Wittwer und Krieg: Mit Nöttingen die Schalker ärgern

Gemeinsame Sache haben sie schon vor zwei Jahrzehnten beim Karlsruher SC gemacht. Von 1991 bis 1993. Michael Wittwer als Abwehrchef, Rainer Krieg als Torjäger. Heute bilden die beiden ehemaligen Bundesligaprofis ein Trainergespann beim Oberligisten FC Nöttingen und fiebern der ersten Runde des DFB-Pokals entgegen.

Dort trifft der Fünftligist aus Baden-Württemberg heute (ab 18.30 Uhr, live auf Sky), im Karlsruher Wildparkstadion auf den FC Schalke 04. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband sprechen Wittwer (46) und Krieg (45) über persönliche Pokalerinnerungen, bittere Erlebnisse, Nöttinger Besonderheiten und vertauschte Kompetenzen.

DFB.de: Ein ehemaliger Abwehrchef und ein ehemaliger Torjäger als Trainer - die perfekte Kombination?

Michael Wittwer: Klar. Da dürfte gegen Schalke nichts anbrennen. Nur im Mittelfeld müssen wir ein bisschen aufpassen (lacht).

DFB.de: Was sind Ihre prägendsten Erinnerungen an den DFB-Pokal?

Wittwer: Das verlorene Endspiel 1996 gegen den 1. FC Kaiserslautern. Ich hatte bis dahin alle Spiele bestritten, doch im Finale hat mich Trainer Winfried Schäfer draußen gelassen. Eine riesige Enttäuschung. Noch schwerer wog allerdings, dass wir das Spiel mit 0:1 verloren haben gegen eine Lauterer Mannschaft, die gerade abgestiegen war. Ich glaube, es war eines der schlechtesten Endspiele aller Zeiten.

DFB.de: Der Grund für die Niederlage scheint auf der Hand zu liegen, wenn der Libero überraschend auf der Bank saß …

Wittwer: Das habe ich Winnie Schäfer nach zwei, drei Weizen auch gesagt (lacht). Ich habe die Entscheidung bis heute nicht verstanden.

DFB.de: Herr Krieg, was verbinden Sie mit dem DFB-Pokal?

Rainer Krieg: Der DFB-Pokal war als Spieler nicht mein Wettbewerb. Ich bin nie weit gekommen.

DFB.de: Und was verbinden Sie mit dem Nöttinger Erstrundengegner Schalke 04?

Krieg: Am liebsten erinnere ich mich da an einen 1:0-Auswärtssieg, als ich das entscheidende Tor geschossen habe. Wir haben damals noch im alten Parkstadion gespielt. Aus meiner hessischen Heimat waren einige Schalke-Fans im Stadion, deren Begeisterung hat sich in Grenzen gehalten. Für uns in Nöttingen ist Schalke natürlich ein Superlos.

Wittwer: Ja, wir freuen uns unheimlich auf diesen Gegner. Ein Sieg wäre ein überragendes Erlebnis.

1. Runde im DFB-Pokal - die besten Bilder des Wochenendes

DFB.de: Wie kann eine Überraschung gelingen?

Wittwer: Schalke muss uns unterschätzen, und wir müssen einen überragenden Tag haben. Dazu brauchen wir Glück und einen günstigen Spielverlauf. Wir dürfen nicht früh in Rückstand geraten.

Krieg: Es muss also viel zusammenkommen.

Wittwer: Ich wünsche mir auf jeden Fall, dass wir mutig sind und nicht nur die Bälle auf die Tribüne schießen. Im vergangenen Jahr haben wir es in der ersten Runde gegen Hannover 96 schon ganz gut gemacht, auch wenn das Ergebnis 1:6 nicht gepasst hat. Ich hoffe, dass wir diesmal ein bisschen weniger Respekt haben.

DFB.de: Nöttingen ist ein Ortsteil von Remchingen und hat gerade mal 2500 Einwohner. Trotzdem spielt der FC in der fünften Liga und steht zum zweiten Mal in Folge im DFB-Pokal. Was macht den Verein aus, und was macht ihn erfolgreich?

Wittwer: Wir waren ja sogar ein Jahr in der Regionalliga, als es die 3. Liga noch nicht gab. Wir waren dort so etwas wie das gallische Dorf, das ist in der Oberliga eigentlich immer noch so. Im Verein wird sehr viel gemacht. Wir haben hier eine Rentnerband, die mir sehr imponiert und viel für den Klub arbeitet – unter anderem damals beim Umbau des Stadions für die Regionalliga. Wir bekommen jetzt zusätzlich einen Kunstrasenplatz, am 19. August rollen die Bagger an. Das ist auch dringend nötig bei der Vielzahl an Mannschaften. Wir haben alle Jugendklassen besetzt und damit ein gutes Fundament. Die Einnahmen aus dem DFB-Pokal sind daher für uns Gold wert.

Krieg: Ich bin erst vor einem halben Jahr dazugestoßen, kann aber schon sagen, dass in Nöttingen Außergewöhnliches geleistet wird. Die Gemeinde steht hinter dem Verein, der Klub ist gut aufgestellt. Der FC ist nicht abhängig von einem Sponsor, sondern steht auf einer breiteren Basis.

DFB.de: Sie haben auch als Trainer bereits zusammengearbeitet, in der zweiten Mannschaft des Karlsruher SC. Damals war Rainer Krieg Cheftrainer und Michael Wittwer Co-Trainer. Jetzt ist die Konstellation umgekehrt. Birgt das keine Probleme?

Krieg: Nein, überhaupt nicht. Meine letzten beiden Trainerstationen, in Durlach und Pforzheim, verliefen nicht besonders glücklich, ähnlich wie mein Abschied vorher vom KSC nach viereinhalb Jahren. Ich war ziemlich mitgenommen und hatte keine große Lust mehr. Dann hat Michael mich angesprochen. Letztlich konnte mir nichts Besseres passieren. Die Bedingungen in Nöttingen passen, und es tut mir ganz gut, mal nicht so stark in der Verantwortung zu stehen.

Wittwer: Wir sind ein Trainerteam. Ich habe damals auch nicht nur für Rainer die Hütchen aufgestellt. Wir kennen uns schon lange und pflegen beide keine großen Eitelkeiten, insofern ist die Zusammenarbeit völlig unproblematisch.

DFB.de: Inwieweit hat die Konstellation Wittwer/Krieg Zukunft?

Krieg: Irgendwann möchte ich schon wieder in der ersten Reihe stehen und eine Mannschaft übernehmen. In der Region ist das aber schwierig, weil es hier nicht viele höherklassige Klubs gibt. Ich würde gerne nochmal angreifen. Vieles geht dabei über Kontakte, leider habe ich davon nicht so viele. Ich könnte mir auch das Ausland vorstellen. Derzeit passt die Konstellation in Nöttingen aber sehr gut.

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Gemeinsame Sache haben sie schon vor zwei Jahrzehnten beim Karlsruher SC gemacht. Von 1991 bis 1993. Michael Wittwer als Abwehrchef, Rainer Krieg als Torjäger. Heute bilden die beiden ehemaligen Bundesligaprofis ein Trainergespann beim Oberligisten FC Nöttingen und fiebern der ersten Runde des DFB-Pokals entgegen.

Dort trifft der Fünftligist aus Baden-Württemberg heute (ab 18.30 Uhr, live auf Sky), im Karlsruher Wildparkstadion auf den FC Schalke 04. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband sprechen Wittwer (46) und Krieg (45) über persönliche Pokalerinnerungen, bittere Erlebnisse, Nöttinger Besonderheiten und vertauschte Kompetenzen.

DFB.de: Ein ehemaliger Abwehrchef und ein ehemaliger Torjäger als Trainer - die perfekte Kombination?

Michael Wittwer: Klar. Da dürfte gegen Schalke nichts anbrennen. Nur im Mittelfeld müssen wir ein bisschen aufpassen (lacht).

DFB.de: Was sind Ihre prägendsten Erinnerungen an den DFB-Pokal?

Wittwer: Das verlorene Endspiel 1996 gegen den 1. FC Kaiserslautern. Ich hatte bis dahin alle Spiele bestritten, doch im Finale hat mich Trainer Winfried Schäfer draußen gelassen. Eine riesige Enttäuschung. Noch schwerer wog allerdings, dass wir das Spiel mit 0:1 verloren haben gegen eine Lauterer Mannschaft, die gerade abgestiegen war. Ich glaube, es war eines der schlechtesten Endspiele aller Zeiten.

DFB.de: Der Grund für die Niederlage scheint auf der Hand zu liegen, wenn der Libero überraschend auf der Bank saß …

Wittwer: Das habe ich Winnie Schäfer nach zwei, drei Weizen auch gesagt (lacht). Ich habe die Entscheidung bis heute nicht verstanden.

DFB.de: Herr Krieg, was verbinden Sie mit dem DFB-Pokal?

Rainer Krieg: Der DFB-Pokal war als Spieler nicht mein Wettbewerb. Ich bin nie weit gekommen.

DFB.de: Und was verbinden Sie mit dem Nöttinger Erstrundengegner Schalke 04?

Krieg: Am liebsten erinnere ich mich da an einen 1:0-Auswärtssieg, als ich das entscheidende Tor geschossen habe. Wir haben damals noch im alten Parkstadion gespielt. Aus meiner hessischen Heimat waren einige Schalke-Fans im Stadion, deren Begeisterung hat sich in Grenzen gehalten. Für uns in Nöttingen ist Schalke natürlich ein Superlos.

Wittwer: Ja, wir freuen uns unheimlich auf diesen Gegner. Ein Sieg wäre ein überragendes Erlebnis.

1. Runde im DFB-Pokal - die besten Bilder des Wochenendes

DFB.de: Wie kann eine Überraschung gelingen?

Wittwer: Schalke muss uns unterschätzen, und wir müssen einen überragenden Tag haben. Dazu brauchen wir Glück und einen günstigen Spielverlauf. Wir dürfen nicht früh in Rückstand geraten.

Krieg: Es muss also viel zusammenkommen.

Wittwer: Ich wünsche mir auf jeden Fall, dass wir mutig sind und nicht nur die Bälle auf die Tribüne schießen. Im vergangenen Jahr haben wir es in der ersten Runde gegen Hannover 96 schon ganz gut gemacht, auch wenn das Ergebnis 1:6 nicht gepasst hat. Ich hoffe, dass wir diesmal ein bisschen weniger Respekt haben.

DFB.de: Nöttingen ist ein Ortsteil von Remchingen und hat gerade mal 2500 Einwohner. Trotzdem spielt der FC in der fünften Liga und steht zum zweiten Mal in Folge im DFB-Pokal. Was macht den Verein aus, und was macht ihn erfolgreich?

Wittwer: Wir waren ja sogar ein Jahr in der Regionalliga, als es die 3. Liga noch nicht gab. Wir waren dort so etwas wie das gallische Dorf, das ist in der Oberliga eigentlich immer noch so. Im Verein wird sehr viel gemacht. Wir haben hier eine Rentnerband, die mir sehr imponiert und viel für den Klub arbeitet – unter anderem damals beim Umbau des Stadions für die Regionalliga. Wir bekommen jetzt zusätzlich einen Kunstrasenplatz, am 19. August rollen die Bagger an. Das ist auch dringend nötig bei der Vielzahl an Mannschaften. Wir haben alle Jugendklassen besetzt und damit ein gutes Fundament. Die Einnahmen aus dem DFB-Pokal sind daher für uns Gold wert.

Krieg: Ich bin erst vor einem halben Jahr dazugestoßen, kann aber schon sagen, dass in Nöttingen Außergewöhnliches geleistet wird. Die Gemeinde steht hinter dem Verein, der Klub ist gut aufgestellt. Der FC ist nicht abhängig von einem Sponsor, sondern steht auf einer breiteren Basis.

DFB.de: Sie haben auch als Trainer bereits zusammengearbeitet, in der zweiten Mannschaft des Karlsruher SC. Damals war Rainer Krieg Cheftrainer und Michael Wittwer Co-Trainer. Jetzt ist die Konstellation umgekehrt. Birgt das keine Probleme?

Krieg: Nein, überhaupt nicht. Meine letzten beiden Trainerstationen, in Durlach und Pforzheim, verliefen nicht besonders glücklich, ähnlich wie mein Abschied vorher vom KSC nach viereinhalb Jahren. Ich war ziemlich mitgenommen und hatte keine große Lust mehr. Dann hat Michael mich angesprochen. Letztlich konnte mir nichts Besseres passieren. Die Bedingungen in Nöttingen passen, und es tut mir ganz gut, mal nicht so stark in der Verantwortung zu stehen.

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Wittwer: Wir sind ein Trainerteam. Ich habe damals auch nicht nur für Rainer die Hütchen aufgestellt. Wir kennen uns schon lange und pflegen beide keine großen Eitelkeiten, insofern ist die Zusammenarbeit völlig unproblematisch.

DFB.de: Inwieweit hat die Konstellation Wittwer/Krieg Zukunft?

Krieg: Irgendwann möchte ich schon wieder in der ersten Reihe stehen und eine Mannschaft übernehmen. In der Region ist das aber schwierig, weil es hier nicht viele höherklassige Klubs gibt. Ich würde gerne nochmal angreifen. Vieles geht dabei über Kontakte, leider habe ich davon nicht so viele. Ich könnte mir auch das Ausland vorstellen. Derzeit passt die Konstellation in Nöttingen aber sehr gut.