Wolfsburgs Ivica Olic: "Das Pokalfinale wäre super"

DFB.de: Der VfL Wolfsburg und die TSG Hoffenheim werden von manchen Fußballfans kritisch gesehen, weil die Vereine keine allzu lange Tradition haben und ein finanzstarker Partner aus der Wirtschaft hinter ihnen steht. Sie haben zuvor bei großen Traditionsmannschaften wie Bayern München und dem Hamburger SV gespielt. Ist das wirklich ein großer Unterschied?

Olic: Nicht unbedingt. Natürlich ist der HSV ein toller Verein mit dem schönen Stadion und den vielen Fans. Es war eine schöne Zeit dort. In München hatte ich natürlich meine erfolgreichste Phase mit der Meisterschaft, dem DFB-Pokalsieg und den zwei Champions-League Finalspielen. Wichtig war für mich vor allem, über all die Jahre international gespielt zu haben. Das war in Wolfsburg bisher leider nicht gegeben. Das ist aber das Einzige, was ich gegenüber meinen vorigen Vereinen vermisse.

DFB.de: Diego hat den Verein Richtung Atletico Madrid verlassen, dafür kam mit Kevin De Bruyne ein offensivstarker Mittelfeldspieler hinzu. Inwiefern hat sich das Spiel des VfL dadurch verändert?

Olic: Unser Spielsystem verändert sich dadurch nicht groß. Natürlich sind es zwei unterschiedliche Spielertypen. Kevin ist jemand, der mehr die Wege in die Tiefe sucht. Diego ist eher der Techniker, der sehr gut mit dem Ball umgehen kann und das Spiel macht. Letztendlich haben wir mit Diego einen Topspieler verloren und mit Kevin einen Topspieler hinzubekommen. Wir bewegen uns also auf einem ähnlich hohen Niveau wie vorher.

DFB.de: Nach dem Transfer von De Bruyne wurde viel darüber spekuliert, ob Wolfsburg in einigen Jahren der große Kontrahent des FC Bayern München werden könnte. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Olic: Das ist schwer abzuschätzen. Momentan bewegt sich Bayern München auf einem anderen Niveau als alle anderen Bundesligisten. Natürlich haben wir durch Verpflichtungen von starken Spielern wie Luiz Gustavo oder Kevin De Bruyne bestätigt, dass wir ganz nach oben wollen. Das bedeutet nicht, dass hier in Wolfsburg gleich die Meisterschaft als Ziel ausgegeben wird. Aber das Potenzial ist so, dass man mittelfristig um die vorderen Plätze mitspielen könnte. Was in fünf Jahren sein wird, kann niemand voraussagen. Erst einmal wäre es für den Verein wichtig, kontinuierlich international zu spielen.

DFB.de: Hat die Aufbruchstimmung in Wolfsburg unter dem misslungenen Rückrundenstart gelitten?

Olic: Natürlich haben wir uns das anders gewünscht. Wir haben gegen Hannover und Schalke gar nicht so schlecht gespielt, aber leider verloren.



Ivica Olic ist im Sturm des VfL Wolfsburg gesetzt. Der 34-Jährige hat einen Torriecher, unbedingten Siegeswillen und geht immer an seine Grenzen - oder darüber hinaus. Diese Qualitäten möchte der Kroate einmal mehr gegen die TSG Hoffenheim einbringen. Im Bundesliga-Hinrundenspiel traf Olic doppelt zum 2:1-Heimsieg, am Mittwoch (ab 19 Uhr, live bei Sky) gastiert er mit dem VfL in Sinsheim - im DFB-Pokalviertelfinale.

Nachdem die "Wölfe" im Pokal die Zweitligisten Karlsruher SC, VfR Aalen und FC Ingolstadt besiegten, müssen sich nun erstmals gegen einen Ligakonkurrenten behaupten. Im exklusiven DFB.de-Interview spricht Ivica Olic mit dem Journalisten Oliver Jensen über das Duell im Kraichgau, seine Zukunft und Wolfsburgs Winterzugang Kevin De Bruyne.

DFB.de: Herr Olic, wie schwer schätzen Sie das Los TSG Hoffenheim ein?

Ivica Olic: Die Hoffenheimer sind immer schwer einzuschätzen. Sie können jeden Gegner besiegen, aber auch gegen jede Mannschaft verlieren. Ich persönlich halte die TSG für sehr stark, besonders im Spiel nach vorne. Sie sind sehr torgefährlich. Es wird keine einfache Aufgabe.

DFB.de: Das letzte Aufeinandertreffen fand am sechsten Spieltag statt. Ihnen gelangen beide Tore zum 2:1. Ein gutes Omen?

Olic: Ich erinnere mich gut an die Begegnung. Wir lagen erst 0:1 zurück und haben die Partie dann gedreht. Wir müssen auch beim jetzigen Aufeinandertreffen vorsichtig agieren. Wir dürfen keine Konter zulassen und keine freien Räume geben. Mit Roberto Firmino und Kevin Volland hat Hoffenheim sehr schnelle Offensivspieler, die gefährlich werden können.

DFB.de: Sie haben den DFB-Pokal 2010 mit dem FC Bayern München gewonnen. Welche Bedeutung hat dieser Wettbewerb?

Olic: Der DFB-Pokal bietet den kürzesten Weg, um einen Titel zu gewinnen und in Europa zu spielen. Ich habe das Finale in Berlin nun bereits zweimal miterlebt. 2010 haben wir gewonnen (4:0 gegen Werder Bremen; Anm. d. Red.) , zwei Jahre später leider verloren. (2:5 gegen Borussia Dortmund; Anm. d. Red.) Aber die Atmosphäre in Berlin ist immer fantastisch. Es wäre schon super, wenn wir mit Wolfsburg ins Finale kämen.

DFB.de: Der VfL Wolfsburg und die TSG Hoffenheim werden von manchen Fußballfans kritisch gesehen, weil die Vereine keine allzu lange Tradition haben und ein finanzstarker Partner aus der Wirtschaft hinter ihnen steht. Sie haben zuvor bei großen Traditionsmannschaften wie Bayern München und dem Hamburger SV gespielt. Ist das wirklich ein großer Unterschied?

Olic: Nicht unbedingt. Natürlich ist der HSV ein toller Verein mit dem schönen Stadion und den vielen Fans. Es war eine schöne Zeit dort. In München hatte ich natürlich meine erfolgreichste Phase mit der Meisterschaft, dem DFB-Pokalsieg und den zwei Champions-League Finalspielen. Wichtig war für mich vor allem, über all die Jahre international gespielt zu haben. Das war in Wolfsburg bisher leider nicht gegeben. Das ist aber das Einzige, was ich gegenüber meinen vorigen Vereinen vermisse.

DFB.de: Diego hat den Verein Richtung Atletico Madrid verlassen, dafür kam mit Kevin De Bruyne ein offensivstarker Mittelfeldspieler hinzu. Inwiefern hat sich das Spiel des VfL dadurch verändert?

Olic: Unser Spielsystem verändert sich dadurch nicht groß. Natürlich sind es zwei unterschiedliche Spielertypen. Kevin ist jemand, der mehr die Wege in die Tiefe sucht. Diego ist eher der Techniker, der sehr gut mit dem Ball umgehen kann und das Spiel macht. Letztendlich haben wir mit Diego einen Topspieler verloren und mit Kevin einen Topspieler hinzubekommen. Wir bewegen uns also auf einem ähnlich hohen Niveau wie vorher.

DFB.de: Nach dem Transfer von De Bruyne wurde viel darüber spekuliert, ob Wolfsburg in einigen Jahren der große Kontrahent des FC Bayern München werden könnte. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Olic: Das ist schwer abzuschätzen. Momentan bewegt sich Bayern München auf einem anderen Niveau als alle anderen Bundesligisten. Natürlich haben wir durch Verpflichtungen von starken Spielern wie Luiz Gustavo oder Kevin De Bruyne bestätigt, dass wir ganz nach oben wollen. Das bedeutet nicht, dass hier in Wolfsburg gleich die Meisterschaft als Ziel ausgegeben wird. Aber das Potenzial ist so, dass man mittelfristig um die vorderen Plätze mitspielen könnte. Was in fünf Jahren sein wird, kann niemand voraussagen. Erst einmal wäre es für den Verein wichtig, kontinuierlich international zu spielen.

DFB.de: Hat die Aufbruchstimmung in Wolfsburg unter dem misslungenen Rückrundenstart gelitten?

Olic: Natürlich haben wir uns das anders gewünscht. Wir haben gegen Hannover und Schalke gar nicht so schlecht gespielt, aber leider verloren.

DFB.de: Zu Beginn der Saison standen Sie etwas in der Kritik. Viele Medienvertreter trauten Ihnen die Rolle als alleinige Sturmspitze nicht mehr zu. Ist es eine besondere Genugtuung, jetzt schon acht Tore auf dem Konto zu haben?

Olic: Natürlich habe ich die Kritik damals mitbekommen. Ein wenig Gedanken habe ich mir darüber schon gemacht. Aber ich bin lange genug im Fußball. Ich wusste: Ich habe gut trainiert und fühle mich gut. Von daher war ich der festen Überzeugung, dass ich wieder meine Tore machen würde. Auch die Vorbereitung auf die Rückrunde verlief sehr ordentlich für mich. Ich bin frisch, schnell - alles ist bestens.

DFB.de: Empfanden Sie die Kritik zum Saisonbeginn als ungerecht?

Olic: Das gehört dazu. Trifft ein Stürmer zwei oder drei Spiele nicht, kommt schnell Kritik auf.

DFB.de: Ihr Vertag endet im Sommer. Wie sieht Ihre Zukunft aus?

Olic: Vielleicht bleibe ich in Wolfsburg, vielleicht spiele ich auch noch mal woanders. Ich habe noch ein paar Wochen Zeit, um mir darüber Gedanken zu machen. Sicherlich wird es auch noch einige Gespräche mit der Vereinsführung des VfL geben.

DFB.de: Wie lange möchten Sie überhaupt noch Profifußball spielen? Im September werden Sie immerhin 35 Jahre alt.

Olic: Ich denke von Jahr zu Jahr. Es macht keinen Sinn, jetzt zum Beispiel festzulegen, noch zwei oder drei Jahre zu spielen. Noch habe ich jedenfalls viel Spaß am Fußball. Mein großes Ziel ist es, zur Weltmeisterschaft zu fahren und dort gut zu spielen.

DFB.de: Fühlen Sie sich denn noch genauso fit wie vor einigen Jahren?

Olic: Wenn ich 90 Minuten durchgespielt habe, spüre ich das am nächsten Tag ordentlich in den Beinen - mehr als noch vor einigen Jahren. Ich brauche zwei oder drei Tage Zeit, um danach wieder auf mein normales Level zu kommen.

DFB.de: Und dann sind Sie wieder so fit wie ein 25-Jähriger?

Olic: Im Training kann ich mich immer gut mit meinen Mannschaftskameraden messen…

DFB.de: … und welche Erkenntnis haben Sie daraus gewonnen?

Olic: Wenn es um Sprints geht, muss ich mich vor niemandem verstecken. Von der Schnelligkeit her gehöre ich in unserer Mannschaft sicherlich in die Top Drei. Das ist für einen Stürmer sehr wichtig. Es wäre super, wenn es immer so bleiben würde. (lacht)

DFB.de: Letzte Frage: Auch Ihr ehemaliger Verein HSV steht im DFB-Pokalviertelfinale, kämpft momentan aber vor allem gegen den Abstieg. Machen Sie sich Sorgen um Ihren Ex-Arbeitgeber?

Olic: Ja, das ist sehr schade. Meine Frau und einer meiner Söhne sind noch immer große Hamburg-Fans. Auch ich schaue immer mal wieder zum HSV. Wie gesagt: Die Zeit in Hamburg war eine der schönsten meiner Karriere. Deshalb tut es mir weh, wenn ich auf die Tabelle blicke und den HSV so weit unten sehe. Der Verein hat so eine große Tradition, so tolle Fans und so tolle Möglichkeiten. Ich hoffe, er bleibt in der Liga und macht in den nächsten Jahren einen Schritt nach vorne. Eigentlich müsste dieser Verein um ganz andere Tabellenplätze spielen.