Pokalhistorie: Die Bilanz spricht für Bayern

2013: Bayern siegt auf dem Weg zum Triple

In der folgenden Saison 2012/2013 lösten die Bayern den BVB als Doublesieger ab (und legten noch einen Titel obendrauf), ganz wesentlich dabei war das Viertelfinale am 27. Februar 2013 in München. Am Morgen der Partie sagte Mats Hummels verletzt ab und ließ über Facebook wissen: "Oh, wie bitter ist das. Ausgerechnet heute kann ich nicht dabei sein." 71.000 im Stadion und Millionen vor den Bildschirmen in 170 übertragenden Ländern waren dabei und sahen in der Allianz-Arena das vorweggenommene Finale - und diesmal jubelten wieder die Bayern.

Geradezu symbolisch für den Machtwechsel war das Tor des Tages durch den Mann, der 2012 gegen den BVB noch zur tragischen Figur geworden war: Arjen Robben donnerte den Ball kurz vor der Halbzeit in sehenswerter Manier aus 18 Metern unter die Latte. Dass es nur beim 1:0 blieb, hatte Borussia vor allem Torwart Roman Weidenfeller zu verdanken. Die Statistiker zählten 11:3 Chancen pro FC Bayern. Trainer Jupp Heynckes bilanzierte: "Wir waren einen Touch gieriger, wir wollten den Sieg unbedingt." Im Finale sahen sie sich in jener Saison Jahr dennoch, in Wembley ging es am 25. Mai um die Champions League. Mit dem 2:1 war Bayerns Revanche perfekt.

2014: Bayern gewinnt in der Verlängerung

Fast ein Jahr später, man schrieb den 17. Mai 2014, trafen sie sich zum dritten Mal wieder in Berlin. Damals wie heute plagte den FC Bayern großes Verletzungspech. Auf der Ausfallliste für Berlin standen Bastian Schweinsteiger, Thiago und David Alaba, zudem hatte Trainer Pep Guardiola den aufsässigen Mario Mandzukic suspendiert. Und Kapitän Philipp Lahm schied nach bereits 31 Minuten aus, um durch den gleichsam nicht ganz fitten Franck Ribery ersetzt zu werden. Guardiola musste sich etwas einfallen lassen gegen den Vizemeister, dessen Konter er mehr als alles andere fürchtete. So spannte er erstmals eine Dreierkette vor Manuel Neuers Tor auf, im Zentrum stand der überragende Javier Martinez, neben ihm Jerome Boateng und Dante. Im Mittelfeld gab es vier defensive Kräfte, mehr als gewöhnlich, Arjen Robben war die einzige Spitze.

Die Bayern wollten diesen Pokal, aber sie wussten, dass sie ihn nicht im Sturm würden erobern können. "Wir wurden taktisch überragend vom Trainer eingestellt, Dortmund hatte kaum Chancen", lobte Lahm. Bayern aber auch nicht, das Finale, auf das die ganze Welt schaute, hatte wenig Höhepunkte. Über eine Szene aber spricht man - vor allem in Dortmund - heute noch. In der 64. Minute schlug Dante den von Mats Hummels geköpften Ball knapp hinter der Linie aus dem Tor. Schiedsrichter Florian Meyer konnte es nicht zweifelsfrei erkennen und erhielt von seinen Assistenten auch keine andere Botschaft, also ließ er weiterspielen. Die Szene forcierte die Einführung der Tortechnologie zur Saison 2015/2016 - und auch schon im kommenden DFB-Pokalfinale 2015.

In der Verlängerung 2014 fielen dann Tore, die zählten. Wieder wurde Arjen Robben, der einst unter einem BVB-Trauma gelitten hatte, zum Matchwinner. In der 107. Minute überwand er Roman Weidenfeller zum 1:0, dem Thomas Müller mit einem Konter praktisch in letzter Minute das 2:0 folgen ließ. Und so standen sie wieder im Goldkonfettiregen, diese Bayern, und feierten ihren 17. Pokalsieg. Ob 2015 der 18. hinzukommt, liegt nicht unwesentlich auch an Borussia Dortmund.

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Das Halbfinale 2015 ist das Finale 2014 ist das Viertelfinale 2013 ist das Finale 2012. Und so weiter. Zum achten Mal treffen sich Bayern München und Borussia Dortmund heute (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und bei Sky) im DFB-Pokal, diesmal also in der Vorschlussrunde.

Die Bilanz spricht für den Rekordpokalsieger aus dem Süden - besonders ein Duell aus der jüngeren Vergangenheit macht aber auch den Westfalen Mut. Der Historiker Udo Muras erzählt für DFB.de die Geschichte eines Duells, das auch in diesem Wettbewerb ein Klassiker ist.

1966: Bayern eliminiert Titelverteidiger BVB

Viel besser konnte das neue Jahr kaum anfangen aus Sicht des FC Bayern - und die Pokalgeschichte mit Borussia Dortmund auch nicht. Schon in der ersten Minute schoss Rainer Ohlhauser am 2. Januar 1966 im Stadion an der Grünwalder Straße das 1:0 gegen den BVB, zur Freude der 30.000, die am Tag nach Neujahr schon wieder Grund zu Feiern hatten. Denn die Bayern warfen an diesem Tag den amtierenden Pokalsieger noch in der Qualifikation raus, die damals der ersten Hauptrunde mit 32 Mannschaften vorgeschaltet war. 2:0 hieß es nach 90 Minuten für den Aufsteiger - es war das erste Bundesligajahr der Münchner - und natürlich durfte ein Gerd-Müller-Tor nicht fehlen. In der 40. Minute überwand der "Bomber der Nation" den BVB-Keeper Hans Tilkowski zum zweiten Mal.

Viel mehr Höhepunkte gab es nicht auf tiefem Boden zu einer Jahreszeit, in der heute bestenfalls Hallenfußball gespielt wird. Da ahnte noch niemand, dass der neue den alten Pokalsieger abgelöst hatte. Bayern-Präsident Wilhelm Neudecker freute sich: "Das 2:0 war die beste Antwort auf eine Äußerung von Max Merkel in einem deutschen Sportblatt, wir hätten bisher nur mit Glück unsere Spiele gewonnen." Merkel war damals BVB-Trainer. Dass sie vor allem tüchtig waren, bewiesen sie 1966 noch öfter, über Dortmund führte der Weg der Bayern zum Pokalsieg (4:2 gegen den MSV Duisburg).

1981: Der höchste Sieg - 4:0 für Bayern

So war es auch im zweiten von bisher sieben Pokalduellen im Dezember 1981, damals verloren sich nur 8000 Zuschauer im Olympiastadion. Meister Bayern München kam in der dritten Hauptrunde gegen den BVB zu einem ungefährdeten 4:0, Karl-Heinz Rummenigge verschoss sogar noch einen Elfmeter. Das Tor traf er trotzdem, zum 3:0. Die Bayern konnten an diesem Tag sogar die Ausfälle von Paul Breitner und Dieter Hoeneß verkraften. Libero Bertram Beierlorzer schoss sein erstes Tor überhaupt im FCB-Dress, auch Wolfgang Dremmler und Wolfgang Kraus schafften es auf die Anzeigetafel.

Borussias Trainer Branko Zebec hatte viel Grund, sich zu ärgern. Zum einen über seine Spieler, von denen "einige in 90 Minuten keinen Zweikampf gewonnen haben". Und über die recht seltsame Gastfreundlichkeit seines Ex-Klubs. Obwohl Zebec’ Alkoholprobleme bekannt waren, stellte ihm ein übereifriger Bayern-Mitarbeiter bei der Pressekonferenz einen Schnaps auf den Tisch. "Sie können den ganzen Tisch voll mit Schnaps stellen, ich trinke nicht", grummelte der Jugoslawe über die Schnapsidee. Wie 1966 gewann Bayern den DFB-Pokal, der BVB war bis dahin ein gutes Omen für den Rekordmeister.

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1992: BVB siegt im Elfmeterschießen

Die kleine Serie riss im dritten Anlauf. Am 12. September 1992 trafen sie sich in der zweiten Hauptrunde nun erstmals in Dortmund. Auch nach zwei Stunden (2:2) stand kein Sieger fest, zehn Bayern retteten sich nach dem Platzverweis für Olaf Thon nach einem Gerangel mit Fleming Povlsen ins Elfmeterschießen. Von zehn Schützen scheiterte nur einer - Bayerns Mazinho verfehlte das Tor. So blieb es dem heutigen BVB-Sport-Direktor Michael Zorc vorbehalten, das Spiel zu entscheiden.

Trainer Ottmar Hitzfeld, damals in seiner zweiten BVB-Saison, wurde von den Fans gefeiert. "Toller Hit, dramatisches Ende", titelte der Kicker. Die Bayern fanden es weniger toll, der frisch von Dortmund nach München gewechselte Thomas Helmer behauptete: "Mit elf Mann hätten wir gewonnen." Olaf Thon war wütend: "Ich weiß nicht, warum ich runtergeflogen bin."

2008: Tonis Doppelpack sichert Bayern-Triumph

Danach sahen sich die Erzrivalen der Gegenwart zunächst in zwei Endspielen wieder. 2008 jubelten die Bayern im bereits am 15. April ausgetragenen Finale von Berlin, wo sie ihrer Favoritenrolle nur schwer gerecht wurden. Der in der Liga abgeschlagene BVB glich nämlich durch Mladen Petric noch in der zweiten Minute der Nachspielzeit aus. So musste Luca Toni noch ein zweites Tor - nach Vorarbeit von Lukas Podolski - erzielen, um Held des Tages zu werden.

Insgesamt sahen die 74.244 Zuschauer im Berliner Dauerregen eine "qualitativ mäßige Partie" (Kicker). Die Bayern hielt das nicht ab zu feiern. Franck Ribery klaute im Überschwang sogar den Pokal und verschwand im Sprinttempo vom Podest. Oliver Kahn schraubte seinen Rekord in die Höhe, es war sein sechster und letzter DFB-Pokalsieg.

2012: Dortmund demütigt Bayern und holt das Double

2012 war das Finale von Berlin am 12. Mai auch so etwas wie das verspätete Finale um die Meisterschaft. Die hatte der BVB kurz zuvor dank eines 1:0 gegen die Bayern für sich entschieden, nun wollten die Münchner Revanche. Aber schon nach drei Minuten führte Meister BVB durch Shinji Kagawa. Arjen Robben, der in Dortmund einen Elfmeter verschossen hatte, wagte sich in der 25. Minute erneut an die Aufgabe und machte seinen Frieden mit dem BVB - 1:1. Vorläufig. Denn wie er litten alle Bayern unter dem, was dann kam: Der BVB nutzte in der Folge fast jede Chance, führte zur Pause durch einen Foulelfmeter Mats Hummels (41.) und einen Treffer von Robert Lewandowski (45.) schon 3:1.

Als Lewandowski in der 58. Minute erneut traf, war das mit Hochspannung erwartete Gipfeltreffen des deutschen Fußballs unerwartet früh entschieden. Dem Polen gelang sogar noch ein drittes Tor (81.), dazwischen lag das 4:2 von Franck Ribery (75.), der diesmal nicht zu Späßen aufgelegt war. "Alle Fragen sind beantwortet", sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp stolz nach dem ersten Dortmunder Doublegewinn überhaupt.

Die Bayern, die nie zuvor so viele Tore in einem Finale kassiert hatten, waren geschockt. "Das war eine Blamage", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge auf dem Bankett der Verlierer. "Es gibt eine Mannschaft, die national derzeit über uns steht. Das müssen wir respektieren, akzeptieren und korrigieren." Da trösteten sie sich noch mit der Aussicht auf das "Finale dahoam" eine Woche später in der Champions League gegen Chelsea London. Dafür brauchen sie freilich heute noch Trost, aber das ist eine andere Geschichte...

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2013: Bayern siegt auf dem Weg zum Triple

In der folgenden Saison 2012/2013 lösten die Bayern den BVB als Doublesieger ab (und legten noch einen Titel obendrauf), ganz wesentlich dabei war das Viertelfinale am 27. Februar 2013 in München. Am Morgen der Partie sagte Mats Hummels verletzt ab und ließ über Facebook wissen: "Oh, wie bitter ist das. Ausgerechnet heute kann ich nicht dabei sein." 71.000 im Stadion und Millionen vor den Bildschirmen in 170 übertragenden Ländern waren dabei und sahen in der Allianz-Arena das vorweggenommene Finale - und diesmal jubelten wieder die Bayern.

Geradezu symbolisch für den Machtwechsel war das Tor des Tages durch den Mann, der 2012 gegen den BVB noch zur tragischen Figur geworden war: Arjen Robben donnerte den Ball kurz vor der Halbzeit in sehenswerter Manier aus 18 Metern unter die Latte. Dass es nur beim 1:0 blieb, hatte Borussia vor allem Torwart Roman Weidenfeller zu verdanken. Die Statistiker zählten 11:3 Chancen pro FC Bayern. Trainer Jupp Heynckes bilanzierte: "Wir waren einen Touch gieriger, wir wollten den Sieg unbedingt." Im Finale sahen sie sich in jener Saison Jahr dennoch, in Wembley ging es am 25. Mai um die Champions League. Mit dem 2:1 war Bayerns Revanche perfekt.

2014: Bayern gewinnt in der Verlängerung

Fast ein Jahr später, man schrieb den 17. Mai 2014, trafen sie sich zum dritten Mal wieder in Berlin. Damals wie heute plagte den FC Bayern großes Verletzungspech. Auf der Ausfallliste für Berlin standen Bastian Schweinsteiger, Thiago und David Alaba, zudem hatte Trainer Pep Guardiola den aufsässigen Mario Mandzukic suspendiert. Und Kapitän Philipp Lahm schied nach bereits 31 Minuten aus, um durch den gleichsam nicht ganz fitten Franck Ribery ersetzt zu werden. Guardiola musste sich etwas einfallen lassen gegen den Vizemeister, dessen Konter er mehr als alles andere fürchtete. So spannte er erstmals eine Dreierkette vor Manuel Neuers Tor auf, im Zentrum stand der überragende Javier Martinez, neben ihm Jerome Boateng und Dante. Im Mittelfeld gab es vier defensive Kräfte, mehr als gewöhnlich, Arjen Robben war die einzige Spitze.

Die Bayern wollten diesen Pokal, aber sie wussten, dass sie ihn nicht im Sturm würden erobern können. "Wir wurden taktisch überragend vom Trainer eingestellt, Dortmund hatte kaum Chancen", lobte Lahm. Bayern aber auch nicht, das Finale, auf das die ganze Welt schaute, hatte wenig Höhepunkte. Über eine Szene aber spricht man - vor allem in Dortmund - heute noch. In der 64. Minute schlug Dante den von Mats Hummels geköpften Ball knapp hinter der Linie aus dem Tor. Schiedsrichter Florian Meyer konnte es nicht zweifelsfrei erkennen und erhielt von seinen Assistenten auch keine andere Botschaft, also ließ er weiterspielen. Die Szene forcierte die Einführung der Tortechnologie zur Saison 2015/2016 - und auch schon im kommenden DFB-Pokalfinale 2015.

In der Verlängerung 2014 fielen dann Tore, die zählten. Wieder wurde Arjen Robben, der einst unter einem BVB-Trauma gelitten hatte, zum Matchwinner. In der 107. Minute überwand er Roman Weidenfeller zum 1:0, dem Thomas Müller mit einem Konter praktisch in letzter Minute das 2:0 folgen ließ. Und so standen sie wieder im Goldkonfettiregen, diese Bayern, und feierten ihren 17. Pokalsieg. Ob 2015 der 18. hinzukommt, liegt nicht unwesentlich auch an Borussia Dortmund.