Jos Luhukay: "Unsere Chance ist minimal"

Der FC Augsburg klopft als Zweiter der 2. Bundesliga vehement ans Tor zum Oberhaus an. Darüber hinaus sind die bayerischen Schwaben der einzig verbliebene Zweitligist im DFB-Pokalhalbfinale.

Vor dem Spiel am Dienstag (ab 20.30 Uhr, live auf Sky und im ZDF) bei Werder Bremen sprach DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen mit FCA-Trainer Jos Luhukay über Träume, Ziele und das Wiedersehen mit einem alten Freund.

DFB.de: Herr Luhukay, Sie stehen mit dem FC Augsburg auf einen Aufstiegsplatz und nun im Halbfinale des DFB-Pokals gegen Werder Bremen. Ganz ehrlich: War mit diesem Höhenflug zu rechnen?

Jos Luhukay: Nein, wenn wir ehrlich sind, nicht. Der FC Augsburg hat in den Jahren zuvor nur zweimal knapp den Klassenverbleib geschafft. Auch in dieser Saison war unser oberstes Ziel, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Wir haben im vergangenen Sommer eine große Umstrukturierung vorgenommen, was die Spielphilosophie und die Strategie angeht. Das ist unheimlich gut gelaufen - vor allem, wenn man sieht, wie wir Fußball spielen. Da waren einige beeindruckende Spiele dabei, auch im DFB-Pokal. Dass wir jetzt im Halbfinale stehen, ist die Krönung für uns.

DFB.de: Was haben Sie denn an der Spielphilosophie geändert?

Luhukay: Ich predige offensiven und attraktiven Fußball, der den Erfolg bringen soll. Dieser Linie wollen wir treu bleiben, zu Hause wie auswärts.

DFB.de: Auch in Bremen?

Luhukay: Das wollen wir gerne. Ob uns das gelingt, ist eine andere Frage. Wir sind totaler Außenseiter. In der Liga sind wir das nicht mehr. Da treffen wir oft auf sehr defensiv eingestellte Mannschaften. In Bremen werden wir sicher hinten stark gefordert werden. Wir kennen die Kräfteverhältnisse.



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Der FC Augsburg klopft als Zweiter der 2. Bundesliga vehement ans Tor zum Oberhaus an. Darüber hinaus sind die bayerischen Schwaben der einzig verbliebene Zweitligist im DFB-Pokalhalbfinale.

Vor dem Spiel am Dienstag (ab 20.30 Uhr, live auf Sky und im ZDF) bei Werder Bremen sprach DFB.de-Redakteur Gereon Tönnihsen mit FCA-Trainer Jos Luhukay über Träume, Ziele und das Wiedersehen mit einem alten Freund.

DFB.de: Herr Luhukay, Sie stehen mit dem FC Augsburg auf einen Aufstiegsplatz und nun im Halbfinale des DFB-Pokals gegen Werder Bremen. Ganz ehrlich: War mit diesem Höhenflug zu rechnen?

Jos Luhukay: Nein, wenn wir ehrlich sind, nicht. Der FC Augsburg hat in den Jahren zuvor nur zweimal knapp den Klassenverbleib geschafft. Auch in dieser Saison war unser oberstes Ziel, nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben. Wir haben im vergangenen Sommer eine große Umstrukturierung vorgenommen, was die Spielphilosophie und die Strategie angeht. Das ist unheimlich gut gelaufen - vor allem, wenn man sieht, wie wir Fußball spielen. Da waren einige beeindruckende Spiele dabei, auch im DFB-Pokal. Dass wir jetzt im Halbfinale stehen, ist die Krönung für uns.

DFB.de: Was haben Sie denn an der Spielphilosophie geändert?

Luhukay: Ich predige offensiven und attraktiven Fußball, der den Erfolg bringen soll. Dieser Linie wollen wir treu bleiben, zu Hause wie auswärts.

DFB.de: Auch in Bremen?

Luhukay: Das wollen wir gerne. Ob uns das gelingt, ist eine andere Frage. Wir sind totaler Außenseiter. In der Liga sind wir das nicht mehr. Da treffen wir oft auf sehr defensiv eingestellte Mannschaften. In Bremen werden wir sicher hinten stark gefordert werden. Wir kennen die Kräfteverhältnisse.

DFB.de: Vor dem Spiel gegen Rot-Weiß Ahlen haben Sie sich Fragen nach dem DFB-Pokal verbeten. Hatten Sie Angst, dass so die Vorbereitung auf die Liga gestört werden könnte?

Luhukay: Ja. Das Spiel gegen Ahlen war sehr wichtig für uns. Wir wollten den zweiten Tabellenplatz von St. Pauli zurückerobern und mussten unbedingt gewinnen. Ahlen hatte zuvor in der Rückrunde auswärts erst ein Spiel verloren. Das war alles andere als einfach. Ich habe vorher viel mit den Spielern gesprochen. Aber sie wussten auch selbst, worum es ging.

DFB.de: Mit bekanntem Resultat - 3:1 für Ihr Team.

Luhukay: Ja, wir haben eine Halbzeit in Unterzahl gespielt und trotzdem gewonnen. Das zeigt den Charakter, den enormen Willen und die Professionalität der Mannschaft.

DFB.de: Wie haben Sie sich auf die Bremer vorbereitet?

Luhukay: Wir haben sie uns mehrfach angeschaut. Die Bremer Stärken sind ja bekannt, das hat man zuletzt auch wieder beim 4:4 gegen Valencia und beim 3:2 gegen Bochum gesehen. Das waren dramatische und fantastische Spiele. Es macht Spaß, ihnen zuzuschauen. Aber natürlich haben wir auch gesehen, dass sie das eine oder andere Gegentor zu viel bekommen haben.

DFB.de: Entspricht das auch Ihrer Philosophie, lieber ein 4:4 als ein 0:0?

Luhukay: Ich möchte so viele Tore wie möglich erzielen. Aber es ist wichtig, die Balance zu finden. Das ist uns in der Rückrunde bislang sehr gut gelungen.

DFB.de: Sehen Sie in Bremens jüngsten Abwehrproblemen eine Chance für Ihre Mannschaft?

Luhukay: Grundsätzlich sind unsere Chancen minimal. Aber an einem guten Tag ist alles möglich, das ist eben Fußball. Dazu muss defensiv und offensiv alles passen bei uns. Über Bremens individuelle Stärke im Angriff müssen wir nicht reden. Die ist nur schwer über 90 Minuten einzudämmen oder zu neutralisieren - das wird eine große Aufgabe. Auch die Defensive der Bremer ist stärker, als es die jüngsten Spiele den Anschein gehabt hat.

DFB.de: Bei den Bremern spielt derzeit Marko Marin groß auf, den Sie einst bei Borussia Mönchengladbach in den Profibereich gebracht haben. Haben Sie noch Kontakt?

Luhukay: Wir telefonieren ab und an oder schreiben SMS. Es war eine fantastische Zusammenarbeit. Marko war bei unserem Aufstieg 2008 einer der wichtigsten Spieler. Das ist er mittlerweile auch in Bremen. Er ist absolut anerkannt und Nationalspieler. Er ist ein einzigartiger Spieler, der eine Qualität hat, wie sie nur wenige in Deutschland haben. Ich freue mich sehr über seine Entwicklung. Es ist schön, dass er Erfolg hat.

DFB.de: Wenn es nach Ihnen geht aber nicht gegen Ihre Mannschaft.

Luhukay: Das ist doch klar. Wir würden gerne ins Finale kommen, Bremen auch. Aber wir werden auch nachher keine Feinde sein, uns die Hand geben und dem anderen gratulieren, wenn er es geschafft haben sollte. Da bin ich mir sicher.

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DFB.de: Ist das DFB-Pokalfinale in Berlin denn schon ein Gesprächsthema in Augsburg?

Luhukay: Natürlich wäre das ein Traum, ein einzigartiges Erlebnis. Doch wir müssen realistisch bleiben. Ich kann mich nur wiederholen: Wir haben nur eine kleine Chance, unseren Traum wahr zu machen. Es wäre natürlich schöner gewesen, ein Heimspiel zu haben. Die Unterstützung durch unsere eigenen Fans hätte noch mal zusätzlich Kräfte freisetzen können. Sicher ist, dass Bremen uns nicht unterschätzen wird. Werder will schließlich über den Pokal den Einzug in die Europa League schaffen.

DFB.de: Wird in Augsburg schon für die Bundesliga geplant?

Luhukay: Nein, wir bleiben unserer Devise treu, nur von Spiel zu Spiel zu schauen. Wenn sich dann die Erfolge einstellen, freuen wir uns darüber. Natürlich würden wir auch den Aufstieg gerne realisieren und am liebsten auf Platz eins oder zwei landen.

DFB.de: Dann anders: Ist Augsburg denn überhaupt reif für die Bundesliga?

Luhukay: Das lässt sich nur schwer sagen. Wir haben in Testspielen gegen Bundesligisten sowie im Pokal gegen Freiburg und Köln gewonnen, also könnte man sagen, dass wir Erstliga-reif sind. Doch solche Spiele sind nicht mit Bundesligaspielen zu vergleichen. Da geht es darum, auf den Punkt Topform abzurufen. In der Liga muss man das 34-mal.

DFB.de: Sie haben erfahrene Ex-Bundesligaspieler in Ihren Reihen wie Jentzsch, Thurk oder Möhrle. Ist das Ihr Faustpfand für den Aufstieg?

Luhukay: Von Ihrer Erfahrung können wir profitieren, das ist klar. Gerade in den letzten Saisonspielen könnte uns das helfen. Aber auch Kaiserslautern oder St. Pauli haben eine gute Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern. Das wird noch ein hartes Stück Arbeit.

DFB.de: Gerade Michael Thurk dreht in dieser Saison groß auf, hat schon 21 Saisontore erzielt. Überrascht Sie das?

Luhukay: In dieser Form war damit sicher nicht zu rechnen. Michael ist sehr gut drauf, hat schon viele entscheidende Tore erzielt. Er profitiert aber auch von der offensiven Spielweise der ganzen Mannschaft.

DFB.de: Als Sie vor einem Jahr in Augsburg antraten, mussten Sie erst einmal den Klassenverbleib sichern. War denn da schon klar, dass über kurz oder lang der Aufstieg ins Visier genommen werden würde?

Luhukay: Kurzfristig sicherlich nicht, mittel- oder langfristig schon. Mit unserem neuen Stadion haben wir erstklassige Rahmenbedingungen geschaffen. Der Verein selbst muss sicher noch wachsen. Vielleicht beschleunigen wir den Prozess mit dem Aufstieg.

DFB.de: Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass Sie gerade dabei sind, Historisches zu leisten?

Luhukay: Wir wissen natürlich, dass der Verein zum ersten Mal in einem DFB-Pokalhalbfinale steht. Was die Mannschaft leistet, ist etwas Besonderes. Darüber freuen wir uns. Und wir wissen auch, dass der Verein noch nie in der Bundesliga gespielt hat. Aber noch haben wir das nicht geschafft.

DFB.de: Wie groß ist angesichts der Erfolge die Euphorie im Augsburger Umfeld?

Luhukay: Die steigt im Moment von Woche zu Woche, von Spiel zu Spiel. Die Atmosphäre in unserem neuen Stadion ist fantastisch. Die Fans sorgen dafür, dass wir immer noch eine Schippe drauflegen können. Dieses Unternehmen wollen wir krönen. Wir haben uns eine einmalige Chance erarbeitet.

DFB.de: Sie und Manager Andreas Rettig haben gerade Ihre Verträge jeweils bis 2012 verlängert. Ist das ein Zeichen dafür, dass Sie in Augsburg etwas Großes auf den Weg gebracht haben und daran weiter arbeiten möchten?

Luhukay: Die Entwicklung ist sehr positiv. Wir waren uns schnell einig. Wir wollen den Weg gemeinsam fortsetzen und irgendwann aufsteigen. In dieser Saison oder in naher Zukunft.

DFB.de: Aber der Trend spricht doch eindeutig für einen Aufstieg schon in diesem Jahr.

Luhukay: Wir sind die beste Rückrunden-Mannschaft. Aber noch ist die Saison ja noch nicht zu Ende. Wenn wir Dritter werden sollten, müssen wir ja auch erst noch die Relegation spielen. Es ist ja ziemlich knapp an der Spitze hinter Kaiserslautern zwischen uns und St. Pauli.

DFB.de: Was ist wahrscheinlicher: dass Augsburg aufsteigt oder ins DFB-Pokalfinale kommt?

Luhukay: Der Aufstieg wäre auf alle Fälle das Wichtigste für den ganzen Verein. In Berlin zu spielen, wäre fantastisch. Das möchten wir auch sehr gerne und werden alles dafür tun - aber es ist eben nur ein Spiel.