlter Bundesligist. Von daher ist es aus meiner Sicht ein 50:50-Spiel, in dem alles möglich ist. 

DFB.de: Bereits in der Saison 2018/2019 stand der SC Freiburg im Pokalfinale, unterlag dem Seriensieger VfL Wolfsburg knapp 0:1. Was würde der erneute Einzug in das Endspiel für den Verein bedeuten? 

Kayikci: Es wäre eine ganz große Sache für uns alle. Nachdem wir im Vorjahr die Männer beim Pokalfinale in Berlin unterstützen durften, wollen wir alle jetzt nach Köln kommen, um dort selbst das Endspiel zu bestreiten. Während meiner Karriere bin ich schon sechs- oder siebenmal im Halbfinale ausgeschieden. 2019 war ich dann verletzungsbedingt im Endspiel nicht dabei. Es ist mein klares Ziel, es diesmal zu schaffen und dann auch den ersten nationalen Titel überhaupt für die Frauen des SC Freiburg zu gewinnen. 

DFB.de: Als junge Spielerin holten Sie mit dem damaligen FCR 2001 Duisburg bereits zweimal den "Pott". Wie wäre es für Sie persönlich, diesen Erfolg zu wiederholen? 

Kayikci: Ich erinnere mich vor allem an den ersten Pokalsieg sehr gerne. Es war mein erster Titel und außerdem das letzte Pokalendspiel der Frauen, das im Berliner Olympiastadion stattfand. Wir besiegten Turbine Potsdam, die uns kurz zuvor noch die Deutsche Meisterschaft weggeschnappt hatten, überraschend deutlich 7:0. Ein Jahr später war es dann ein 1:0 in Köln gegen Jena. Ich war damals noch sehr jung und mit Duisburg waren wir erfolgsverwöhnt. Von daher wäre es jetzt noch einmal etwas ganz Besonderes, als ältere Spielerin diesen Titel zu gewinnen, zumal es für den SC Freiburg eine Premiere wäre.  

[rd]

Nach einer erfolgreichen Hinserie in der FLYERALRM Frauen-Bundesliga ist der SC Freiburg aus dem Tritt geraten, verlor zuletzt fünfmal in Serie. Dabei steht mit dem Halbfinale im DFB-Pokal am Sonntag, 16. April (ab 18.30 Uhr), bei RB Leipzig schon bald der Saisonhöhepunkt bevor. Im DFB.de-Interview spricht Freiburgs Kapitänin Hasret Kayikci (31) mit Mitarbeiter Ralf Debat über die aktuelle Lage.

DFB.de: War der entscheidende Gegentreffer beim 0:1 gegen den 1. FFC Turbine Potsdam durch ein Eigentor bezeichnend für die aktuelle Situation beim SC Freiburg, Frau Kayikci? 

Hasret Kayikci: Ja, irgendwie schon. Normalerweise verlieren wir ein solches Spiel nicht. Aber wenn es nicht läuft, dann passieren auch Dinge wie ein solches Slapstick-Gegentor. Das tat schon weh und passt zu unserer Misserfolgsserie. 

DFB.de: Wie sehr mussten Sie Meret Felde, die den Rückpass gespielt hatte, und Torhüterin Lena Nuding, die den Ball erst hinter der Linie erreichte, nachher aufbauen?

Kayikci: So etwas passiert, das meistern wir gemeinsam. Jede macht mal Fehler. Zum einen hat uns Lena schon oft genug mit ihren Paraden im Spiel gehalten. Zum anderen hatten wir als Team nach dem Gegentor auch noch genug Zeit, die Partie zu drehen. Von daher waren wir alle enttäuscht und hatten unseren Anteil an diesem Ergebnis. 

DFB.de: Es war bereits die fünfte Niederlage in Serie. Was passt aktuell nicht beim SC Freiburg, der eine starke Hinserie gespielt und beispielsweise das erste Duell mit Turbine Potsdam noch 5:0 gewonnen hatte?

Kayikci: Da kommt einiges zusammen. In der Hinrunde konnten wir noch ganz gut kaschieren, dass wir insgesamt zu viele Gegentreffer hinnehmen müssen. Damals haben wir auch selbst viele Tore erzielt. Deshalb fiel das nicht so stark ins Gewicht wie jetzt, wo wir vorne nicht mehr so erfolgreich sind und einige Chancen auch fahrlässig vergeben. Hinzu kommt, dass wir uns oft schwertun, wenn der Gegner tief steht und einen Abwehrriegel aufbaut. In Essen beispielsweise haben wir nach Befreiungsschlägen des Gegners zwei Kontertore kassiert. Das ist dann eine Frage der fehlenden Restverteidigung. Klar ist, dass wir uns in allen Bereichen wieder verbessern müssen. 

DFB.de: Bis zum 1:4 bei Eintracht Frankfurt sah es sogar so aus, als könnte Ihr Team in das Rennen um die Europokalplätze eingreifen. War danach vielleicht ein wenig die Luft raus? 

Kayikci: Das würde ich nicht sagen. Schließlich war Platz drei nie unser erklärtes Ziel. Klar, wir sind überzeugt von unserer Qualität und wollen so bald wie möglich dorthin kommen, wo Frankfurt oder Hoffenheim jetzt schon sind. Von daher war das Frankfurt-Spiel sicherlich ein kleiner Piks, der geschmerzt, uns aber mit Sicherheit nicht auf der Bahn geworfen hat. 

DFB.de: In den jüngsten drei Partien blieb der SC Freiburg ohne Tor. Wie kann es gelingen, möglichst bald den Schalter wieder umzulegen?

Kayikci: Wir dürfen jetzt auf keinen Fall anfangen, an uns zu zweifeln. Es geht darum, bis zum Pokal-Halbfinale in Leipzig im Training und in Testspielen neues Selbstvertrauen aufzubauen und uns gemeinsam aus dieser Situation zu befreien.

DFB.de: Sehen Sie sich als erfahrene Spielerin und Kapitänin jetzt besonders in der Verantwortung? 

Kayikci: Ja, natürlich. Ich hasse es zu verlieren und ich weiß, dass wir es viel besser können. Gerade den jungen Spielerinnen sage ich immer wieder, dass wir es schaffen werden, die Kurve zu bekommen, und dass Selbstzweifel nicht nötig sind. 

DFB.de: Wie geht Trainerin Theresa Merk mit dem Team um? 

Kayikci: Diese Phase ist auch für sie eine neue Situation. Sie weiß aber auch genau, dass es keinen Grund gibt, jetzt hektisch zu werden. Wir haben schließlich in den zurückliegenden Wochen nicht extrem schlecht gespielt, auch wenn die Ergebnisse nicht gestimmt haben. Oft waren wir sogar dominant, konnten das aber nicht ummünzen. Ich bin mir sicher, dass uns das Trainerteam bestmöglich auf die nächsten Aufgaben vorbereiten wird.

DFB.de: Sie haben es schon angesprochen: Nach der Länderspielpause steht das Halbfinale im DFB-Pokal der Frauen bei RB Leipzig, dem souveränen Spitzenreiter der 2. Frauen-Bundesliga, auf dem Programm. Kommt dieser Höhepunkt jetzt vielleicht genau zur richtigen Zeit?

Kayikci: Ich hätte auf jeden Fall nichts dagegen. (lacht) Zweifellos ist es für uns das bislang wichtigste Spiel der Saison. Wir alle freuen uns sehr darauf und werden alles dafür tun, um das Finale zu erreichen. Das könnte sicherlich auch ein Wendepunkt in der Saison sein. 

DFB.de: Im Viertelfinale gab es ein glattes 4:0 beim Leipziger Ligakonkurrenten FC Carl Zeiss Jena. Wie viel schwieriger wird es diesmal? 

Kayikci: Sehr viel schwieriger. Es kommt nicht von ungefähr, dass RB Leipzig so souverän die Tabelle anführt und mit Eintracht Frankfurt sowie der SGS Essen schon zwei Erstligisten im laufenden Wettbewerb ausgeschaltet hat. Wir sind als höherklassiges Team sicherlich leichter Favorit, aber Leipzig ist schon jetzt ein gefühlter Bundesligist. Von daher ist es aus meiner Sicht ein 50:50-Spiel, in dem alles möglich ist. 

DFB.de: Bereits in der Saison 2018/2019 stand der SC Freiburg im Pokalfinale, unterlag dem Seriensieger VfL Wolfsburg knapp 0:1. Was würde der erneute Einzug in das Endspiel für den Verein bedeuten? 

Kayikci: Es wäre eine ganz große Sache für uns alle. Nachdem wir im Vorjahr die Männer beim Pokalfinale in Berlin unterstützen durften, wollen wir alle jetzt nach Köln kommen, um dort selbst das Endspiel zu bestreiten. Während meiner Karriere bin ich schon sechs- oder siebenmal im Halbfinale ausgeschieden. 2019 war ich dann verletzungsbedingt im Endspiel nicht dabei. Es ist mein klares Ziel, es diesmal zu schaffen und dann auch den ersten nationalen Titel überhaupt für die Frauen des SC Freiburg zu gewinnen. 

DFB.de: Als junge Spielerin holten Sie mit dem damaligen FCR 2001 Duisburg bereits zweimal den "Pott". Wie wäre es für Sie persönlich, diesen Erfolg zu wiederholen? 

Kayikci: Ich erinnere mich vor allem an den ersten Pokalsieg sehr gerne. Es war mein erster Titel und außerdem das letzte Pokalendspiel der Frauen, das im Berliner Olympiastadion stattfand. Wir besiegten Turbine Potsdam, die uns kurz zuvor noch die Deutsche Meisterschaft weggeschnappt hatten, überraschend deutlich 7:0. Ein Jahr später war es dann ein 1:0 in Köln gegen Jena. Ich war damals noch sehr jung und mit Duisburg waren wir erfolgsverwöhnt. Von daher wäre es jetzt noch einmal etwas ganz Besonderes, als ältere Spielerin diesen Titel zu gewinnen, zumal es für den SC Freiburg eine Premiere wäre.  

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