Schaaf und van Gaal: "Ein Fest für alle Beteiligten"

Die Weißbierdusche nach dem Gewinn der Meisterschaft hat Louis van Gaal (58) überstanden, am Samstag soll die nächste Titelparty folgen. Für den Trainer des FC Bayern München ist das DFB-Pokalfinale eine Premiere. Sein Kollege Thomas Schaaf (49) erlebt bereits zum neunten Mal ein Endspiel, viermal als Spieler, nun das fünfte Mal als Trainer. Die Zielsetzung ist für beide gleich: nach dem Abpfiff im Konfetti-Regen stehen und die Trophäe in den Händen halten. Werder will den Pokal verteidigen, der Rekordpokalsieger aus München zum achten Mal das Double gewinnen. Und vielleicht danach mit dem Gewinn der Champions League sogar das historische Triple. Hans-Günter Klemm und Karlheinz Wild vom "Kicker" sprachen mit beiden Trainern.

Frage: Was erwarten Sie atmosphärisch vom Finale in Berlin?

Thomas Schaaf: Ein großes Spektakel, immer wieder eine große Begeisterung auf dem Rasen und den Rängen. Ein Fest für alle Beteiligten. Ich fahre nun schon zum neunten Mal nach Berlin, doch Routine kommt bei mir nicht auf. Jedes einzelne Endspiel hatte für mich seinen besonderen Reiz.

Louis van Gaal: Ich selbst habe noch keinen persönlichen Eindruck von der speziellen Stimmung in Berlin, aber mein Assistent Hermann Gerland hat mir von der besonderen Atmosphäre dort berichtet. Außerdem habe ich eine DVD bekommen von einem Pokalendspiel des FC Bayern, so dass ich mir eine Vorstellung machen kann. Ohnehin ist jedes Finale beeindruckend: ein volles Stadion, wie immer in Deutschland, das Publikum kommt in den Vereinsfarben.

Frage: Welchen Stellenwert hat dieses Endspiel für Ihren Klub?

Schaaf: Einen enormen Stellenwert, wie in all den Jahren zuvor. In dem Moment, in dem wir dorthin fahren, den höchsten überhaupt.

Van Gaal: Da wir nun so weit gekommen sind, wollen wir gewinnen. Ich will alles gewinnen. Wir befinden uns in einem bestimmten Rhythmus, einem Höhenflug, wir haben im April alle Spiele erfolgreich absolviert. Und die wichtigsten Monate im Fußballjahr sind der April und der Mai. Jedesmal, wenn es um Tod oder Gladiolen - um dieses holländische Sprichwort zu gebrauchen - ging, haben wir uns durchgesetzt. Wir müssen in diesem Rhythmus bleiben, deshalb müssen wir auch gegen Bremen gewinnen, damit die Chance, die Champions League zu gewinnen, größer wird.

Frage: FC Bayern gegen Werder ist seit den 80er-Jahren ein besonderes Duell. Ergibt sich daraus eine besondere Brisanz?

Schaaf: Es schadet jedenfalls nicht, wenn zwei so außergewöhnliche Mannschaften aufeinandertreffen.

Van Gaal: Für mich nicht. Ich bin kein Deutscher und verspüre dieses über viele Jahre entstandene Gefühl nicht. Für mich ist Werder ein starker Gegner mit einem guten Trainer und sehr guten Spielern. Gerade im Angriff haben die Bremer sehr kreative Spieler, die immer ein Tor erzielen können. Ich halte Werder für einen sehr schwierigen Gegner.

Frage:Bayern wurde Meister. Sind die Münchner damit der logische Favorit in diesem Finale?

Van Gaal: Nein. In einem einzigen Spiel kann man gewinnen oder verlieren. Gerade in einem Finale kann alles passieren.

Schaaf: Klar, die Münchner sind favorisiert, zumal sie auch das Endspiel der Champions League erreicht, sich also gegen die besten Klubs Europas behauptet haben.

Frage: Auch in der öffentlichen Meinung scheint Werder die Außenseiter-Rolle zuzukommen. Liegt darin ein Vorteil?

Schaaf: Wir fühlen uns in jeder Rolle wohl.

Van Gaal: Der Druck liegt bei uns. Aber wir haben in dieser Saison in jedem Spiel, in dem es um viel ging, gewonnen. Deshalb weiß ich nicht, ob die Rolle des Außenseiters besser ist.

Frage: Wird Bayern die drei möglichen Titel holen, also das Triple schaffen?

Van Gaal: In einem Finale ist immer alles möglich. Der Schiedsrichter spielt zum Beispiel auch eine ganz wichtige Rolle, in beiden Finals.

Schaaf: Wir werden natürlich versuchen, dies zu verhindern.

Frage: Ist Werder gefährlicher als Inter Mailand?

Schaaf: Ich glaube, dass sich auch mein Kollege José Mourinho bei Inter einiges einfallen lassen wird, um die Bayern in Schach zu halten.

Van Gaal: Wir bereiten uns auf dieses Spiel gewissenhaft vor, meine Spieler werden 100-prozentig auf das jeweils nächste Spiel fokussiert sein.

Frage: Beeinflusst die Perspektive Champions League die Bayern-Spieler irgendwie?

Van Gaal: Es handelt sich um ein Finale, da möchte jeder dabei sein. Und bei dieser Atmosphäre will jeder Spieler den Sieg, also wird jeder alles geben.

Schaaf: Es ist natürlich eine große Beanspruchung. Doch ich glaube weniger, dass diese Partie schon in Berlin eine Rolle spielen wird. Die Münchner werden voll fokussiert sein auf das Pokalfinale.

Frage: Wird es die Bremer Spieler besonders motivieren, den Bayern den historischen Triumph von drei Titeln zu verbauen?

Schaaf: Es geht für uns nicht darum, den Bayern irgend­e­twas zu vermasseln, sondern dass wir den Pokal verteidigen können. Das gab es bei uns noch nicht, das wollen wir schaffen.

Van Gaal: Ich glaube nicht, dass ihre Motivation darin besteht, dem FC Bayern das Triple zu vermiesen. Vielmehr wollen sie einfach auch diesen Pokal gewinnen.

Frage: Welchen Einfluss hat das Ergebnis des Pokal-Finales auf das Champions-League-Endspiel?

Van Gaal: Wir brauchen einen Sieg, damit wir auch ein gutes Gefühl für Inter haben. Wir müssen noch zwei Spiele gewinnen. Und warum sollten wir das nicht schaffen? Wir haben schon viele Spiele hintereinander gewonnen.

Frage: Bayern hat schon einen Titel: Ist dies ein Vorteil, weil der absolute Druck weg ist?

Schaaf: Die Münchner haben noch viele Dinge zu erledigen. Sie sind in der glücklichen Lage, einen historischen Dreifach-Triumph perfekt machen zu können. Das kann zu einer unheimlichen Motivation führen.

Van Gaal: Mein innerlicher Druck ist immer größer als der von außen. Ich bin ein Trainer, der immer gewinnen will, vor allem, wenn wir schon so nahe dran sind. Ich bin ein Siegertyp. Auch wenn wir schon Meister sind, will ich das Pokalfinale und das Endspiel in der Champions League gewinnen.

Frage: Und wo ist der Gegner besonders gefährlich?

Van Gaal: Özil, Hunt und Marin sind sehr kreativ, im Angriff ist Pizarro sehr gefährlich, Almeida haben die Bremer auch noch.

Schaaf: Es gibt viele Dinge, die bei den Bayern zu beachten sind. Es ist ein Gegner, der in seiner Gesamtheit sehr gefährlich ist.

Frage: Wo ist der Gegner besonders anfällig?

Schaaf: Ich werde mich hüten, diese Frage zu beantworten.

Van Gaal: Man denkt vorschnell: in der Abwehr. Werder hat aber gute Verteidiger, Naldo, Mertesacker, Fritz.

Frage: 1:1 in München, 3:2-Auswärtssieg der Bayern in Bremen – welchen Einfluss haben die zwei Liga-Ergebnisse auf das Finale?

Schaaf: Vor allem, weil uns die Heimniederlage doch wurmt, könnte der Einfluss darin bestehen, dass wir den Bayern zeigen möchten, dass wir es besser können.

Van Gaal: Gar keinen. Diese zwei Spiele sind so weit weg. Bremen hat eine so gute Serie in der Liga hingelegt, die Mannschaft hat auch viel Selbstvertrauen. Resultate, die einige Monate her sind, haben da keinen großen Einfluss.

Frage: Welcher Offensivstar wird in Berlin die Hauptrolle spielen: Robben oder Pizarro?

Van Gaal: Beide sind nicht miteinander zu vergleichen, Pizarro ist ein Stürmer, Robben nicht. Arjen ist halb Mittel­feldspieler, halb Stürmer; wie Ribéry. Pizarro müsste man mit Olic vergleichen, Gómez oder Klose. Pizarro ist ein sehr starker Angreifer. Aber wer auch immer bei uns im Sturm auflaufen wird, ist ebenfalls sehr torgefährlich. Alle drei Bayern-Stürmer sind in der Lage, ein Tor zu erzielen.

Schaaf: Wir hoffen, dass unsere Angriffsspieler - egal, wer in der Offensive spielt - dem Endspiel ihren Stempel aufdrücken können.

Frage: Werder hat großartige Talente wie Marko Marin und Mesut Özil, der FC Bayern München in Thomas Müller und Holger Badstuber. Wer wird von ihnen dieses Finale prägen?

Schaaf: Alle vier Spieler haben das Zeug, sich in Szene zu setzen. Wir wollen hoffen, dass alle, die auf dem Platz stehen, ob Jung oder Alt, herausragende Leistungen zeigen. Dann bekommen wir ein Finale zu sehen, das alle begeistert.

Van Gaal: Sicher können Özil oder Marin ein solches Spiel entscheiden, aber Müller kann das bei uns ebenso.

Frage: Gibt es eine generelle Strategie für ein Finale? Attackieren oder abwarten?

Schaaf: Wir werden uns Gedanken machen, wie wir auflaufen werden. Im Team werden wir versuchen, Werder stark zu präsentieren. Ich hoffe, alles läuft glatt. Man nimmt sich immer viel vor, doch wie es im Endeffekt aussieht weiß man nie.

Van Gaal: Bayern München wartet nie ab, wie noch nie in dieser Saison. Werder hat in der Allianz-Arena abgewartet, also greift diese Mannschaft nicht immer an. Bayern München dagegen greift immer an.

Frage: Wählen Sie eine besondere Taktik gerade gegen diesen Gegner?

Van Gaal: Wir spielen unser System. Wir haben eine Spielweise entwickelt, die wir gegen jedes System praktizieren können. Meine Spieler wissen immer, was sie machen müssen, gegen jeden Gegner.

Schaaf: Wir werden uns bemühen, unser Spiel durchzubringen. Oder anders: ein Spiel hinzulegen, bei dem unsere Fähigkeiten zum Tragen kommen.

Frage: Der FC Bayern kommt gern über die beiden Flanken­dribbler Robben und Ribéry, Bremen hat in Özil eine Art Spielmacher. Wo liegen da die Vor- und Nachteile?

Schaaf: Ein Mesut Özil wird für uns nicht reichen, um erfolgreich zu sein. Genauso wenig bei den Bayern das Duo Robben/Ribéry. Es kommt auch auf die anderen Spieler an.

Van Gaal: Özil ist nicht ein Spielmacher, der immer in der Mitte bleibt. Er läuft viel, dribbelt. Er spielt nicht typisch auf der Zehner-Position, wie es etwa Müller macht.

Frage: Bayern hat den Meistertitel, Werder ist im internationalen Geschäft, beide Teams haben ihr Saisonziel erreicht. Deuten diese Vorzeichen auf ein Spiel ohne allen Druck und ohne jede taktische Fessel hin?

Schaaf: Beide wollen gern diesen Pokal. Und die Bayern haben noch den Traum vom Triple.

Van Gaal: Nein, nein. Jeder Verein will gewinnen. Bremen hat in dieser Saison auch viel geleistet, aber so ein Spiel will man immer für sich entscheiden. Deshalb wäre es eine große Enttäuschung, wenn wir es nicht schaffen. Ich wäre sehr enttäuscht. Und es hat Einfluss auf das folgende Spiel - und das ist ein sehr wichtiges. Deshalb ist es für uns noch wichtiger, das Pokalfinale zu gewinnen. Für Werder ist die Saison nach dem Pokalendspiel vorbei.

Frage: 1999 gewann Werder das Pokalfinale nach Elfmeter­schießen, ein Jahr später siegte Bayern 3:0. Es steht 1:1. Wie wird es am Abend des 15. Mai stehen?

Van Gaal: Was muss ich da sagen? Natürlich immer Bayern München.

Schaaf: Ich hoffe, wir haben dann die Nase vorn.

Frage: Wie sehen Sie die Perspektiven Ihres Vereins und des Gegners in der kommenden Spielzeit?

Schaaf: Ganz einfach bei den Münchnern: Sie spielen immer eine tragende Rolle, die Hauptrolle in der Liga. Alle müssen sich an den Bayern messen – wie auch in der Vergangenheit. Wirtschaftlich kann niemand mithalten, aber sportlich können wir es versuchen. Bayern wird immer eine Dominanz ausstrahlen, was bei ihren Bedingungen nur allzu verständlich ist. Schauen wir auf diese Saison: Sie haben eine enorme Summe für Transfers ausgegeben. Damit kann sich keiner messen. Dennoch haben sie erst spät ihre Überlegenheit auszuspielen vermocht. Für Werder geht es darum, die Voraussetzungen zu schaffen, dass wir wieder den Fußball bieten können, den wir unseren Fans seit Jahren präsentiert haben.

Van Gaal: Ich weiß nicht, was Bremen finanziell machen kann. Und ich weiß nicht, was wir machen. Ich weiß aber, was ich will. Und unser Vorstand kennt meine Vorstellungen.

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Die Weißbierdusche nach dem Gewinn der Meisterschaft hat Louis van Gaal (58) überstanden, am Samstag soll die nächste Titelparty folgen. Für den Trainer des FC Bayern München ist das DFB-Pokalfinale eine Premiere. Sein Kollege Thomas Schaaf (49) erlebt bereits zum neunten Mal ein Endspiel, viermal als Spieler, nun das fünfte Mal als Trainer. Die Zielsetzung ist für beide gleich: nach dem Abpfiff im Konfetti-Regen stehen und die Trophäe in den Händen halten. Werder will den Pokal verteidigen, der Rekordpokalsieger aus München zum achten Mal das Double gewinnen. Und vielleicht danach mit dem Gewinn der Champions League sogar das historische Triple. Hans-Günter Klemm und Karlheinz Wild vom "Kicker" sprachen mit beiden Trainern.

Frage: Was erwarten Sie atmosphärisch vom Finale in Berlin?

Thomas Schaaf: Ein großes Spektakel, immer wieder eine große Begeisterung auf dem Rasen und den Rängen. Ein Fest für alle Beteiligten. Ich fahre nun schon zum neunten Mal nach Berlin, doch Routine kommt bei mir nicht auf. Jedes einzelne Endspiel hatte für mich seinen besonderen Reiz.

Louis van Gaal: Ich selbst habe noch keinen persönlichen Eindruck von der speziellen Stimmung in Berlin, aber mein Assistent Hermann Gerland hat mir von der besonderen Atmosphäre dort berichtet. Außerdem habe ich eine DVD bekommen von einem Pokalendspiel des FC Bayern, so dass ich mir eine Vorstellung machen kann. Ohnehin ist jedes Finale beeindruckend: ein volles Stadion, wie immer in Deutschland, das Publikum kommt in den Vereinsfarben.

Frage: Welchen Stellenwert hat dieses Endspiel für Ihren Klub?

Schaaf: Einen enormen Stellenwert, wie in all den Jahren zuvor. In dem Moment, in dem wir dorthin fahren, den höchsten überhaupt.

Van Gaal: Da wir nun so weit gekommen sind, wollen wir gewinnen. Ich will alles gewinnen. Wir befinden uns in einem bestimmten Rhythmus, einem Höhenflug, wir haben im April alle Spiele erfolgreich absolviert. Und die wichtigsten Monate im Fußballjahr sind der April und der Mai. Jedesmal, wenn es um Tod oder Gladiolen - um dieses holländische Sprichwort zu gebrauchen - ging, haben wir uns durchgesetzt. Wir müssen in diesem Rhythmus bleiben, deshalb müssen wir auch gegen Bremen gewinnen, damit die Chance, die Champions League zu gewinnen, größer wird.

Frage: FC Bayern gegen Werder ist seit den 80er-Jahren ein besonderes Duell. Ergibt sich daraus eine besondere Brisanz?

Schaaf: Es schadet jedenfalls nicht, wenn zwei so außergewöhnliche Mannschaften aufeinandertreffen.

Van Gaal: Für mich nicht. Ich bin kein Deutscher und verspüre dieses über viele Jahre entstandene Gefühl nicht. Für mich ist Werder ein starker Gegner mit einem guten Trainer und sehr guten Spielern. Gerade im Angriff haben die Bremer sehr kreative Spieler, die immer ein Tor erzielen können. Ich halte Werder für einen sehr schwierigen Gegner.

Frage:Bayern wurde Meister. Sind die Münchner damit der logische Favorit in diesem Finale?

Van Gaal: Nein. In einem einzigen Spiel kann man gewinnen oder verlieren. Gerade in einem Finale kann alles passieren.

Schaaf: Klar, die Münchner sind favorisiert, zumal sie auch das Endspiel der Champions League erreicht, sich also gegen die besten Klubs Europas behauptet haben.

Frage: Auch in der öffentlichen Meinung scheint Werder die Außenseiter-Rolle zuzukommen. Liegt darin ein Vorteil?

Schaaf: Wir fühlen uns in jeder Rolle wohl.

Van Gaal: Der Druck liegt bei uns. Aber wir haben in dieser Saison in jedem Spiel, in dem es um viel ging, gewonnen. Deshalb weiß ich nicht, ob die Rolle des Außenseiters besser ist.

Frage: Wird Bayern die drei möglichen Titel holen, also das Triple schaffen?

Van Gaal: In einem Finale ist immer alles möglich. Der Schiedsrichter spielt zum Beispiel auch eine ganz wichtige Rolle, in beiden Finals.

Schaaf: Wir werden natürlich versuchen, dies zu verhindern.

Frage: Ist Werder gefährlicher als Inter Mailand?

Schaaf: Ich glaube, dass sich auch mein Kollege José Mourinho bei Inter einiges einfallen lassen wird, um die Bayern in Schach zu halten.

Van Gaal: Wir bereiten uns auf dieses Spiel gewissenhaft vor, meine Spieler werden 100-prozentig auf das jeweils nächste Spiel fokussiert sein.

Frage: Beeinflusst die Perspektive Champions League die Bayern-Spieler irgendwie?

Van Gaal: Es handelt sich um ein Finale, da möchte jeder dabei sein. Und bei dieser Atmosphäre will jeder Spieler den Sieg, also wird jeder alles geben.

Schaaf: Es ist natürlich eine große Beanspruchung. Doch ich glaube weniger, dass diese Partie schon in Berlin eine Rolle spielen wird. Die Münchner werden voll fokussiert sein auf das Pokalfinale.

Frage: Wird es die Bremer Spieler besonders motivieren, den Bayern den historischen Triumph von drei Titeln zu verbauen?

Schaaf: Es geht für uns nicht darum, den Bayern irgend­e­twas zu vermasseln, sondern dass wir den Pokal verteidigen können. Das gab es bei uns noch nicht, das wollen wir schaffen.

Van Gaal: Ich glaube nicht, dass ihre Motivation darin besteht, dem FC Bayern das Triple zu vermiesen. Vielmehr wollen sie einfach auch diesen Pokal gewinnen.

Frage: Welchen Einfluss hat das Ergebnis des Pokal-Finales auf das Champions-League-Endspiel?

Van Gaal: Wir brauchen einen Sieg, damit wir auch ein gutes Gefühl für Inter haben. Wir müssen noch zwei Spiele gewinnen. Und warum sollten wir das nicht schaffen? Wir haben schon viele Spiele hintereinander gewonnen.

Frage: Bayern hat schon einen Titel: Ist dies ein Vorteil, weil der absolute Druck weg ist?

Schaaf: Die Münchner haben noch viele Dinge zu erledigen. Sie sind in der glücklichen Lage, einen historischen Dreifach-Triumph perfekt machen zu können. Das kann zu einer unheimlichen Motivation führen.

Van Gaal: Mein innerlicher Druck ist immer größer als der von außen. Ich bin ein Trainer, der immer gewinnen will, vor allem, wenn wir schon so nahe dran sind. Ich bin ein Siegertyp. Auch wenn wir schon Meister sind, will ich das Pokalfinale und das Endspiel in der Champions League gewinnen.

Frage: Und wo ist der Gegner besonders gefährlich?

Van Gaal: Özil, Hunt und Marin sind sehr kreativ, im Angriff ist Pizarro sehr gefährlich, Almeida haben die Bremer auch noch.

Schaaf: Es gibt viele Dinge, die bei den Bayern zu beachten sind. Es ist ein Gegner, der in seiner Gesamtheit sehr gefährlich ist.

Frage: Wo ist der Gegner besonders anfällig?

Schaaf: Ich werde mich hüten, diese Frage zu beantworten.

Van Gaal: Man denkt vorschnell: in der Abwehr. Werder hat aber gute Verteidiger, Naldo, Mertesacker, Fritz.

Frage: 1:1 in München, 3:2-Auswärtssieg der Bayern in Bremen – welchen Einfluss haben die zwei Liga-Ergebnisse auf das Finale?

Schaaf: Vor allem, weil uns die Heimniederlage doch wurmt, könnte der Einfluss darin bestehen, dass wir den Bayern zeigen möchten, dass wir es besser können.

Van Gaal: Gar keinen. Diese zwei Spiele sind so weit weg. Bremen hat eine so gute Serie in der Liga hingelegt, die Mannschaft hat auch viel Selbstvertrauen. Resultate, die einige Monate her sind, haben da keinen großen Einfluss.

Frage: Welcher Offensivstar wird in Berlin die Hauptrolle spielen: Robben oder Pizarro?

Van Gaal: Beide sind nicht miteinander zu vergleichen, Pizarro ist ein Stürmer, Robben nicht. Arjen ist halb Mittel­feldspieler, halb Stürmer; wie Ribéry. Pizarro müsste man mit Olic vergleichen, Gómez oder Klose. Pizarro ist ein sehr starker Angreifer. Aber wer auch immer bei uns im Sturm auflaufen wird, ist ebenfalls sehr torgefährlich. Alle drei Bayern-Stürmer sind in der Lage, ein Tor zu erzielen.

Schaaf: Wir hoffen, dass unsere Angriffsspieler - egal, wer in der Offensive spielt - dem Endspiel ihren Stempel aufdrücken können.

Frage: Werder hat großartige Talente wie Marko Marin und Mesut Özil, der FC Bayern München in Thomas Müller und Holger Badstuber. Wer wird von ihnen dieses Finale prägen?

Schaaf: Alle vier Spieler haben das Zeug, sich in Szene zu setzen. Wir wollen hoffen, dass alle, die auf dem Platz stehen, ob Jung oder Alt, herausragende Leistungen zeigen. Dann bekommen wir ein Finale zu sehen, das alle begeistert.

Van Gaal: Sicher können Özil oder Marin ein solches Spiel entscheiden, aber Müller kann das bei uns ebenso.

Frage: Gibt es eine generelle Strategie für ein Finale? Attackieren oder abwarten?

Schaaf: Wir werden uns Gedanken machen, wie wir auflaufen werden. Im Team werden wir versuchen, Werder stark zu präsentieren. Ich hoffe, alles läuft glatt. Man nimmt sich immer viel vor, doch wie es im Endeffekt aussieht weiß man nie.

Van Gaal: Bayern München wartet nie ab, wie noch nie in dieser Saison. Werder hat in der Allianz-Arena abgewartet, also greift diese Mannschaft nicht immer an. Bayern München dagegen greift immer an.

Frage: Wählen Sie eine besondere Taktik gerade gegen diesen Gegner?

Van Gaal: Wir spielen unser System. Wir haben eine Spielweise entwickelt, die wir gegen jedes System praktizieren können. Meine Spieler wissen immer, was sie machen müssen, gegen jeden Gegner.

Schaaf: Wir werden uns bemühen, unser Spiel durchzubringen. Oder anders: ein Spiel hinzulegen, bei dem unsere Fähigkeiten zum Tragen kommen.

Frage: Der FC Bayern kommt gern über die beiden Flanken­dribbler Robben und Ribéry, Bremen hat in Özil eine Art Spielmacher. Wo liegen da die Vor- und Nachteile?

Schaaf: Ein Mesut Özil wird für uns nicht reichen, um erfolgreich zu sein. Genauso wenig bei den Bayern das Duo Robben/Ribéry. Es kommt auch auf die anderen Spieler an.

Van Gaal: Özil ist nicht ein Spielmacher, der immer in der Mitte bleibt. Er läuft viel, dribbelt. Er spielt nicht typisch auf der Zehner-Position, wie es etwa Müller macht.

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Frage: Bayern hat den Meistertitel, Werder ist im internationalen Geschäft, beide Teams haben ihr Saisonziel erreicht. Deuten diese Vorzeichen auf ein Spiel ohne allen Druck und ohne jede taktische Fessel hin?

Schaaf: Beide wollen gern diesen Pokal. Und die Bayern haben noch den Traum vom Triple.

Van Gaal: Nein, nein. Jeder Verein will gewinnen. Bremen hat in dieser Saison auch viel geleistet, aber so ein Spiel will man immer für sich entscheiden. Deshalb wäre es eine große Enttäuschung, wenn wir es nicht schaffen. Ich wäre sehr enttäuscht. Und es hat Einfluss auf das folgende Spiel - und das ist ein sehr wichtiges. Deshalb ist es für uns noch wichtiger, das Pokalfinale zu gewinnen. Für Werder ist die Saison nach dem Pokalendspiel vorbei.

Frage: 1999 gewann Werder das Pokalfinale nach Elfmeter­schießen, ein Jahr später siegte Bayern 3:0. Es steht 1:1. Wie wird es am Abend des 15. Mai stehen?

Van Gaal: Was muss ich da sagen? Natürlich immer Bayern München.

Schaaf: Ich hoffe, wir haben dann die Nase vorn.

Frage: Wie sehen Sie die Perspektiven Ihres Vereins und des Gegners in der kommenden Spielzeit?

Schaaf: Ganz einfach bei den Münchnern: Sie spielen immer eine tragende Rolle, die Hauptrolle in der Liga. Alle müssen sich an den Bayern messen – wie auch in der Vergangenheit. Wirtschaftlich kann niemand mithalten, aber sportlich können wir es versuchen. Bayern wird immer eine Dominanz ausstrahlen, was bei ihren Bedingungen nur allzu verständlich ist. Schauen wir auf diese Saison: Sie haben eine enorme Summe für Transfers ausgegeben. Damit kann sich keiner messen. Dennoch haben sie erst spät ihre Überlegenheit auszuspielen vermocht. Für Werder geht es darum, die Voraussetzungen zu schaffen, dass wir wieder den Fußball bieten können, den wir unseren Fans seit Jahren präsentiert haben.

Van Gaal: Ich weiß nicht, was Bremen finanziell machen kann. Und ich weiß nicht, was wir machen. Ich weiß aber, was ich will. Und unser Vorstand kennt meine Vorstellungen.