Wagner zum FCK-Pokalsieg 1996: "Ein prägendes Spiel"

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Martin Wagner holte 1996 mit dem 1. FC Kaiserslautern den DFB-Pokal in die Pfalz. Der heute 46-Jährige feierte mit dem FCK kurz nach dem ersten Bundesliga-Abstieg mit den "Roten Teufeln" den Triumph in Berlin.

Vor dem DFB-Pokalhalbfinale zwischen Titelverteidiger Bayern München und dem FCK heute (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und auf Sky) spricht der sechsmalige Nationalspieler und WM-Teilnehmer 1994 im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Andreas Renner über den Cuperfolg 1996, die aktuelle Situation der Pfälzer und seine Nationalmannschaftskarriere.

DFB.de: Herr Wagner, Sie haben 1996 den 1. FC Kaiserslautern zum 1:0-Pokalfinalsieg gegen den Karlsruher SC geschossen. Was ist Ihnen von diesem Endspiel bis heute im Gedächtnis geblieben?

Martin Wagner: Ich erinnere mich noch an sehr viele Details, das war ein sehr prägendes Spiel, solche Partien vergisst man kaum. Wir waren ja in der Woche vor dem Pokalfinale mit dem 1. FC Kaiserslautern zum ersten Mal überhaupt in der Teamgeschichte aus der Bundesliga abgestiegen. Es war also eine schwere Woche, dazu ein starker Gegner, insgesamt waren wir eher der Außenseiter. Und dann gab es auch noch in der 72. Minute Gelb-Rot für Andreas Brehme, doch an diesem Tag ging ein Ruck durch die Mannschaft.

DFB.de: Wie meinen Sie das?

Wagner: Im Nachhinein war dieses Spiel der Einstieg in eine Erfolgsgeschichte, mit direktem Wiederaufstieg und Durchmarsch zur Deutschen Meisterschaft 1998. Es war auch der Beweis dafür, dass es manchmal nicht schadet, wenn man mal einen auf die Mütze bekommt - vorausgesetzt, man zieht die richtigen Schlüsse daraus. Wir waren uns als Mannschaft unserer Schuld absolut bewusst und haben die Lehren daraus gezogen.

DFB.de: Schaut man auf die 90er-Jahre des FCK, dann sieht man da die Meisterschaft 1991, die Vizemeisterschaft 1994, den Pokalsieg 1996 und die Meisterschaft 1998. Eigentlich eine Erfolgsstory. Wie passt da der Abstieg von 1996 hinein?

Wagner: Bei diesem Abstieg spielten viele Faktoren eine Rolle. Wir hatten uns als Mannschaft auseinanderdividiert, jeder mäkelte und kritisierte den nächsten, es fehlten die nötige Einstellung und der Wille, den letzten Meter für die Mannschaft zu gehen. Dazu kam, dass der Vorstand damals ausgetauscht wurde, wir 17-mal nur Unentschieden spielten. Und ich erinnere mich, dass dazu auch noch der Rasen auf dem Betzenberg sehr lange in ganz schlechtem Zustand war. All das hat eine Rolle gespielt. Der Pokalsieg war dann der Grund, dass man die Mannschaft auch in der 2. Bundesliga zusammengehalten hat. Der Abstieg war unser Fehler, und den wollten wir auch wieder ausbügeln. Ich merke noch heute, wenn ich ins Stadion gehe, dass die Fans immer noch dankbar dafür sind, dass wir sie vom Tal der Tränen wieder zurück in den Sonnenschein geführt haben.

DFB.de: War Ihre Zeit beim FCK, für den Sie 200 Spiele bestritten haben, die prägende Ihrer Karriere?

Wagner: Ganz klar. Vorher war ich vier Jahre beim 1. FC Nürnberg, das war auch eine unglaublich schöne Zeit. Aber meine größten sportlichen Erfolge hatte ich in Kaiserslautern, dort wurde ich Nationalspieler, durfte zu einer WM mitfahren. In dieser Zeit habe ich mich in den Verein, die Leute und die Region verliebt und hänge bis heute mit dem Herzen am Verein.

DFB.de: Klappt es in dieser Saison noch mit dem Bundesliga-Aufstieg für den FCK?

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Wagner: Das wird schwer. Leider ist man auf die Hilfe anderer angewiesen. Man hat verpasst, den Grundstein zu legen, jetzt ist der Rückstand wohl zu groß.

DFB.de: Sie haben schon Ihre Karriere als Nationalspieler angesprochen. Sechsmal sind Sie für das DFB-Team aufgelaufen, unter anderem waren Sie bei der WM 1994 in den USA und dort beim 1:2 im Viertelfinale gegen Bulgarien dabei. Dieses frühe Aus war damals eine herbe Enttäuschung. Wie kam es dazu?

Wagner: Die Mannschaft hat damals insgesamt enttäuscht. Wir hatten noch eine Reihe von den Weltmeistern von 1990 dabei. Aber die waren in der Zwischenzeit eben auch vier Jahre älter geworden. Dazu kamen während des Turniers auch noch ungewöhnlich hohe Temperaturen. Unter dem Strich sind wir aber an uns selbst gescheitert, weil wir nicht in der Lage waren, unser Potenzial zum richtigen Zeitpunkt abzurufen. Das Halbfinale wäre mit unserer individuellen Qualität schon möglich gewesen, aber zum Erfolg muss eben alles funktionieren. Für mich persönlich war es trotzdem eine schöne Erfahrung, immerhin durfte ich als 26-Jähriger an der Seite von Weltstars spielen.

DFB.de: Heute sind Sie als Spielerberater tätig. Was haben Sie aus Ihrer Karriere mitgenommen, was Sie heute Ihren Klienten vermitteln wollen?

Wagner: Gerade bei jungen Spielern ist es wichtig, zusammen mit den Eltern einen Karriereplan zu erstellen und dabei auf keinen Fall den Schulabschluss zu vergessen. Grundsätzlich ist es vor allem spannend, mit vielen unterschiedlichen Charakteren zu arbeiten. Am Ende trifft der Spieler die Entscheidungen, aber ich sehe auch immer einen sozialen Auftrag bei meiner Arbeit. Deshalb rate ich meinen Klienten, dort zu bleiben, wo sie sich wohlfühlen. Es bringt nicht viel, für ein paar Euro mehr irgendwo auf der Bank zu sitzen und nicht zu spielen. Wenn der Mensch sich wohl fühlt, dann funktioniert auch der Fußballer. Geht's im Kopf, dann gehen auch die Beine, das ist mein Motto.

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Martin Wagner holte 1996 mit dem 1. FC Kaiserslautern den DFB-Pokal in die Pfalz. Der heute 46-Jährige feierte mit dem FCK kurz nach dem ersten Bundesliga-Abstieg mit den "Roten Teufeln" den Triumph in Berlin.

Vor dem DFB-Pokalhalbfinale zwischen Titelverteidiger Bayern München und dem FCK heute (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und auf Sky) spricht der sechsmalige Nationalspieler und WM-Teilnehmer 1994 im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Andreas Renner über den Cuperfolg 1996, die aktuelle Situation der Pfälzer und seine Nationalmannschaftskarriere.

DFB.de: Herr Wagner, Sie haben 1996 den 1. FC Kaiserslautern zum 1:0-Pokalfinalsieg gegen den Karlsruher SC geschossen. Was ist Ihnen von diesem Endspiel bis heute im Gedächtnis geblieben?

Martin Wagner: Ich erinnere mich noch an sehr viele Details, das war ein sehr prägendes Spiel, solche Partien vergisst man kaum. Wir waren ja in der Woche vor dem Pokalfinale mit dem 1. FC Kaiserslautern zum ersten Mal überhaupt in der Teamgeschichte aus der Bundesliga abgestiegen. Es war also eine schwere Woche, dazu ein starker Gegner, insgesamt waren wir eher der Außenseiter. Und dann gab es auch noch in der 72. Minute Gelb-Rot für Andreas Brehme, doch an diesem Tag ging ein Ruck durch die Mannschaft.

DFB.de: Wie meinen Sie das?

Wagner: Im Nachhinein war dieses Spiel der Einstieg in eine Erfolgsgeschichte, mit direktem Wiederaufstieg und Durchmarsch zur Deutschen Meisterschaft 1998. Es war auch der Beweis dafür, dass es manchmal nicht schadet, wenn man mal einen auf die Mütze bekommt - vorausgesetzt, man zieht die richtigen Schlüsse daraus. Wir waren uns als Mannschaft unserer Schuld absolut bewusst und haben die Lehren daraus gezogen.

DFB.de: Schaut man auf die 90er-Jahre des FCK, dann sieht man da die Meisterschaft 1991, die Vizemeisterschaft 1994, den Pokalsieg 1996 und die Meisterschaft 1998. Eigentlich eine Erfolgsstory. Wie passt da der Abstieg von 1996 hinein?

Wagner: Bei diesem Abstieg spielten viele Faktoren eine Rolle. Wir hatten uns als Mannschaft auseinanderdividiert, jeder mäkelte und kritisierte den nächsten, es fehlten die nötige Einstellung und der Wille, den letzten Meter für die Mannschaft zu gehen. Dazu kam, dass der Vorstand damals ausgetauscht wurde, wir 17-mal nur Unentschieden spielten. Und ich erinnere mich, dass dazu auch noch der Rasen auf dem Betzenberg sehr lange in ganz schlechtem Zustand war. All das hat eine Rolle gespielt. Der Pokalsieg war dann der Grund, dass man die Mannschaft auch in der 2. Bundesliga zusammengehalten hat. Der Abstieg war unser Fehler, und den wollten wir auch wieder ausbügeln. Ich merke noch heute, wenn ich ins Stadion gehe, dass die Fans immer noch dankbar dafür sind, dass wir sie vom Tal der Tränen wieder zurück in den Sonnenschein geführt haben.

DFB.de: War Ihre Zeit beim FCK, für den Sie 200 Spiele bestritten haben, die prägende Ihrer Karriere?

Wagner: Ganz klar. Vorher war ich vier Jahre beim 1. FC Nürnberg, das war auch eine unglaublich schöne Zeit. Aber meine größten sportlichen Erfolge hatte ich in Kaiserslautern, dort wurde ich Nationalspieler, durfte zu einer WM mitfahren. In dieser Zeit habe ich mich in den Verein, die Leute und die Region verliebt und hänge bis heute mit dem Herzen am Verein.

DFB.de: Klappt es in dieser Saison noch mit dem Bundesliga-Aufstieg für den FCK?

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Wagner: Das wird schwer. Leider ist man auf die Hilfe anderer angewiesen. Man hat verpasst, den Grundstein zu legen, jetzt ist der Rückstand wohl zu groß.

DFB.de: Sie haben schon Ihre Karriere als Nationalspieler angesprochen. Sechsmal sind Sie für das DFB-Team aufgelaufen, unter anderem waren Sie bei der WM 1994 in den USA und dort beim 1:2 im Viertelfinale gegen Bulgarien dabei. Dieses frühe Aus war damals eine herbe Enttäuschung. Wie kam es dazu?

Wagner: Die Mannschaft hat damals insgesamt enttäuscht. Wir hatten noch eine Reihe von den Weltmeistern von 1990 dabei. Aber die waren in der Zwischenzeit eben auch vier Jahre älter geworden. Dazu kamen während des Turniers auch noch ungewöhnlich hohe Temperaturen. Unter dem Strich sind wir aber an uns selbst gescheitert, weil wir nicht in der Lage waren, unser Potenzial zum richtigen Zeitpunkt abzurufen. Das Halbfinale wäre mit unserer individuellen Qualität schon möglich gewesen, aber zum Erfolg muss eben alles funktionieren. Für mich persönlich war es trotzdem eine schöne Erfahrung, immerhin durfte ich als 26-Jähriger an der Seite von Weltstars spielen.

DFB.de: Heute sind Sie als Spielerberater tätig. Was haben Sie aus Ihrer Karriere mitgenommen, was Sie heute Ihren Klienten vermitteln wollen?

Wagner: Gerade bei jungen Spielern ist es wichtig, zusammen mit den Eltern einen Karriereplan zu erstellen und dabei auf keinen Fall den Schulabschluss zu vergessen. Grundsätzlich ist es vor allem spannend, mit vielen unterschiedlichen Charakteren zu arbeiten. Am Ende trifft der Spieler die Entscheidungen, aber ich sehe auch immer einen sozialen Auftrag bei meiner Arbeit. Deshalb rate ich meinen Klienten, dort zu bleiben, wo sie sich wohlfühlen. Es bringt nicht viel, für ein paar Euro mehr irgendwo auf der Bank zu sitzen und nicht zu spielen. Wenn der Mensch sich wohl fühlt, dann funktioniert auch der Fußballer. Geht's im Kopf, dann gehen auch die Beine, das ist mein Motto.