Geideck: "Die Arbeit mit Favre ist noch mal was ganz Neues"

Für Frank Geideck ist das DFB-Pokalviertelfinale heute (ab 19 Uhr, live auf Sky) zwischen Arminia Bielefeld und Borussia Mönchengladbach ein ganz besonderes Spiel. Der Co-Trainer der Borussia ist gebürtiger Bielefelder und war von 1972 bis 2009 fast ununterbrochen beim heutigen Drittligisten in verschiedenen Funktionen tätig. Seit 2009 ist der Co-Trainer in Gladbach, zunächst unter Michael Frontzeck und seit etwas mehr als vier Jahren unter Lucien Favre. Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Andreas Reiners spricht der 48-Jährige über die Bedeutung des DFB-Pokalspiels bei der Arminia, Gladbachs Cheftrainer und sein Erfolgsgeheimnis.

DFB.de: Frank Geideck, schlagen beim Viertelfinalspiel im DFB-Pokal bei Arminia Bielefeld zwei Herzen in Ihrer Brust?

Frank Geideck: Das ist ein besonderes Spiel für mich, keine Frage. Ich bin mit der Stadt und dem Verein sehr verbunden. Aber ich bin seit sechs Jahren bei Borussia Mönchengladbach und fühle mich hier sehr wohl, sehr gut aufgenommen und im Verein auch angekommen. Deshalb möchte ich frei von allen Sentimentalitäten das Spiel in Bielefeld natürlich gewinnen.

DFB.de: Wie intensiv verfolgen Sie die Entwicklung bei der Arminia noch?

Geideck: Ich habe meinen Hauptwohnsitz in Bielefeld und bekomme viel über die Medien mit. Spiele besuche ich in den letzten Jahren nur noch selten, verfolge aber natürlich, wie sie spielen.

DFB.de: Laufen denn schon Wetten mit ehemaligen Kumpels aus Bielefeld, oder gibt es schon "Aufträge"?

Geideck: (lacht) Ich wette grundsätzlich nicht, und Aufträge nehme ich in dem Zusammenhang auch nicht an. Das ist natürlich ein großes Spiel für Bielefeld und auch ein großes Thema in der Stadt. Für uns ist es aber auch ein großes Spiel, ein Pokalviertelfinale.

DFB.de: Was erwartet die Borussia in Bielefeld?

Geideck: Das ist mit sehr viel Klischee behaftet: Ich glaube aber, dass es tatsächlich ein typischer Pokalfight werden wird. Das, was man sich unter einem Pokalspiel vorstellt, wenn ein unterklassiges Team auf einen Bundesligisten trifft. Das Stadion wird voll sein, es wird sehr viele Emotionen, viel Kampf und Unterstützung von den Rängen geben. Aber in der Runde zuvor haben wir beim Viertligisten Offenbach gewonnen. Den Gegner haben wir sehr ernst genommen, und das werden wir mit Arminia Bielefeld auch tun.



Für Frank Geideck ist das DFB-Pokalviertelfinale heute (ab 19 Uhr, live auf Sky) zwischen Arminia Bielefeld und Borussia Mönchengladbach ein ganz besonderes Spiel. Der Co-Trainer der Borussia ist gebürtiger Bielefelder und war von 1972 bis 2009 fast ununterbrochen beim heutigen Drittligisten in verschiedenen Funktionen tätig. Seit 2009 ist der Co-Trainer in Gladbach, zunächst unter Michael Frontzeck und seit etwas mehr als vier Jahren unter Lucien Favre. Im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Andreas Reiners spricht der 48-Jährige über die Bedeutung des DFB-Pokalspiels bei der Arminia, Gladbachs Cheftrainer und sein Erfolgsgeheimnis.

DFB.de: Frank Geideck, schlagen beim Viertelfinalspiel im DFB-Pokal bei Arminia Bielefeld zwei Herzen in Ihrer Brust?

Frank Geideck: Das ist ein besonderes Spiel für mich, keine Frage. Ich bin mit der Stadt und dem Verein sehr verbunden. Aber ich bin seit sechs Jahren bei Borussia Mönchengladbach und fühle mich hier sehr wohl, sehr gut aufgenommen und im Verein auch angekommen. Deshalb möchte ich frei von allen Sentimentalitäten das Spiel in Bielefeld natürlich gewinnen.

DFB.de: Wie intensiv verfolgen Sie die Entwicklung bei der Arminia noch?

Geideck: Ich habe meinen Hauptwohnsitz in Bielefeld und bekomme viel über die Medien mit. Spiele besuche ich in den letzten Jahren nur noch selten, verfolge aber natürlich, wie sie spielen.

DFB.de: Laufen denn schon Wetten mit ehemaligen Kumpels aus Bielefeld, oder gibt es schon "Aufträge"?

Geideck: (lacht) Ich wette grundsätzlich nicht, und Aufträge nehme ich in dem Zusammenhang auch nicht an. Das ist natürlich ein großes Spiel für Bielefeld und auch ein großes Thema in der Stadt. Für uns ist es aber auch ein großes Spiel, ein Pokalviertelfinale.

DFB.de: Was erwartet die Borussia in Bielefeld?

Geideck: Das ist mit sehr viel Klischee behaftet: Ich glaube aber, dass es tatsächlich ein typischer Pokalfight werden wird. Das, was man sich unter einem Pokalspiel vorstellt, wenn ein unterklassiges Team auf einen Bundesligisten trifft. Das Stadion wird voll sein, es wird sehr viele Emotionen, viel Kampf und Unterstützung von den Rängen geben. Aber in der Runde zuvor haben wir beim Viertligisten Offenbach gewonnen. Den Gegner haben wir sehr ernst genommen, und das werden wir mit Arminia Bielefeld auch tun.

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DFB.de: Was wird gegen den Drittligisten gefragt sein?

Geideck: Christoph Kramer hat nach dem Spiel bei den Bayern gesagt, dass uns in dem Spiel Eier gewachsen sind. Scherzhaft gesagt hoffe ich, dass die uns dann nicht beim Laufen behindern. Dass man doch ein paar Prozent nachlässt, weil man den Gegner vielleicht unterschätzt. Aber das glaube ich nicht, alleine schon, weil es ein Viertelfinale ist. Wir sind der Bundesligist, wir wollen ins Halbfinale. Mit der Arminia bin ich schon zweimal im Halbfinale ausgeschieden, gegen die Bayern und Eintracht Frankfurt. Deshalb wäre die Reise zum Finale nach Berlin natürlich noch mal eine ganz besondere Erfahrung.

DFB.de: Sie sind der Arminia im Alter von fünf Jahren beigetreten. Bis 2009 waren Sie in verschiedenen Funktionen fast ununterbrochen dort. Wie schwer fiel Ihnen der Abschied?

Geideck: Ich hatte schon öfter die Möglichkeit gehabt, den Verein zu wechseln. Das hatte aber irgendwie nie gepasst. Michael Frontzeck hatte mich damals gefragt, ob ich nach Gladbach kommen möchte. Und für mich hatte das Gesamtpaket gepasst. Man geht natürlich nicht leichten Herzens weg, aber ich bin mit sehr viel Vorfreude nach Gladbach gegangen und hatte nicht allzu viel Wehmut zu gehen.

DFB.de: Michael Frontzeck hatte Sie mitgebracht, wurde im Februar 2011 jedoch entlassen. Wie ging es dann weiter?

Geideck: Es war klar: Der neue Cheftrainer entscheidet. Und Lucien Favre hat gesagt, dass er sich erst einmal anschauen möchte, wie es inhaltlich und zwischenmenschlich läuft. So hat es sich nach und nach entwickelt. Inzwischen arbeiten wir etwas mehr als vier Jahre zusammen, und rückblickend kann man sagen, dass es gut gepasst hat - und passt.

DFB.de: Seit 20 Jahren arbeiten Sie quasi ausnahmslos als Co-Trainer. Was reizt Sie an der Arbeit des Co-Trainers?

Geideck: Erst einmal reizt mich der Fußball. Ich habe mein Leben lang Fußball gespielt. Dass man sein Hobby zum Beruf gemacht hat, ist auch ein Klischee. Aber ich kann es nicht anders sagen, auch in schweren Zeiten. Mit Bielefeld bin ich fünfmal auf- und viermal abgestiegen. Das waren sehr emotionale Zeiten. Da kann ich mich aber an keinen Tag erinnern, an dem ich nicht gerne zur Arbeit gegangen wäre. Als Co-Trainer ist es grundsätzlich nicht die Hauptaufgabe, sich selbst zu verwirklichen. Man muss auf die Vorstellungen des Cheftrainers eingehen und sie umsetzen, sich aber natürlich auch wie gewünscht selbst einbringen.

DFB.de: Haben Sie keine Ambitionen, als Chefcoach zu arbeiten?

Geideck: Mit dieser Frage wird man häufig konfrontiert. Als Angestellter hat man in einer Firma einen Chef, der oft wiederum auch einen Chef hat. Und da wird auch nicht immer gefragt: Haben Sie Ambitionen, Chef zu werden? Co-Trainer ist ein klar ausdifferenziertes Berufsbild. Cheftrainer ist eine mögliche Folge des Jobs als Co-Trainer. Aber es gibt auch genug Beispiele die zeigen, dass es nicht zwingend auch so sein muss. Das hat aber nichts mit mangelnden Ambitionen zu tun. Ich weiß nicht, was in fünf, sechs oder zehn Jahren ist. Ich fühle mich im Moment sehr wohl, sowohl mit dem Job als auch in Gladbach. Alle anderen Fragen stellen sich für mich derzeit nicht.

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DFB.de: Stört es Sie, dass der Arbeit des Co-Trainers in der Öffentlichkeit eher weniger Bedeutung beigemessen wird?

Geideck: Nein, überhaupt nicht. Lucien Favre ist der Chef. Zusammen mit Max Eberl halten sie den Kopf für das hin, was passiert. Wir im Verein sind alle in den Fußball reinsozialisiert worden von Kindesbeinen an und wissen, wie das Geschäft läuft. Und das ist absolut in Ordnung so.

DFB.de: Wie ist Lucien Favre als Cheftrainer?

Geideck: Ich bin mit 27 Jahren Co-Trainer geworden und jetzt 48, mache das also schon sehr lange. Ich habe von den Trainern, mit denen ich zusammengearbeitet habe, einiges auf- und mitgenommen. Aber mit Lucien Favre zusammenzuarbeiten, war noch einmal etwas ganz Neues, was seine Sichtweise auf den Fußball angeht. Wie er es schafft, seine Sichtweise in die Mannschaft zu transportieren mit den Mitteln, die er dafür nutzt - das war sehr interessant zu sehen. Denn ich hatte vorher eigentlich nicht gedacht, dass das funktioniert.

DFB.de: Warum nicht?

Geideck: Wenn ich mir seine Trainervita anschaue, dann sehe ich, dass er auf eine ähnliche Art und Weise sehr oft Erfolg mit seinen Mannschaften gehabt hat. Ich hatte früher gedacht, dass seine Vorstellung, das Spiel mit einer gewissen Dominanz zu spielen, das Spiel zu prägen und zu agieren, nicht nur zu reagieren, mit Mannschaften, die nicht absolut die Qualität wie zum Beispiel Bayern München haben, schwierig umzusetzen ist. Deswegen ist es interessant zu sehen, wie er arbeitet und es schafft, diese Dinge in die Mannschaft zu transportieren.

DFB.de: Wie schafft er das?

Geideck: Das liest man sehr häufig, und es ist auch tatsächlich so: Es geht ihm sehr ums Detail. Je näher man an die Spitze kommt, umso wichtiger werden Kleinigkeiten. Sich von 60 auf 80 Prozent zu verbessern ist leichter als von 93 auf 95 Prozent. Um die letzten Verbesserungen herauszuholen, muss man sehr stark auf die Details achten. Die Leistungsdichte in der Bundesliga ist sehr groß, und da kommt es eben auf die kleinen Unterschiede an. Da legt er sehr großen Wert drauf.

DFB.de: Wie ist die direkte Zusammenarbeit mit ihm?

Geideck: Es sollte in jedem Unternehmen so sein, dass einer den Hut auf hat und bestimmt, wo es lang geht, sich aber auch die Meinungen von anderen einholt. Und auch darauf eingeht, wenn sie dementsprechend überzeugend sind. Das läuft in diesem Verein sehr gut. Lucien ist sehr kommunikativ. Wir sitzen im Trainerteam sehr viel zusammen und sprechen sehr viel, es findet ein permanenter Austausch statt, in allen Bereichen. Es ist deshalb sehr angenehm.

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DFB.de: Wie sieht Ihre Aufgabe in Gladbach im Einzelnen aus?

Geideck: Wir sitzen vor den Einheiten zusammen und teilen auf, wer was macht. Wenn wir zum Beispiel in Kleingruppen trainieren, entscheiden wir, wer welche Gruppe übernimmt. Oder wer welche Trainingsinhalte mitgestaltet. Wir teilen alles Tag für Tag unterschiedlich auf. Ansonsten beschäftige ich mich noch ein bisschen mehr mit der Gegnervorbereitung. Manfred Stefes (ebenfalls Co-Trainer; Anm. d. Red.) beschäftigt sich ein bisschen mehr mit den Standardsituationen und auch mit der Zusammenarbeit mit den Junioren und der U 23. Daneben kümmert sich Uwe Kamps um das Torwarttraining.

DFB.de: Wie viele DVDs mussten Sie sich mit Favre schon anschauen?

Geideck: Er schaut sich in der Tat sehr viele Fußballspiele an. Das habe ich aber auch immer schon gemacht. In Bielefeld habe ich viel Gegneranalyse gemacht, auch weitestgehend über das DVD-Studium. Als ich damit angefangen habe, gab es noch einen Videorekorder. Wenn man der Mannschaft Ausschnitte gezeigt hat, hat man vorher aufgeschrieben: Stopp bei 7:22 Minuten, dann wieder vorspulen und so weiter. Seitdem hat sich aber eine Menge getan.

DFB.de: Wie haben sich während Ihrer Karriere die Trainingsinhalte entwickelt?

Geideck: Der Ball wird nicht viereckig, es werden nicht zwölf Spieler auf dem Platz stehen oder die Tore größer werden. Natürlich entwickelt sich alles weiter. Wenn heute mit einer Dreierkette gespielt wird ist das etwas anderes als eine Dreierkette vor 25 Jahren. Es gibt immer wieder neue Situationen, andere Gegner und Tabellenkonstellationen. Oft werden Trainingsinhalte direkt aus Spielsituationen abgeleitet und an den Fehlern gearbeitet. Dadurch ist es schon immer etwas anderes. Es wiederholen sich aber auch viele Dinge, allerdings auf einer anderen Ebene.

DFB.de: Sind Sie als Co-Trainer bei den Spielern denn eher der Kumpeltyp und Puffer zwischen dem Chef und den Spielern?

Geideck: Man muss zu den Spielern schon eine Ebene und eine Beziehung aufbauen, dass man flachsen kann oder dass der eine oder andere auch mal zwischen den Zeilen spricht. Die Ebene sollte eine gewisse Form des Vertrauens haben, aber am Ende ist man Co-Trainer und nicht Co-Spieler.

DFB.de: Wenn Sie die Entwicklung in Gladbach Revue passieren lassen: Kneifen Sie sich da manchmal noch, oder ist das ganz nüchtern betrachtet einfach das Resultat der Detailarbeit?

Geideck: Ab und zu nehme ich mich für einen Moment schon zurück und denke: Was hier in den letzten Jahren geleistet wurde, ist eine außergewöhnliche Sache. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Auch dass man mit diesem Team so lange zusammenarbeitet. Die Kontinuität wünscht sich in diesem Bereich jeder Verein. Das hängt davon ab, wie sehr ich von einem Trainer überzeugt bin. Und die Verantwortlichen sind von ihm überzeugt. Und in dem Moment, wo ich die Überzeugung habe, ist es normal, dass ich auch in schwierigeren Phase weiter mit ihm arbeite. Das hat auch viel mit Kommunikation zu tun, damit sich keine Fronten aufbauen. Außerdem verbessert Lucien die Spieler. Immer. Er gibt ihnen immer sehr konkrete Punkte an die Hand, mit denen sie ihr Spiel verbessern können.

DFB.de: Denken Sie aktuell darüber nach, was der Klub in dieser Saison alles erreichen könnte?

Geideck: Den Erfahrungen aus der Vergangenheit entstammt dieses "von Spiel zu Spiel denken". Es macht keinen Sinn, groß voraus zu planen. Wir wollen das nächste Spiel angehen und das Maximale herausholen. Wenn ich auf die nächsten fünf Spiele schaue und sage: "Da will ich 15 Punkte holen", mache ich mir schon zusätzlichen Druck. Wenn ich sage: "Ich hole acht oder neun Punkte", dann verschaffe ich mir für das erste Spiel bereits ein Alibi. Ich bin der festen Überzeugung, dass man immer auf das nächste Spiel schauen sollte. Wir sind damit gut gefahren. Das ist der beste Weg.