Viktoria Berlin erwartet die Eintracht: "Zeitpunkt ist günstig"

Natürlich könnte Thomas Herbst von früher erzählen. Von damals, von seiner Zeit bei den Bayern oder Borussia Mönchengladbach. Er könnte seinen Spielern berichten, wie es ist, den DFB-Pokal zu gewinnen oder wie es ist, das Endspiel um den Europapokal der Landesmeister zu verlieren. Macht er aber nicht. Aus seiner Zeit als Spieler weiß er noch, wie taub Spieler sind, wenn Trainer in Erinnerungen schwelgen. Er hat einige Übungsleiter erlebt, die diesen Fehler gemacht haben, in diese Reihe fügen will er sich nicht. "Es ist eher so, dass man seine generelle Lebenserfahrung weitergibt", sagt Herbst. Anekdoten aus seinen 20 Jahren als Aktiver und Spielen als Profi behält er für sich.

Auch das größte Spiel für seinen Verein ändert daran nichts. Der FC Viktoria 1889 Berlin Lichterfelde-Tempelhof empfängt am kommenden Samstag (ab 20.30 Uhr, live auf Sky) in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals Eintracht Frankfurt. Mit großen Ambitionen. Vierte Liga gegen Bundesliga, Freizeitfußballer gegen Nationalspieler, Amateure gegen Profis - für diese Konstellation hat die Fußballsprache ein paar Floskeln bereit.

"Wir gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen"

Herbst könnte sagen, dass seine Mannschaft den Favoriten möglichst lange ärgern will. Oder, dass sie sich teuer verkaufen will. Natürlich kennt Herbst diese verbalen Optionen – er wählt eine andere: die Offensive. "Wir gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen", sagt er. Ob nun in der Regionalliga gegen den ZFC Meuselwitz oder im DFB-Pokal gegen Eintracht Frankfurt spielt da keine Rolle. Unterschiedlich ist die Wahrscheinlichkeit des Erfolges, nicht aber die Ambition. "Wenn wir nicht gewinnen wollten, würden wir gar nicht antreten", sagt Herbst.

Und für wie wahrscheinlich hält der Trainer den Siegfall? Wahrscheinlich genug, um Optimismus auszustrahlen. Herbst kennt ein paar Argumente, die für eine Überraschung sprechen. In Frankfurt ist vieles neu. Mit Thomas Schaaf amtiert ein neuer Trainer bei den Hessen, der neue Trainer hat ein paar neue Spieler mitgebracht und dazu viele neue Ideen. Herbst weiß, dass es nicht selten einige Zeit braucht, um nach einem Umbruch zueinander zu finden. Deswegen sagt er: "Der Zeitpunkt ist für uns günstig." Seine Mannschaft wolle die Eintracht ins Wackeln bringen, "dann zeigt sich, wie stabil das Gebilde bei Beginn der Saison ist".

"Jedes Spiel hilft"

Anders als in der Bundesliga hat der Spielbetrieb in der Regionalliga Nordost bereits begonnen. Das Team von Herbst hat also anders als Frankfurt schon Pflichtspiele absolviert. Ein Auswärtssieg und eine Heimniederlage stehen in der Bilanz. 180 Minuten Fußball sind nicht viel, aber immerhin nicht wenig und damit besser als nichts. "Jedes Spiel hilft", sagt Herbst, "dieser Vorteil ist nicht zu unterschätzen. Wir wollen da sein, wenn es bei der Eintracht nicht so gut klappt."

Der Einzug in die zweite Runde des DFB-Pokals wäre sportlich ein Ausrufezeichen, vielleicht sogar noch wichtiger wären der Imagegewinn, die überregionale Aufmerksamkeit und die Steigerung der Popularität. Die Zeit dafür ist reif - über den Klub gibt es einiges zu erzählen. Schließlich gehört der Gegner der Eintracht gleichermaßen zu den ältesten und den jüngsten Vereinen Deutschlands. Und er ist der Klub mit dem wohl ungewöhnlichsten und längsten Weg, eine Deutsche Meisterschaft zu erringen.



Natürlich könnte Thomas Herbst von früher erzählen. Von damals, von seiner Zeit bei den Bayern oder Borussia Mönchengladbach. Er könnte seinen Spielern berichten, wie es ist, den DFB-Pokal zu gewinnen oder wie es ist, das Endspiel um den Europapokal der Landesmeister zu verlieren. Macht er aber nicht. Aus seiner Zeit als Spieler weiß er noch, wie taub Spieler sind, wenn Trainer in Erinnerungen schwelgen. Er hat einige Übungsleiter erlebt, die diesen Fehler gemacht haben, in diese Reihe fügen will er sich nicht. "Es ist eher so, dass man seine generelle Lebenserfahrung weitergibt", sagt Herbst. Anekdoten aus seinen 20 Jahren als Aktiver und Spielen als Profi behält er für sich.

Auch das größte Spiel für seinen Verein ändert daran nichts. Der FC Viktoria 1889 Berlin Lichterfelde-Tempelhof empfängt am kommenden Samstag (ab 20.30 Uhr, live auf Sky) in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals Eintracht Frankfurt. Mit großen Ambitionen. Vierte Liga gegen Bundesliga, Freizeitfußballer gegen Nationalspieler, Amateure gegen Profis - für diese Konstellation hat die Fußballsprache ein paar Floskeln bereit.

"Wir gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen"

Herbst könnte sagen, dass seine Mannschaft den Favoriten möglichst lange ärgern will. Oder, dass sie sich teuer verkaufen will. Natürlich kennt Herbst diese verbalen Optionen – er wählt eine andere: die Offensive. "Wir gehen in jedes Spiel, um es zu gewinnen", sagt er. Ob nun in der Regionalliga gegen den ZFC Meuselwitz oder im DFB-Pokal gegen Eintracht Frankfurt spielt da keine Rolle. Unterschiedlich ist die Wahrscheinlichkeit des Erfolges, nicht aber die Ambition. "Wenn wir nicht gewinnen wollten, würden wir gar nicht antreten", sagt Herbst.

Und für wie wahrscheinlich hält der Trainer den Siegfall? Wahrscheinlich genug, um Optimismus auszustrahlen. Herbst kennt ein paar Argumente, die für eine Überraschung sprechen. In Frankfurt ist vieles neu. Mit Thomas Schaaf amtiert ein neuer Trainer bei den Hessen, der neue Trainer hat ein paar neue Spieler mitgebracht und dazu viele neue Ideen. Herbst weiß, dass es nicht selten einige Zeit braucht, um nach einem Umbruch zueinander zu finden. Deswegen sagt er: "Der Zeitpunkt ist für uns günstig." Seine Mannschaft wolle die Eintracht ins Wackeln bringen, "dann zeigt sich, wie stabil das Gebilde bei Beginn der Saison ist".

"Jedes Spiel hilft"

Anders als in der Bundesliga hat der Spielbetrieb in der Regionalliga Nordost bereits begonnen. Das Team von Herbst hat also anders als Frankfurt schon Pflichtspiele absolviert. Ein Auswärtssieg und eine Heimniederlage stehen in der Bilanz. 180 Minuten Fußball sind nicht viel, aber immerhin nicht wenig und damit besser als nichts. "Jedes Spiel hilft", sagt Herbst, "dieser Vorteil ist nicht zu unterschätzen. Wir wollen da sein, wenn es bei der Eintracht nicht so gut klappt."

Der Einzug in die zweite Runde des DFB-Pokals wäre sportlich ein Ausrufezeichen, vielleicht sogar noch wichtiger wären der Imagegewinn, die überregionale Aufmerksamkeit und die Steigerung der Popularität. Die Zeit dafür ist reif - über den Klub gibt es einiges zu erzählen. Schließlich gehört der Gegner der Eintracht gleichermaßen zu den ältesten und den jüngsten Vereinen Deutschlands. Und er ist der Klub mit dem wohl ungewöhnlichsten und längsten Weg, eine Deutsche Meisterschaft zu erringen.

BFC Viktoria 89 wurde 1894 erster Deutscher Meister

Die Geschichte dazu geht verkürzt so: Als im Jahr 1894 in Berlin der erste Deutsche Meister im Fußball ermittelt werden sollte, war als Finale das Spiel zwischen Hanau 93 und Viktoria 89 angesetzt. Doch das Endspiel fiel aus, Hanau hatte Probleme mit der Anreise, die Hessen konnten die Fahrtkosten nicht aufbringen und mussten ihre Teilnahme absagen. Der BFC Viktoria 89 wurde Deutscher Meister - ohne gegen den 1. Hanauer FC 93 einen sportlichen Sieg errungen zu haben. Im Jahr 2007, 113 Jahre nach dem ausgefallenen Finale, holten Hanau und Viktoria das Duell nach. In zwei Spielen setzten sich die Berliner durch und sicherten sich den inoffiziellen Titel: Deutscher Meister 1894.

Es sollte nicht der letzte Erfolg der ersten Jahre bleiben. Als BFC Viktoria 1889 gehörte Viktoria zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), in den Frühzeiten des Fußballs in Deutschland war Viktoria die erste Adresse, die offiziellen Deutschen Meisterschaften in den Jahren 1908 und 1911 zeugen neben dem Titel von 1894 von der herausragenden Rolle, die der Klub vor mehr als 100 Jahren in Deutschland inne hatte.

Wird Viktoria dritte Kraft im Berliner Fußball?

Die Geschichte des FC Viktoria 1889 Berlin Lichterfelde-Tempelhof hat daneben einen zweiten Strang. Er handelt vom ersten Teil des Namens-Zusatzes: Lichterfelde. Genauer: vom Lichterfelder FC beziehungsweise dessen Namensvorgängern LSU und Brali. Auch hinter diesem Strang verbirgt sich eine spezielle Geschichte, sie lebt weniger von der Historie oder früheren Erfolgen. Sie lebt von der Größe des Vereins, der hervorragenden Jugendarbeit und den vielen Mannschaften. Der Lichterfelder FC hatte zuletzt circa 1200 Mitglieder und stellte mit fast 800 spielenden Kindern und Jugendlichen in jährlich über 40 Mannschaften die größte Fußball-Jugendabteilung Deutschlands. Nicht München, nicht Dortmund. Lichterfelde!

Vor einem Jahr schlossen sich die Klubs zusammen, der FC Viktoria 1889 Berlin Lichterfelde-Tempelhof war entstanden. Die Fusion aus Tradition und Größe hat einen ambitionierten Verein entstehen lassen. Die ersten Erfolge unterstreichen, dass da ein Klub gewachsen ist, der das Potenzial hat, im Berliner Fußball auf Dauer die dritte Kraft hinter Hertha BSC und Union Berlin zu werden. Viktorias 1. Herren gelang kurz vor der Fusion der Aufstieg in die Regionalliga. Im vergangenen Jahr wurde dort souverän die Klasse gehalten, der Sieg im Berliner Pilsener Pokal hat die Premieren-Saison gekrönt.

Und dafür gesorgt, dass Viktoria am Samstag das größte Highlight der jungen Vereinsgeschichte erleben kann. Das Pokalspiel gegen Frankfurt ist für den gesamten Verein ein Höhepunkt, für den Präsidenten gilt dies zusätzlich aus privater Motivation. Christoph Schulte-Kaubrügger ist eingefleischter Eintracht-Fan, von Geburt an. Er spricht von "wir" und "uns", auch wenn er die Eintracht meint. Etwa, wenn er Sätze wie diese formuliert. "Jetzt sind wir wieder Erstligist und bleiben dies auch", sagt er. Die Aussage vollenden die zwei Herzen in seiner Brust: "...und scheiden jetzt leider im DFB-Pokal aus. Denn da schlägt mein Herz doch ein bisschen mehr für diesen Underdog, für Viktoria Berlin."