Möhlmann: "Vielleicht im Pokal überwintern"

DFB.de: Ein Wort zu Ihrem aktuellen Klub. Sie haben binnen zwei Jahren aus einem Abstiegskandidaten einen Klub gemacht, der im oberen Drittel der 2. Bundesliga spielt.

Möhlmann: Ich hatte von Anfang an hier ein gutes Gefühl, weil die handelnden Personen realistisch und fleißig sind. Gemeinsam ist es uns in den knapp zwei Jahren gelungen, das positive Ergebnis noch einmal zu steigern. Ich denke, wenn man das vierte, fünfte Jahr in der 2. Bundesliga ist, dann sollte man es auch schaffen, sich sportlich im Mittelfeld zu etablieren. Das ist eine Gemeinschaftsarbeit. Unseren Erfolg schultern viele Mitstreiter.

DFB.de: Was ist sportlich mit dem FSV noch drin?

Möhlmann:Ich traue der Mannschaft absolut zu, jenen guten Fußball zu spielen wie in der vergangenen Saison. Da wurden wir Vierter. Jetzt weiß ich nicht, ob wir Vierter, Achter oder Sechster werden. Entscheidend ist, dass wir uns wieder laufend verbessern. In dieser Saison hätten wir nur einige Fehler weniger machen müssen, und wir hätten vier, fünf Punkte mehr. Aber einen Aufstieg anzustreben, wäre vermessen. Unser Ziel ist: Wir wollen souverän wieder diese Liga halten.

DFB.de: Und eine Runde im Pokal weiterkommen.

Möhlmann: Für mich wäre es prima, die nächste Runde zu erreichen und vielleicht darüber hinaus im Pokal zu überwintern. Das habe ich als Trainer eines Zweitligisten bisher noch nicht geschafft. Das wäre schon ein absolutes Highlight.

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Nicht viele Trainer verfügen im Profifußball über so viel Erfahrung wie Benno Möhlmann. Der 59-jährige Ex-Profi hat bereits sechs unterschiedliche Zweitligisten trainiert. In der zweiten Pokalhauptrunde trifft der Trainer des FSV Frankfurt heute (ab 19 Uhr, live bei Sky) zum zweiten Mal innerhalb von drei Tagen auf seinen ehemaligen Arbeitgeber, den FC Ingolstadt.

Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Thomas Kilchenstein erklärt Benno Möhlmann warum der Pokal für ihn einen ganz besonderen Reiz besitzt, warum er nicht mit Niederlagen umgehen kann und was er mit dem FSV diese Saison noch vorhat.

DFB.de: Herr Möhlmann, hat denn für Sie als alter Hase ein Pokalspiel immer noch seinen ganz besonderen Reiz?

Benno Möhlmann: Ja. Das wird auch ewig so bleiben, egal, wie lange man im Fußball dabei ist. Pokalspiele sind immer etwas ganz Besonderes.

DFB.de: Weshalb denn?

Möhlmann: Es gibt immer wieder Partien von Mannschaften mit unterschiedlichen Qualitäten, also die klassische Ausgangslage Favorit gegen Underdog. Deshalb gibt es in diesen Pokalspielen immer die Möglichkeit, dass der Underdog gewinnt. Es ist nur ein Spiel, da kann vieles passieren.

DFB.de: Gilt das auch für Spiele von Klubs aus der gleichen Klasse, also wie heute, wenn der Zweitligist FSV Frankfurt gegen den Zweitligisten FC Ingolstadt spielt?

Möhlmann: In unserem Fall ist das Besondere natürlich, dass wir binnen drei Tagen zweimal gegeneinander spielen, erst am vergangenen Sonntag um Punkte und jetzt im Pokal. Und beide Mannschaften haben die begründete Hoffnung, eine Runde weiterzukommen.

DFB.de: Und für Sie persönlich muss das Spiel gegen Ingolstadt doch noch eine Prise prickelnder sein, oder?

Möhlmann: Das ist korrekt. Obwohl es mittlerweile auch schon zwei Jahre her ist, dass ich Trainer in Ingolstadt war. Es war halt meine letzte Station, insofern verfolge ich das Geschehen in Ingolstadt schon etwas intensiver als das bei anderen Klubs. Schließlich gibt es im Umfeld, in der Mannschaft und im Vorstand eine Menge Leute, die ich noch ganz gut kenne.

DFB.de: Zwischen beiden Teams liegen inzwischen aber Welten…

Möhlmann: … allerdings nicht, wenn man auf die Tabelle guckt. Weil Ingolstadt von Audi unterstützt wird, sind die Forderungen an den Klub eben entsprechend anspruchsvoll. Dort muss alles schneller ablaufen und erfolgreicher sein. Es gibt kaum Zeit, schon gar keine Geduld. Das ist beim FSV ein bisschen anders. Das macht das Arbeiten für die handelnden Personen in Ingolstadt nicht einfach.

DFB.de: Stellen Sie eigentlich ihre Mannschaft im Pokal anders ein als im Punktspiel. Im Pokal geht es um Hopp oder Topp?

Möhlmann: Natürlich bringt ein Pokalspiel einen anderen Anspruch mit: Es geht in dem einen Spiel um alles, entweder man fliegt raus oder es geht weiter. Es ist durchaus möglich, dass man in das K.o.-Spiel mit einer etwas anderen taktischen Marschroute geht.

DFB.de: Ist solch eine Konstellation für einen Trainer schwerer zu coachen? Ist es von Vorteil oder ein Nachteil, dass man einen Gegner dann relativ gut kennt?

Möhlmann: Schwierige Frage. Ich denke, für den, der das erste Spiel nicht so erfolgreich gestaltet hat, ist es eine größere Hilfe, drei Tage später noch einmal spielen zu dürfen. Das trifft in diesem Fall auf Ingolstadt zu.

DFB.de: Weil man aus den Fehlern lernt?

Möhlmann: Auch. Und weil die unterlegenen Spieler im zweiten Spiel dann leichter zu motivieren sind.

DFB.de: Regt Sie denn eine Niederlage im Pokal mehr auf als im Punktspiel?

Möhlmann: Ich bin einer, der eine Niederlage nicht so gut verarbeitet. Die Niederlagen müssen schon absolut berechtigt oder klar sein, damit ich sie akzeptieren kann. Wenn ich chancenlos gegen Bayern München 1:6 verliere, dann kann ich mich mit einer Niederlage abfinden. Ansonsten fällt mir das schwer. Das hat aber weniger etwas mit dem Wettbewerb zu tun.

DFB.de: Sondern mehr mit Ihnen?

Möhlmann: Mit Niederlagen kann ich nicht gut umgehen.

DFB.de: Und warum fuchst Sie das immer noch so sehr ? Sie sind doch schon so lange im Geschäft.

Möhlmann: Ich habe grundsätzlich eine enge emotionale Bindung zu meinen Spielern, ärgere mich oder freue mich mit ihnen. Und ich kann die Anspannung draußen an der Linie auch nicht immer durch Bewegung kompensieren. Ich gehe nach dem Schlusspfiff auch sofort in die Kabine, um runterzukommen, damit ich nichts mache, was ich später bereuen könnte. Und das werde ich auch nicht mehr ablegen können, das weiß ich. Es wird manchmal sogar schlimmer als früher. Ich finde es andererseits auch gut, dass ich emotional so dabei bin.

DFB.de: Ein Wort zu Ihrem aktuellen Klub. Sie haben binnen zwei Jahren aus einem Abstiegskandidaten einen Klub gemacht, der im oberen Drittel der 2. Bundesliga spielt.

Möhlmann: Ich hatte von Anfang an hier ein gutes Gefühl, weil die handelnden Personen realistisch und fleißig sind. Gemeinsam ist es uns in den knapp zwei Jahren gelungen, das positive Ergebnis noch einmal zu steigern. Ich denke, wenn man das vierte, fünfte Jahr in der 2. Bundesliga ist, dann sollte man es auch schaffen, sich sportlich im Mittelfeld zu etablieren. Das ist eine Gemeinschaftsarbeit. Unseren Erfolg schultern viele Mitstreiter.

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DFB.de: Was ist sportlich mit dem FSV noch drin?

Möhlmann:Ich traue der Mannschaft absolut zu, jenen guten Fußball zu spielen wie in der vergangenen Saison. Da wurden wir Vierter. Jetzt weiß ich nicht, ob wir Vierter, Achter oder Sechster werden. Entscheidend ist, dass wir uns wieder laufend verbessern. In dieser Saison hätten wir nur einige Fehler weniger machen müssen, und wir hätten vier, fünf Punkte mehr. Aber einen Aufstieg anzustreben, wäre vermessen. Unser Ziel ist: Wir wollen souverän wieder diese Liga halten.

DFB.de: Und eine Runde im Pokal weiterkommen.

Möhlmann: Für mich wäre es prima, die nächste Runde zu erreichen und vielleicht darüber hinaus im Pokal zu überwintern. Das habe ich als Trainer eines Zweitligisten bisher noch nicht geschafft. Das wäre schon ein absolutes Highlight.